3 Fragen an ... Heidi Scholer, Heidi Scholer, Leiterin Swisslos Fonds

Frau Scholer, seit mehr als 30 Jahren empfehlen Sie dem Regierungsrat Swisslosgelder im Umfang von durchschnittlich zehn Millionen Franken für grössere und kleinere Projekte. Fühlen Sie sich quasi als weiblicher «Robin Hood der Klein-Kultur»?
Als Robin Hood der Klein-Kultur betrachte ich mich nicht. Robin Hood hat ja bekanntlich die Reichen bestohlen und die Armen beschenkt. Der Swisslos-Fonds, früher Lotteriefonds, steht einfach für die andere gute Seite von Geldspielen wie Losen und Lotto, das heisst, wenn schon der auf einen Gewinn hoffende Spielende nichts gewinnt, dann geht doch ein grosser Teil des Spieleinsatzes in ein Projekt kultureller oder sozialer Natur im Baselbiet und der Region. Es können nur Projekte unterstützt werden, welche die Voraussetzungen des Bundesgesetzs über die Geldspiele und die kantonalen rechtlichen Vorgaben erfüllen. Zuständig für die Mittelvergabe ist der Gesamtregierungsrat. Klar macht die Kultur einen grossen Teil der Projekte aus, aber ebenso wichtig ist, dass Kinderspielplätze, Naturschutzprojekte und soziale Vereinsaktivitäten mitfinanziert werden können. Zudem fliesst auch ein Teil der Gelder in die Entwicklungszusammenarbeit und die humanitäre Hilfe bei Katastrophen wie Unwetter, Hunger, Dürre und Krieg. Dann relativieren sich die grossen Probleme unserer kleinen privilegierten Welt und machen mich demütig. 

Wieviel ist «Bauch» bei den Empfehlungen?
Wenn ich dem Regierungsrat Projekte zur Unterstützung empfehle, muss der «Bauch» Platz machen für eine sachliche inhaltliche Einschätzung. Bauchgefühle äussere ich nur im kleinen Team oder behalte sie ganz für mich. Letzteres zwar selten, denn ich bin ein emotionaler Mensch. Klar kann ich mich für gewisse Projekte mehr begeistern als für andere, aber das darf nicht ausschlaggebend sein. Da die Projekte sehr vielseitig sind, hat in all den Jahren nie Routine Einzug gehalten. Deshalb hat ständiger Lern- und Entwicklungsprozess hat meine Tätigkeit als Verwalterin des Fonds begleitet. 

Was wünschen Sie Ihrer Nachfolgerin/Ihrem Nachfolger?
Freude an der Ausübung dieser speziellen Verwaltungstätigkeit mit ihrem Alleinstellungsmerkmal innerhalb der kantonalen Verwaltung, Offenheit allen Arten von Projekten gegenüber und, das war für mich immer am wichtigsten, ein wertschätzender und menschlicher Umgang mit den Gesuchstellenden. Man kann ja nicht überall bewilligen, man muss auch Nein sagen können und letzteres soll in anständiger und einfühlsamer Weise geschehen. Ich bin meiner Tätigkeit immer mit grosser Freude nachgekommen und habe in dieser Aufgabe eine grosse Befriedigung erfahren. Das wünsche ich meiner Nachfolge von Herzen auch. 

Interview und Foto: Adrian Baumgartner, Leiter Kommunikation Sicherheitsdirektion

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