In Projekten richtig entscheiden
Wir wollen uns in Projekten richtig entscheiden – aber wie geht das?
Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie zur Erweiterung der ARA Birs wurde ein komplexer Variantenentscheid via CBA Choosing by Advantages gelöst. Die gemeinsame Bewertung bezüglich der Wichtigkeit der einzelnen Vorteile führte zu einer hohen Akzeptanz des Ergebnisses bei allen Beteiligten.
Entscheidungsfindung ist für die meisten von uns wahrscheinlich etwas ganz Selbstverständliches. Verantwortung tragen heisst immer auch Entscheidungen treffen. Wir alle sind uns also gewohnt zu entscheiden. Doch wie fundiert sind diese Entscheidungen? Sind sie nachvollziehbar?
Genau genommen kommt vor der Entscheidungsfindung noch ein entscheidender Schritt: die Wahl der Methode. Genau dazu haben wir uns im AIB Gedanken gemacht und sind auf die Methode von Jim Suhr gestossen «Choosing By Advantages», kurz CBA.
CBA ist eine Methode zur Entscheidungsfindung basierend auf der Wichtigkeit von Vorteilen. Sie unterscheidet sich stark von der klassischen Nutzwertanalyse. Im Projektteam des AIB wollten wir für komplexe Entscheide CBA als Standardmethode etablieren. Sie sollte den Prozess vereinfachen und auch Subjektivität, also nicht quantifizierbare Vorteile, gezielt berücksichtigen. Alle wesentlichen Beteiligten sollten einbezogen und die Akzeptanz der getroffenen Entscheidungen maximiert werden. Soweit die Theorie. Doch wie praxistauglich ist CBA? Eine erste Testanwendung fand diese Methode beim Projekt ARA Birs.
Die ARA Birs in Birsfelden muss in den kommenden Jahren um eine weitere Behandlungsstufe ergänzt werden. Gemäss eidgenössischem Gewässerschutzgesetz müssen zukünftig Mikroverunreinigungen (MV) im Abwasser beseitigt werden. Neben einer möglichst hohen Reinigungsleistung, soll die Anlage auch künftigen Anforderungen entsprechen und einfach im Betrieb und Unterhalt sein.
Involviert war ein Kreis aus zehn Personen: Vertretungen aus Betrieb, Technik, Projektleitung, Planungsbüro, wissenschaftlicher Beratung und Aufsichtsbehörde. Mit Unterstützung einer externen Moderation wurden zunächst alle acht Varianten beschrieben und anschliessend deren Vorteile zu je 22 Kriterien quantifiziert respektive beschrieben - eine Knochenarbeit. Dank der strukturierten Vorgehensweise und der guten Moderation kamen wir dann doch überraschend speditiv vorwärts. Die Entscheidung für eine Best-Variante konnte schliesslich in zwei kompakteren Meetings überprüft und beschlossen werden.
Positiv aufgefallen ist uns, dass das Ergebnis sehr robust ist und allen Folgediskussionen standgehalten hat. Diskussionen können sehr zielgerichtet und spezifisch anhand der zusammengetragenen Daten geführt werden. Die gemeinsame Bewertung der Wichtigkeit der jeweiligen Vorteile führte zu einer hohen Akzeptanz des Ergebnisses bei allen Beteiligten. Weiterhin liesse sich die bisherige Betrachtung einfach um neue Aspekte erweitern, ohne dass alles Bisherige an Bedeutung verlieren würde. Ein Schritt, der in der weiteren Planung sicher stattfinden wird.
Nach der etwas aufwändigeren Erstanwendung konnten bei späteren Entscheidungen via CBA deutliche Zeitgewinne festgestellt werden. Einzelne Variantenentscheide liessen sich schnell in ihrem Umfang formulieren. Nach einer gewissen Datenaufbereitung war das Team in der Lage, zügig die vorteilhafteste Variante herauszuarbeiten – oftmals in einer halben Stunde, oder weniger. Mit CBA kann daher durchaus eine gewisse Geradlinigkeit und Effizienz bei Entscheidungsprozessen erreicht werden, wenn das Team die Methode einmal verinnerlicht hat.
Link zu weiterführenden CBA-Unterlagen auf www.aib.bl.ch
Joschko Ruppersberg, Amt für Industrielle Betriebe