Den Fokus auf die Lösung richten
“No use crying over spilt milk” – eine Haltung, die weiterbringt!
In dieser kleinen Serie durch alle Direktionen und besonderen Behörden begegnen sich jeweils eine Führungsperson und eine lernende Person der Grundbildung im Gespräch. Sie geben uns einen Einblick in ihren Alltag und was sie sonst noch bewegt.
Shelinne Zihlmann ist 20 Jahre alt und wohnt zusammen mit ihrer Mutter in Riehen. Sie ist Tochter einer Kenianerin und eines Kongolesen und hat einen älteren Bruder welcher aber nicht mehr Zuhause wohnt. Mit ihrer Mutter spricht sie Suaheli oder Englisch, mit ihrem Vater Französisch und im Alltag Deutsch. Nach einer Lehre als Büroassistentin EBA bei Emil Frey in Münchenstein hat sie im Sommer 2021 ihre Lehre als Kauffrau EFZ im KIGA angefangen. Autos sind nicht ihre Leidenschaft, die Aufgaben im Büro gefallen ihr jedoch sehr gut. Die Themen im KIGA erlebt sie als spannend und interessant. Nach dem Start in den Zentralen Diensten und einem Einsatz im Arbeitsinspektorat ist sie jetzt im RAV. Dort gefällt es ihr sehr gut. Sie schätzt die vielen Kundenkontakte und mit den vielfältigen Aufgaben werde es nie langweilig. Die Kundenkontakte seien aber auch herausfordernd. Sei es, wenn diese bei einer Registration wieder kontaktiert werden müssen und schwierig zu erreichen sind, oder ihre Anliegen und Wünsche aufgrund der gesetzlichen Grundlagen nicht erfüllt werden können.
Isabelle Wyss arbeitet seit Dezember 2021 beim Kantonalen Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit (KIGA). Sie freut sich sehr und bezeichnet es als Glück, dass sie die Leitung der KIGA übernehmen durfte und so einen weiteren Karriereschritt machen konnte. Nach zehn Jahren beim Kanton Aargau im Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) kann sie ihre Erfahrungen hier gezielt einbringen und darauf aufbauen. Sie sieht es als ihre Aufgabe, die Rahmenbedingungen so sicherzustellen, dass die Mitarbeitenden ihre Aufgaben bestmöglich erfüllen können. Im Falle von Shelinne ist das eine gute Ausbildung. Dazu gehören nebst den rechtlichen Rahmenbedingungen auch eine gute Zusammenarbeit mit der Regierung, Politik, der Öffentlichkeit sowie dem SECO. Eine gute und konstruktive Zusammenarbeit mit allen Beteiligten ist ihr ein Anliegen. Herausforderungen im Berufsalltag sind Problemgespräche, auch wenn diese zu ihrem Berufsleben gehören. Da braucht es gute Vorbereitung und manchmal auch eine Portion Fingerspitzengefühl... Isabelle Wyss studierte zuerst Jura mit dem Ziel, Anwältin zu werden. Nach zwei Jahren wechselte sie zu Englischer und Deutscher Sprach- und Literaturwissenschaft und ergänzte das später mit einem EMBA in Unternehmensführung und strategischem Management.
Isabelle fragt Shelinne
Hast du ein Vorbild, welches dich besonders beeindruckt?
Im Privaten ist es meine Mutter, weil sie sehr zielstrebig ist. Sie hat immer ein Ziel vor Augen und auch wenn es schwierig wird, bleibt sie dran. Sonst ist es Rihanna. Ich bewundere, was sie mit viel Arbeit erreicht hat. Neben der eigenen Musik eine eigene Makeup-Linie und eine Kleider-Linie; sie ist eine Selfmade-Millionärin geworden.
Hast du einen Plan für dich?
Ich möchte auf jeden Fall beim Kanton bleiben. Das RAV würde mir am besten gefallen. Dass ich in meiner Lehre in verschiedene Abteilungen einen Einblick erhalte finde ich sehr toll und es verschafft mir einen guten Einblick.
Was machst du in deiner Freizeit?
Ich reise mit meinen Kolleginnen in andere Kantone und besuche Jumpfactorys (Sporthalle mit grossen Trampolinen). Es gibt auch eine Halle Münchenstein. Manchmal machen wir auch spontane Wochenendtrips nach Paris oder Spanien.
Was sind deine Lieblings-Apps?
TitTok und Insta.
Was ist deine Lieblingsmusik?
Rihanna, französische Lieder, Pop, Jolie Nana von Aya Nakamura(Sommerhit 2021) oder Loin de moi von Naza.
Was machst du nach einem strengen Tag?
Ein Powernap. Als Morgenmensch stehe ich unter der Woche bereits um 5.30 Uhr auf und bin aktiv.
Gibt es ein Traumreiseziel?
Die Bilder und Berichte meines Bruders über Jamaica haben mir sehr gefallen. Das Bob-Marley-Museum interessiert mich sehr auch wenn ich wenig Reggae höre. Nach den Reiseberichten einer Kollegin finde ich auch Bali reizvoll. Einerseits die schönen Touristenorte und das spannende Essen mit Fischen, Reis und Seetang.
Womit motivierst du dich, wenn du in einem «Loch» bist?
Ich denke daran, wie meine Mutter alles geschafft hat. Sie ist meine Motivation und wir reden oft zusammen. In gewisser Hinsicht möchte ich auch, dass sie stolz auf mich sein kann.
Hast du eine Lieblingsserie?
Black List und Dokumentationen über Serienkiller wie Nightstalker und Ted Bundy. Bei Letzteren ist es spannend, wie sie das früher gemacht haben bevor die Digitalisierung Einzug hielt. Einerseits machen diese Dokumentationen Angst und trotzdem faszinieren sie mich. Deshalb schaue ich sie tagsüber.
Wo würdest du am liebsten leben?
Amerika, New York wäre reizvoll aber ist mir zu gefährlich. Ansonsten in Kenia. Wir sind jedes Jahr einmal in Kenia. Es ist nicht so stressig, sehr entspannt und das Essen ist exotisch.
Was ist dein Lebensmotto?
Man sollte nie aufgeben und immer weitermachen. Schwierige Zeiten sind kein Grund zum Aufgeben, sie gehören zum Leben.
Shelinne fragt Isabelle
Würdest du wieder den gleichen Weg wählen den du gewählt hast?
Ja. Zu Beginn habe ich nicht gewusst, was ich wollte und wo ich hinwill. Man wird immer mal wieder gefragt, wo man in zehn Jahren sein möchte. Dies hätte ich mit 25 noch nicht beantworten können. Ich habe erst später bewusst Entscheidungen bezüglich meiner Karriere getroffen, z.B. das EMBA zu machen, mich als RAV-Leiterin, dann als Leiterin arbeitsmarktliche Integration oder jetzt für die Stelle beim KIGA zu bewerben.
Schreibst du To-Do-Listen?
Für langfristige Themen führe ich ein «schwarzes Buch». Für kurzfristige Aufgaben und Aktuelles arbeite ich mit den «Aufgaben» im Outlook. Aus pendenten Mails mache ich eine Aufgabe. Für mich ich es eine Mischung von Beidem, ohne Garantie, dass ich nichts vergesse.
Was hast du für ein Lebensmotto?
Es kommt aus dem Englischen «no use crying over spilt milk»; sich nicht lange darüber unterhalten und aufregen, was passiert ist, sondern nach vorne schauen und die Frage stellen: «Was machen wir jetzt, wie lösen wir es und was lernen wir daraus»? Lösungsorientierung spricht mich an – nicht an Problemen hängen bleiben.
Würdest du gerne mal in einem anderen Beruf arbeiten?
Nein, im Moment nicht. Was ich heute mache, bereitet mir sehr viel Freude. Mit Menschen arbeiten, etwas entwickeln, Lösungen finden für Herausforderungen. Meine vielfältigen Aufgaben machen mich glücklich und zufrieden (meistens).
Was machst du am liebsten nach einem anstrengenden Arbeitstag?
Die politisch korrekte Antwort wäre sicherlich «Sport». Diesen mache ich auch, aus Vernunftsgründen. Zum Abschalten und Herunterfahren schaue ich aber auch gerne Netflix und mache Musik.
Hast du ein bestimmtes Wunsch-Reiseziel?
Ich bin kein grosser Reisefan und fliege nicht gerne. Reizen würden mich trotzdem Kanada oder Neuseeland. In meinen Ferien gehe ich gerne an einen Ort, wo ich schon einmal war und ich mich daher etwas zu Hause fühle. In den Bergen beim Wandern kann ich mit sehr gut erholen.
Wenn du einen Tag eine andere Person sein könntest, wer wäre das?
Ich wäre grundsätzlich gerne einen Tag lang ein Mann, z.B. einen Handwerker, auf jeden Fall jemanden, der etwas kann, was ich nicht kann. Es wäre spannend zu erleben, wie das ist.
Dein grösster Erfolg im Leben? Privat oder geschäftlich?
Als Geschäftsführerin einer Sprachschule hatten wir im Zuge der Finanzkrise viele Firmenkunden verloren und es ging ums Überleben des Betriebs. Es ging so weit, dass wir Lohnkürzungen vornehmen mussten. Ich schaffte es, die Mitarbeitenden mit ins Boot zu nehmen und es so zu erklären, dass ich ihre Unterstützung hatte. Trotz der schwierigen Situation hat es mich gefreut, dass wir die schwierige Situation so gemeinsam meistern konnten.
Wo würdest du am liebsten leben?
Ich habe ein Jahr in England studiert und es hat mir sehr gefallen an der Uni. Ich hätte mir damals vorstellen können, in England zu leben. Heute lebe ich sehr gerne in Basel, wo ich mittlerweile Wurzeln geschlagen habe.
Warst du schon einmal in Afrika?
Ja, in Marokko und Südafrika. Beide Reisen waren sehr eindrücklich, besonders die Safari in Südafrika. Die Gegensätze waren markant. Der Gedanke, dass ich es mir als Reisende leisten kann, dorthin zu reisen, wo ein Teil der Bevölkerung kaum genug zum Leben hat, machte und macht mich sehr nachdenklich.
Kathrin Alispach, Personalamt, Finanz- und Kirchendirektion (Text und Bild)