Schnäppchen-Paradies im Oristal

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Seit rund sechs Jahren betreibt die Sicherheitsdirektion (SID) im Oristal im ehemaligen Zeughaus den «Liq-Shop» des Fund- und Verwertungsdienstes. Der Laden ist jeden Donnerstag für Kundinnen und Kunden geöffnet und hält schon mal das eine oder andere Schnäppchen bereit. Das Sortiment setzt sich aus besitzlosen Fundstücken zusammen und aus Artikeln, die auf Anordnung einer Strafverfolgungsbehörde verwertet werden müssen.

«Verwahren, Aushändigen, Verwerten und Vernichten», so beschreibt der Leiter des Fund- und Verwertungsdienstes, Berardino Barbati, kurz und knapp die Aufgaben. Dabei ist der Liq-Shop, wie der Schnäppchentempel offiziell heisst, lediglich quasi die Spitze des Eisbergs. «Früher gab es einigermassen regelmässig Versteigerungen von Waren aller Art», erinnert sich Barbati. Doch das sei sehr aufwändig gewesen. Mit der Möglichkeit des Shops hat sich dieser Aufwand etwas reduziert, die frei gewordenen Kapazitäten werden nun anderweitig eingesetzt, denn die strafrechtliche Verwertung und Vernichtung umfasst neben Alltagsgütern wie Kleider, Werkzeuge, Schmuck, Kosmetikprodukte, elektronischen Geräten etc. durchaus auch Autos und vereinzelt sogar Immobilien.

Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt ist der Fund- und Verwertungsdienst vor allem durch seine Velo-Versteigerungen. Hunderte Velos haben seit 2007 bis zur Pandemie zweimal im Jahr auf neue Besitzer gewartet. Diese sind ebenfalls zu Hunderten ins Oristal gepilgert. Doch seit 2020 gibt es coronabedingt keine Versteigerungen mehr, entsprechend füllen sich die Lager mit Velos und auch beschlagnahmten Autos. Online-Auktionen sind da nur ein beschränktes Ventil.

Das Sortiment bestimmen die Strafverfolgungsbehörden

Einfluss auf das Sortiment hat Barbati mit seinem Team nicht. Seine «Zulieferer» sind von Gesetzes wegen die Polizei, die Staatsanwaltschaft, die Gerichte und die Direktionen. Zudem bestehen Verträge mit weiteren Kantonen: Man profitiert gegenseitig von Synergien und vom Know-how.

Zurück zum Shop. Welche Artikel laufen besonders gut? «Rasierklingen», sagt Barbati. «Aber auch Schmuck, Werkzeuge – und Velos.» Im Shop herrschen allerdings Fixpreise, und wie bei einer Versteigerung gibt es keine Garantie. Festgesetzt werden die Preise aufgrund von Erfahrungen, Expertisen und Recherchen bei vergleichbaren Objekten. Bei Edelmetallen ist der Tagespreis massgebend. Was sich während längerer Zeit nicht verkaufen lässt, sucht auf Ricardo neue Eigentümer. Was auch dort zum Ladenhüter verkommt, geht zurück an den Auftraggeber oder wird vernichtet. Sämtliche Artikel werden elektronisch erfasst, sodass sich der Weg bis zum Verkauf inklusive Preis oder bis zur Vernichtung lückenlos verfolgen lässt. Der Erlös dient dem jeweiligen Auftraggeber zur Deckung der Verfahrenskosten.

Wer sich im Laden umschaut, wird schon mal vom Leiter persönlich oder seinen Mitarbeitenden Anita Schweizer und Wolfgang Diethelm beraten oder auf eine Besonderheit aufmerksam gemacht. Mit etwas Glück erhält man auf Nachfrage auch einen Hinweis, was demnächst im Sortiment zu finden sein wird. «Ausser einem Flugzeug oder einem Bahnwagen haben wir schon alles verkauft», schmunzelt der passionierte Verkäufer Barbati. 

Text: Adrian Baumgartner Kommunikation SID (Fotos: SID) 

Wenn es die Situation zulässt, ist im April 2022 wieder eine Versteigerung mit Velos und Autos geplant. Die Sicherheitsdirektion informiert zu gegebener Zeit. Der Liq-Shop ist während einer Versteigerung ebenfalls geöffnet. Normalerweise aber nur jeden Donnerstag (Feiertage ausgenommen) von 8.30 bis 11.30 Uhr und von 13.30 bis 17 Uhr. Bezahlt wird in bar.

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Infoheft Nr. 210, März 2022