Chronik Dezember 1960
Chronik für den Monat Dezember 1960 |
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1.
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Der
Landrat
genehmigt den Voranschlag des Staates für 1961 und ändert das Landratsreglement, indem er das Postulat einführt, dessen Annahme den Regierungsrat lediglich zur Prüfung einlädt, während die Motion, wenn sie «erheblich» erklärt wird, ihn nun verpflichtet, «einen Verfassungs-, Gesetzes-, Verordnungs- oder Beschlussesentwurf vorzulegen.»
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1.
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Während die Bevölkerung der Schweiz seit der letzten
Volkszählung
(1950) sich um 14,8% vermehrt hat, ist die Einwohnerzahl des Kantons Baselland weitaus am höchsten, nämlich um 38% von 107`549 auf 148`282 gestiegen. Weit zurück folgen Zug und Genf mit 24, Zürich mit 21, Aargau mit 20, Solothurn mit 18 und Baselstadt und Schaffhausen mit 15%. Baselland hat die Stände Graubünden und Neuenburg in Bezug auf die Einwohnerzahl überholt. Im Bezirk Arlesheim hat die Bevölkerung um 56, im Bezirk Liestal um 27,8, im Bezirk Sissach um 27,9 und im Bezirk
Waldenburg
um 7,5% zugenommen. Die volksreichsten Gemeinden sind nun Allschwil mit 12`860 (seit 1950: +62,8%), Muttenz mit 11966 (+ 68,3%),
Binningen
mit 11`774 (+49,7%), Münchenstein mit 10`350 (+71,5%), Liestal mit 10 260 (+21,4%; 1950 an erster Stelle) und Birsfelden mit 10`055 Einwohnern (+63,5%). Diesen 6 Städten, die Baselland zu einem der städtereichsten Kantone - es steht an 3. Stelle - gemacht haben, kommt Pratteln mit 9`497 Einwohnern (+38,4%) nahe. Es folgen Reinach mit 6`126 (+76,3%) und Arlesheim mit 5`216 Einwohnern (+33,8%). Auch in kleinern Gemeinden ist der kantonale Durchschnitt der Bevölkerungszunahme überschritten worden, nämlich in Bottmingen, dessen Einwohnerschaft prozentual am meisten zugenommen hat (+77,8%), in Lausen (+56,2%), in Oberwil (+52,2%) und in
Niederdorf
(39%). Anderseits hat sich in 18 Gemeinden die Einwohnerzahl verringert, am meisten in dem nun volksärmsten Hersberg (92 Einwohner; -14,8%). Die Bevölkerungsdichte (346 Einwohner je km
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) ist nur in den Kantonen Baselstadt (6`081), Genf (919) und Zürich (551) grösser. Von den 148`282 Einwohnern sind nur 14,6% Ortsbürger ihrer Wohngemeinde, 19,7% Bürger einer andern Baselbieter Gemeinde, 53,1% Bürger anderer Kantone und 12,6% Ausländer (1910: 14,2%, 1950: 6,2%). 63,3% der Ausländer sind Italiener, 19,5% Deutsche. Protestanten sind 64,1% (1950: 73,3%) der Einwohner und Römisch-Katholiken 32,6% (24,9%). Im ursprünglich protestantischen Kantonsteil wohnen 71,4% Protestanten (82,7%) und 25,8% (16,1%) Römisch-Katholiken, im ursprünglich katholischen Kantonsteil 53,7% (55%) Katholiken und 41,20/0 Protestanten (41,1%). Von den 68`906 Berufstätigen (1950: 49`770) arbeiten 34`340 (29`457) oder 50,2% (40,8%) am Wohnort. 13`422 (7`949) sind Wegpendler nach andern Gemeinden des Kantons (+68,2%), 19`911 (11`532) nach Baselstadt (+72,6%), 1185 (810) nach andern Kantonen und 48 (22) ins Ausland. Am meisten Wegpendler zählt Itingen (80,1% der Berufstätigen), am wenigsten Liestal (15,1%). Anderseits gibt es 13`422 Zupendler aus dem Baselbiet, und etwa 3`600 aus dem Ausland, während die Zahl der Zupendler aus Baselstadt und aus andern Kantonen beim Abschluss der Chronik noch nicht bekannt sind. Die meisten Zupendler zählt Liestal (2`764). Es folgen die industriereichen Gemeinden Pratteln (1`706) und Muttenz (1`550).
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1.
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Die
Wohnungszählung
ergibt im Kanton 23`668 Gebäude mit 42`270 Wohnungen, die von 42`333 Haushaltungen bewohnt sind und von denen 423 leer stehen (1%). Auf eine Haushaltung fallen im Baselbiet 3,5 Bewohner (in der Eidgenossenschaft 3,4).
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3.
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Eine ausserordentliche Kantonalkonferenz der basellandschaftlichen
Lehrerschaft
befürwortet nach einem Referat des Erziehungsdirektors Dr.
L. Lejeune
[Kurzbiographie]
den Entwurf zum Gesetz betreffend die Errichtung und Führung kantonaler Maturitätsschulen mit Seminar.
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3.
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Die Schlangenfängersendung des
Radios Basel
für die Angehörigen der Insassen von Gefängnissen verschafft auch der Strafanstalt Liestal reiche Gaben.
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3.
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In
Münchenstein
wird das neue Feuerwehrmagazin, über dem eine Anzahl Schulräume aufgebaut sind, der Öffentlichkeit übergeben.
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3./4.
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Abstimmung.
Das Baselbieter Volk billigt wie das Schweizervolk die Änderung des «Bundesbeschlusses über zusätzliche wirtschaftliche Massnahmen auf dem Gebiete der Milchwirtschaft» bei einer Stimmbeteiligung von 38,94% mit 9`223 Ja gegen 5`912 Nein. Gleichzeitig finden die Wahlen der Armenpflegen statt.
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5.
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Die Synode der Reformierten Kirche in
Reinach
stimmt den Vorschlägen des Kirchenrates über die Verteilung der ersten Steuer der juristischen Personen an die Kirchgemeinden zu, ebenso seinem Vorschlag, den Verfassungsrat beider Basel zu bitten, eine Kommission für kirchliche .Fragen zu bestellen und auch Vertreter der Baselbieter reformierten Kirche anzuhören.
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6.
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Der Regierungsrat unterbreitet dem Landrat ein generelles Projekt über die Fortleitung von
Frischwasser
aus der Hard (Kosten 23`000`000 Franken). Vorerst sind Leitungen durch das Ergolztal bis
Ormalingen
, und ins Birstal, und zwar, wenn nötig, bis Dornach vorgesehen, wobei Kreisreservoire die einzelnen Abschnitte unter Druck halten sollen.
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9.
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Der
Landrat
beschäftigt sich mit Interpellationen wegen der Lohnverhältnisse bei der Waldenburgerbahn, des Personalmangels bei den SBB und der PTT und der Errichtung einer Realschule in Oberwil. Das 1. Postulat es betrifft die Verlegung möglichst vieler Leitungen im Grünstreifen der Autobahn geht, obschon der Bund es ablehnt, zur Prüfung an den Regierungsrat. Dieser nimmt eine Motion Dr. G. Hubers (K.V.), Allschwil, entgegen, der eine bessere Kontrolle der Oelbrenner verlangt.
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9.
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Der
«Gemeinnützige Verein Muttenz»
weiht die erste gemeinnützige Alterssiedlung im Kanton mit 9 Zwei- und 12 Einzimmerwohnungen ein.
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15.
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Erstmals wohnen im Baselbiet mit der Erlaubnis eines Gemeinderates
Frauen als Gäste einer Einwohnergemeindeversammlung
bei.
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17./18.
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Abstimmung.
Das Baselbieter Volk spricht sich bei einer Stimmbeteiligung von 25,71% mit 7'826 Ja gegen 2'148 Nein für die Änderung des Staatssteuergesetzes aus.
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19.
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Der
Landrat
verteilt als Gemeindehilfe für 1959 Fr. 2`897`565.-, setzt auf Grund des Verkehrsgesetzes die Entschädigungen an die Verkehrsunternehmen für die Verluste bei der Anwendung von Sozialtarifen fest, bewilligt Beiträge an die Erstellung eines Birssteges bei, Birsfelden und an Strassenbeleuchtungen in
Augst
, Allschwil, Münchenstein und Sissach, gewährt Kredite für die Möblierung des neuen Kinderbeobachtungsheimes in
Langenbruck
(Fr. 74`000.-), die Korrektion der Rheinfelderstrasse im Gemeindegebiet von Muttenz und Pratteln (Fr. 1`130`000.-), den Zuleitungs- und Sammelkanal zur Reinigungsanlage Ergolz I zwischen Böckten und Sissach (Fr. 1`700`000.-) und für den Kauf von Land für Strassenkorrektionen in Therwil und Bretzwil, ferner Nachtragskredite von Fr. 653`100.-. Das Budget der Rheinhafenanlagen für 1961 wird genehmigt und der Verlängerung der Quaigeleise und der Erstellung einer Lautsprecheranlage zugestimmt.
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19.
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Die Einwohnergemeindeversammlung
Reinach
beschliesst, an den geplanten Bau einer reformierten Kirche einen Beitrag von 200`000 Franken zu leisten.
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20.
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Der
Regierungsrat
ändert das Reglement über die Zeugnisse, Beförderungen und Rückversetzungen an den progymnasialen Abteilungen der Realschulen und wählt als ersten hauptamtlichen Rektor der Gewerbeschule Pratteln/Muttenz Fritz Graf in Muttenz.
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21.
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Die Gemeindeversammlung von
Lausen
bewilligt einen Kredit von 940`000 Franken für den Bau eines Schulhauses mit 8 Schulräumen, während die Erstellung der Mehrzweckturnhalle verschoben wird.
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23.
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Da die Witterung keine Arbeitseinstellungen veranlasst und die grosse Nachfrage nach Arbeitskräften anhält, gibt es im Kanton nur 2
Ganzarbeitslose
.
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27.
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Der
Regierungsrat
bittet den Landrat um die Ermächtigung, 1961 zur Deckung des ausserordentlichen Finanzbedarfes 25`000`000 Franken als Darlehen aufzunehmen und unterbreitet ihm den Entwurf des Einführungsgesetzes zum Bundesgesetz über die Invalidenversicherung.
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1960 Allgemein
Die Wohnungsproduktion des Jahres erreicht im Baselbiet mit 2'284 Wohnungen den Höchststand. Sie ist um 71,5% grösser als 1959 (1332) und um 186,9% grösser als 1958 (796). Auf die 16 Gemeinden mit mehr als 2'000 Einwohnern, die 75,7% der Kantonsbewohner umfassen, fallen 88,5% der neuen Wohnungen, auf die 11 Gemeinden mit 1'000 bis 2'000 Einwohnern (10,4% der Kantonsbewohner) 6,7% und auf die 47 andern (13,9% der Wohnbevölkerung) 4,8%. Noch nie sind wie 1960 Fr. 258`000`000.- (gegenüber 1959 + 38,3%), für öffentliche (20,5%) und private (79,5%) Gebäude ausgegeben worden, und zwar Fr. 138`573`000.- für den Wohnungsbau (+46,8%) und Fr. 64`137`000.- für industrielle und gewerbliche Bauten (+31,2%).
Erstmals überschreiten 1960 die Verkehrsunfälle (1016; 1959: 913; +11%) die Zahl 1000. 808 Personen sind verletzt und 32 (29) getötet worden. Anderseits ist der Bestand an Motorfahrzeugen (24`242) um 10% grösser als 1959. Innerorts haben infolge der Beschränkung der Geschwindigkeit die Unfälle nur um 7,1% ausserorts dagegen um 17% zugenommen. Administrative Ausnahmen sind 1'671 (1959: 1'349) notwendig gewesen.
In den Rheinhäfen beider Basel sind 1960 6`961`750Tonnen (1959: 4`989`3531)-umgeschlagen worden, und zwar 2`564`552 Tonnen (1959: 1`713`325) mit 8'660 Schiffsschleusungen den Baselbieterhäfen. Der Gesamtverkehr ist gegenüber 1959 um 36,8% gestiegen, derjenige in den basellandschaftlichen Häfen allein aber um 48,4%. Die Rheinhäfen beider Basel sind unter den verkehrsreichsten Rheinhäfen (Duisburg 18,1, Mannheim 7,24 und Ludwigsburg 7,16 Millionen Tonnen) an die 4. Stelle gerückt.
In der fast hundertjährigen Beobachtungsreihe haben nur 4 Jahre (1939, 1936, 1922, 1902) mehr trübe Tage aufzuweisen.
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