Chronik Oktober 1962
Chronik für den Monat Oktober 1962 |
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1.
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Nachdem die Offiziere teils am 20., teils am 23., die Unteroffiziere am 27. September zum verlängerten
Kadervorkurs
eingerückt sind, tritt die Mannschaft des Baselbieter Regimentes 21 zum dreiwöchigen Wiederholungskurs an, welcher der Umschulung auf das Sturmgewehr dient. Neben den bisherigen Infanteriebataillonen 52 und 53 und dem Schützenbataillon 5 gehört dem Regiment ausser der Stabskompanie 21 nun auch als 4. Bataillon das Bat. 21 an, das die bis dahin dem Regimentskommando direkt unterstellten Kompanien (Flab-, Nachrichten-, Grenadier- und Panzerabwehrkompanie 21) umfasst.
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1.
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Die Entwicklung der
Landpreise
ist aufsehenerregend; werden doch z. B. in
Binningen
für den m2 bis 260 (1955: 40), in Therwil bis 122 (18), in Benken bis 100, in Liestal bis 98 (15), in Sissach bis 55 (8) und in Zunzgen bis 40 (4) Franken bezahlt.
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1.
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Prof. Dr.
R. Wenner
tritt das Amt des
Chefarztes
der gynäkologischen Abteilung des Kantonsspitals an.
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3.
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Auf der Sissacherfluh übergibt der Kommandant des Regimentes 21 dem neu gebildeten
Bataillon
21 die Fahne.
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6.
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Die
landrätliche Kommission
für das Feriengesetz geht über die Vorschläge des Regierungsrates hinaus, indem sie die Berechtigung zu einer 3. Ferienwoche vorschiebt und für Arbeitnehmer mit mehr als 50 Alters-, bzw. mehr als 20 Dienstjahren eine 4. Ferienwoche vorsieht.
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6.
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Während
Waldenburg
an
Wassermangel
leidet, ist Oberdorf in der Lage, der Nachbargemeinde zu helfen.
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6.
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Die Einwohnergemeinde
Hölstein
stimmt dem Schenkungsvertrag mit der Oris Uhrenfabriken AG zu, die der Gemeinde unentgeltlich 20 a Land in der Neumatt unter der Bedingung abtritt, dass dort innert 3 Jahren ein Kindergarten gebaut wird.
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Das Preisgericht spricht beim
Wettbewerb
für den Bau des Realschulhauses Hinterzweien in Muttenz den 1. Preis den Architekten G. Belussi und R. Tschudin, Basel, zu.
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6.
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Für sein Projekt zu einer römisch-katholischen
Kirche
in Allschwil erhält den 1. Preis F. Metzger, Zürich; doch sollen die Verfasser der drei besten Entwürfe zur Weiterbearbeitung ihrer Projekte eingeladen werden.
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6.
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Beim
Brand
eines dreistöckigen Wohnhauses in Birsfelden können die sechs Familien nur mit Hilfe von Nachbarn und der Feuerwehr durch die Fenster gerettet werden. Ein zweijähriges Kind, das die Mutter, von Panik erfasst, aus dem 2. Stock wirft, kann von einer Nachbarin aufgefangen werden.
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9.
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Der
Regierungsrat
schafft «In der Röti» bei Oltingen mit Zustimmung der Gemeinde ein Naturschutzgebiet, erhöht den Tarif für die schulzahnärztliche Behandlung, belässt den Zuschlag zur Grundprämie der Gebäudeversicherungsanstalt auf 125%, setzt aber den Vergütungszuschlag «für grössere Teil- und Vollschäden» auf 160% an.
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11.
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Das Erneuerungsprogramm der
Birsigtalbahn
sieht die Anschaffung von 5 Motor und 7 Steuerwagen im Gesamtbetrage von 5'000'000.
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12.
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Der
Bundesrat
ernennt an Stelle von Oberstbrigadier Emil Lüthy [
Kurzbiographie
] zum Kommandanten der Grenzbrigade 4 unter Beförderung zum Oberstbrigadier Oberst i. Gst. Emanuel Iselin, Basel.
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13.
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Unter dem Patronat der Erziehungsdirektion eröffnet die Basellandschaftliche Kunstvereinigung im Schlosse Ebenrain eine
Ausstellung
mit Werken von 7 Baselbieter (Otto Abt [
Kurzbiographie
], Susanne Baader,
Jacques Düblin
[
Kurzbiographie
], Karl Glatt, Rudolf Kern, Hansjörg Kopp und Elisabeth Stalder) und 7 Basler Künstlern.
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15.
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Der
Landrat
beschliesst, den Sporttotofonds nicht mehr mit dem vom Staate gewährten Vorschuss zu belasten, bewilligt einen Kredit von 1'800'000 Franken für provisorische Pavillonbauten des Gymnasiums Liestal, kauft Land in
Ettingen
zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse, legt die Strassen- und Baulinien der Bottmingerstrasse in
Binningen
fest, überweist an den Regierungsrat eine Motion des Sozialdemokraten O. Stöbe, der «Sofortmassnahmen» zur Hebung des sozialen Ansehens der Pflegeberufe fordert, und Postulate, die den Bau einer Verbindungsstrasse zwischen den beiden Baselbieter Häfen, die Anpassung des Stipendiengesetzes an die Lebenshaltungs- und Ausbildungskosten, Hilfsmassnahmen für die Landwirtschaft angesichts der Dürreschäden und «eine weniger rigorose Besteuerung des Einkommens der Ehefrauen» erstreben, und beschäftigt sich mit Interpellationen wegen der Störung der Nachtruhe durch Fluglärm und zu Gunsten notleidender Steuerzahler. Ausnahmsweise werden in dieser Landratssitzung keine Motionen, Postulate, Interpellationen oder Kleine Anfragen eingereicht.
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17.
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Der Verwaltungsrat der
Birseckbahn
macht den Entscheid über die Traktionsart davon abhängig, ob die kantonalen und die Gemeindebehörden «die für die Tramerneuerung nötigen Mittel zur Verfügung stellen und die Deckung kommender Defizite übernehmen», da der Bund an Trambahnen keine Subventionen bezahlt.
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17.
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Der Baselbieter Erwin Vogt erringt in Kairo im
Liegendschiessen
mit dem Stutzer die Weltmeisterschaft.
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19.
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Pratteln eröffnet im «Remeli» das 4.
Pumpwerk
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20.
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Münchenstein
weiht 31/2 Jahre nach dem ersten Spatenstich das Quartierschulhaus Lange Heid (aus Beton und Holz) mit 2 Klassentrakten, 2 vorgelagerten Freiluftunterrichtsräumen, 1 Spezialtrakt und 2 Turnhallen ein. Ein abstraktes Metallrelief von A. Hofmann, Glasbilder von L. Düblin, welche die 4 Elemente symbolisieren, und ein grossflächiges Sgraffito von W. Philipps dienen als künstlerischer Schmuck.
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22.
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Die Gemeindeversammlung
Waldenburg
kauft zwei Häuser, die sich in der Stadtmauer befinden, um sie «gelegentlich» in den früheren Zustand zurückzuversetzen.
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23.
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Der
Regierungsrat
genehmigt das Abkommen mit Baselstadt über die Errichtung und den Betrieb eines Technikums beider Basel in Muttenz, das die Abteilungen Maschinenbau, Elektro-, Bau- und Vermessungstechnik sowie Chemie umfassen soll und dessen Erstellung auf 15 Millionen und dessen jährliche Betriebskosten bei 600 Schülern auf 1'300'000 Franken geschätzt werden, reduziert ab 1. Januar 1963 die Prämien der öffentlichen Arbeitslosenkasse und genehmigt die erhöhten Ansätze des Tarifvertrages der Ärzte mit den Krankenkassen.
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23.
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Der Gemeinderat von
Aesch
stellt fest, dass «das Birsbett auf weite Strecken einer stinkenden Jauchegrube gleicht», und beschliesst, damit das verdorbene Wasser nicht in den Grundwasserstrom gelangt, den Fluss unverzüglich reinigen zu lassen.
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23.
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Dr. h. c. Jakob Schweizer, Oberdorf, 1920-1954 mit kurzen Unterbrüchen Landrat, 1943/44 dessen Präsident, 1936-1950, Präsident des Bezirksgerichtes
Waldenburg
, seit 1942 Vizepräsident der Überweisungsbehörde, 1955 Dr. iur. h. c. der Universität Basel; gestorben.
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25.
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Der
Verfassungsrat
beider Basel heisst in der Schlussabstimmung die Richtlinien für die Sozial- und Wirtschaftsordnung beinahe einstimmig gut, berät die Organisation des künftigen Kantons, lehnt einen Antrag, die Einführung des Zweikammersystems zu prüfen, mit 67 gegen 25 Stimmen und einen Vorschlag, eine Kommission zur Prüfung sämtlicher Minderheitsprobleme zu bilden, mit 66 gegen 47 Stimmen ab, stimmt hingegen den Anträgen der vorberatenden Kommission, jedem Wahlkreis im voraus einen Sitz im Kantonsrat, dessen 150 Mitglieder nach dem Proporz gewählt werden, und mindestens einen Drittel der Wahlkreise den spezifisch ländlichen Gebieten zu sichern.
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27.
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Zum ersten Mal seit dem 27. September regnet es. Bis dahin hat die
Niederschlagsmenge
des Oktobers nur 0,3 mm betragen.
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28.
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Die reformierte Kirchgemeinde Münchenstein weiht das neue
Kirchenzentrum
in der Neuen Welt ein. Es umfasst den Gottesdienstraum mit 400 Sitzplätzen, die mit Hilfe des Gemeindesaales und des Bühnenhauses verdoppelt werden können, einen Turm mit vier frei schwebenden Glocken, von denen die grösste die Bürgergemeinde, die kleinste die Römisch-katholische Kirchgemeinde geschenkt haben, Unterrichtszimmer, Wohnungen und zwei Vorhöfe.
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29.
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Der
Landrat
bewilligt einen Kredit von 47'753'000 Franken für die Autobahnstrecke Hagnau -
Augst
, stimmt dem Anschlusswerk Liestal zu, möchte aber dasienige in der Hagnau besser ausbauen und das bei Pratteln reduzieren und einstweilen bei Augst auf die Abzweigung nach
Arisdorf
verzichten. Er genehmigt die neuen Bau- und Strassenlinien der Haupt- und der Rheinfelderstrasse in Birsfelden, verdoppelt, rückwirkend auf 1961, den Beitrag an die Kaufmännische Berufsschule Basel, gewährt dem katholischen Lehrerseminar St. Michael in Zug einen einmaligen Unkostenbeitrag von 25'000 Franken, weist auf Antrag seiner Kommission einstimmig das Armenfürsorgegesetz mit dem Auftrag an den Regierungsrat zurück, durch eine Verfassungsänderung den Übergang zum reinen Wohnortsprinzip zu ermöglichen, und beschliesst, auf die Totalrevision des «Gesetzes über die Versicherung von Schäden an Gebäuden, Land, Kulturen und Mobilien sowie über die Förderung der Brandverhütung und des Löschwesens» einzutreten. Der Regierungsrat beantwortet 2 Interpellationen wegen der Beteiligung des Kantons an der Landesausstellung von 1964 in Lausanne, indem er darauf hinweist, dass keine kantonalen, sondern nur thematische Ausstellungen vorgesehen sind.
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29.
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Der Mangel an
Arbeitskräften
ist «unvermindert». Bei 889 (1961- 742) offenen Stellen gibt es 87 (97) Stellensuchende. Nur 2 Ganzarbeitslose «stempeln».
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29.
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In den Geigywerken
Schweizerhalle
fordert eine heftige Explosion ein Todesopfer und drei Schwerverletzte und zertrümmert das Fabrikgebäude und die Fensterscheiben der Nachbarhäuser (Gesamtschaden 2'200'000 Franken).
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30.
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Der
Regierungsrat
unterbreitet dem Landrat einen neuen Konzessionsvertrag mit den Vereinigten Schweizerischen Rheinsalinen, worin die Gebühr auf Fr. 4.40 für 1 Tonne Salz und auf Fr. 1.- für 1 Tonne Sole erhöht und die Konzession auf das gebirgige Gelände zwischen Münchenstein und Frenkendorf und auf das Gebiet von
Giebenach
- Hersberg ausgedehnt wird, da Bohrungen ergeben haben, dass sich von Möhlin bis Münchenstein ein geschlossenes Salzlager erstreckt, das «die Salzversorgung der Schweiz auf Jahrhunderte hinaus sicherstellen kann».
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30.
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Die Wassermenge des
Rheins
ist im Herbst noch nie so gering gewesen (353 m
3
in der Sekunde, normal 1'200 m
3
). Das beeinträchtigt die Rheinschiffahrt und die Produktion von Elektrizität.
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30.
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Im Sommerhalbjahr (Mai bis Oktober) haben im Baselbiet in 94
Gasthöfen
1'641 Betten zur Verfügung gestanden. Gegenüber dem Sommer 1961 haben sich die Ankünfte von 58'409 auf 68'457 vermehrt (47'683 aus dem Ausland). Von den 159'016 Logiernächten (1961: 146'514) entfielen 94'965 (94'110) auf die Schweizer, 64'051 (52'404) auf die Ausländer. Die Benützung der Betten hat sich von 50 auf 51'910 erhöht (in Liestal mit 10 Betrieben und 283 Betten von 59 auf 60%), in der ganzen Schweiz hingegen von 58 auf 57% verringert.
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30.
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Das
Obergericht
spricht einen Bauarbeiter aus Oberdorf, der vom Strafgericht am 9. Juni 1961 wegen vorsätzlicher schwerer Körperverletzung zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt, aber am 24. Dezember 1961 auf Grund eines neuen Expertenberichtes aus der Haft entlassen worden ist, von Schuld und Strafe frei.
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