Kulturpreise Kanton Basel-Landschaft 2012

13.08.2012
Der Regierungsrat vergibt 2012 folgende basellandschaftliche Preise im Bereich Kultur & Kunst:
  • Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger (Langenbruck) werden mit dem Spartenpreis Kunst ausgezeichnet.
  • Christian Zehnder (Basel) wird mit dem Spartenpreis Performance/Theater ausgezeichnet.
  • Filmregisseur Vadim Jendreyko (Basel) wird mit dem Spartenpreis Film ausgezeichnet.
  • Die Höhe der drei Spartenpreise ist mit je CHF 20'000.-- veranschlagt.
  • Das junge Vokalensemble "larynx" erhält einem Förderpreis in der Höhe von CHF 10'000.--.

  • Das traditionelle Kulturpreisfest findet am Mittwoch, den 26. September 2012 in Allschwil statt.

    1. Ausgangslage und Nominationen
    Der Kulturrat hat sich gemäss Auftrag und Pflichtenheft auch 2012 mit den basellandschaftlichen Kulturpreisen beschäftigt. Mitglieder des Kulturrats sind neben dem Vorsteher der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion, Regierungsrat Urs Wüthrich-Pelloli, welcher Vorsitzender des Kulturrats ist, Christoph Haering (Bottmingen), Christoph Huldi (Muttenz), Gabriela Lazar (Zürich, aus Niederdorf) sowie Ursula Pfister (Gelterkinden).

    Wie im letzten Jahr wurden die Kulturräte/Kulturrätinnen, alle Fachgruppen und Fachausschüsse, die Mitglieder der Kulturkonferenz (Leitungsgremium des Amtes für Kultur) eingeladen, Nominationen einzureichen. In seiner Sitzung im Mai hat der Kulturrat die eingegangenen Nominationen geprüft und beraten.
    Während im Jahr 2011 mit den Preisträgern Norbert Mandel (Z7 in Pratteln), Christian Plösser (Rockfact in Münchenstein) und der Biomill in Laufen die Pop-/Rockmusik des Kantons ausgezeichnet und damit ein kulturpolitisches Zeichen gesetzt wurde, ist es dem Kulturrat und der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion ein Anliegen, in der diesjährigen Preisvergabe das künstlerische Schaffen von Personen, die durch ihr Engagement stark in der Kulturszene der Region Basel verankert sind, auszuzeichnen.

    Künstlerpersönlichkeiten bewegen und behaupten sich auf einem zunehmend kompetitiven und stark frequentierten Kunstmarkt, wobei selbst höchste Professionalität nicht immer Erfolgsgarant ist. Die Beiträge aus der öffentlichen Hand werden in der Regel projektbezogen gesprochen und haben keine Existenz sichernden Wirkungen. Aufgrund des besonderen Fokus’ auf die Künste sollen in diesem Jahr drei unterschiedliche Spartenpreise (Kunst – Performance/Theater – Film) sowie ein Förderpreis (Musik) vergeben werden. Die Preise sollen gemäss den offiziellen Leitlinien an Künstlerinnen und Künstler vergeben werden, die:
    • qualitativ auf höchstem Niveau arbeiten
    • einen engen Bezug zur Region aufweisen
    • eigenständige künstlerische Statements abgeben und innovative Programme aufweisen
    • eine künstlerisch vielversprechende Zukunft vor sich haben.

    2. Die Preisträger und Preisträgerinnen
    Der Regierungsrat  vergibt auf der Basis der Nominationen und der vorstehenden Erwägungen folgende Preise:

    Spartenpreis Kunst 2012: Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger (Langenbruck)


    Mit dem Spartenpreis Kunst 2012 wird das Künstlerpaar Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger ausgezeichnet.

    Gerda Steiner, geboren 1967 in Ettiswil, und Jörg Lenzlinger, geboren 1964 in Uster, leben in Langenbruck. Seit 1997 arbeiten sie zusammen.
    Gerda Steiner ist als Autorin raumgreifender Wandmalereien bekannt, deren geschwungene Linien und kräftige Farben den Betrachter in Körperinnenräume, Landschaftsräume und Vorstellungsräume versetzt. Jörg Lenzlinger hat sich auf den experimentellen Umgang mit Kunstdünger spezialisiert, der unter seiner Präparation zu bunten Tropfsteingebilden und kristallinen Landschaften wächst.

    „Die Kunst von Steiner & Lenzlinger setzt ein Regelwerk in Gang, das mit dem Kreislauf von Wachstum und Zerfall verbunden ist. Sie agieren wie Gärtner, die unter Zuhilfenahme verschiedener Substanzen eine Kultur anlegen und deren Eigendynamik freien Lauf lassen. Sorgfältig gehegt, spriesst in diesen Mischkulturen nebst aller Schönheit und Verspieltheit immer auch das zarte Pflänzchen Ironie und ein toxisches Quäntchen Spott, und invasiv wie blühendes Unkraut vermehrt sich darin ein Ruch von Vergänglichkeit und Morbidität.“  (Zitat Isabel Friedli)

    Eine gesteigerte internationale Anerkennung brachte ihnen die Teilnahme an der 50. Biennale von Venedig 2003, wo sie in der Kirche San Staë mit Fallender Garten eine vegetative Traumlandschaft schufen. „Die Bilder, die Stimmungen, die Skulpturen die sie aufbauen sind keine verlogene bunte Kitschwelt, sondern eine Offensive gegen diejenigen Kräfte, die einen daran hindern wollen, das Leben in seiner tatsächlichen Schönheit zu erkennen.“ (Zitat Claudia Spinelli)

    Ihre raumgreifenden, meist ortsgebundenen Installationen sind in zahlreichen Ausstellungen auch ausserhalb Europas zu sehen. Mit dem Künstlerpaar werden Persönlichkeiten ausgezeichnet, die durch ihr Schaffen in Langenbruck einen starken Bezug zur Region Basel haben.

    Im Skulpturenpark Kloster Schönthal installierten sie 2011 in einem leeren Silo das permanente Werk Eldorado - eine Würdigung der lokalen Wildschweine.

    Die Sammlung Kunstkredit des Kantons Basel-Landschaft zeigte jüngst an der Ernte 2011 ein äusserst charakteristisches Werk des Künstlerpaares: Der Küchentisch mit spriessender, sich verändernder Landschaft ist – allerdings in Kleinformat – eine dieser Wachstumsbomben, die für Gerda Steiner & Jörg Lenzlingers Werk besonders kennzeichnend sind.

    Die Preissumme für den Basellandschaftlichen Spartenpreis Kunst ist mit CHF 20'000.– veranschlagt.


    Spartenpreis Performance/Theater 2012: Christian Zehnder (Basel)

    Mit dem Spartenpreis Performance/Theater 2012 wird der Performer und Stimmkünstler Christian Zehnder, Basel, ausgezeichnet. Zehnder wurde 1961 in Zürich geboren. Er lebt und arbeitet seit 30 Jahren in Basel.

    Christian Zehnder wurde mit dem mehrfach preisgekrönten und bereits legendären Duo Stimmhorn bekannt, das von 1996 an mit ungewohnten Klang- und Spielvorstellungen die neue "alpine Musik" prägte. Neben eigenen Projekten (kraah, gländ und schmelz) arbeitete er als Solist mit verschiedenen internationalen Formationen wie Huun Huur Tu, Mercan Dede, dem casalQUARTETT und Don Li u. v. a. Als Interpret Neuer Musik wirkte Christian Zehnder bereits bei der Amazonas Oper der Biennale München mit und kooperierte mit dem renommierten Latvian Radio Choir aus Riga. Sein Interesse an der darstellenden Kunst bringt ihn ausserdem mit dem Theater zusammen, wo er als Schauspielmusiker, Komponist oder Regisseur Projekte realisiert. Einen nachhaltigen Eindruck hinterliess dabei das letzte Spielzeit am Theater Basel produzierte Projekt "Oops, wrong Planet".

    Sein innovativer Umgang mit Stimme, Jodel und Obertongesang machen ihn zu einem äusserst vielseitigen Stimmperformer, der mit seinen Klangwelten unterdessen weit über die Region hinaus Bekanntheit erlangt hat.

    Im Bereich Perfomance/Vokalkünste ist Christian Zehnder eine in der Region klar herausragende Figur. Er arbeitet in der Region, ist gut vernetzt und verfolgt konsequent seinen eigenen Weg, wodurch er sich auch ausserhalb der Schweiz einen Namen geschafft hat. Christian Zehnder wurde als Solo-Künstler bis jetzt mit keinem Preisen ausgezeichnet. Vor dem Hintergrund seines künstlerisch eigenwilligen Weges, seiner Professionalität und der Vernetztheit in der Region erscheint die Auszeichnung mit dem Spartenpreis Performance/Theater zum jetzigen Zeitpunkt als angemessen.

    Die Preissumme für den Basellandschaftlichen Spartenpreis Performance/Theater ist mit CHF 20'000.– veranschlagt.


    Spartenpreis Film 2012: Vadim Jendreyko (Basel)

    Mit dem Spartenpreis Film 2012 wird der Filmemacher und Produzent Vadim Jendreyko ausgezeichnet.

    Vadim Jendreyko ist 1965 in Bremen in einer Schauspielerfamilie geboren und lebt seit 1969 in Basel. Der Produzent und Regisseur besuchte die Kunstgewerbeschule in Basel und die Kunstakademie Düsseldorf und arbeitete von 1983 bis 1986 als Regie-, Kamera- und Schnittassistent in Deutschland und der Schweiz. Seit 1986 arbeitet er als Regisseur – vorwiegend von Dokumentarfilmen.

    2002 gründete er zusammen mit Hercli Bundi die Filmproduktionsgesellschaft Mira Film GmbH, in welcher er sich als Filmproduzent für Kino- und TV-Produktionen engagiert.

    Sein vermutlich erfolgreichster Dokumentarfilm ist „Die Frau mit den fünf Elefanten“ (2009), in welchem er die Dostojewskij-Übersetzerin Swetlana Geier portraitierte. Mit „Bashkim“ (2001) realisierte er einen Kino-Dokumentarfilm, der ebenfalls an zahlreichen Festivals und im TV gezeigt wurde. Beide Filme wurden unter anderem mit dem Schweizer Filmpreis ausgezeichnet. Und in seinem neuesten Dokumentarfilm „Die singende Stadt“ (2011) beschäftigt er sich mit der Stuttgarter Parsifal-Inszenierung des Regisseurs Calixto Bieito und vermag daran eindrücklich das komplexe Innenleben eines grossen Opernhauses aufzuzeigen.

    Mit dem Filmemacher Vadim Jendreyko wird ein Kunstschaffender ausgezeichnet, der hochprofessionelle und authentische Dokumentarfilme dreht. Vadim Jendreyko ist eine derjenigen Künstlerpersönlichkeiten, der sich nebst dem künstlerischen Schaffen stark für die Bedingungen der Kunst-/Kulturschaffenden einsetzen – auch in der Region. Davon zeugt nicht zuletzt die Gründung seiner Filmproduktionsgesellschaft Mira Film GmbH, welche seit 10 Jahren anspruchsvolle Werke auch anderer Filmschaffender produziert.

    Vadim Jendreyko ist vor diesem Hintergrund ein würdiger Träger eines im Bereich Film vergebenen Preises, und er verspricht weitere, höchst interessante Filmprojekte zu realisieren.

    Die Preissumme für den Basellandschaftlichen Spartenpreis Film ist mit CHF 20'000.-- dotiert.


    Förderpreis 2012: Vokalensemble larynx

    Das Vokalensemble larynx wurde 2005 von Studierenden der Musikhochschule Basel gegründet und wird von Jakob Pilgram – ebenfalls einem der Gründer und einem gebürtigen Liestaler – geleitet. Das Vokalensemble larynx besteht aus mehrheitlich angehenden Berufsmusikern und Gesangsprofis. Dank seiner Professionalität und Qualität übt das Ensemble auch eine Art Sprungbrettfunktion aus.

    Mit seinen Bühnenprogrammen dringt larynx sowohl musikalisch wie auch aufführungspraktisch in bisher unerobertes Terrain vor und will so Vokalmusik in einer fesselnden, überraschenden und berührenden Form erlebbar machen, welche traditionelle Pfade verlässt, ohne dabei jedoch den Wert und die Qualität der Musik in Frage zu stellen. Für die Realisierung seiner stil- und spartenübergreifenden Projekte, wählt larynx ungewöhnliche Aufführungsorte (u.a. Gelände der Stadtgärtnerei Basel in Brüglingen, ehem. Druckereihalle Imprimerie Basel, beim Festival STIMMEN) und sucht die Zusammenarbeit mit externen Fachleuten für Dramaturgie und Regie sowie Berufsinstrumentalisten.

    Der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion ist die Förderung des Nachwuchses im Bereich Vokalgesang ein wichtiges Anliegen. Mit der Vergabe des Förderpreises 2012 an das Ensemble larynx wird nach 2010 erneut ein Vokalensemble nominiert. Das Ensemble larynx überzeugt durch den innovativen Ansatz und seine professionelle Qualität resp. Exzellenz.

    Die Preissumme für den Basellandschaftlichen Förderpreis Musik/Theater ist mit
    CHF 10'000.-- veranschlagt.

    3. Kulturpreisfest (Preview)
    Die vier Preise werden durch den Vorsteher der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion an einer Veranstaltung am 26. September 2012 überreicht werden. Die Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion möchte die Tradition der bisher öffentlichen Kulturpreisfeste weiterführen.

    Mittwoch, den 26. September 2012 im "Sanssouci" (ZicZac) in Allschwil
    17.30 Uhr     Mediengespräch mit allen Preisträgern und Preisträgerinnen sowie Regierungsrat Urs Wüthrich-Pelloli, Vorsteher der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion
    18.30 Uhr    Apéro und Entr'actes mit Thomas Rabenschlag
    19.00 Uhr     Preisübergabe
    20.00 Uhr    Buffet riche
    Einladungen werden per anfangs September verschickt.

    4. Auskünfte
    • Regierungsrat Urs Wüthrich, Vorsteher der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion, unter +41 61 552 50 51 oder [email protected]