Protokoll der Landratssitzung vom 25. Februar 2016
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2015-211 vom 21. Mai 2015 Postulat von Jürg Wiedemann, Grüne-Unabhängige: Weiterbildungskonzept überdenken und Kosten einsparen - Der Regierungsrat beantragt: Entgegennahme - Beschluss des Landrats vom 25. Februar 2016: < überweisen > |
Landratspräsident Franz Meyer (CVP) informiert, dass der Regierungsrat das Postulat entgegen nimmt.
Miriam Locher (SP) gibt bekannt, dass die Fraktion der SP den Vorstoss nicht überweisen wird. Man kann natürlich geteilter Meinung sein über das gesamte Angebot der Weiterbildungen. Und es wäre natürlich wünschenswert, wenn alle Weiterbildungen den Unterricht verbessern würden. Wie aber soll das gemessen werden? Der Vorstoss scheint der SP ein weiterer Angriff auf den Lehrplan und die Fremdsprachendidaktik und deshalb der komplett falsche Weg zu sein. Die SP ist der Meinung, dass das Konzept Weiterbildung sicher überarbeitet werden muss. Dementsprechend werden weitere Vorstösse aus der Fraktion folgen.
Florence Brenzikofer (Grüne) sagt, dass auch eine Mehrheit der Fraktion Grüne/EVP das Postulat ablehne. Auch hier hat man es wieder mit einer unangemessenen Flughöhe zu tun. Es soll nicht darum gehen zu bestimmen, welche Weiterbildungen es für Lehrerinnen und Lehrer geben soll. Es gibt dazu eine Fachstelle Erwachsenenbildung, die den klar festgeschriebenen Auftrag hat: «Die Weiterbildungsformate orientieren sich an den Bedürfnissen aus der Praxis sowie an Aufträgen aus der Bildungspolitik.» Auch dabei hat die Votantin Vertrauen in die Bildungsdirektion, dass dies genau angeschaut und überprüft wird. Deshalb braucht es das Postulat nicht.
Pascal Ryf (CVP) stellte vorhin mit einem Blick in die Runde fest, dass viele Solitär spielen oder Zeitung lesen. Kein Wunder. Selbst der Votant, der aus der Pädagogik kommt, hat langsam genug von den ellenlangen Diskussionen über operative Themen aus dem Bildungswesen, die wirklich nicht in den Landrat gehören. Besieht man sich aber mal die Kursliste der Fachstelle Erwachsenenbildung, gibt es Angebote, deren Sinn wirklich fraglich ist, wenn z.B. eine Französischlehrerin einen Yogakurs oder ein Mathelehrer einen Töpferkurs besucht. Natürlich liegt es in der Kompetenz der Schulleitung. Aber zu prüfen, welche Angebote es überhaupt gibt, macht sicher Sinn. Das hat nichts mit Ideologie zu tun, sondern rein mit Kosten und Angebotsüberprüfung. Die CVP/BDP-Fraktion ist dafür, die Vorlage zu überweisen.
Pascale Uccella (SVP) kann ihrem Vorredner nur beipflichten. Die SVP-Fraktion ist ebenfalls für Prüfen und Berichten.
Paul R. Hofer (FDP) kann sich dem anschliessen.
Jürg Wiedemann (Grüne-Unabhängige) geht es um Folgendes: Die Lehrkräfte sollen einen qualitativ hochstehenden Unterricht erteilen. Wenn eine Schulleitung merkt, dass eine Lehrperson in einem Bereich ein Defizit hat, ist es notwendig und sinnvoll, mit gezielten Weiterbildungen zu erreichen, dass der Unterricht verbessert wird. Was hier aber gemacht wird: Jede Lehrperson kann in mehr als 2% ihrer Arbeitszeit irgendetwas besuchen. Yogakurs, Kochkurs - der Votant lernt derzeit, wie man einen Gratin macht. Nun soll ihm aber jemand mal erklären, wie dadurch sein Mathematikunterricht verbessert wird. Es macht letztlich keinen Sinn, ausser dass es Spass macht, wenn man einen guten Gratin hinbekommt.
Christine Koch (SP) zu den zwei Prozent: Viele Kurse sind obligatorisch. Einige Kurse kann man sich gar nicht aussuchen. Und zu den anderen Kursen: Manchmal ist es ganz gut, wenn jemand 20 Jahre lang Mathematik unterrichtet hat, einmal einen Töpferkurs zu besuchen, um dafür ein Burnout abzuwenden. Das ist nämlich viel, viel billiger. Warum andere Fraktionen diesen Vorstoss überweisen wollen, ohne eine Begründung dafür zu liefern, ist für die Votantin nicht nachvollziehbar. Dann muss man ja gar nicht erst aufstehen, um etwas zu sagen, das eigentlich nichts ist.
Andrea Heger (EVP) widerspricht dem zweiten Vorstoss von Jürg Wiedemann ganz vehement. Es ist erwiesen, dass die Persönlichkeit der Lehrperson einen grossen Einfluss darauf hat, wie gut sie unterrichtet. Alles, was die Lehrperson stärkt, stärkt auch die Schule. Viele Themen, zu denen eine Weiterbildung gemacht wurde, von dem die Lehrpersonen begeistert waren, fliessen in die Schule zurück. Zum Beispiel in Projektwochen. Die Votantin sah es früher ähnlich wie Wiedemann, ist aber sehr viel liberaler geworden. Man sollte nicht wegen einzelner Probleme eine Gesetzesflut auslösen und alles kontrollieren wollen. Kontrolle der Weiterbildung, und dessen, was eine Lehrperson braucht und was nicht, ist Aufgabe der Schulleitung. Im Heft steht jeweils drin, für wen der Kurs empfohlen ist. Bildet sich eine Lehrperson ständig in die falsche Richtung weiter, kann und soll die Schulleitung einschreiten. Man kann aber nicht einerseits fordern, die Schüler zu individualisieren, während man bei den Lehrern das Gegenteil macht.
Florence Brenzikofer (Grüne) ergänzt zu ihrem Votum von vorhin, dass es in einem Schuljahr auch Blockwochen gibt. Es gibt Themenwochen, an denen z.B. Lerntechniken angeschaut werden. In diesem Rahmen machen solche Kurse durchaus Sinn und die Votantin kann es sich durchaus vorstellen, einen Töpferkurs zu besuchen. Yoga-Kurse können auch hilfreich sein, wenn die Lerntechnik und das Arbeitsverhalten mit den Schülerinnen und Schülern angeschaut wird. Es ist nicht anzunehmen, dass man nur von den Lektionen, wie sie im Stundenplan stehen, ausgeht. Den Lehrpersonen und Schulleitern hier ist durchaus bekannt, dass das Schuljahr auch aus solchen Themenwochen besteht, die ebenso wichtig sind.
://: Der Landrat überweist das Postulat 2015/211 mit 45:25 Stimmen. [ Namenliste ]
Für das Protokoll:
Markus Kocher, Landeskanzlei
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