Protokoll der Landratssitzung vom 22. März 2007
Protokoll der Landratssitzung vom 22. März 2007 |
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2006-155
vom 8. Juni 2006
Postulat
vom Simone Abt, SP: Psychomotoriktherapie für alle Kinder, die sie brauchen
- Beschluss des Landrats am 15. Februar 2007 <
abgesetzt
>
- Beschluss des Landrats am 22. März 2007: < überwiesen >
Nr. 2340
Die Landratspräsidentin gibt bekannt, dass die Regierung bereit sei, das Postulat entgegenzunehmen.
Es liegt ein Antrag der SVP-Fraktion vor, welche der Meinung ist, dass das Postulat nicht entgegengenommen werden sollte.
Postulantin Simone Abt (SP) dankt zunächst der Regierung für deren Einsicht und Absicht, das Postulat entgegennehmen zu wollen.
Gerne erklärt sie nun der SVP-Fraktion, worum es beim Postulat geht.
Die Psychomotoriktherapie ist eine niederschwellige Bewegungstherapie, welche Kinderärzte Kindern im Kindergarten- und zum Teil im Primarschulalter verschreiben, die Anzeichen von Störungen zeigen. Das können sein: Hyperaktivität, motorische Störungen oder beginnendes Übergewicht, das in unserer Gesellschaft immer mehr zum Thema wird.
Da es sich um eine niederschwellige Therapie handelt, spart sie, wenn sie rechtzeitig einsetzt und rechtzeitig wirken kann, sehr hohe Kosten, die später, wenn sich das Problem verschlimmert, anfallen würden - es handelt sich einerseits um Kosten im gesundheitlichen Bereich, andererseits im Sozialbereich.
Die aktuelle Situation im Kanton ist so, dass dreissig Kinder auf einen Therapieplatz warten. Das scheint nicht viel zu sein - warum also sollen diese Kinder nicht warten können? Es handelt sich um Kinder, die sich rasch entwickeln. Die Abklärungen, welche die Fachstellen für Psychomotorik auf Rat des Kinderarztes machen, beziehen sich auf einen bestimmten Zeitpunkt, und dort sollte die Therapie ansetzen. Müssen die Kinder warten, dann läuft die Zeit ab, der Zustand der Kinder verändert sich und die Griffigkeit der Therapie ist nicht mehr die gleiche. Je früher die Therapie einsetzt, desto besser und effizienter wird sie sein, weshalb ein Interesse daran bestehen muss, keine Wartelisten in diesem empfindlichen Bereich zu haben.
Warum kann man nicht zuwarten, bis die Warteliste von selbst kleiner wird? Das ist bis zu einem gewissen Grad passiert, man hat bereits gewartet, und die Therapeutinnen haben bereits optimiert. Die aktuelle Warteliste von 30 Kindern ist ein Restbestand, der jetzt eine Therapie bräuchte. Es geht also um eine Menge, die mit dem heutigen Angebot nicht bewältigt werden kann.
Was braucht es dafür? Es geht um die Aufstockung einer Therapeuten-Teilstelle - die Kosten betragen 40'000 bis 60'000 Franken. Das ist nicht sehr viel Geld, aber es generiert einen grossen Nutzen.
Simone Abt bittet deshalb, der Regierung zu folgen und das Postulat zu überweisen.
Gemäss Rosmarie Brunner (SVP) sei ihrer Fraktion nicht ganz klar, was hier noch geprüft und berichtet werden solle, wisse man doch, dass die Stiftung bereits letztes Jahr die zusätzlichen Stellenprozente beantragt habe. Wird nun das Postulat vom Landrat überwiesen, dauert es auch eine gewisse Zeit, bis es bearbeitet ist. Ist es nicht so, dass die Regierung von sich aus reagieren kann, und zwar schneller?
Christa Oestreicher (FDP) erklärt, ihre Fraktion habe sich nur mit einer knappen Mehrheit für die Überweisung des Postulates ausgesprochen.
Ein Postulat beauftragt die Regierung, zu prüfen und zu berichten - hier aber wird eine konkrete Forderung an die Regierung gerichtet, nämlich die Aufstockung von Stellen. Das hat einen grossen Teil der Fraktion gestört, aber sie ist dafür, zu prüfen, wie lange Wartelisten und wie auch Therapien vermieden werden können, und zwar durch Aufklärung und Prävention - unter dem Motto "Orientieren statt therapieren". Auch der FDP ist in diesem Fall klar, dass etwas geschehen muss, um die langen Wartelisten abzubauen. Das Wohl der Kinder, die bereits abgeklärt und auf einen Therapieplatz warten, steht im Vordergrund. Aus diesem Grund ist die Fraktion, wie erwähnt, mit einer knappen Mehrheit für die Überweisung des Postulates.
Jacqueline Simonet (CVP) erklärt, die CVP/EVP-Fraktion sei einstimmig für Überweisung des Postulates, auch als Zeichen zugunsten der Psychomotorik. Die Wartelisten bestehen seit langem, und es ist wirklich Zeit, das Problem zu lösen.
Wenn man als junge Familie mit einem Kind, das die Therapie braucht, betroffen ist, so ist eine solche Wartezeit sehr lange. Die Situation verändert sich auch, und die Therapie hat letztlich weniger Erfolg, weil sie zu spät eingesetzt hat. Das ist der Sache nicht dienlich, und wir können hier Prävention im besten Sinne bieten. Die Fraktion ist deshalb dankbar, dass die Regierung bereit ist, das Postulat entgegenzunehmen und etwas zu unternehmen.
Madeleine Göschke (Grüne) erklärt, das Orientieren sei in dieser Situation völlig fehl am Platz. Man weiss, was die Kinder brauchen, aber sie müssen auf die Therapie warten. Es ist dringend notwendig, die Wartezeiten zu verkürzen. Damit wird auch Geld gespart, denn durch die Wartezeit wird die Situation für die Kinder schlimmer, wodurch sich die Therapien verlängern.
Sie bittet, das Postulat zu überweisen.
Er sei, so Röbi Ziegler (SP), Vater eines zwölfjährigen Buben, der eine Behinderung habe. Dank der heilpädagogischen Früherkennung in unserem Kanton und der früh einsetzenden Therapie konnte bei dieser Behinderung vieles ausgeglichen werden. Es handelt sich dabei um eine sensomotorische Behinderung, die exakt in den Bereich der Psychomotoriktherapie, geht - diese muss dann einsetzen, wenn die Wurzeln dieser Behinderung, nämlich ein unterentwickeltes Gleichgewichtsempfinden und dessen Verarbeitung durch das Hirn, sich beim Kind in Entwicklung befinden. Setzt die Therapie zu spät ein, dann gehen sehr viele Chancen verloren. Ob einem Menschen später die schulische und berufliche Integration gelingen wird, hat sehr viel mit heilpädagogischer Früherkennung und einem möglichst frühen Einsetzen der Therapie zu tun.
Aus diesem Grund bittet Röbi Ziegler den Landrat, sich nicht am Formellen zu stossen und der Postulantin nicht vorzuwerfen, sie ergreife das falsche Mittel. Ein Postulat dient sehr wohl dazu, die Regierung zu bewegen, eine Massnahme zu ergreifen, die in ihrer Kompetenz liegt - dem ist nämlich so, und das wissen auch alle Juristen hier. Er bittet, das Postulat zu überweisen.
Keine weiteren Wortbegehren.
://: Der Landrat heisst die Überweisung des Postulates 2006/155 mit 60 : 15 Stimmen bei 2 Enthaltungen gut.
Für das Protokoll:
Barbara Imwinkelried, Landeskanzlei
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