Protokoll der Landratssitzung vom 15. Dezember 2005
Protokoll der Landratssitzung vom 15. Dezember 2005 |
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2005-288
vom 3. November 2005
Postulat
der CVP/EVP-Fraktion: Qualitätssicherung auf Niveau A der Sekundarschule
- Beschluss des Landrats < überwiesen >
Nr. 1550
Landratspräsident Eric Nussbaumer erklärt, der Regierungsrat lehne das Postulat ab.
Regierungsrat Urs Wüthrich begründet: Die Formulierung ist nicht mehr ganz aktuell. Der Regierungsrat hat abgelehnt, da er der Meinung ist, man könne nicht etwas bestellen, wofür zu zahlen man nicht bereit ist. Nun hat das Parlament aber beschlossen, die erforderlichen Mittel zur Verfügung zu stellen. Das Postulat könne daher auch überwiesen werden, wenn es darum gehe, über die Bearbeitung zu berichten. Ein Stückweit sei es jedoch durch den parlamentarischen Auftrag in Zusammenhang mit dem Budget bereits erfüllt.
Jacqueline Simonet bedankt sich bei den Ratskolleginnen und -kollegen für das Ja zum Postulat von Florence Brenzikofer und damit zur Bewilligung des Kurses 2006. Trotzdem möchte sie an ihrem Postulat fest halten. Begründung: Die eine Forderung ist erfüllt. Nach der Debatte bleibt bei ihr aber ein merkwürdiges Gefühl zurück. Es wurde mehrmals behauptet, dass die jetzige Ausbildung verbessert werden muss. Sie fragt sich, was wohl die Lehrerinnen und Lehrer denken, die den ersten revidierten Kurs soeben absolviert haben, und zwar mit einem aussergewöhnlichen Engagement. Sind sie vielleicht Lehrerinnen und Lehrer zweiter Klasse? Tatsache ist, dass das Nachdiplomstudium SEA im Vergleich mit anderen Ausbildungen eine kostengünstige und effiziente Ausbildung darstellt. Sie wurde vor drei Jahren nach Bologna-Vorschriften revidiert. Von «Schnellbleiche», das Wort ist hier im November gefallen, kann bei 1'800 Lektionen in zwei Jahren - die Zahl entspricht im Übrigen einem Jahr Vollstudium - nicht die Rede sein. Hier werden motivierte Lehrkräfte, die bereits eine dreijährige Ausbildung hinter sich haben, 'on the job' für eine anspruchsvolle Lehrtätigkeit an der Sekundarschule des Niveaus A ausgebildet. Wer dies als Sackgasse definiere oder Europatauglichkeit verlange, verneine die Bedürfnisse unserer Schülerinnen und Schüler hier und müsse sich fragen lassen, wie ernst das Bildungsgesetz mit seinen drei Niveaus genommen wird.
Die Baselbieter Schülerinnen und Schüler brauchen gut ausgebildete Lehrpersonen, und die meisten Lehrpersonen sind nicht an einer internationalen Karriere interessiert. Sie brauchen aber die nötigen Werkzeuge für ihren Beruf hier, sie brauchen auch eine gültige Anstellung.
Eine weitere Aussage des Bildungsdirektors macht ebenfalls nachdenklich. Geht es wirklich darum, nur für Baselland eine bessere Ausbildung zu schaffen? Ab 1. Januar 2006 gibt es die FHNW. Von allen Seiten gibt es Bemühungen, unsere Schulstrukturen zu harmonisieren. Ist es daher sinnvoll, vielleicht nur für ein paar Jahre eine neue Ausbildung zu planen? - Der Nachdiplomkurs wurde erst vor drei Jahren reformiert. Die ersten AbsolventInnen schlossen im Juni 2005 ab. In ihrem Postulat verlangt Jacqueline Simonet die Schaffung eines Bildungsangebots für das Sekundarniveau A sowie Planungssicherheit für die Schulen. Dies ist ihr nach wie vor wichtig, damit nicht dasselbe wie in den letzten beiden Jahren passiert, nämlich dass die Schulen nicht wissen, ob der Kurs stattfindet oder nicht. Sie möchte, dass die gemachten Bemerkungen in der Planung mitberücksichtigt werden. In diesem Sinne bittet sie um Zustimmung zum Postulat.
Eva Gutzwiller bemerkt, Jacqueline Simonet habe im Prinzip alles gesagt. Dieselben Gedanken haben auch die FDP-Fraktion bewogen, das Postulat zu unterstützen, unabhängig davon, ob es - Gott sei Dank wurde es angenommen - bewilligt wurde oder nicht. Es sei ganz wichtig, dass nun nach der Zwischenlösung eine Anschlusslösung auf dem Tisch ist. Mit der Überweisung des Postulats möchte sie sicherstellen, dass jedenfalls eine Lösung kommt und nicht erst eine Zwischenlösung und nach einer Pause eventuell mal eine Lösung; ein nahtloser Übergang soll möglich sein.
Florence Brenzikofer kann sich dem Gesagten anschliessen, auch die Grünen werden das Postulat unterstützen.
Eva Chappuis : Die Mehrheit der SP-Fraktion wird das Postulat ebenfalls unterstützen. Sie selbst möchte den 'Friede-Freude-Eierkuchen' aber trotzdem ein wenig stören. Die Ausbildung, welche nun unterbrochen werden soll, war bewusst als Provisorium angelegt und nie als Dauerausbildung gedacht; es handelte sich um einen Notnagel, um aktuelle Personalengpässe bei der damaligen Realschule respektive heutigen Sekundarschule Niveau A zu beheben.
Die Sekundarschule unter einem Dach bedeutet, dass mittelfristig keine speziell für das Niveau A ausgebildeten Lehrkräfte mehr notwendig sind. Die Sekundarschule braucht Fachgruppenlehrkräfte, die auf allen drei Niveaus unterrichten können und flexibel einsetzbar sind; sie müssen sowohl fachlich als auch pädagogisch allen Niveaus dieser Schule gerecht werden. Es macht daher keinen Sinn, dieses Provisorium zu verlängern. Es behindere die Zusammenarbeit mit den anderen Kantonen, welche ebenfalls auf allen Niveaus einsetzbare Sekundarlehrkräfte brauchen, und damit die Schaffung vernünftiger Ausbildungen und eines vernünftigen Nachdiplomstudiums, welches Primarlehrerinnen und Primarlehrer dazu befähigt, auf der gesamten Sekundarstufe I zu unterrichten. Dies wäre ein lohnendes Ziel. Das andere sei weiterhin Pflästerli-Politik.
Keine weiteren Wortbegehren.
://: Der Landrat stimmt dem Postulat zur Qualitätssicherung auf Niveau A der Sekundarschule mit 44 : 17 Stimmen bei 2 Enthaltungen zu und überweist es damit an den Regierungsrat.
Landratspräsident Eric Nussbaumer macht dem Rat an dieser Stelle beliebt, die Sitzung abzubrechen und das Jahresprogramm 2006 in der Januarsitzung zu behandeln, da noch Verabschiedungen anstehen und im Anschluss eine kleine Chordarbietung vorgesehen ist.
://: Diesem Vorgehen stimmt der Landrat stillschweigend zu.
Für das Protokoll:
Brigitta Laube, Landeskanzlei
Fortsetzung