Protokoll der Landratssitzung vom 10. März 2005

Nr. 1125

22 2004/299
Postulat von Christoph Rudin vom 25. November 2004: Zentrale Informationsplattform und Buchungsstelle der Kulturveranstalter der Region Basel

Die Regierung spricht sich gegen die Überweisung des Postulats aus, auch wenn Regierungsrat Urs Wüthrich damit gegen ein eigentlich sympathisches Anliegen antreten muss.
Vor einigen Jahren hat die damalige EKD zusammen mit den Baselbieter Kulturveranstaltern einen ähnlichen Schritt geplant. Die Umsetzung ist aus zwei Gründen gescheitert: erstens hat keine repräsentativ grosse Anzahl von Veranstalter(inne)n mitgewirkt; die Bereitschaft war schwach, weil die potentiellen PartnerInnen je nach Sparte und Organisation ganz unterschiedliche Voraussetzungen und Ansprüche mitgebracht haben. Die kritische Masse für eine sinnvolle gemeinsame Intervention hat gefehlt. Und zweitens ist eine flächendeckende PR-Arbeit im Kulturbereich teuer und technisch aufwändig. Die entsprechenden Mittel waren weder bei den Beteiligten noch in der Direktion verfügbar. An dieser Situation wird sich nichts geändert haben.
Seither ist die Entwicklung im Gebiet PR rasch vorangeschritten. Es gibt auch eine ganze Anzahl gut akzeptierter Vorverkaufsstellen, welche die Bedürfnisse der Baselbieter VeranstalterInnen heute abdecken; vor allem ist auch das Internet zu einem wichtigen Werkzeug und einer nützlichen Plattform für Information, Werbung und Vorverkauf geworden. Davon profitieren vor allem die kleinen und mittleren Veranstalter.
Erwähnung verdient auch die ProgrammZeitung , die seit der Einführung der monatlichen Erscheinungsweise zu einer wertvollen Plattform der öffentlich tätigen Baselbieter KulturveranstalterInnen geworden ist. Sie treten in einem Sonderbund gemeinsam auf mit ihren Programmen, Aufführungsorten und -daten, und dies zu einem günstigen Tarif. Dieser ist möglich geworden durch die Unterstützung der BKSD im Rahmen ihrer vom Regierungsrat im Dossier kulturelles.bl bewilligten Kulturförderungsarbeit.
Die Verhältnisse im Kanton Basel-Stadt sind ähnlich: auch dort haben sich kleinere und mittlere Betriebe mittels Internet gut organisiert.
Die Regierung schätzt also den Bedarf anders ein als der Postulant und sieht nur einen sehr begrenzten finanzpolitischen Spielraum, weshalb er die Nichtüberweisung des Vorstosses empfiehlt.

Christoph Rudin bemerkt, die Region Basel verfüge über ein reichhaltiges kulturelles Angebot. Viele Veranstalter werden von der öffentlichen Hand subventioniert. Damit man aber dieses Angebot nutzen kann, muss man wissen, wo wann was stattfindet, und man muss die Möglichkeit haben, ein Billett zu kaufen.
Der von der Regierung geschilderte Versuch ist nur untauglich abgeklärt worden, und ausserdem hat sich seither sehr vieles verändert.
Als Christoph Rudin sein Postulat verfasst hat, hat sich gerade der Boykott der BaZ durch die Veranstalter abgezeichnet. Er wollte erreichen, dass die entsprechenden Verhandlungen auf politischer Ebene zur Chefsache würden. Es reicht nicht, zu solchen Gesprächen engagierte Mitarbeiter zu schicken. Es ist zu hoffen, dass der Boykott zu Ende geht - aber das Problem bleibt bestehen. Die vom Regierungsrat erwähnte ProgrammZeitung , wo der Kanton die Veranstalter ein Fenster für ihre Werbung hat einkaufen lassen, hat nur eine sehr geringe Auflage. Ein ähnliches Abkommen sollte deshalb mit den Tageszeitungen in der Region abgeschlossen werden.
Der Postulant liest regelmässig das «NZZ Ticket», wo nicht nur auf die Veranstaltung an sich, sondern auch noch auf deren Inhalt hingewiesen wird. In dieser Art - und möglicherweise noch etwas ausführlicher - stellt er sich die gewünschte Informationsplattform vor. Diese besteht zur Zeit nicht. Heute ist die Werbung der einzelnen Baselbieter Kulturanbieter, die Subventionen erhalten, verzettelt und uneinheitlich. Würde es gebündelt, ergäbe sich ein gemeinsamer, stärkerer Auftritt. In den Subventionsverträgen könnten die Veranstalter verpflichtet werden, sich einem gemeinsamen Werbepool anzuschliessen.
Es gibt verschiedene Private, die gerne als Vorverkaufsstelle tätig würden, so wie dies die Basellandschaftliche Kantonalbank bereits für das Theater Basel und die Kaserne macht; aber die anderen Baselbieter Veranstalter sind ausgeschlossen. Dabei wären bestimmt Möglichkeiten zu finden, wenn nur einmal ernsthaft darüber verhandelt würde.
Seit dem letzten Versuch ist in Baselland eine eigene Tourismusorganisation entstanden. Oliver von Allmen von Baselland Tourismus und Daniel Egloff von Basel Tourismus wären sehr interessiert, an einer Kultur-Informationsplattform in der vorgeschlagenen Art mitzuwirken. Der Synergieeffekt würde sogar zu einer Kosteneinsparung führen und die Angebote für die Besucher der Kulturveranstalter interessanter machen.

Laut onlinereports sei der Boykott der Kulturveranstalter gegen die BaZ beendet, erklärt Dieter Völlmin . Diese Argumentation ist nun also hinfällig.
Die SVP-Fraktion hat nichts einzuwenden gegen eine zentrale Informationsplattform und Buchungsstelle der Kulturveranstalter, aber sie glaubt nicht, dass dies ein Feld für eine neue staatliche Aufgabe ist, weshalb sie sich gegen das Postulat ausspricht.
Die entscheidenden Zeilen im Vorstoss lauten wie folgt:
«Da die Kulturveranstalter untereinander nach wie vor nur unzureichend vernetzt sind, ist die logistische Mithilfe der öffentlichen Hand für die Einrichtung dieser Dienstleistung im Sinne einer Hilfe zur Selbsthilfe unerlässlich.»
Wenn es aber tatsächlich so sehr im Interesse der Kulturveranstalter ist, sich zu vernetzen, würden sie sich bestimmt von sich aus zusammen tun. Und wenn sie das tun, dann braucht es - wie indirekt auch der Postulant zugibt - die logistische Hilfe durch den Staat nicht mehr.
Es besteht also keine Notwendigkeit für diesen Vorstoss.

Christian Steiner gibt bekannt, dass auch die CVP/EVP-Fraktion das Postulat ablehnt. Es bestehen genügend Ressourcen für ein gemeinsames Vorgehen der Kulturveranstalter.

Begeistert ist hingegen Etienne Morel von der Idee eines regionalen Kulturportals. Ein solcher One-Stop-Shop für kulturelle Angebote lohnt sich als Dienstleistung gegenüber den Konsumenten und Touristen in unserer Region.
Statt dass diese die Informationen mühsam zusammen suchen müssen, könnten sie ihnen auf einem Tablett serviert werden. Das würde die Attraktivität der Region ganz markant steigern.
Schweiz Tourismus hat neulich bekannt gegeben, dass sie ihre Marketingstrategie künftig vermehrt auf städtische Regionen ausrichten werde. Von dieser Massnahme wird die Region Basel bestimmt erheblich profitieren. Dem Touristen, der hierher kommt, soll mit einer attraktiven Infrastruktur ein Stück weit entgegen gekommen werden.
Das Postulat ist einerseits ein Entlastungsvorstoss zugunsten der Wirtschaft im Dienstleistungssektor, und andererseits macht es sich auch für Konsumentenanliegen stark. Die Grünen unterstützen den Vorstoss einstimmig.

Eine zentrale Plattform für Kulturveranstaltungen hält Paul Schär für eine gute Idee. Aber für eine solche Lösung braucht es den Staat nicht. Die Zuständigen sollen sich auf privater Ebene vernetzen. Die FDP-Fraktion ist gegen das Postulat.

://: Das Postulat wird abgelehnt.

Für das Protokoll:
Alex Klee-Bölckow, Landeskanzlei



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