Protokoll der Landratssitzung vom 6. Mai 2004

Nr. 562

11 2003/260
Postulat von Thomi Jourdan vom 30. Oktober 2003: Evaluation von OpenSource Lösungen in der kantonalen Informatik

RR Adrian Ballmer lehnt das Postulat ab, wäre aber auch mit einer Überweisung bei gleichzeitiger Abschreibung einverstanden.
Zur Sache: Während eines längeren Zeitraumes wurde Unix als ein Alternative zu den Microsoft-Produkten betrachtet. Weil Unix aber verschiedenste Derivate umfasst und meist proprietär an die Hardware einzelner Hersteller gekoppelt ist, konnte Unix - vor allem auch wegen der hohen Preise - nur eine Nische abdecken. Billiger sind die kleineren Systeme, die dank enormer Stückzahlen kostengünstig produziert werden. Ist auf diesen Systemen die Software sogar noch kostenlos, so lassen sich für diese Kombination gute Erfolgschancen erkennen. FOSS (Free and Open Source Software) wie etwa Linux hat sicherlich eine gute Ausgangslage, anderen Mitbewerbern Marktanteile abzujagen. Eine Konkurrenz zu Microsoft ist im Entstehen begriffen und zu begrüssen. Die Preise dürften damit eher unter Druck geraten.
Vor einem Jahr hat der Regierungsrat auf Antrag der Fachgruppe Informatik entschieden, die Microsoft Office Software aus dem Jahre 1997 durch eine neue Version desselben Herstellers abzulösen. Ein Betriebssystemwechsel wäre aufgrund der vielen spezifischen Verwaltungsanwendungen entschieden teurer gewesen. Die Umstellungen auf die Nachfolgeversionen XP sind bereits in der Umsetzungsphase, der Projektabbruch wäre zur Zeit nicht sinnvoll. Turnusgemäss wird in fünf bis sechs Jahren ein nächster Generationenwechsel bevorstehen. Bis zu diesem Zeitpunkt wird FOSS seinen Marktstart hinter sich gebracht haben, und der Kanton wird von den Erfahrungen der Erstumsteiger profitieren können und muss nicht in ein technisch wie wirtschaftlich riskantes Projekt einsteigen. Bisher liegen kaum Nachkalkulationen vor, die aufzeigen würden, mit welchen Kosten der Umstieg auf FOSS tatsächlich verbunden ist. Ein späterer Umstieg kann erleichtert werden, wenn der Einsatz offener Standards, beispielsweise XML, bereits heute konsequent umgesetzt wird. Eine diesbezügliche Weisung wird im Kanton befolgt.
In bestimmten Fällen setzt die kantonale Verwaltung Basel-Landschaft bereits Linux ein, etwa als Webserver. Informatik, Planung und Koordination, IPK, eine Abteilung des FKD Generalsekretariats, verfolgt die Entwicklung des Marktes sowie die Strategien anderer Kantone aufmerksam und weiss, was sich auf dem Markt tut. IPK wird den nächsten Strategieentscheid des Kantons vorbereiten.
Zur Zeit ist kein weiterer Handlungsbedarf gegeben. Deshalb der Antrag der Regierung, das Postulat nicht zu überweisen.

Thomi Jourdan bedankt sich für die Ausführungen und nimmt zur Kenntnis, dass die Migration auf XP bereits angelaufen ist und das Einwirken auf diesen eingeleiteten Prozess aktuell nicht sehr opportun wäre.
Als Mitarbeiter eines im Vergleich zum Kanton viel kleineren Betriebs gibt Thomi Jourdan bekannt, dass sich dieser Betrieb zu einem schrittweisen Übergang auf eine Linux-Lösung entschieden hat und bereits eine massive Reduktion des Supports feststellen konnte.
Das nebeneinander Laufen der grundsätzlich verschiedenen Systeme ist heute leichter möglich als noch vor zwei oder drei Jahren. Einzelne Gruppen bereits heute auf das neue System umzustellen, ist durchaus realisierbar, die Kompatibilität ist extrem hoch und die Nutzer-Bedienungsfreundlichkeit ebenfalls.
Leise Befürchtungen hegt Thomi Jourdan vor der durch die IPK vorzubereitenden Umstellungsphase. Dannzumal werden die Damen und Herren von Microsoft anklopfen und beteuern, wie extrem teuer die Umstellung sei. Ohne Zweifel generiert eine Umstellungsphase Anfangskosten, doch sind die Folgekosten einer proprietären Lösung sicherlich höher.
Die Mär, wie teuer und wie kompliziert alles sei, ist seit zwei Jahren nicht mehr haltbar. Mit der Überweisung und Abschreibung zum heutigen Zeitpunkt erklärt sich Thomi Jourdan einverstanden, hofft aber sehr, dass seine Alternative irgendwann geprüft wird, um Kosten zu sparen.

Karl Willimann
anerkennt, dass Thomi Jourdan mit seinem Vorstoss einen schwelenden Konflikt im Informatikbereich der Verwaltung angezogen hat, nämlich: OpenSource versus Microsoft.
Die SVP schliesst sich aber aus folgenden Gründen der Meinung des Regierungsrates an:
Die Entwicklung wird in der Verwaltung genau verfolgt. Im Serverbereich wird vielfach bereits heute Linux eingesetzt, insbesondere in den zentralen Informatikdiensten der FKD und bei der Applikation Geografisches Informationssystem, GIS. Allerdings muss bedacht werden, dass die Ausbildung der Tausenden von Mitarbeitenden auf Microsoft viel Geld verschlungen hat und auch im privaten Bereich die meisten Microsoft benutzen.
Für die Verwaltung bedeutet dies, dass sie die Entwicklung genau beobachten und sich im Sinne eines vorbehaltenen Entschlusses trotzdem schon mit der Frage der Umstellung befassen muss.

://: Der Landrat überweist das Postulat 2003/260 von Thomi Jourdan und schreibt es gleichzeitig ab.

Für das Protokoll:
Urs Troxler, Landeskanzlei



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