Protokoll der Landratssitzung vom 24. Juni 2004

Nr. 679

Abschlussrede von Landratspräsident Hanspeter Ryser

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen
Liebe Mitglieder des Regierungsrates
Werte PressevertreterInnen und Gäste

Für rund einen Drittel der Landrätinnen und Landräte geht mit dem heutigen Tag das erste Jahr ihrer Parlamentstätigkeit zu Ende - Gelegenheit für eine erste Bilanz.
Vor einem Jahr wählten Sie mich zu Ihrem Präsidenten. Mit dem Ende der heutigen Sitzung habe ich zum letzten Mal das Wort hier oben auf dem Präsidentensessel. Die Tradition will es, dass der Abtretende seine persönlichen Rückschlüsse auf das Jahr zieht. Deshalb suchte ich meine Antrittsrede vom vergangenen Jahr hervor und bilanzierte zwischen Wunsch und Realität. Ich wünschte mir vor einem Jahr eine derart intensive Debatte über das Budget, dass dafür eineinhalb Tage notwendig werden, hätte es allerdings nie für möglich gehalten, dass der Landrat am 11. Dezember, abends um fünf Uhr, nach vollen eineinhalb Tagen dieses Budget verabschieden konnte.
Am 30. Oktober erhielten Sie eine Traktandenliste mit sage und schreibe 44 Traktanden plus Fragestunde. Bestens erinnere ich mich an den Hinweis von Walter Mundschin, der bei der Vorbereitung der Sitzung meinte, ein Pressevertreter habe ihn angerufen und gefragt, wie weit der Landrat wohl bei der Behandlung dieser langen Traktandenliste kommen würde. Des Landschreibers selbstsichere Antwort, der Landrat werde sämtliche Geschäfte zu Ende beraten, löste am anderen Ende der Leitung Ungläubigkeit aus. Tatsächlich aber waren am Abend des 30. Oktober alle Geschäfte beschlossen. Seither wurde der Landschreiber nie mehr angefragt, wie weit der Landrat wohl kommen werde.
Damit die Volksabstimmung über die Jubiläumsinitiativen und die Initiative für eine faire Partnerschaft am 16. Mai stattfinden konnte, musste der Landrat die Vorstösse am 19. Februar zwingend zu Ende beraten. Benötigt wurden dafür fünfeinhalb Stunden, das heisst, die Sitzung musste um eineinhalb Stunden überzogen werden.
Die aufgeführten drei Rekorde zeigen mir, dass der Landrat belastbar und gewillt ist, für seine Anliegen einzustehen und seine Prioritäten der Traktandenliste anpassen kann.
Nun geht der Landrat mit einem einigermassen aufgeräumten Tisch in das zweite Jahr der laufenden Legislatur. Zur Zeit befinden sich noch rund 60 Persönliche Vorstösse sowie 28 Vorlagen auf dem Pendenzenberg, ein rekordtiefes Niveau. Im vergangenen Jahr hat der Landrat immerhin 420 Geschäfte behandelt - ich denke, das ist eine Leistung!
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich darf wirklich sagen: Mit Ihnen hatte ich ein sehr schönes und intensives Jahr.
Allerdings, ein Landratspräsidentenjahr besteht nicht allein aus dem Führen der Landratssitzung, gefragt ist auch das Repräsentieren nach aussen. Ich hatte grossen Spass, mit meinem kleinen Auto für den Landrat und den Kanton zu werben. In offizieller Mission rauschte ich so gut 8000 Kilometer durchs Land.
Immer wieder freute ich mich, und freue ich mich noch heute, wenn ich bei Anlässen feststelle, dass der Baselbieter Pin getragen wird. Ich liess diesen Pin, der einfach zu allem passt, anfertigen. Er stiess - auch in Zeiten leichter Anspannung - zumal in Basel auf gute Resonanz und Akzeptanz. Übrigens: Den Pin kann man auf der Landeskanzlei beziehen, gratis!
Während meines Präsidialjahres durfte ich viele Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft kennenlernen. Niemand soll im Besonderen hervorgehoben werden, wenn ich auch eine kleine Besonderheit nicht unerwähnt lassen möchte: Ich durfte während meiner Amtszeit 9 amtierenden Bundesrätinnen und Bundesräten die Hand schütteln, zwei davon sind natürlich nicht mehr im Amt.
Da im Baselbiet der Wechsel am 1. Juli vollzogen wird, lernt man als Baselbieter Präsident zwei Grossratspräsidien kennen. Ich hatte auch diesbezüglich grosses Glück, denn mit Leonhard Burckhardt und Beatrice Inglin begegneten mir zwei grossartige Menschen, mit denen ich eine sehr gute Zeit erlebte.
Zu Beginn meiner Amtszeit wünschte ich mir, trotz harten Politisierens das Lachen im Saal nicht zu vergessen. Tatsächlich verging keine Landratssitzung ohne Lachen, aus welchen Gründen auch immer.
Fragt man mich, was mir im Präsidialjahr am besten gefallen habe, fällt mir die Antwort leicht: Es war jene Arbeit, die mir zu Beginn des Morgens jeweils ein leichtes Flattern in Magen bescherte: Das Führen der Traktandenliste!
Der Landratspräsi wird - ausserhalb des Landratssaales - eher nicht mit Kritik überhäuft. Hier drinnen ist es anders. Ich lernte auf dem Präsisessel das Parlament zu fühlen, sehr schnell spürt man, was gerade läuft, oder ob man etwas falsch gemacht hat. Diese Direktheit schätze ich sehr.
Liebe Landrätinnen und Landräte, ich möchte Euch recht herzlich danken für das vergangene Jahr. Ich hoffe, Ihren Ansprüchen einigermassen genügt zu haben. Für mich geht ein sehr ereignisreiches, kurzweiliges und lehrreiches Jahr zu Ende.
Auch den Mitgliedern des Regierungsrates danke ich sehr. Wir durften sehr gut zusammenarbeiten, alle nahmen's mit Humor, auch dann, wenn ab und an von der hinteren Bank ein Spruch nach vorne drang.
Für das effiziente Zusammenarbeiten mit dem Büro und der Ratskonferenz danke ich ebenso, im Speziellen meiner Vizepräsidentin Daniela Schneeberger: die Zusammenarbeit mit Dir machte mir sehr viel Freude.
Ein besonderer Dank gilt auch den Mitarbeitenden der Landeskanzlei, an ihrer Spitze Landschreiber Walter Mundschin. Ich durfte mit allen ein sehr schönes, kollegiales Arbeiten erleben.
Der grösste Dank aber gilt meiner Familie - vor allem meiner Frau. Sie hielt mir während dieses Jahres den Rücken frei und verlor auch dann nicht die Fassung, wenn ich nach dem Duschen wieder einmal die passende Krawatte suchte, obwohl ich schon längst zum nächsten Anlass hätte unterwegs sein sollen, die Zeit mir aber davon rannte.
Nachdem nun für ein Jahr die Prioritäten klar zuerst beim Kanton und dem Landrat, und danach beim Betrieb und der Familie lagen, freue ich mich darauf, die Prioritätenliste am 1. Juli zu wenden.

Ich danke Euch allen.

Für das Protokoll:
Urs Troxler, Landeskanzlei



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