Protokoll der Landratssitzung vom 18. September 2003
Protokoll der Landratssitzung vom 18. September 2003 |
Nr. 97
11 2003/043
Postulat von Max Ritter vom 6. Februar 2003: Befristete, dringliche Begleitmassnahmen zur Reduktion der Schwarzwildschäden in der Landwirtschaft
Regierungpräsident
Erich Straumann
begründet die Ablehnung durch den Regierungsrat:
Immer wieder geben die Wildschweine Anlass zu Ärgernissen bei den Landwirten, wenn sie durch die Äcker pflügen und Schäden anrichten. Auch seien Schwarzwildschäden ein stets wiederkehrendes Thema im Landrat. Die Regierung lehnt das Postulat aber ab, da es nichts mehr zu prüfen gebe, denn man wisse alles. Zudem werde noch Geld verlangt und es sei keines vorhanden.
Das auf drei Jahre befristete Projekt soll Fr. 48'000 kosten, was insgesamt einen Betrag von Fr. 144'000 ergäbe. Schliesslich müsse man auch Kosten und Nutzen eines solchen Projektes gegeneinander abwägen. Erich Straumann ist zudem der Meinung, ein solches Projekt sei nicht notwendig, da es beispielsweise laut Auskunft bei der Jagdverwaltung in Anwil und anderen Gemeinden solche Wildäcker gibt. Was ist nun genau ein Wildacker? - Ein Wildacker wird ausserhalb des Waldes angelegt, indem man u.a. Süssmais und weitere 'Delikatessen für Schweine' dort ansät. Dabei geht man von der Annahme aus, dass das "Suggeli" sich dann dort verpflegt anstatt irgendwo anders in der Erde herumzuwühlen. Diesbezüglich seien auch die Jäger geteilter Meinung. Der Regierungsrat ist aber bereit, vom Amt her die nötige Fachunterstützung zu leisten. Man wird mit den Bauern und Jägern gemeinsam solche Versuche unternehmen, allerdings hält Erich Straumann auch eine gewisse Eigenverantwortung der Betroffenen für unerlässlich. Ein Problem bestehe zudem darin, dass man die Tiere gezielt im Wald haben möchte. Mit dem vorgeschlagenen Vorgehen aber würde man sie dazu erziehen, ausserhalb des Waldes zu wühlen. Abschliessend erklärt der Regierungsrat nochmals, er könne nichts mehr prüfen, und berichtet habe er jetzt.
Hanspeter Wullschleger
möchte doch noch ein paar Worte verlieren, obwohl nichts mehr zu machen sei. Das Postulat von Max Ritter komme nicht von ungefähr. Die durch Wildschweine verursachten Schäden haben die Schmerzgrenze für die Landwirtschaft langsam erreicht, beklagt er. Man könne und wolle dies nicht mehr ertragen. Vor allem im Grasland haben die Schäden in letzter Zeit massiv zugenommen. Nach einer langen Trockenperiode wurden die Wiesen nun nach dem letzten Regen wieder grün. Er könne ein paar Beispiele aufzeigen, wie die Wildschweine in der letzten und in der laufenden Woche die Matten bereits wieder umgepflügt haben. Bereits wurden neu angesäte Äcker, welche schon wegen der Trockenheit zwei oder dreimal neu besät werden mussten, wieder vernichtet. Das sind für ihn Fakten, welche man länger so nicht mehr hinnehmen kann. Der Postulant möchte aus diesem Grund die Wildäcker fördern. Wie Hanspeter Wullschleger der Presse entnehmen konnte, hat die Anlegung von Wildäckern auch bereits Wirkung gezeitigt, indem man vermehrt Wildschweine erlegen konnte. Die Tatsache, dass in unserem Kanton im letzten Jahr über 600 Wildschweine erlegt werden konnten, zeige doch, dass deren Bestand zu gross sei. Man müsse probieren, mit allen Mitteln die Anzahl Tiere auf ein erträgliches Mass zu reduzieren. Max Ritter und auch die Fraktion bitten daher den Landrat, das Postulat zu überweisen, damit auch von Seiten der Jägerschaft Hand geboten wird. Man wolle die Tiere nicht ausrotten, sondern deren Zahl in einem vernünftigen Mass halten.
Daniel Wenk
findet es unbestritten, dass die Wildsau bejagt werden muss angesichts der Schäden, welche sie anrichtet. Die Frage sei, wie das zu bewerkstelligen ist. Seiner Ansicht nach ist der hier gewählte Weg über sozusagen staatlich verordnete Wildäcker der falsche. Etwas anderes komme dazu: Im Februar 2001 bot die Jagdverwaltung sämtliche Jagdgesellschaften im Kanton auf und hat sie angehalten, ihre Kirrungen - Ort, an welchen die Schweine hingelockt werden, um sie abzuschiessen - nicht näher als 100 m an den Waldrand zu setzen. Da etliche davon näher am Waldrand waren, wurde nun verordnet, diese entsprechend zu versetzen. Nun wolle man diese kurze Zeit später ganz auf's Land hinaus nehmen; das sei doch ein etwas arger Widerspruch, meint der Landrat. Zudem lasse sich das deutsche Jagdsystem nicht mit dem hiesigen vergleichen. Da es sich nicht um den absolut richtigen Ansatz handle, bittet Daniel Wenk die Ratskollegen, das Postulat nicht zu überweisen.
Etienne Morel
unterstützt im Namen der Grünen Fraktion die Absicht des Postulats, denn es handle sich um ein Problem, welches Lösungen braucht. Doch kann seine Fraktion das Postulat als solches nicht unterstützen, obwohl die bisherigen Massnahmen nicht genügen. Er fügt an, dass das Buwal diesen Herbst eine Dokumentation zur Wildschweinjagd mit dem Titel "Praxishilfe Schwarzwild" herausgeben wird. Aufgrund dieser Informationsbroschüre könne vielleicht ein konzeptionell gemeinsamer Weg mit den anderen Kantonen gefunden werden. Sein Anliegen an die Regierung ist, sich diese Broschüre anzuschauen.
Bruno Steiger
erklärt, auch die Bauern müssten lernen, "mit der Natur zu leben". Er zeigt ein gewisses Verständndis für die Wildschweine, deren Lebensraum immer mehr eingeschränkt werde. Weder Max Ritter noch Hanspeter Wullschleger verüble er es, dass das Postulat letztlich vom Kanton Geld verlange. Heute Vormittag habe man aber noch von SVP-Seite vernommen, die Staatsquote solle nicht stets erhöht werden. Mit diesem Postulat werde dieser Aussage widersprochen. Die Schweizer Demokraten können dem Postulat nicht zustimmen.
Keine weitere Wortmeldung.
://: Der Landrat lehnt das Postulat 2003/043 von Max Ritter ab.
Für das Protokoll:
Brigitta Laube, Landeskanzlei
Fortsetzung >>>
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