Protokoll der Landratssitzung vom 18. September 2003
Protokoll der Landratssitzung vom 18. September 2003 |
Nr. 77
3 2003/136
Berichte des Regierungsrates vom 10. Juni 2003 und der Erziehungs- und Kulturkommission vom 23. August 2003: Bericht über den Sportklassenversuch auf Sekundarstufe l
Alt Kommissionspräsident
Eugen Tanner
merkt vorab an, dass der vorliegende Bericht deshalb etwas verfrüht an den Landrat gelangt, weil der Sportklassenversuch erst am Beginn seines vierten Jahres steht. Ein weiterer Berichtteil zum Versuch - finanzielle Abrechnung des vom Landrat gewährten Kredits - ist deshalb für Ende 2004 in Aussicht gestellt. Weil der Bericht schon heute erscheint, kann der Landrat nötigenfalls im Rahmen des Budgets 2004 Einfluss nehmen.
Idee ist es, auf der Grundlage des neuen Bildungsgesetzes die Sportklassen ab Schuljahr 2004/2005 als normales
Angebot zu führen. Die ersten Ergebnisse des Sportklassenversuches fallen sowohl in sportlicher wie in schulischer Hinsicht gut aus. Korrekturen, die noch anzubringen sind, gründen vorab in der Heterogenität (Mehrjahrgangsklasse mit drei unterschiedlichen Niveaus) der Sportklasse. Die dreijährige Erfahrung lehrt, dass ein gewisser Ausbau der Kapazität im LehrerInnenkollegium notwendig ist. Dafür wird im Budget 2004 ein Betrag in der Grössenordnung von 420'000 Franken eingestellt sein.
Die Erfahrung mit der Sportklasse ist aber insgesamt positiv und die Nachfrage ist nach wie vor sehr gross. Trotzdem wurde keine zweite Sportklasse eingeführt, weil die hohen Selektionskriterien nicht larger gehandhabt werden sollen.
Eugen Tanner bittet namens der Erziehungs-, Kultur- und Sportkommission vom Bericht positiv Kenntnis zu nehmen.
Elsbeth Schmied
gibt einleitend zu bedenken, dass es sich bei der Sportklasse nicht um eine dem neuen Bildungsgesetz entsprechende Sekundarschulklasse handelt, sondern um eine Klasse, die sich mehrheitlich aus SchülerInnen des sportlichen Nachwuchskaders der Schweiz zusammensetzt. Teilweise können die SchülerInnen, die neben dem Schulbesuch bis zu 19 Wochenstunden mit Sporttraining absorbiert sind, nationale und internationale Erfolge ausweisen.
Im Jahre 2002 stellte der Landrat sicher, dass die SportklassenabgängerInnen ans Gymnasium wechseln oder in eine Berufslehre eintreten können, welche die speziellen sportlichen Bedingungen gewährt.
Die SportklassenteilnehmerInnen leisten ein enormes Pensum. Sowohl in schulischer wie in sportlicher Hinsicht sind sie erfolgreich, wie die Evaluation beweist.
Die Sportklasse nimmt sämtliche Jährgänge der Sekundarstufe 1 auf. Die Evaluationsergebnisse zeigen, dass eine solche Klasse nur dank des sehr hohen Engagements der Lehrkräfte möglich ist. All diesen engagierten Lehrkräften sie der grosse Dank ausgesprochen.
Wie allerdings der weitere Lebensweg der SportklassenschülerInnen verlaufen wird, bleibt abzuwarten.
Zudem stellt es für die Absolventinnen und Absolventen eine grosse Herausforderung dar, dasselbe schulische Niveau zu erreichen wie ihre Kolleginnen und Kollegen in den Regelklassen.
Mehrkosten von etwa 90'000 Franken werden zu bewilligen sein, allerdings für künftig 20 statt wie bisher für nur 16 SchülerInnen.
Die SP nimmt Kenntnis von der Vorlage und empfiehlt Zustimmung.
Silvia Liechti
kann festhalten, dass der Zwischenbericht über den Sportklassenversuch in der SVP auf grosse Akzeptanz gestossen ist. Insbesondere glücklich ist die SVP über die seriöse Evaluation und darüber, dass die nötigen konsequenten Schritte bereits eingeleitet wurden, so etwa die Anpassung der Stundentafel an die Bedürfnisse der SportlerInnen und an die bei der Ernährung festgestellten Defizite.
Silvia Liechti bedankt sich sowohl bei den jungen SportlerInnen wie bei den Lehrkräften und den organisatorisch Mitbeteiligten für das allseits überdurchschnittliche Engagement. Ein besondere Dank geht auch an die Lehrbetriebe, die bereit sind, den Lehrlingen entsprechende Strukturen zu bieten.
Die SVP nimmt Kenntnis vom Zwischenbericht.
Christine Mangold
, FDP, ist nach wie vor von der Einführung des Sportklassenversuchs überzeugt.
Einerseits ist es erfreulich, dass die SchülerInnen des Sportklassenversuchs sportlich an der Spitze mit dabei sind, doch macht der Bericht auch deutlich, dass der Anschluss an weiterführende Schulen nicht zwingend gewährleistet ist. Massnahmen sind zwar ergriffen, doch bleibt die Frage, ob die Regierung darüber dem Landrat in nächster Zeit ebenfalls Bericht erstatten wird.
Die FDP nimmt den Bericht zur Kenntnis, wünscht weiterhin allen guten Erfolg und bedankt sich sowohl bei den SchülerInnen wir der Lehrerschaft.
Thomi Jourdan
nimmt namens der CVP/EVP-Fraktion erfreut zur Kenntnis, dass der Sportklassenversuch als Erfolg gewertet werden darf und dass das Baselbiet auf diesem Gebiet mit einer Vorbildfunktion brilliert. Zum Einen scheint der Versuch in sportlicher Hinsicht ein Erfolg zu sein und zum anderen sind auch in schulischer Hinsicht Anschlusslösungen gefunden worden. Die CVP/EVP-Fraktion glaubt an die Güte der beschlossenen Korrekturmassnahmen.
Der CVP/EVP-Fraktion ist das Engagement im Bereich des Spitzensports wichtig, doch ebenso wünscht die Fraktion, dass der Breitensport nicht aus dem Fokus verloren geht und dass der Schulsport seine Bedeutung behält.
Die CVP/EVP-Fraktion nimmt den Zwischenbericht erfreut zur Kenntnis.
Florence Brenzikofer
nimmt vom Zwischenbericht im Namen der Grünen Kenntnis, merkt allerdings an, dass nach Meinung der Grünen auf Niveau P nicht unbedingt jedes Fach angeboten werden müsste.
Bruno Steiger
erachtet es als positiv, dass mit diesem Versuch für einmal nicht der Breitensport gefördert, sondern talentierten SportlerInnen eine Chance geboten wird. Besonders freut Bruno Steiger im Vergleich zum Versuch in Basel, dass im Baselbiet nicht auf elitärer Basis gearbeitet wird, sondern dass auch Sekundarschüler aufgenommen werden. Zudem ist erfreulich, dass nicht bloss Sportarten mit kommerziellem Huntergrund, wie Fussball und Tennis, gefördert werden, sondern beispielsweise auch das Kunstturnen mit Trainer Dieter Hofmann.
Hans-Jürgen Ringgenberg
, Präsident des NWCH-Fussballverbandes, ist es ein Anliegen, den Sportklassenversuch des Kantons Basel-Landschaft zu würdigen.
Störend ist dagegen, dass Regierungsrat Urs Wüthrich plant, am Gymnasium Oberwil die Turnstunden zu reduzieren - dies obwohl damit ein nur sehr geringer Spareffekt erzielt werden kann, im Gegenzug aber grosser Schaden angerichtet wird. Die so notwendige Bewegung für Lernende zu reduzieren, bezeichnet der Parlamentarier ganz entschieden als falsch.
Als Vertreter des privatrechtlichen Sports warnt Hans-Jürgen Ringgenberg vor der Hoffnung, vom öffentlich-rechtlichen auf den privatrechtlichen Sport switchen zu können. In Tat und Wahrheit fehlen die Kapazitäten in allen Bereichen: Es gibt zu wenig Sportanlagen, zu wenig Trainer, zu wenig Geld.
Die Regierung ist gebeten, von der Reduktion der Sportstunden abzusehen, in der Direktion von Regierungsrat Urs Wüthrich gäbe es bessere Möglichkeiten zu sparen.
RR Urs Wüthrich
hält vorab fest, dass es mit dem vorliegenden Bericht darum geht, die nötige Transparenz zum Projekt "Sportklassen auf Sekundarstufe I" zu schaffen. Als vorläufiges Fazit darf gesagt werden, dass der Kanton mit seiner Palette an Förderangeboten erfolgreich ist, mit verschiedenen Projekten schweizweit führend ist und eine gewisse Vorbildfunktion beanspruchen darf.
Wichtig ist klarzustellen, dass der Bund im Rahmen des sportpolitischen Konzepts die Leistungssportförderung in Zusammenarbeit mit den Kantonen als wichtiges Standbein definiert hat.
Die Sportklassen werden, wie Christine Mangold schon angesprochen hat, als Dauerauftrag bestehen bleiben. Der Landrat wird folglich regelmässig zur Frage Stellung beziehen müssen, ob er noch bereit ist, den Preis für das Projekt zu bezahlen. In diesem Zusammenhang soll jeweils auch Gelegenheit zur Standortbestimmung und allfälligen Optimierung des Projektes gegeben sein.
Persönlich steht für den Sportdirektor die Förderung der persönlichen, beruflichen und sportlichen Talente der jungen Menschen im Vordergrund.
://: Der Landrat nimmt den Bericht über den Sportklassenversuch auf Sekundarstufe I einstimmig zur Kenntnis.
Für das Protokoll:
Urs Troxler, Landeskanzlei
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