Protokoll der Landratssitzung vom 22. Januar 2004
Protokoll der Landratssitzung vom 22. Januar 2004 |
Nr. 351
32 2003/223
Interpellation von Jürg Degen vom 18. September 2003: Gewalt gegen alte Menschen. Antwort des Regierungsrates
Regierungsrätin
Sabine Pegoraro
nimmt Stellung zu den Fragen des Interpellanten.
Frage 1
Gibt es Untersuchungen und Zahlen zum Ausmass von Gewalt an älteren Menschen in unserem Kanton? Wenn ja, welche?
Antwort
Über den Aspekt "Gewalt gegen alte Menschen" werden in den Bereichen Heime/Spitäler/Spitex keine Daten erhoben, auch nicht in der Kriminalstatistik. Aus der Beobachtung der aktuellen Kriminalitätslage lässt sich aber ableiten, dass ältere Menschen nicht häufiger von Straftaten betroffen sind als andere Altersgruppen.
Frage 2
Welche kantonale(n) Stelle(n) und/oder Institutionen nehmen sich heute schon der Thematik an? Welche könnten sich ihrer in Zukunft annehmen?
Antwort
Die Baselbieter Polizei führt Präventionsaktionen zu diesem Themen durch, speziell in Altersheimen oder an Altersveranstaltungen. Das primäre Zielpublikum sind ältere Menschen, die noch selbständig wohnen. Sie erhalten Tipps für das Verhalten beim Einkaufen, an der Wohnungstüre usw. Die Polizei gibt eine Broschüre "Sicherheit im Alter" kostenlos ab. Im Bereich "Pflege" werden zur Zeit sowohl in Heimen als auch bei der Spitex Qualitätssicherungssysteme eingeführt, die unter anderem das Thema Gewalt berücksichtigen. Die Pro Senectute will sich dieser Thematik ebenfalls vermehrt annehmen. Die Schweiz. Vereinigung gegen Misshandlung alter Menschen (Alter Ego) verfügt über eine Broschüre "Misshandlung - Missbrauch - Gewalt - Vernachlässigung" mit konkreten Anweisungen und Beispielen. Zudem existiert eine unabhängige Beschwerdestelle für das Alter mit Sitz in Zürich.
Fragen 3 und 4
Sind die Angestellten in den betroffenen Institutionen über das Thema genügend informiert? - Ist das Thema "Gewalt an alten Menschen" Bestandteil der Aus- und Weiterbildung von Ärzten, Pflegepersonal und Angestellten im Sozialbereich?
Antwort
Laut dem Verband der Baselbieter Alters- und Pflegeheime werden in den entsprechenden Institutionen für die Angestellten immer wieder Weiterbildungen zu diesem Thema angeboten.
Frage 5
Welchen Handlungsbedarf sieht der Regierungsrat kurz- und längerfristig?
Antwort
Der von der Polizei mit ihren Infoveranstaltungen eingeschlagene Weg ist richtig; ausserdem ist der Bereich "Prävention für ältere Menschen" einer der polizeilichen Schwerpunkte der nächsten vier Jahre.
Kein Handlungsbedarf seitens des Kantons besteht in der Aufsicht über die Heime und den Spitex-Bereich, da diese unter kommunaler Hoheit stehen.
Jürg Degen
dankt der Justiz-, Polizei- und Militärdirektorin für die Antwort. Der behandelte Bereich wird stetig wichtiger, weil immer mehr Menschen in pflegerischer Abhängigkeit leben. Ähnlich wie bei sexuellen Übergriffen auf Jugendliche, sexueller Belästigung am Arbeitsplatz oder häuslicher Gewalt beginnt auch hier langsam das Tabu aufzubrechen. Es ist positiv zu erfahren, dass die zuständigen Stellen sich des Problems bewusst sind.
Für das Protokoll:
Alex Klee-Bölckow, Landeskanzlei
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