LR Protokoll 21. September 2000 (Teil 8)

Protokoll der Landratssitzung vom 21. September 2000



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Übersicht Landratssitzungen (Traktanden und Protokolle)





Nr. 639

18 2000/146
Interpellation von Heinz Aebi vom 22. Juni 2000: Schutz des Grundwasservorkommens im Oberrheingraben. Antwort des Regierungsrates

Elsbeth Schneider nimmt zu den drei Fragen der basellandschaftlichen Delegation im Oberrheinrat Stellung. Als grenzüberschreitendes Gremium der Exekutive habe die Oberrheinkonferenz die Arbeitsgruppe Umwelt ins Leben gerufen. Vorsitzender dieser Arbeitsgruppe sei der Leiter des Amtes für Umweltschutz und Energie, Dr. Alberto Isenburg. Die Arbeitsgruppe hat den Expertenausschuss Wasserqualität und Hydrobiologie eingesetzt, in welchem der Kanton durch einen Trinkwasserexperten des Kantons Basel-Landschaft ebenfalls vertreten sei. Als Hauptaufgabe koordiniert die Expertengruppe im Raum der Oberrheinebene innerhalb des Interreg-Projekts die Grundwasserqualitätsüberwachung, aber auch die Grundwasserqualitätsauswertung. Daraus erstellt sie die notwendigen Unterlagen für die Bewirtschaftung und den Grundwasserschutz, beispielsweise eine grenzüberschreitende Kartierung.

Zu Frage 1: Grundsätzlich ist der Kanton Basel-Landschaft von der im Bericht erwähnten Verschlechterung der Grundwasserqualität bezüglich Nitrat, Pflanzenschutzmittel, Herbizide und chlorierte Lösungsmittel nicht mehr betroffen. Es bestehen gewisse Trends zur Nitratkonzentration im Grundwasser als Folge von vermehrtem Kunstdüngereinsatz in der Landwirtschaft, heute sind diese aber wegen der Ausscheidung von Schutzzonen und den veränderten Anbaumethoden in der Landwirtschaft praktisch verschwunden. Das Gleiche gilt für das Herbizid Atrazin, welches Mitte der 80er-Jahre vielerorts in hoher Konzentration im Grundwasser nachgewiesen werden konnte. Nur noch örtlich oder bei Havarien besteht ein Problem bezüglich chlorierte Kohlenwasserstoffe.

Zu Frage 2: Der Kanton ist, wie bereits erwähnt, massgeblich und führend in den entscheidenden Gremien im Oberrheinrat vertreten. Zudem ist die Umsetzung der Handlungsgrundsätze in der Schweiz umfassend in der Verordnung des Bundes über Gewässerschutz und im Umgang mit umweltverträglichen Stoffen geregelt. Für die kantonale Verwaltung betrifft dies unter anderem die Verminderung von Stickstoffbelastung, die umweltgerechte Handhabung von Pflanzenschutzmitteln, aber auch die integrierte oder ökologische Landwirtschaft sowie Grundwasserschutzmassnahmen bei allen Projekten. Die kantonalen Fachstellen vollziehen diese Vorschriften bereits mit einer sehr hohen Priorität. Der Umstand, dass sich die Trinkwasserqualität in den letzten Jahren generell nicht verschlechtert oder sogar verbessert hat, zeigt den deutlichen Erfolg der Vollzugstätigkeit.

Zu Frage 3: Der Kanton Basel-Landschaft ist nach wie vor bereit, Grundwasserschutzprogramme der Oberrheinkonferenz politisch und finanziell zu unterstützen und die entsprechenden Experten aktiv mitarbeiten zu lassen.

Heinz Aebi zeigt sich von Elsbeth Schneiders Antwort befriedigt, jedoch liege die Federführung in diesem Geschäft bei Rita Kohlermann.

Rita Kohlermann dankt für die Beantwortung der Interpellation und zeigt sich von der Antwort sehr befriedigt. Aufgrund der Resolution, welche der Interpellation beigelegt wurde, sollen die Landrätinnen und Landräte einen Einblick in die Themen erhalten, mit welchen sich der Oberrheinrat beschäftigt.

://: Die Interpellation ist damit beantwortet.

Für das Protokoll:
Andrea Maurer-Rickenbach, Landeskanzlei



Nr. 640

19 2000/141
Motion von Heidi Tschopp vom 22. Juni 2000: Tourismusförderung im Kanton Basel-Landschaft

Heidi Tschopp informiert, der Regierungsrat habe an seiner Sitzung vom letzten Dienstag dem Verkehrsverein Basel-Landschaft einen Betrag aus dem Wirtschaftsförderungsfonds in der Höhe von 200'000 Franken zugesprochen, verbunden mit einem Leistungsauftrag für eine Image-Kampagne zugunsten des Kantons Basel-Landschaft im Rahmen des Eidgenössischen Turnfests 2002 im Baselbiet. Dafür bedankt sich die Motionärin herzlich beim Gesamtregierungsrat. Damit habe der Regierungsrat einerseits einen wesentlichen Teil ihrer Motion erfüllt und andererseits seinen Willen eindeutig bekundet, die Voraussetzung für eine Stärkung der Tourismusförderung zu schaffen.

Mit seinem Entscheid ermöglicht der Regierungsrat, dass die heute notwendigen Sofortmassnahmen zur Sicherstellung eines optimalen Starts der Tourismusförderung im Rahmen des Eidgenössischen Turnfestes in Angriff genommen werden können. Gleichzeitig ist dadurch auch der Weg frei, mit der nötigen Sorgfalt, Ruhe und Gründlichkeit in der Ausarbeitung eines umfassenden Tourismuskonzepts für den Kanton Basel-Landschaft fortzufahren. Der Verkehrsverein strebt diesbezüglich heute schon eine enge Zusammenarbeit mit der zuständigen Volkswirtschafts- und Sanitätsdirektion an und wird auch in späteren Umsetzungsphasen auf eine enge Kooperation bauen.

Heidi Tschopp ist überzeugt, man befinde sich heute auf einem sehr guten Weg und zieht daher ihre Motion zurück. Sie dankt dem Regierungsrat noch einmal für sein rasches und umsichtiges Handeln.

://: Die Motion wird zurückgezogen.

Für das Protokoll:
Andrea Maurer-Rickenbach, Landeskanzlei




Nr. 641

28 2000/185
Interpellation von Roland Meury vom 21. September 2000: Keine Neonatologie in der Basler Frauenklinik?

20 2000/055
Interpellation von Remo Franz vom 24. Februar 2000: Nur noch ein Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB). Schriftliche Antwort vom 4. April 2000


21 2000/164
Interpellation der FDP-Fraktion vom 7. September 2000: UKBB; Plädoyer für den Standort Basel-Stadt!!?? Antwort des Regierungsrates


22 2000/061
Motion der Fraktion der Grünen vom 23. März 2000: Kinderspital: Kurskorrektur!

Peter Brunner gibt bekannt, die heute überwiesene dringliche Interpellation 2000/185 sowie Traktanden 20, 21 und 22 würden an dieser Stelle gemeinsam behandelt.

Regierungsrat Erich Straumann nimmt wie folgt zur dringlichen Interpellation von Roland Meury Stellung: Er sei sehr froh über die Gelegenheit, den Landrat heute zu den in der Interpellation aufgeworfenen Fragen klar informieren zu können. Der Kinderspitalrat sei beauftragt worden, mit Sofortmassnahmen ein gutes Funktionieren der beiden Kinderspitalstandorte zu gewährleisten, jedoch stehe der Beschluss bezüglich der Neonatologie in keinem Zusammenhang mit diesen Sofortmassnahmen. Es handle sich hier um eine mehr als zwanzig Jahre alte Aufgabe, welche vom Kanton Basel-Stadt nicht erledigt wurde.

Beide Standorte des UKBB verfügen heute über eine Neonatologie, auf dem Bruderholz besteht allerdings im gleichen Haus auch ein Zentrum für Frauenheilkunde. In Basel-Stadt hingegen müssen Kinder bei Problemen vom Frauenspital ins Kinderspital gezügelt werden. Prof. Dr. Wolfgang Holzgreve aus Basel moniert nun, diese Situation sei nicht gerecht. Innerhalb des Staatsvertrages sei versprochen worden, die Neonatologie innerhalb von fünf bis zehn Jahren ins neue Frauenspital zu zügeln.

Zwischenzeitlich habe man nun gemerkt, dass ein UKBB an zwei Standorten nur schlecht funktioniere und dass diese beiden Standorte zusammengelegt werden sollten. In dieser neuen Situation hat sich Erich Straumann gegen eine sofortige Verlegung der Neonatologie vom Basler Kinderspital ins Frauenspital gewehrt, denn als Konsequenz hätten 50 Personen vom Standort des Kinderspitals in Basel ins alte Frauenspital ziehen müssen und Basel-Stadt hätte an diesem Standort 310'000 Franken investieren müssen. Zum jetzigen Zeitpunkt wäre dies einem Präjudiz gleichgekommen. Sobald der Entscheid über den endgültigen Standort des UKBB vorliegt, können auch in Basel-Stadt Frauenspital und Neonatologie zusammengeführt werden.

Von jährlich 4'634 Geburten in unserer Region sind nur 12 Problemgeburten. Wenn dies vor der Geburt bereits feststeht, kann eine Frau auch auf dem Bruderholz gebären. Prof. Dr. Siegfried Heinzl wäre damit einverstanden gewesen, dass Prof. Dr. Wolfgang Holzgreve in diesen Fällen seine Patientinnen auf dem Bruderholz betreut hätte. Wolfgang Holzgreve ging nicht auf dieses Angebot ein. Erich Straumann ist nicht einverstanden damit, eine Neonatologie als Zwischenlösung im alten Frauenspital einzurichten, denn im neuen Frauenspital - die Grundsteinlegung dazu findet Ende dieses Monats statt - ist eine Angliederung von Neonatologie und Kinderchirurgie vorgesehen.

Der Regierungsrat ist überzeugt, dass die Versorgung auch ohne sofortige Verlegung der Neonatologie sichergestellt sei. Der Kinderspitalrat habe sich damit einverstanden erklärt, eine Verschiebung der Neonatologie erst nach dem Entscheid über den UKBB-Standort Mitte 2001 vorzunehmen. Sowohl der Verwalter als auch der ärztliche Leiter des Kinderspitals gestanden, die organisatorischen Schwierigkeiten würden mit der Einrichtung eines dritten Standortes noch schwieriger. Wolfgang Holzgreve habe im Falle, dass die Neonatologie nicht sehr bald verschoben werde, mit seiner Kündigung gedroht. Erich Straumann bekräftigt jedoch, man lasse sich nicht erpressen.

Erich Straumann erklärt, den schriftlichen Antworten zur Interpellation 2000/055 von Remo Franz habe er nichts beizufügen. Zu den Fragen der FDP-Fraktion (2000/164) informiert er wie folgt:

Zu Frage 1: Die Regierung war im Voraus über die Medienkonferenz der Uni Basel informiert, jedoch waren die Aussagen noch nicht bekannt. Das Ziel der Medienkonferenz war eine generelle Information über die Universität. Der Rektor, Prof. Dr. Ulrich Gäbler, habe in einem Nebensatz erwähnt, das Kinderspital sei an dieser Konferenz ebenfalls ein Thema. Natürlich seien die Medien momentan besonders auf Äusserungen bezüglich Kinderspital erpicht.

Zu Frage 2: Der Regierungsrat teilt die Bedenken der Interpellanten. Nach wie vor wolle man das Thema möglichst sachlich diskutieren, auch wenn dies sehr schwierig sei.

Zu Frage 3: Regierungsrat Peter Schmid kann als Mitglied des Uni-Rates die Anliegen der Regierung einbringen, Erich Straumann selbst ist Mitglied der Koordinationskommission für klinische Medizin. Er betont, er stehe hinter der Universität, jedoch dürfe sie sich nicht immer wieder öffentlich zu Bemerkungen bezüglich Kinderspital hinreissen lassen. Trotzdem könne man nicht jegliche Diskussion in der Öffentlichkeit verhindern.

Schliesslich erklärt sich Erich Straumann seitens Regierung bereit, die Motion 2000/061 der Grünen Fraktion als Postulat entgegenzunehmen und abzuschreiben. Das Ziel eines einzigen Standortes sei von beiden Regierungen beschlossen worden und man werde versuchen, diesen sachlich und nicht politisch zu definieren.

Remo Franz dankt der Regierung für die Beantwortung seiner Interpellation, jedoch datiere diese bereits vom 4. April 2000 und er sei auch nicht vollständig damit zufrieden. Die Beantwortung der Frage 2 nach der Sinnhaftigkeit eines einzigen Standortes sei ungenügend und ausweichend, ausserdem wäre heute die Regierung das einzige Gremium, welches noch nicht wüsste, dass ein einziger Standort richtig sei. Auf Frage 3 warte die Regierung zwar mit einer langen Antwort auf, nimmt aber keine Stellung zur eigentlichen Frage. Auch Frage 5 sei nicht befriedigend beantwortet. Die Überlegungen zu einem gemeinsamen Kinderspital an zwei Standorten seien einzig auf einen politischen Irrtum zurückzuführen.

Inzwischen habe die Regierung einen Prognos-Bericht angefordert, welcher Ende Juni 2001 vorliegen soll. Wichtig sei ihm persönlich dabei, dass dieser Bericht die Angelegenheit nicht wieder ganz von vorne aufrolle, sondern dass keine weitere Zeit verloren wird, um die Bedingungen für Patientinnen und Patienten sowie Angestellte zu verbessern. Heute bestehe zudem die Gefahr, dass für die Behebung der grössten Mängel viel Geld ausgegeben wird, welches später verloren wäre.

Remo Franz verlangt von der Regierung, dass sie vor allem nach Abschluss des Expertenberichts keine weitere Zeit verliert, dass sie sich unter Einbezug der Kostenfrage für den medizinisch sinnvolleren Standort entscheidet und dass sie die Standortfrage für den eigenen Kanton stark gewichtet.

Paul Schär bezeichnet die Intervention von Regierungsrat Erich Straumann als einzig richtiges Vorgehen und gibt bekannt, man werde dem Regierungsrat den Rücken stärken und sich nicht über den Tisch ziehen lassen. Der Landrat sei nun aber aufgerufen, eine gewisse Ruhe zu bewahren und pragmatisch zu arbeiten. Beide Regierungen sprachen sich vor den Sommerferien klar für einen Standort aus und es wurde ein Lenkungsausschuss gebildet, in welchem beide Regierungsräte vertreten sind. Dieser Ausschuss wird eine Evaluation vornehmen und aufgrund objektiver Kriterien Entscheidungsgrundlagen für die Wahl des einzigen Standortes des UKBB schaffen. Der Entscheid sollte Ende Juni 2001 vorliegen.

Paul Schär betont, in der Zwischenzeit solle kein Geplänkel stattfinden, weshalb die FDP ihre dringliche Interpellation eingereicht hat. Man wolle keine Signale aussenden, welche das gegenseitige Vertrauen beeinträchtigen. Die Auskünfte von Erich Straumann genügen der FDP und werden sicher auch in Basel gehört.

Am 27. Oktober 2000 werden die beiden Gesundheitskommissionen an einer gemeinsamen Sitzung über das Globalbudget für das UKBB orientiert. Dies sei dann die Gelegenheit, sich erneut zum Thema zu äussern. Ein letztes Mal betont Paul Schär, die FDP stehe hinter der Strategie der beiden Regierungen und würde es begrüssen, wenn auch Stellen wie Chefärzte, etc. entsprechend informiert würden.

Letztendlich geschehen die ganzen Bemühungen im Hinblick auf das Wohl der Patientinnen und Patienten, welche bis zur Einrichtung eines einzigen Standortes an zwei Standorten medizinisch gut versorgt werden sollen.

Roland Meury hofft, dass alle auch wirklich gemeint haben, was sie heute ausgesagt haben. Seine Zuversicht sei grösser als auch schon, denn nicht nur die Regierung, sondern auch die CVP hätte dazugelernt. Remo Franz spreche in seinen Fragen von einem politischen Irrtum, sein eigenes Credo nach einigen Jahren Erfahrung im Landrat laute jedoch, die Politik sei die Kunst der ständigen Korrektur selbstverantworteter, gut gemeinter Irrtümer. Daher resultieren aus der Politik meist mehr oder weniger schwere Irrtümer. Wesentlich sei der Mut der PolitikerInnen, zu ihren Irrtümern zu stehen und Verbesserungen anzustreben. Roland Meury hat den Eindruck, heute an diesem Punkt angelangt zu sein.

Zu Erich Straumanns Antworten bezüglich seinem eigenen Vorstoss erklärt er, es sei natürlich nicht das Gleiche, ob man Informationen direkt oder via Presse erhalte. Nachdem er nun die Darstellung des Regierungsrates kennt, würde er heute den einleitenden Text nicht mehr unbedingt genau gleich formulieren. Er zeigt sich von der Antwort des Regierungsrates befriedigt.

Die Fragen von Remo Franz und die Antworten dazu hätten ihm nicht schlecht gefallen. So zitiert er folgende Aussage aus dem Bericht des Regierungsrates:

"Beide Regierungen sind gewillt, diese Unterlagen unvoreingenommen zu prüfen und dem UKBB eine Weiterentwicklung zu ermöglichen, die sich konsequent an den Bedürfnissen der kinder- und jugendmedizinischen Versorgung für die Region Basel auf universitärem Niveau orientiert."

"Gleichzeitig soll die Zukunftsplanung, nicht zuletzt im Hinblick auf den ohnehin anstehenden baulichen Ersatz für den heutigen Standort Basel des UKBB, zügig und mit der gebotenen Offenheit an die Hand genommen werden."

Diese beiden Sätze stimmten ihn sehr zuversichtlich, auch wenn man noch nicht an diesem Punkt angelangt sei.

Abschliessend wiederholt Roland Meury die Prioritäten der Grünen Fraktion: Es wird ein Standort an der medizinisch und sozial besten Lage ohne Berücksichtigung der Kantonsgrenzen angestrebt. Dem Wohl der kranken Kinder komme absolute Priorität zu und bestehende Sachzwänge sollen in die Evaluation einbezogen werden, ohne die oben genannten Ziele zu verunmöglichen. Die sachlichen Argumente sollen also endlich über politisch motivierte Argumentationen gestellt werden. Die Grünen sind bereit, dem Sanitätsdirektor Vertrauen zu schenken, so lange er sich offen und ohne patriotische Scheuklappen für die heute beste Lösung einsetzt.

Der Text der Motion der Grünen verlange, dass die Regierungen von Basel-Stadt und Basel-Landschaft sofort aktiv werden und einen einzigen Standort für das UKBB bestimmen, was auch erfüllt worden sei. Allerdings ist für Roland Meury nicht ganz klar, warum der Vorstoss nicht als Motion, sondern als Postulat übernommen werden solle. Er beantragt, den Vorstoss noch nicht abzuschreiben.

Sabine Stöcklin kann sich Paul Schärs Freude über Erich Straumanns Intervention betreffend Verschiebung der Neonatologie nicht unbedingt anschliessen. Basel-Landschaft habe sich damit in eine inner-baselstädtische Angelegenheit eingemischt, selbst wenn das Vorgehen von Basel-Stadt auch durch die Standortfrage des Kinderspitals motiviert sei. Sie ist der Meinung, man hätte die Verlegung ohne Angst, dies schaffe bezüglich Standort UKBB ein Präjudiz, laufen lassen können. Sowohl Basel-Landschaft als auch Basel-Stadt sind in der Kinderspitalfrage extrem aufeinander angewiesen, denn universitäre Spitzenmedizin setzt auch eine Mindestgrösse des Einzugsgebiets voraus. Zu einer sachlichen Evaluation des Standortes gehören neben medizinischen und betriebswirtschaftlichen auch raumplanerische Aspekte. Sie fragt Erich Straumann, ob alle diese Gesichtspunkte einbezogen würden und ob momentan auch andere Rochaden in der Spitalpolitik zur Diskussion stünden.

Esther Aeschlimann äussert das Anliegen, auch die Kosten in eine Entscheidung über den Standort einzubeziehen, denn eine gute Qualität könne sowohl in Basel als auch auf dem Bruderholz gewährleistet werden. Da 60 % der Kinder aus Basel-Landschaft stammen, wird die Hauptlast der Kosten bei den Steuer- und Prämienzahlenden aus Basel-Landschaft liegen. Zudem liege das Einzugsgebiet für ein Universitätskinderspital an der unteren Grenze und der Bund habe auch noch nicht über die Zukunft der verschiedenen medizinischen Fakultäten an den Schweizer Universitäten entschieden.

Erich Straumann betont, man müsse eine regionale Gesundheitspolitik entwickeln, denn Basel-Landschaft könne nicht nur allein für sich schauen. Im Rahmen der neuen Spitalfinanzierung, welche vom Bundesrat bereits verabschiedet wurde, werden die Kantonsgrenzen dann so oder so fallen. Bei der Evaluation eines Standortes für das UKBB werden, wie in Antwort 3 zur Interpellation von Remo Franz dargelegt, medizinische, betriebswirtschaftliche und umwelttechnische Aspekte auf jeden Fall berücksichtigt. Wichtig sei ihm auch, dass das Parlament immer auf dem Laufenden gehalten werde.

Erich Straumann bekräftigt, bereits sein Vorgänger hätte immer ein Kinderspital an einem Standort angestrebt, jedoch habe die Volksabstimmung ein anderes Ergebnis erbracht. In Zukunft müsse gezielt festgelegt werden, welche medizinischen Leistungen wo erbracht werden, damit keine Doppelspurigkeiten bestehen. Da die Universität nur mit einer medizinischen Fakultät überleben kann, muss möglichst bald Klarheit über deren Ausgestaltung geschaffen werden, damit dem Bund die geplanten Projekte und Schwerpunkte dargelegt werden können und dieser entsprechende Subventionen spricht. Für Lehre und Forschung ist es wichtig, auch die Kindermedizin weiterhin universitär anzubieten.

Da momentan eine gesamthafte Neuorientierung des Angebots stattfinden soll, will der Regierungsrat nun nicht noch kurzfristig weitere Änderungen vornehmen. Obwohl bereits gemeinsame Departemente in Pathologie und Innerer Medizin bestehen, soll eine gemeinsame Chirurgie erst nach dem Entscheid über das UKBB diskutiert werden.

Wenn ein Problem wie dasjenige der Neonatologie während zwanzig Jahren nicht gelöst werde, spiele es keine Rolle, nun noch ein weiteres halbes Jahr zuzuwarten. Ausserdem werde sich der Kanton Basel-Landschaft mit rund Fr. 300'000.- an einer Neonatologie-Abteilung im Frauenspital beteiligen müssen, da dort Personal aus dem gemeinsamen Kinderspital eingesetzt wird. Aus diesem Grund liege es im Interesse des Kantons, in dieser Frage mitzubestimmen.

Da, wie von Esther Aeschlimann angesprochen, die Einwohnerzahl für ein universitäres Kinderspital eher zu gering sei, strebe man eine Versorgung von Patienten auch aus dem Süddeutschen Raum an. Der Landrat könne der Regierung vertrauen, dass diese am Ball bleibe und nach einer guten Lösung strebe. Schlussendlich werde es auch eine grosse Aufgabe des Parlaments sein, die Bevölkerung von einer optimalen Lösung zu überzeugen.

://: Die Interpellationen 2000/185, 2000/055 und 2000/164 sind nach den oben geschilderten Ausführungen beantwortet.

Roland Meury erklärt sich seitens der Grünen mit Überweisung der Motion 2000/061 als Postulat und Abschreibung einverstanden.

://: Die Motion 2000/061 wird als Postulat überwiesen und gleichzeitig abgeschrieben.

Für das Protokoll:
Andrea Maurer-Rickenbach, Landeskanzlei



Nr. 642

Mitteilungen

An dieser Stelle verabschiedet Peter Brunner den Landrat Franz Bloch, welcher sein Landratsmandat aus beruflichen Gründen auf Ende September 2000 niederlegen muss.

Lieber Franz

Mit Deiner Wahl als Statthalter von Arlesheim müssen wir leider auf eine sehr kompetente, menschliche und kritische Stimme im Baselbieter Parlament und den Kommissionen verzichten.
Das Bild des Landrates ist sehr geprägt von Persönlichkeiten der verschiedenen Parteien und Fraktionen.
Du hast mit Deinem politischen Stil über alle Parteigrenzen hinweg viel dazu beigetragen, das Bild des Landrates in der Öffentlichkeit positiv darzustellen. Du bist einer jener Politiker, die trotz Partei- und Fraktionszugehörigkeit die eigene Meinung in der Öffentlichkeit und im Landrat geäussert haben, auch wenn das nicht immer die Mehrheitsmeinung der eigenen Fraktion oder der Partei war.
Der Landrat verzichtet ungern auf Deine Mitarbeit, wir wissen aber, dass Du als Statthalter nach der politischen Erfahrung als Landrat der Öffentlichkeit weiterhin mit viel Fachwissen und Kompetenz zur Verfügung stehst.
Wir wünschen Dir viel Erfolg und Befriedigung, und ich bin überzeugt, in einigen Jahren werden wir auf der politischen Bühne im Baselbiet mit Deiner Person wieder zu rechnen haben, sicher nicht zum Nachteil des Baselbiets und seiner Bevölkerung.

Lieber Franz, recht herzlichen Dank für Deine grosse Arbeit und das Engagement für den Landrat.

Peter Brunner schliesst die Sitzung um 17.20 Uhr und dankt allen für ihr Ausharren.

Für das Protokoll:
Andrea Maurer-Rickenbach, Landeskanzlei


Die nächste Landratssitzung findet statt am Donnerstag, 19. Oktober 2000, 10'00 Uhr

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