LR Protokoll 29. Mai 1999 (Teil 2)

Protokoll der Landratssitzung vom 29. April 1999



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5 1999/086
Bericht der Sonderkommission der Geschäftsprüfungskommission an den Landrat vom 16. April 1999: Kantonsspital Laufen


Hans Ulrich Jourdan , Präsident der Geschäftsprüfungskommission, erklärt vorab, Oskar Stöcklin als Präsident der Sonderkommission werde den Bericht erläutern, weil dieser Kenntnis sämtlicher Akten hat - diese sind zu einem grossen Teil vertraulich und auch H.U. Jourdan nicht bekannt. H.U. Jourdan richtet einige einleitende Worte ans Plenum:

Der Landrat übt nach Verfassung und Gesetz die parlamentarische Oberaufsicht über alle Behörden und Organe aus, welche kantonale Aufgaben wahrnehmen. Für diese Aufgabe hat der Landrat die Geschäftsprüfungskommission eingesetzt. § 61 des Landratsgesetzes bezeichnet die Aufgaben und Kompetenzen der Geschäftsprüfungskommission, in Absatz 1 Buchstabe c ist festgehalten: "sie führt Untersuchungen durch und berichtet dem Landrat über ihre Feststellungen". Genau dies tat die Sonderkommission: Der vorliegende Bericht zeigt die Feststellungen auf und gibt Empfehlungen ab - mehr steht der Geschäftsprüfungskommission nicht zu.

Die Sonderkommission wurde am 21. Januar 1999 anlässlich der ordentlichen Sitzung der Geschäftsprüfungskommission auf Antrag der Subkommission II (zuständig für die VSD) gebildet. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde das Kantonsspital Laufen von der Subko II im Rahmen ihrer ordentlichen Arbeit begleitet (vgl. Bericht zum Amtsbericht, Rechenschaftsberichte der GPK der vergangenen Jahre). In der Angelegenheit, welche zur Eskalation führte, beantragte die Subko II eine Verstärkung um vier weitere Mitglieder der Geschäftsprüfungskommission, was einstimmig gutgeheissen wurde. Die Sonderkommission stellt damit nichts anderes dar als eine erweiterte Subkommission. Die Sonderkommission ist keine Parlamentarische Untersuchungskommission und hat keine Sonderkompetenzen.

In den 13 Wochen ihrer Tätigkeit bewältigte die Sonderkommission zusätzlich zu den sechs Landrats-, vier ordentlichen Geschäftsprüfungskommissions- und den übrigen Kommissionssitzungen 13 Sondersitzungen und führte 24 Gespräche mit Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Diese enorme Leistung findet ihren Niederschlag auch in einem Protokollbuch von über 300 Seiten Umfang. Dies vermittelt einen Eindruck, wie aufwendig die Arbeit war, und auch, wie schwierig es war, die Feststellungen im Bericht konzentriert zusammenzufassen.

H.U. Jourdan ersucht das Plenum um eine sachliche Diskussion und gibt zu bedenken, dass es bei den Hintergrundinformationen vielfach um Personendaten und Aussagen von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen geht, welche der Oeffentlichkeit im Hinblick auf den Datenschutz nicht zugänglich gemacht werden können. Er bittet um zustimmende Kenntnisnahme vom Bericht und den darin enthaltenen Empfehlungen.

Die Empfehlungen werden von der Geschäftsprüfungskommission auf eine Pendenzenliste gesetzt und deren Behandlung im Sinne der parlamentarischen Oberaufsicht der Geschäftsprüfungskommission überwacht.

H.U. Jourdan schliesst seine Einleitung mit einem Dank an die Sonderkommission für ihren enormen Einsatz.

Oskar Stöcklin schildert einleitend die Fragestellungen, mit denen sich die Sonderkommission auseinandersetzte:

Weshalb kann in einem Betrieb unseres Kantons, in diesem Fall in einem Spital, ein Konflikt entstehen, welcher sich über Jahre hinzieht und entwickelt, und unter dem Menschen leiden müssen? Wie war es möglich, dass ein solcher Konflikt so lange fast unbemerkt blieb? Welche Faktoren trugen dazu bei - sowohl zur Entstehung wie zur Entwicklung dieses Konflikts? Welche Rolle spielten die zuständigen Behörden? Welche Massnahmen wurden ergriffen, welche nicht, und wie wirkte sich das aus?

Wir haben uns bemüht, diese Fragen so gründlich wie nur möglich abzuklären, die Fakten zusammenzutragen und im vorliegenden Bericht darzulegen, zu welchen Feststellungen wir aus unserer Sicht gelangt sind. Beizufügen ist, dass diese Arbeit nicht erfreulich war: Die Fakten, welche man zusammenträgt, hängen mit einem Konflikt und damit mit etwas Negativem zusammen, und entsprechend sind auch die Feststellungen. Es liegt in der Natur der Sache, dass das für alle Beteiligten unangenehm war.

Bei unserer Arbeit zeigte sich, dass die angetroffene Situation eigentlich exemplarischen Charakter aufweist - Aehnliches ereignet sich in grösserem oder kleinerem Massstab leider auch in unserem Kanton immer wieder: Ausgehend von Menschen und ihren Beziehungen entsteht ein Konflikt, welcher durch ungenügende Strukturen gefördert oder zumindest begünstigt wird. Es geht dabei in erster Linie um Macht, Einfluss und Stellung in einem Betrieb. Auf der anderen Seite wird wohl wahrgenommen, dass etwas nicht stimmt, aber das Konfliktpotential wird unterschätzt - wenn man sich mitten in der entsprechenden Situation befindet, stellt sich diese meist auch nicht so schlimm dar und man möchte nicht massiv einschreiten. So entwickelt sich der Konflikt, wird möglichst unter dem Deckel behalten und bricht schliesslich doch auf. Nun muss mit stärkeren Mitteln eingegriffen werden, aber die Situation ist bereits verfahren und eine Lösung wird immer schwieriger - bei verschiedenen Beteiligten geht es inzwischen darum, das Gesicht zu wahren, ein gewisser rechthaberischer Ton gesellt sich dazu.

Die Sonderkommission ist überzeugt, dass das frühzeitige Erkennen eines Konflikts und frühzeitige Massnahmen äusserst wichtig sind und unheilvolle Entwicklungen oft vermeiden helfen könnten. Wenn alle Stellen - sei's in Verwaltung, Behörden oder Parlament - aus dieser Sache Lehren ziehen, hat sich die Arbeit der Sonderkommission gelohnt!

Es ging im vorliegenden Fall nicht darum, mit dem Finger auf Leute zu zeigen und einseitige Schuldzuweisungen vorzunehmen. Ein derartiger Konflikt ist sehr komplex und vielschichtig, und es sind viele Personen und Gremien in irgend einer Form mehr oder weniger beteiligt - die Spanne reicht von den Direktbetroffenen im und um den Betrieb (in diesem Fall z.B. über Belegärzte und Kommissionen, die VSD und die Regierung) bis zum Landrat und zu Politikern ausserhalb dieser Gremien.

Es sei verständlich, wenn die Direktbetroffenen den einen oder anderen Punkt anders betrachteten als die Sonderkommission - die Sicht der Sonderkommission ist eine andere: Einerseits betrachten wir das Ganze von ausserhalb, andererseits rückblickend - da sieht einiges anders aus als wenn man selbst mitten drin steht. Diese Feststellung soll die Arbeit der Geschäftsprüfungskommission nicht ab-, sondern im Gegenteil aufwerten: Es ist dringend nötig und wichtig, dass eine Instanz solche Ereignisse von aussen und im Rückblick betrachtet und Feststellungen macht, auch wenn diese notgedrungen nicht allseits erfreuen.

O. Stöcklin ersucht deshalb alle vom Bericht Betroffenen, die Feststellungen der Sonderkommission sehr ernst zu nehmen. Es gehe letztlich ums Kantonsspital Laufen und um dessen Zukunft. Es müsse nun alles daran gesetzt werden, diese so optimal wie möglich zu gestalten, dies sei man den Patientinnen und Patienten wie auch dem Personal schuldig, welches sich trotz aller Geschehnisse voll für die Zukunft des Spitals einsetze.

Der Bericht wurde von der ganzen Sonderkommission erarbeitet und intensiv diskutiert, alle Mitglieder stehen hinter den darin enthaltenen Aussagen.

O. Stöcklin merkt aufgrund verschiedener Kommentare an, dass RR E. Belser zum Zeitpunkt des Uebergangs vom Kanton Bern zum Kanton Basel-Landschaft noch nicht Vorsteher der VSD war, sondern diese erst ein halbes Jahr später übernahm.

Der Bericht richtet Empfehlungen an den Regierungsrat; dies stellt die mildeste Form dar, welche die Geschäftsprüfungskommission nutzt, um sich an die Regierung zu wenden. O. Stöcklin appelliert an die Regierung, die Empfehlungen aufzunehmen und sich ernsthafte Gedanken in diese Richtung zu machen. Die Sonderkommission habe untersucht, festgestellt und empfohlen, die Reihe sei jetzt an der Regierung.

Abschliessend spricht O. Stöcklin einen Dank an alle Mitglieder der von ihm präsidierten Sonderkommission aus. Er habe selten erlebt, dass sich ausnahmslos alle Kommissionsmitglieder so restlos einsetzen und mitarbeiten, obschon es für einige nicht leicht war, sich von ihrer Erwerbsarbeit freizumachen. Es sei auch erfreulich gewesen, dass unabhängig von irgendwelchen Parteirichtungen sachlich und inhaltsbezogen diskutiert wurde. Einen speziellen Dank richtet er auch an die Protokollführerin Marie-Therese Borer, welche durch ihren Einsatz dazu beitrug, dass der ehrgeizige Zeitplan eingehalten werden konnte.

Heidi Tschopp: Im Rahmen unserer Möglichkeiten haben wir versucht, die Situation am Kantonsspital Laufen aus unserer Sicht sachlich und neutral aufzuzeigen. Ein besonderer Dank gilt dem Präsidenten Oskar Stöcklin für seine kompetente und sachliche Kommissionsleitung. Ein herzliches Dankeschön auch den beiden Protokollsekretären Marie-Therese Borer und Urs Troxler, welche oft übermenschliches geleistet haben, damit die Protokollunterlagen rechtzeitig zur Verfügung standen.

In der Politik gilt die Regel, dass die Medien die Politiker kritisieren, und die Politiker die Medien dafür loben. Ich mache heute eine Ausnahme: Den Artikel in der Basler Zeitung vom 27. April 1999 "Ein Hofnarr für Baselbieter Könige" finde ich deplaziert. Der Kanton Basel-Landschaft ist keine Bananenrepublik, im Gegenteil! Politik ist ein Menschenwerk, und so können Mängel und Fehler passieren. Die Regel ist jedoch gute und kompetente Arbeit - Fehlleistungen stellen die Ausnahme dar!

Die Sonderkommission hat sich bemüht, bei den Befragungen auch die Situation vor dem Uebergang vom bernischen Bezirksspital zum basellandschaftlichen Kantonsspital zu erkennen. Bei einigen Befragten verspürten wir Angst und Zurückhaltung; trotz Zusicherung der Diskretion mussten wir auch feststellen, dass uns nicht immer die volle Wahrheit gesagt wurde. Aufgefallen ist auch, dass von vielen Befragten über Jahre zurückreichende Beanstandungen aufgelistet wurden. Das zeigte uns, mit welchem Misstrauen sich die Leute im Spital Laufen begegnet sind - unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bestanden schon vor dem Uebertritt zum Kanton Basel-Landschaft verschiedene "Lager". Der Herd des Konflikts liegt in der Struktur und Führung des Spitals unter bernischem Recht begründet - es gab keine Organigramme, keine Pflichtenhefte und keine Konzepte. Nach den Feststellungen der Sonderkommission oblag die Führung des Spitals einzig und allein Dr. Kaiser; sein Führungsstil und seine Art förderten die Bildung von Gruppierungen und Verflechtungen unter Chefärzten, Aerzten und Pflegepersonal wie auch unter dem technischen Personal und den Belegärzten - Bern war geographisch weit weg, und es war leicht, sich ein eigenes Refugium aufzubauen.

Fragwürdig war auch die Rolle der Spitalkommission des Bezirksspitals Laufen, welche sich trotz Kenntnis von substantiellen Konflikten auf punktuelle Kurzinterventionen beschränkte. Die Führung des Spitals wurde vollumfänglich Dr. Kaiser überlassen. So war es möglich, dass die spitalinternen Konflikte über Jahre unterdrückt werden konnten. Die Probleme, welche von der damaligen Kommission weder hinterfragt, geschweige denn angegangen wurden, wurden der neuen Kommission beim Uebertritt nicht mitgeteilt, obschon zwei Mitglieder der alten Kommission in der basellandschaftlichen Kommission Einsitz nahmen. Dies war aus meiner Sicht ein gewaltiger Fehler - wenn es um das Wohl einer Institution geht, sollte alles daran gesetzt werden, den neuen Betreiber vollumfänglich zu informieren.

Beim Uebertritt fehlte ein Uebergangsszenario, was sich im nachhinein als verhängnisvoll erweisen sollte. Die Schwierigkeiten am Spital Laufen wurden dem neuen Betreiber nicht vermittelt, wie dies im gegenseitigen Interesse eines reibungslosen Uebertritts hätte geschehen müssen.

Andererseits wurde weder von der Volkswirtschafts- und Sanitätsdirektion noch von der Aufsichtskommission eine gezielte Uebernahmeplanung ausgearbeitet - das Spital Laufen kam einfach am 1.1.1994 zum Kanton Basel-Landschaft und wurde den entsprechenden Richtlinien unterstellt. Dr. Kaiser stand diesen Vorschriften und Strukturen kritisch gegenüber und war wenig geneigt, am Kantonsspital Laufen Veränderungen einzuführen. Die Führungsstrukturen im Kanton Basel-Landschaft waren auch insofern anders, als dass nun die Leitung des Spitals dem Verwalter des Spitals und nicht mehr dem ärztlichen Leiter oblag. Dr. Kaiser setzte sich über diese Tatsache hinweg und nahm für sich weiterhin das alleinige Sagen in Anspruch. Personen, welche versuchten, die neuen Vorschriften anzuwenden, errregten den Unmut von Dr. Kaiser und wurden von ihm als Papiertiger und Zeitverschwender eingestuft.

Durch den Konflikt zwischen den beiden Chefärzten entstanden Kommunikationsprobleme, welche sich auf das gesamte Personal auswirkten - man redete nicht mehr miteinander; dies wiederum führte zu zusätzlichen Konfliktsituationen unter den beteiligten Personen. Dennoch konnte die Sonderkommission feststellen, dass sich das Personal sehr stark mit dem Spital Laufen identifiziert und bei entsprechenden Voraussetzungen auch hochmotiviert wäre.

Der Bericht der Kobag hatte einiges an Konflikten aufgezeigt. Im Nachhinein ist festzustellen, dass diese Probleme besser sofort mit den entsprechenden Personen hätten angegangen werden sollen. Die Sonderkommission hat aber Verständnis für die Haltung von Regierungsrat Belser, der immer wieder auf die politische Lage Rücksicht nahm und die Empfehlungen zum damaligen Zeitpunkt nicht rigoros umsetzen wollte.

Aufgrund der Vorgeschichte und der zwischen Regierungsrat Eduard Belser und Dr. Kaiser geführten Gespräche erscheint der Entscheid zur Suspendierung von Dr. Kaiser in der Sache richtig. Beim Vorgehen jedoch wurden substantielle Fehler begangen. Weil vorher lange immer wieder politische Ueberlegungen angestellt worden waren, ist auch die Dringlichkeit des Entscheides an jenem Sonntag nicht ganz nachvollziehbar.

Mit der Anstellung von Martin Buser als Spitalverwalter wurde keine glückliche Wahl getroffen. In der Volkswirtschafts- und Sanitätsdirektion wurde die Konfliktsituation in jenem Zeitpunkt wohl auch nicht ganz richtig eingeschätzt. Das Anstellungsverfahren von Herrn Buser verlief soweit erkennbar korrekt, einzig der hohe Zeitdruck, unter dem man gestanden habe, erschien nicht ganz verständlich.

Die Empfehlungen beinhalten u.a. eine klare Regelung von Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortlichkeit der Spitalaufsichtskommission. Der Dialog und die Zusammenarbeit innerhalb der einzelnen Gruppen und zwischen allen Stufen des Spitalbetriebs sind neu aufzubauen und zu begleiten. Weiter wird die Einsetzung eines speziellen unabhängigen Krisenmanagements empfohlen, welches von allen Direktionen in Anspruch genommen werden kann.

Die FDP stimmt dem Bericht zu, bei den Empfehlungen sind einige Enthaltungen zu erwarten.

Heinz Aebi gibt vorab die zustimmende Kenntnisnahme der SP-Fraktion vom Bericht bekannt. Die SP-Fraktion steht auch geschlossen hinter den Empfehlungen.

H. Aebi schliesst sich den Dankesworten seiner Vorredner/in an und führt zur Ausgangslage der Arbeit der Sonderkommission aus:

Die Ueberführung des Bezirksspitals Laufen zu einem Kantonsspital und dessen Integration ins Gesundheitswesen des Kantons Basel-Landschaft, die Ereignisse im Zusammenhang mit der Suspendierung und fristlosen Entlassung eines Chefarztes Chirurgie stellen eine sehr vielschichtige Problematik dar, welche sich u.a. an einem von vielen Konflikten manifestierte und zum unerfreulichen Eklat im Januar 1999 führte.

Die Subkommission II der GPK stellte bereits anlässlich der ordentlichen Visitation des Kantonsspitals Laufen Ende 1997 fest, dass gewisse Probleme bestehen müssen. Der Jahresbericht 1996 wies mit einem einzigen Satz drauf hin, dass eine externe Stelle Organisation und Strukturen im Kantonsspital überprüft habe. Wir wollten von der Spitalleitung erfahren, welche Resultate diese Analyse gezeitigt habe, doch konnten uns weder der Spitalverwalter noch der ärztliche Leiter dazu etwas sagen. Im Mai des folgenden Jahres fand im Zusammenhang mit dem Amtsbericht ein Gespräch der Subkommission II mit RR E. Belser statt, anlässlich dessen diese Frage angesprochen wurden. Einerseits wurden wir in groben Zügen über den sog. Kobag-Bericht orientiert, andererseits auch sehr ausführlich über das gesundheitspolitische Umfeld des Kantonsspitals Laufen aus der Sicht der Sanitätsdirektion und die Strategien, welche zur Stärkung des Kantonsspitals Laufen führen sollten (Standortwettbewerb mit anderen kleineren Spitälern wie Breitenbach und Dornach).

Nachdem wir im Herbst 1998 von verschiedener Seite auf unerfreuliche Vorgänge am Kantonsspital Laufen hingewiesen wurden und erfuhren, dass der Ombudsman bereits einige Zeit vorher von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem Spital angegangen worden war, suchten wir das Gespräch mit dem Ombudsman und erteilten ihm in der Folge den Auftrag, zuhanden der Subkommission einen Bericht über seine Abklärungen und seine Feststellungen zu verfassen. Aufgrund seines Pflichtenheftes behandelte der Ombudsman nicht nur Klagen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sondern weitete seine Abklärungen aus, als er erkannte, dass sich die Problematik nicht nur auf einzelne personalrechtliche Fragen beschränkte. Der Bericht des Ombudsmans zeigte denn auch auf, dass nicht nur ein Problem vorlag, und auch nicht nur ein Problem einer Person.

Die Sonderkommission setzte sich zum Ziel, die verschiedenen Probleme am Kantonsspital Laufen auszuleuchten und aufzuzeigen, dass es nicht nur um den einen hochstilisierten Konflikt zwischen zwei Personen ging, welcher zum Eklat führte. Die Sonderkommission wollte die Massnahmen überprüfen, welche zur Lösung der vielen Probleme und Konflikte ergriffen wurden, und auch allfällige Unterlassungen feststellen. Wichtigster Ausgangspunkt und gleichzeitig wichtigstes Ziel für die Sonderkommission war das Anliegen, das durchgeschüttelte Schiff Kantonsspital Laufen in ruhigere Gewässer zu lenken und eine gute Ausgangslage für den künftigen Betrieb zu schaffen. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, richte ich an alle Beteiligten und an alle Betroffenen den Appell, künftig auch entsprechend zu handeln. Auch die Bevölkerung muss wieder das volle Vertrauen ins Spital haben. Dazu sollen der Bericht der Sonderkommission und auch die Landratsdebatte beitragen.

Die Feststellungen aus der Arbeit der Sonderkommission sind im Bericht nachzulesen. Es ist dabei klar festzuhalten, dass es sich um Feststellungen über Vergangenes handelt. Wichtig sind einerseits die Massnahmen für eine gute Zukunft des Spitals, welche bereits getroffen wurden. Ebenso wichtig sind die Empfehlungen der Sonderkommission, welche im speziellen darauf abzielen, dem Kantonsspital Laufen zum erforderlichen Schub für einen guten Weiterbetrieb zu verhelfen. Ganz allgemein zielen sie darauf ab, dass künftig Fehler und Pannen nach Möglichkeit vermieden werden können.

Die SP-Fraktion steht einstimmig hinter dem Bericht und seinen Empfehlungen. H. Aebi bittet das Plenum auch nochmals persönlich um zustimmende Kenntnisnahme und Unterstützung der Empfehlungen.

Paul Rohrbach: Die Entwicklung vom bernischen Bezirksspital zum basellandschaftlichen Kantonsspital stiess auf Schwierigkeiten. Anfang Jahr, anlässlich der Suspendierung des früheren Chefarztes Chirurgie, entstand der Eindruck, es handle sich um einen Konflikt zwischen zwei Personen. Die Abklärungen der Sonderkommission förderten hingegen eine komplexe und vielschichtige Problematik zutage. Es ist festzustellen, dass ein grosser Teil dieser Problematik weitgehend hausgemacht war und durch den Uebergang zum Kanton Basel-Landschaft und die eingeleiteten Schritte allenfalls noch verschärft wurde.

Die Ursache liegt in unklaren Führungsstrukturen zur Zeit des Bezirksspitals und auch in Personen. Man könnte sagen, man habe es in dieser Sache ein Stück weit mit "Altlasten" zu tun. Bei den Gesprächen mit vielen Leuten aus dem Spital stellten wir ein grosses Frustrations- und Leidenspotential fest. Es ist erstaunlich, wie lange alle diese Konflikte unter dem Deckel behalten werden konnten!

Nicht nachvollziehbar ist, weshalb anlässlich des Kantonswechsels 1993/94 der Uebergang nicht gemeinsam geplant wurde, wie dies z.B. im Bildungs- und im Baubereich der Fall war. Offen bleibt auch, weshalb die damalige Spitalkommission den neuen Betreiber nicht informierte; möglicherweise bestanden in dieser Beziehung schlicht "blinde Flecken" oder ein Verdrängungsmechanismus - man war nichts anderes gewohnt...

Nachdem verschiedene Mängel wahrgenommen worden waren, wurde eine aussenstehende Firma mit einer Ueberprüfung beauftragt. Damals fiel auf, wie stark der Widerstand seitens des Personals war, und es stellte sich die Frage, wie man weiterverfahren sollte. RR E. Belser erwähnte, dass es darum gegangen wäre, "tabula rasa" zu machen, was er damals nicht gewollt habe; die Sonderkommission hat dafür Verständnis. Andererseits reichten die damals eingesetzten internen Mittel offenbar nicht aus, die Situation eskalierte und führte schliesslich zum Eklat mit der Entlassung des Chefarztes.

Eine gewisse Paradoxie liegt darin, dass man nach allem, was man heute weiss, in gewisser Weise froh sein muss, dass die Situation endlich so massiv aufbrach - auf der früheren Ausgangslage hätte sich nichts Konstruktives aufbauen lassen.

Die SVP/EVP-Fraktion hat den Bericht zustimmend zur Kenntnis genommen. Die Arbeit der Sonderkommission und die Empfehlungen werden als Beitrag zur Weiterführung und -entwicklung des Spitals verstanden. Auch die Empfehlungen zur Funktion der Spitalaufsichtskommission, zur Informationspolitik und zum Krisenmanagement werden unterstützt.

Die Empfehlung in bezug auf den Co-Chefarzt und den Pflegedienstleiter entstand - entgegen gewisser Darstellungen in der Presse, es werde gefordert, auch diese beiden sollten das Spital verlassen - aus der Ueberlegung, was für die persönliche Situation der betroffenen Mitarbeiter das Beste sein könnte und dass man in diesem Sinn mit ihnen sprechen sollte.

Dem Kantonsspital Laufen und den Verantwortlichen der Volkswirtschafts- und Sanitätsdirektion wünschen wir das nötige Geschick, die vorhandenen Human Ressources erfolgreich einzusetzen und das Spital auf eine gute Art in die Zukunft zu führen. Zu hoffen ist auch, dass die zuweisenden Aerzte des Laufentals diese Entwicklung unterstützen.

Fortsetzung der Beratung

Fortsetzung des Protokolls vom 29. April 1999


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