LR Protokoll 20. Mai 1999 (Teil 4)
Protokoll der Landratssitzung vom 20. Mai 1999
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3 1999/038
Berichte des Regierungsrates vom 2. März 1999 und der Erziehungs- und Kulturkommission vom 29. April 1999: Verpflichtungskredit für Internet an den Schulen (1999 bis 2002)
Andrea von Bidder stellt fest, alle Baselbieter SchulabgängerInnen müssten heutzutage mit Computer und der Anwendung von Internet vertraut sein. Die Einführung des Informatikunterrichtes konnte an allen Klassen der Sekundarstufe I abgeschlossen werden. Vereinzelt wurde innerhalb des Informatikunterrichtes bereits mit Internet gearbeitet. Der Erziehungsrat hat den Informatiklehrplan für alle Abteilungen der Sekundarstufe I so geändert, dass ab Schuljahr 2000/2001 jede Schülerin und jeder Schüler des 7. Schuljahres in den Gebrauch des Internets eingeführt wird. Diese Erkenntnisse können im 8. und 9. Schuljahr fächerübergreifend, also nicht auf Kosten eines bestimmten Faches, angewendet werden. Der entsprechende Kredit soll heute bewilligt werden.
Die Erziehungs- und Kulturkommission ist darüber informiert, dass LehrerInnen im Rahmen ihrer Fortbildungsmöglichkeiten rege Gebrauch von den angebotenen Informatikkursen machen. In den nächsten drei Jahren sollen jährlich 40 zusätzliche Internet-Kurse durchgeführt werden, sodass alle Lehrkräfte des Kantons mindestens eine Grundausbildung in dieser neuen Kommunikations-Technologie absolvieren können.
Unter diesen Voraussetzungen ist die Kommission bereit, die im Landratsbeschluss unter Punkt 2 geforderten Fr. 6 Mio. zu sprechen. Die Mitglieder der Kommission sind überzeugt, dass unsere SchulabgängerInnen im Berufsalltag darauf angewiesen sind, Internet anwenden zu können. Es geht nicht einfach darum, "herumzusurfen", sondern im Dialog mit der ausgebildeten Lehrkraft die Grenzen des World Wide Web zu reflektieren und zu diskutieren.
Auf der Sekundarstufe I ist vorgesehen, je eine Real- und Sekundarschulklasse intensiver für den erweiterten Einsatz von Internet und Multimedia aufzurüsten, damit die sinnvolle Nutzung dieser Informationstechnik studiert werden kann. Die Evaluation dieses Projekts wird durch eine externe Gruppe vorgenommen und von der EKK einstimmig gutgeheissen. Ebenso unbestritten ist die notwendige Aufrüstung der Schulen der Sekundarstufe II (Gymnasien und Berufsschulen).
Spannender verlief die Diskussion rund um das vorgeschlagene Pilotprojekt Computer an Primarschule und Kindergarten . Momentan laufen 6 Projekte an 3. bis 5. Primarschulklassen. Die Kommission stellte sich einerseits die Frage, ob ein weiteres Pilotprojekt an der Primarschule sinnvoll, nötig und wünschenswert sei, andererseits, ob der Kindergarten in eine allfälliges Pilotprojekt einbezogen werden soll.
Die KollegInnen der EKK werden sich in ihren Voten zum Kindergarten äussern, während Andrea von Bidders Meinung dazu dem Bericht Seite 2 entnommen werden kann.
Falls es zu einem Pilotprojekt kommt, hat die Kommission den Kindergarten mit 7:4 Stimmen herausgestrichen.
Unbestritten war die Überzeugung, dass der PC heute ein alltägliches Arbeitsmittel geworden ist. Sein Einzug in die Primarschulen ist nur eine logische Folge dieser Entwicklung. Mit 10:1 Stimmen war die Kommission daher nicht bereit, die Mittel für ein weiteres Pilotprojekt zu sprechen. Vielmehr beantragt sie, das Projekt an die Regierung zurückzuweisen, mit dem Auftrag, eine neue Vorlage zur flächendeckenden Ausrüstung der Primarschulen mit Computern auszuarbeiten. Damit sollen all jene PrimarschülerInnen nicht benachteiligt werden, welche zufälligerweise weder für ein Pilotprojekt ausgewählt wurden noch von einer Lehrperson unterrichtet werden, welche aus Eigeninitiative ihre Schützlinge mit dieser Technologie vertraut macht.
Die in der Vorlage detailliert aufgeführte Finanzierung hat die Kommission überzeugt. Die Kostenaufteilung zwischen Kanton und Gemeinden ist klar geregelt: Im Baselbieter Schulwesen ist eindeutig der Kanton für Lehrpläne und Lehrinhalte zuständig, während für die Gemeinden bei Überweisung dieser Vorlage Kosten anfallen werden.
Andrea von Bidder bittet die Mitglieder des Landrates, den fünf Punkten des von der Kommission vorgeschlagenen Landratsbeschlusses zukunftsfreudig zuzustimmen.
Barbara Fünfschilling bemerkt Folgendes zur Überschrift der Vorlage: Eigentlich gehe es nicht nur um Internet an den Schulen, sondern um Computerausbildung vom Kindergarten bis zum Schulaustritt. Die FDP spricht sich für ein Wissen der SchulabgängerInnen über Internet aus. Alle AnwenderInnen sollten den Nutzen, aber auch die Grenzen dieses Arbeitsmittels erkennen. Die wichtige Frage lautet: Wann soll mit dieser Erziehung angefangen werden? Genauso wichtig ist natürlich auch die Lehrerfortbildung.
Die Anwendung des Internet an der Sek II ist unbestritten, ebenso die Projekte der Sek I. Auch für die FDP lag das Hauptproblem in der Einführung des Internet an Primarschule und Kindergarten. In diesem Punkt schliesst sich die FDP-Fraktion dem Vorschlag der Kommission an. Es soll eine neue Vorlage erarbeitet werden, über die erneut diskutiert werden muss.
Die FDP sieht den Kindergarten als ersten Schulort, wo die Sozialisierung eine grosse Rolle spielt. Auch sollen die Kreativität und das Spiel noch die grössere Wichtigkeit als der Umgang mit Computern besitzen. Wenn Kinder private Angebote nutzen, so spricht nichts dagegen, aber der Staat muss dies nicht auch noch anbieten. Mit dem Thema Internet sollen Kindergarten und Primarschule nicht miteinander verquickt werden.
Die FDP spricht sich mehrheitlich für ein Ausklammern des Kindergartens aus dem Projekt aus und unterstützt die Anträge der Kommission.
Christoph Rudin gibt die einstimmige Unterstützung der Kommissionsanträge durch die SP-Fraktion bekannt. Die Meinungen zum Internet hängen sehr stark von den damit gemachten Erfahrungen ab. Einerseits kann Internet als etwas Gefährliches betrachtet werden, andererseits als sinnvolle Informationsbeschaffungsmöglichkeit. Die Schule konzentriert sich selbstverständlich auf die sinnvollen Seiten des Internets, dies zeigt auch der geplante Bildungsserver, welcher Material für die Schulen bereitstellen soll. Die Vernetzung der Schulen ermöglicht eine Zusammenarbeit auf nationaler und internationaler Ebene. Internet bildet einen grossen Zugang zu Wissen und im Sinne der Chancengleichheit an den Schulen müssen alle SchülerInnen diese Schlüsselqualifikation mitbekommen.
Die Einführung von Internet auf den Stufen Sekundarschule I und II sowie die Fortbildungsmassnahmen für die LehrerInnen sind unbestritten. Einzig die Einführung an den Primarschulen und Kindergärten ist bestritten, weshalb auch die SP die Rückweisung dieses Punktes beantragt. Die SP unterstützt eine flächendeckende Einführung von Computern an den Primarschulen, da Pilotprojekte häufig so oder so zum Definitivum werden. Es wird auf die vorhandene Lernsoftware zur Förderung der hochbegabten oder der schwächeren SchülerInnen aufmerksam gemacht.
Auch wenn Computer an den Kindergärten nicht offiziell eingeführt werden, hindert dies keine Kindergärtnerin daran, auf Eigeninitiative gewisse elektronische Spielmöglichkeiten anzubieten.
Sylvia Liechti informiert über die einstimmige Unterstützung des Kommissionsantrages durch die SVP/EVP-Fraktion. Den Kindern muss an den Schulen das angeboten werden, was sie nachher im Leben brauchen. Zudem ist es wichtig, dass alle Kinder in Genuss dieses Arbeitsmittels kommen, da sich auch heute noch nicht alle Familien einen Computer leisten können. Der Kindergarten jedoch hat eine ganz andere Aufgabe als die Einführung in den Umgang mit Computer und Internet. Das Kind bewegt sich erstmals in einem anderen sozialen Umfeld, in dem Kreativität und das Einfügen in eine Gruppe wichtige Punkte sind. Es ist nicht nötig, schon im Kindergarten Ecken einzurichten, in denen die einzelnen Kinder sich isolieren können.
Die Regierung erhält den Auftrag, eine Vorlage zur flächendeckenden Einführung von Computern und allenfalls Internet an allen Primarschulen auszuarbeiten.
Uwe Klein führt an, das Ziel sei es, SchülerInnen an den Computer und an das Medium Internet heranzuführen. Die Frage ist allerdings, wie dies am besten gemacht werden soll.
Die Erziehungs- und Kulturkommission ist nicht auf das Pilotprojekt an Kindergarten und Primarschule eingetreten, weil kein pädagogischer Nutzen ausgemacht werden konnte. Die CVP-Fraktion stimmt dem Verzicht auf ein Pilotprojekt Kindergarten zu.
Der Zugang zu PC und Internet soll allen PrimarschülerInnen ab der dritten Klasse ermöglicht werden. Ein Zuwarten bis ins Jahr 2003, wie in der Vorlage vorgeschlagen, erscheint nicht sinnvoll, da bereits genug Pilotprojekte gemacht worden sind. Auch die CVP wünscht eine neue Vorlage zur flächendeckenden Einführung von Computern an den Primarschulen, stimmt jedoch der flächendeckenden Einführung von Internet ab dem 7. Schuljahr zu.
Ludwig Mohler kündigt die Zustimmung der Schweizer Demokraten zur Einführung von Internet an den Baselbieter Schulen an, hat aber Bedenken in Bezug auf Pilotprojekte am Kindergarten. Kindergärtner können auch ohne Internetanschluss die richtige pädagogische Ausbildung bekommen. Ein weiterer Vorbehalt wird in Bezug auf Zugriffsrechte und Zugriffsschutz im Internet gemacht. Heute könnte jeder Schüler auf jede beliebige Homepage Zugriff nehmen, also auch auf gewaltverherrlichende oder sexistische Darstellungen. Zwar seien die SchülerInnen stets unter der Kontrolle der Lehrerschaft, eine Garantie dafür kann es aber nicht geben. Es existiert keine Software, welche einen solchen Zugriff verlässlich verhindern könnte. Er bittet Peter Schmid zu erklären, ob die Lehrerschaft diese Verantwortung tragen kann.
Die Schweizer Demokraten stimmen dem von der Kommission vorgeschlagenen Landratsbeschluss zu, hoffen aber, dass bei der Beschaffung der Geräte das gleiche Betriebssystem wie im Rest der kantonalen Verwaltung eingekauft wird. Der Alleingang der Schule soll ein Ende haben, was eine einfachere Nachrüstung und mehr Kompatibilität erlaubt.
Roland Meury meldet grundsätzliche Bedenken der Grünen Fraktion gegenüber dieser Vorlage an. Diese Bedenken gehen vor allem in die entwicklungspsychologische und pädagogische Richtung. Internet und Informatik sind nicht für jede Entwicklungsstufe sinnvoll. Weiter sind finanzielle Bedenken hinsichtlich der Kurzlebigkeit der Systeme und der damit verbundenen Folgekosten angebracht. Schliesslich stehen auch Bedenken hinsichtlich des drohenden Verlustes an Unabhängigkeit an. Es wird eine zunehmende Abhängigkeit der Schulen von den Herstellern der Soft- und Hardware im pädagogischen und finanziellen Bereich befürchtet.
Die Grüne Fraktion befürwortet die Einführung von Internet grundsätzlich dort, wo Jugendliche das Internet-Angebot als Arbeitsinstrument neben vielen anderen fassen und auch brauchen können. Der Fortbildung der Lehrpersonen kommt daher eine grosse Bedeutung zu. Bei ihnen liegt die Verantwortung für eine richtige Gewichtung dieses neuen Instrumentes.
Die oben dargelegte Einschätzung bedeutet für die verschiedenen Stufen folgendes:
Für Internet am Kindergarten gibt es keine Diskussionsgrundlage bei der Grünen Fraktion. Zudem geht der direkte Kontakt zur Welt gegenüber dem virtuellen Surfen vor. Im Primarschulalter kommt der sozialen Integration der SchülerInnen eine zentrale Rolle zu. Bereits heute besteht eine Tendenz zur Isolierung in der natürlichen Umgebung. Viele Kinder und Eltern verfügen zwar über einen PC zu Hause, diese Tendenz muss aber nicht durch eine Einführung von PCs an der Primarschulstufe verschärft werden. Kinder sollen fantasiereich bleiben und zur kreativen Auseinandersetzung mit dem Lebensraum motiviert werden. Daher ist eine Einführung von Internet an der Primarschule zu früh.
Die Grüne Fraktion würde sich einer Diskussion über eine allfällige Einführung von Informatik auf Stufe 4./5. Klasse nicht verschliessen, dies soll jedoch nicht zum jetzigen Zeitpunkt angestrebt werden. Sie erklärt sich mit den Absichten, Internet an der Sekundarschulstufe einzuführen, einverstanden. Die Denkanstösse aus dem Internet werden aber hoffentlich zu eigener, kreativer Denkarbeit führen. Internet ist keine Instant-Lösung für Denkfaule mit fehlender Willenskraft. Roland Meury befürchtet, dass sich die Denkleistung des Menschen in Zukunft dahingehend ändern wird, dass wir sehr gute Kombinatoriker werden, aber eigenes Denken und Kreativität auf der Strecke bleiben.
Er erwartet, dass die Lehrerschaft den SchülerInnen einen kritischen Umgang mit dem Medium Internet vermitteln wird. Auch müssen die Grenzen dieses Instrumentes deutlich aufgezeigt werden. Es sollen keine surfenden Wellenreiter mit viel Fun, aber wenig Tiefgang, herangezogen werden.
Die Grüne Fraktion stimmt einer Einführung von Internet ab Sek I zu, lehnt aber eine Einführung am Kindergarten, und zum jetzigen Zeitpunkt auch an der Primarschule, ab.
Roland Meury stellt den Antrag, Punkt 1 des Landratsbeschlusses ersatzlos zu streichen.
Beatrice Geier spricht sich für eine Einführung von Computer an Kindergärten aus. Sie erinnert sich an die früheren Diskussionen, ob Fernsehen sinnvoll sei oder nicht. Die Neugier eines Kindes könne nicht zurückgebunden werden, und Computer stünden nun halt einmal zur Verfügung. Je besser der Umgang mit Computer und Internet gelernt wird, desto besser ist dies für die Entwicklung eines Kindes, welches abgeschottet werden kann oder darin unterstützt, in die heutige Welt hineinzuwachsen. Es soll kein Graben zwischen Kindergarten- und Primarlehrkräften entstehen. Auch Kindergartenlehrkräfte müssen in das neue Kommunikationsmittel eingeführt werden. In fünf bis zehn Jahren können Computer dann je nachdem an allen Schulstufen eingeführt werden.
Sabine Stöcklin hebt die wiederkehrenden Kosten hervor. Der Regierungsrat soll einem möglichen Sparpotential bei diesen Kosten, nämlich den Providergebühren, seine Aufmerksamkeit schenken.
Der Kanton muss zentral mit den Providern verhandeln und das günstigste Angebot wählen.
Andrea von Bidder macht eine Anmerkung zur Diskussion, ab welcher Schulklasse Computer eingeführt werden sollen. Es wurden Vorschläge gemacht, dies zwischen Kindergarten und Primarschule, oder ab der 3. oder der 4. Primarschulklasse zu tun. Nach der in der Seminarreform bewilligten Ausbildung gibt es einen Bruch zwischen der 2. und der 3. Klasse, da PrimarlehrerInnen für die 1. bis 5. Primar und andere für Kindergarten bis 2. Primar ausgebildet werden. Wenn der Umgang mit Internet und Computer für das heutige Empfinden nicht zu früh anfangen soll, müsste dies ab 3. Klasse eingeführt werden. Es sollen daher nur die entsprechenden Lehrkräfte weitergebildet werden.
Esther Maag verweist auf den unterschiedlichen Zugang von Mädchen und Knaben zu elektronischen Medien. Eine geschlechtsspezifische Förderung wäre ihr daher ein grosses Anliegen. Es fehlt ihr zudem ein Beispiel für bildungsrelevanten Inhalt, den ein Erstklässler sich aus dem Internet holen könnte.
Intern hat sie gehört, es werde heute zwar zu diesem Thema diskutiert, die Projektierung sei aber schon so weit fortgeschritten, dass sie so oder so durchgezogen werde. Dies hinterlässt bei ihr einen schalen Nachgeschmack.
Peter Brunner bekundet vor allem mit den Ansichten der Grünen Fraktion Mühe, welche sich sonst immer sehr fortschrittlich gebe. Wir können unsere Augen nicht verschliessen und das Rad zurückdrehen, sondern müssen den Jugendlichen die Möglichkeit geben, sich (auch spielerisch) in dieses Medium einzuarbeiten. Computer und Internet sind Chancen, und andere Länder arbeiten damit schon im Kindergartenalter. Den Anträgen der Kommission muss daher zugestimmt werden.
Roland Meury stellt klar, heute sei derjenige konservativ, welcher unreflektiert immer das Neueste annehme. Die Augen für das Wesentliche zu öffnen, braucht eine gewisse Freiheit von unserem einspurigen Leben. Es gehe nicht darum, das Rad zurückzudrehen, sondern den Blickwinkel zu erweitern. Information allein ist noch keine Bildung und kein Wissen.
Peter Schmid kann nicht alles, was diskutiert wurde, mit dem, was sich in der Schule wirklich abspielt, auf eine Reihe bringen. Allerdings ist eine ganze Anzahl von Fragen aufgetaucht, welche jeden, der sich mit einem neuen Medium befasst, beschäftigen. Bei der Begleitung dieser Vorlage konnte er feststellen, dass die Diskussionsvoraussetzungen sehr unterschiedlich sind. Er ging immer davon aus, dass die Informatik die Voraussetzung für das Internet bildet, und dass eine Heranführung ans Internet über die Informatik geschieht. In Bezug auf den Kindergarten ist das Internet in der Vorlage nie erwähnt. Allerdings wurde die Differenzierung zwischen Informatik und Internet im Titel der Vorlage nicht gemacht.
Der Begriff Internet erscheint erstmalig in der 4. Primar. Auch bei den sechs Pilotprojekten funktioniert die Heranführung ans Internet über eine sehr elementare Informatik. Die berühmte "Computerecke" sieht in der Realität etwas anders aus, als in einzelnen Voten beschrieben. Der "coin électronique" wird in der Romandie den Kindern (bisher ohne negative Auswirkungen) zur Verfügung gestellt. Auch dort schicken sich Kindergartenkinder aber keine e-mails, sondern es geht um das Begreifen des Geräts mit den Händen. Die ganze Lern- und Lehrsoftware ist jedoch im Kommen und ein gigantischer Markt, der natürlich nicht nach rein humanistischen Kriterien ausgerichtet ist. Ein kritisches KonsumentInnen-Bewusstsein ist daher sehr wichtig. Neben dem coin électronique wird es im Kindergarten immer auch noch andere Aktivitäten geben. Wie es das Wort "coin" ausdrückt, wird der Computer nicht ins Zentrum des Geschehens gerückt.
Die Regierung schliesst sich den Anträgen der Kommission an und dokumentiert damit deutlich, dass vorläufig keine Informatikgeräte mit kantonalen Mitteln für Kindergärten finanziert werden. Allerdings gibt es auch kein Verbot, ein derartiges Gerät in einen Kindergarten zu stellen.
In zunehmendem Mass enthalten viele Lehrmittel CD-Roms. Hier liegen daher gewisse Sachzwänge vor. So ist es wichtig, dass die Fortbildung mit Internet allen LehrerInnen offensteht.
Falls der Landrat dem Kommissionsantrag folgt, wird die Erziehungs- und Kulturdirektion in Ruhe neue Vorschläge zum Thema Informatik und Internet an Primarschulen ausarbeiten. Auch die Gemeinden müssen miteinbezogen werden, da der Investitionsbedarf bei einer flächendeckenden Einführung von Computern an Primarschulen recht gross ist.
Informatik und Internet gehören zur Grundausbildung aller LehrerInnen. Mit der Fortbildung angesprochen sind LehrerInnen, welche in ihrer Grundausbildung mit diesen Fragestellungen noch nicht konfrontiert waren, oder solche, welche eine spezielle Ausbildung zum Vermitteln des sinnvollen Einsatzes von Informatik und Internet absolvieren wollen. Natürlich ist sich ein Grossteil der Lehrerschaft ihrer Verantwortung bewusst, jeglichen Missbrauch aber verhindern zu können, wäre unrealistisch. Die Computer werden nicht in unbeaufsichtigten Räumen stehen. Damit sollen Voraussetzungen geschaffen werden, damit Lehrpersonen oder Bibliothekspersonal die SchülerInnen betreuen können. Falls es eine technische Sicherung gäbe, würde diese sofort angeschafft. Auf diese heute untauglichen Investitionen wird allerdings verzichtet.
Claude Janiak stellt unbestrittenes Eintreten fest und lässt über den Landratsbeschluss befinden.
Titel und Ingress: Keine Wortbegehren .
Ziffer 1:
://: Roland Meurys Antrag, diese Ziffer zu streichen, wird abgelehnt.
Ziffern 2-4:
Keine Wortbegehren.
Ziffer 5:
Claude Janiak ist mit der Abschreibung seiner Motion 1997/116 einverstanden.
://: Dem Landratsbeschluss wird mit wenigen Enthaltungen zugestimmt.
Landratsbeschluss
betreffend Verpflichtungskredit für Internet an den Schulen (1999 bis 2002)
Vom 20. Mai 1999
Der Landrat des Kantons Basel-Landschaft beschliesst:
1. Die Regierung wird beauftragt, eine neue Vorlage zur flächendeckenden Einführung des Computers an Primarschulen auszuarbeiten.
2. Für die Finanzierung der Zusatzkosten für Internet an der Sekundarstufe I (inklusive je ein Pilotprojekt an der Realschule und der Sekundarschule), den Berufsschulen und Gymnasien sowie für zusätzliche Fortbildungsmassnahmen und die Projektierung eines "Bildungsservers" wird ein Verpflichtungskredit in der Höhe von 6 Millionen Franken, verteilt auf die Jahre 1999 bis 2002, bewilligt (Rubrik-Nr. 2503).
3. Allfällige Bundesbeiträge sind unter Rubrik-Nr. 2503 zu verbuchen.
4. Ziffer 2 dieses Beschlusses untersteht gemäss § 31 Absatz 1 Buchstabe b der Verfassung des Kantons Basel-Landschaft vom 17. Mai 1984 dem fakultativen Referendum.
5. Die als Postulat überwiesene Motion von Claude Janiak vom 12. Juni 1997 (97/116) betreffend "Internet-Initiative" an den Baselbieter Schulen wird als erfüllt abgeschrieben.
Für das Protokoll:
Andrea Rickenbach, Landeskanzlei
Fortsetzung des Protokolls vom 20. Mai 1999