2006-156
Parlamentarischer Vorstoss |
Titel:
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Postulat von Siro Imber, FDP: Weniger Verkehrsanordnungen, mehr Sicherheit und Verantwortung
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Autor/in:
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Siro Imber, FDP (Ceccarelli, Richterich, Rufi, Schäfli, Schär, Schenk, Schneeberger, Van der Merwe)
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Eingereicht am:
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8. Juni 2006
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Nr.:
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2006-156
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Der Regierungsrat des Kantons Aargau hat unter dem Titel «Tafel weg» auf und entlang der aargauischen Kantonsstrassen 1'850 Verkehrsanordnungen (Signalisationstafeln) entfernen lassen. Der Regierungsrat hat dabei in Eigenregie die Verwaltung damit beauftragt, aufgrund eines Kriterienkatalogs überflüssige Verkehrsanordnungen zu entfernen. Die Gemeinden des Kantons Aargau sollen dieses Projekt nun weiterführen. Die Basler Zeitung hat kürzlich darüber berichtet (1) .
Mit dem auch unter dem Titel «Shared Space» (2) bekannten verkehrspolitischen Konzept, dass zur Zeit in in den Niederlanden als EU-Pilotphase lokal umgesetzt wird (3) , soll die Aufmerksamkeit und Risikowahrnehmung der Verkehrsteilnehmer geschärft und dadurch ihre Sicherheit erhöht werden, indem vermeintlich sicherheitsfördernde Beschränkungen und kanalisierende Signalisierungen entfernt werden. Dieses Konzept ist - obwohl kontra-intuitiv - völlig plausibel, verlassen sich doch strukturell bevormundete Verkehrsteilnehmer in der Tendenz eher auf Vorgaben als auf ihre eigene Wahrnehmung und den gesunden Menschenverstand (4) . Die ersten Erfahrungen in den Niederlanden sprechen von Erfolgen (5) .
Die sogenannte «Risk Compensation» (6) , wonach sich die Individuen gefährlicher Verhalten, wenn sie sich sicherer fühlen, soll gemäss empirischen Untersuchen dafür verantwortlich sein, dass z. B. die Gurtenpflicht oder das Antiblockiersystem die Risikofreudigkeit im Verkehr erhöht hat. Der Effekt der umgekehrten «Risk Compensation» soll somit beim «Shared Space» dazu führen, dass die Sicherheit auf Strassen mit weniger Verkehrsanordnungen zunimmt. So soll in London bei der Entfernung zahlreicher Verkehrsanordnungen auf und entlang der «Kensington High Street» die Zahl der Verletzten jedes Jahr um 16% gesunken sein (7) .
An dieser Stelle kann als Beispiel und zur Illustrierung die kürzliche Meldung (8) angeführt werden, wonach zahlreiche britische Automobilisten im Vertrauen auf ihr fehlerhaftes Navigationssystem ihr Fahrzeug in einen Fluss lenkten.
Die Verringerung des Schilderwaldes dürfte sicherlich auch Kosten einsparen und gibt dem einzelnen Bürger wieder mehr Verantwortung und steigert die Sicherheit im Strassenverkehr.
Der Regierungsrat soll prüfen und berichten, ob eine Aktion «Tafel weg» auch in unserem Kanton durchgeführt werden kann und inwiefern sich im Baselbiet ein schweizerisches Pilotprojekt von «Shared Space» umsetzen lässt. Dabei sollen jeweils auch die Kosten und Einsparungen geprüft und aufgeführt werden.
Fussnoten
1 LEUPIN Remo, «Zwischenruf - Artensterben im Schilderwald», Basler Zeitung, 06.05.06
2 «Shared Space», Wikipedia, < en.wikipedia.org/wiki/Shared_space >
3 MÖSSENDER Michael, «Sichere Straßen, fast ohne Regeln», < derstandard.at/?url=/?id=2425396 >, 25.04.06
4 DREYER Christian, «Achtung Gefahr? », < www.freilich.ch >, 06.05.06
5 Gemeinde Smallingerland, «The new style of intersection: eye contact better than traffic lights», www.smallingerland.nl >
6 «Risk Compensation», Wikipedia, < en.wikipedia.org/wiki/Risk_compensation >
7 «Nakes Streets», Wikipedia, < en.wikipedia.org/wiki/Naked_streets >
8 SAVILL Richard, «Sat-nav drivers land in deep water again», < www.telegraph.co.uk/news/main.jhtml?xml=/news/2006/04/20/nsatnav20.xml >, 20.04.06
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