2006-59 (1)
Bericht Nr. 2006-059 an den Landrat |
Bericht der:
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Bildungs-, Kultur- und Sportkommission
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vom:
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28. März 2006
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zur Vorlage Nr.:
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Titel des Berichts:
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Projekt 'check-in aprentas
': Arbeitstraining für Jugendliche aus dem Baselbiet ohne Anschluss an die Berufsbildung
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Bemerkungen:
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1. Ausgangslage
Es ist bekannt, dass sich die Rahmenbedingungen für den Einstieg in die berufliche Grundbildung in den letzten Jahren stark verändert haben. Die Zahl der Arbeitsplätze repetitiver Arbeit für Ungelernte hat im Zuge der Automatisierung stark abgenommen. Damit sind genau diejenigen Stellen verschwunden, die noch vor einigen Jahren für jene Schulabgängerinnen und Schulabgänger zur Verfügung standen, die nicht über die Voraussetzungen für eine Lehre verfügten und deshalb Arbeit als Ungelernte suchten. Ihre Chance, heute Arbeit zu finden, ist deutlich kleiner als die Wahrscheinlichkeit, dass sie über kurz oder lang zu Sozialfällen werden. Eine grosse Zahl von Jugendlichen unseres Kantons (rund 500 pro Jahr) findet den Weg in die Berufsbildung dank einem zusätzlichen Brückenangebot. Zirka 70 Schul-abgängerinnen und -abgänger pro Jahr finden einen Weg mit der Unterstützung durch die Jugendberatungsstelle «wie weiter?». Einer kleinen Zahl jedoch - auszugehen ist in unserem Kanton von zwanzig bis dreissig - gelingt es mit traditionellen Mitteln nicht, den Anschluss herzustellen. Noch einmal das selbe, also ein weiteres Jahr in der gewohnten oder einer ähnlichen schulischen Umgebung, bringt diese Jugendlichen nicht weiter. Es braucht deshalb eine andere Ausbildungsstruktur und eine andere Pädagogik.
2. Zielsetzung der Vorlage
Einer Gruppe von 20-30 Jugendlichen, für die in unserem Kanton bisher ein Erfolg versprechender Weg in den Arbeitsmarkt fehlt, soll durch ein zielgerichtetes Arbeitstraining der Anschluss an den offenen oder geschützten Arbeitsmarkt ermöglicht werden. Für diese Gruppe will das Projekt 'check-in aprentas' eine Lösung anbieten.
3. Massnahmen zur Umsetzung der Ziele
3.1. Organisation
In Zusammenarbeit mit aprentas (Ausbildungsverbund der chemischen und pharmazeutischen Industrie) wird ein Arbeitstrainingsprogramm angeboten. Aprentas erhält eine Leistungsvereinbarung und führt das Programm durch.
3.2. Ausbildung
Die Inhalte und Strukturen sollen möglichst lebensnah sein. Die Jugendlichen werden in den Grundkompetenzen nach geschult. In einer ersten Phase soll die Hälfte der Zeit für ein internes Arbeitstraining aufgewendet werden. Die Schülerinnen und Schüler werden dazu angeleitet, eine Arbeit entsprechend den Anforderungen und Anweisungen auszuführen (Werkstatt für Holz-, Metall- und Textilverarbeitung). In der zweiten Phase sollte es möglich sein, von aussen Aufträge hereinzuholen. Auch wenn damit wohl nicht sehr viel Arbeitsleistung verkauft werden kann, soll den Jugendlichen zumindest gezeigt werden, dass es sich lohnt zu arbeiten und dass jemand ihre Arbeit brauchen kann. Für die dritte Phase sind Praktika bei Drittbetrieben vorgesehen. Die Schule trifft mit einer Firma die Abmachung, ihr eine gewisse Anzahl Leute für eine bestimmte Arbeit zur Verfügung zu stellen. Check-in aprentas steht dafür gerade, dass die Arbeit zur Zufriedenheit ausgeführt wird.
3.3. Leistungsauftrag
Die Leistungsvereinbarung wird auf fünf Jahre abgeschlossen. Sie hält fest, dass die Leitung des Ganzen aprentas obliegt, d.h. die aprentas stellt auch das Personal ein. Man geht von 200 Stellenprozenten aus, die auf drei Kompetenzbereiche verteilt werden: Es braucht eine Person mit Beratungskompetenzen, jemanden mit sozialpädagogischen Erfahrungen und eine Lehrperson für die Fächer Deutsch und Rechnen. Die Aufgabe kann auf zwei oder drei Personen aufgeteilt sein.
3.4. Finanzen
Einen Beitrag von Fr. 400'000.- an die Gesamtkosten des Projekts von Fr. 1'850'000.- hat eine Stiftung der Basler Chemischen Betriebe (ALU) zugunsten Arbeitsloser zugesichert. Zu erwarten ist zudem, dass der Bund (seco) einen Drittel der Kosten übernehmen wird. Damit verbleiben für den Kanton jährliche Kosten von durchschnittlich Fr. 167'000.-. Das Projekt beginnt im Sommer 2006 und ist auf fünf Jahre befristet. Die Stiftung ALU hat für das Projekt bereits die zugesicherten 200'000.- Franken für die Anschubfinanzierung bereit gestellt, welche für das Jahr 2006 abgerufen werden können. Daher erübrigt sich ein Beitrag des Kantons für das laufende Jahr.
4. Kommissionsberatung
4.1. Organisation der Beratung
Die Vorlage wurde von der Bildungs-, Kultur- und Sportkommission an der Sitzung vom 15. März 2006 beraten. An der Sitzung waren Martin Leuenberger, Generalsekretär BKSD, und die Herren Niklaus Gruntz und Ruedi Meier vom Amt für Berufsbildung und Berufsberatung für die Erläuterung des Sachverhaltes sowie zur Beantwortung von Fragen anwesend.
4.2. Beratung im Einzelnen
Die Vertreter der BKSD stufen das Projekt aus Sicht der Direktionsleitung als sehr wichtig und gut ein. Mit aprentas stehe ein verlässlicher Partner zur Verfügung. Die dreiteilige Finanzierung erachtet man ebenfalls als gute Lösung. Mit check-in aprentas wird etwas für eine Klientel angeboten, bei welcher nicht mit Sicherheit gesagt werden könne, dass es 'gut kommt'. Trotzdem sei man aber verpflichtet, alles Mögliche zu tun und diese nicht von vornherein fallen zu lassen. Von den rund rund 2'500 jungen Leuten (ohne PG), welche die obligatorische Schulzeit abgeschlossen haben, versucht man mit 'check-in aprentas' die zwanzig Allerschwierigsten aufzufangen. Es wird darauf verwiesen, dass ein Jugendlicher, der den Anschluss an den Arbeitsmarkt nicht findet und von den Sozialbehörden abhängig ist, Kosten von rund einer Million Franken auf 25 Jahre verursacht. Gelingt es nun, drei bis vier - und hoffentlich mehr - dieser 20 Jugendlichen in den Arbeitsmarkt zu bringen, so werden 3 bis 4 Millionen Franken gespart. Hier sollen die Allerschwächsten aufgefangen werden, bei welchen die Institution «wie weiter?» nicht weiter kommt. Aus ökonomischer Sicht sei das Projekt lohnend, dies zeige auch das Engagement von seco und Arbeitslosenkasse. Das Vorgehen ist mit dem KIGA eng abgesprochen.
Alle FraktionsvertreterInnen äussern sich grundsätzlich positiv zur Vorlage. Die Frage wird diskutiert, inwieweit die Erziehungsberechtigten in das Arbeitstrainingsprogramm einzubeziehen sind. Es wird darauf verwiesen, dass die betreffenden Jugendlichen in einem Altersbereich von 16 bis 22 Jahren sind, also teilweise das 18. Alterjahr bereits erreicht haben. Öfters wird von den Jugendlichen eine Mitwirkung der Eltern - die früher auch nicht stattgefunden hat - nicht mehr gewünscht. Deshalb legt man in diesem Projekt Wert auf eine enge Begleitung (Coaching) durch aprentas.
Die Kommission ist der Meinung, der Kanton könne nur gewinnen, wenn er auch für die Schwächsten etwas unternehme. Zudem wird vermerkt, dass 'check-in aprentas' keine Stellenaufstockung beim Kanton zur Folge hat. Man ist sich bewusst, dass nicht alle Jugendlichen, die an diesem Programm teilnehmen, für den Arbeitsmarkt fit gemacht werden können. Gelinge dies aber auch nur für ein paar Wenige, so lohne sich das Vorhaben sowohl in ökonomischer wie auch in menschlicher Hinsicht. Die Kommission wünscht eine Berichterstattung über den Projektverlauf an den Landrat in einer zusätzlichen Ziffer im Beschluss zur Vorlage.
Eintretensabstimmung
://: Die BKSK spricht sich mit 10 : 0 Stimmen einstimmig für Eintreten auf die Vorlage 2006/059 aus.
Landratsbeschluss
Ziffern 1 - 3
://: unbestritten
Zusätzlich eingefügt wird eine neue
Ziffer 4
Nach drei Betriebsjahren ist dem Landrat über den Verlauf des Projektes Bericht zu erstatten.
5. Antrag
://: Die BKSK beantragt dem Landrat mit 10 : 0 Stimmen ohne Enthaltung Zustimmung zu dem mittels Ziffer 4 ergänzten Landratsbeschluss zur Vorlage 2006/059.
Füllinsdorf, 28. März 2006
Im Namen der Bildungs-, Kultur- und Sportkommission
Der Präsident: Karl Willimann
Beilagen
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abgeänderter Landratsbeschluss (Entwurf)
- Leistungsvereinbarung zu 'check-in aprentas'
(liegt digital nicht vor)
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