2006-19 (1)


1. Wie viele Baselbieter und Baselbieterinnen haben per Ende Schuljahr 2004/2005 die Schulen bzw. eine Lehre abgeschlossen?

a. Schulabschlüsse per Schuljahr 2005




b. Lehrabschlüsse per Sommer 2005


Die untenstehende Tabelle zeigt die Entwicklung der Lehrabschlussprüfungen, die von Lehrlingen in Baselbieter Betrieben bestanden wurden. Dabei ist zu beachten, dass es sich hier um Lehrabschlussprüfungen in Baselbieter Betrieben handelt. Baselbieter Jugendliche absolvieren auch Lehren in Basel-Stadt (rund 400 jährlich) und städtische Jugendliche schliessen auch Lehrverträge auf der Landschaft ab (rund 160 jährlich)




2. Wie viele Schulabgänger/innen haben welche Anschlusslösungen (Studium, Lehre, Praktikum, Arbeitsstelle, Welschlandjahr etc.) gefunden?




3. Wie viele Schulabgänger/innen fanden keine Anschlusslösung und sind deshalb arbeitslos?


Gemäss KIGA-Angaben sind im Dezember 2005 im Kanton Basel-Landschaft offiziell 77 Arbeitslose mit zuletzt ausgeübter Funktion Schüler, Student/in erfasst gewesen. (Dez. 2004: 83).


Festzuhalten ist, dass einige Schulabgänger/innen ohne direkte Anschlusslösung nicht in dieser Erfassung erscheinen, u.a. diejenigen, die von den Überbrückungsangeboten des AfBB Gebrauch machen oder auch diejenigen, die Auslandpraktika besuchen etc.




4. Welches sind nach Einschätzung der Regierung die Gründe dafür, dass zahlreiche Jugendliche den Einstieg in eine weitere Ausbildung nicht schaffen resp. keine Lehrstelle finden?


Jugendarbeitslosigkeit entsteht dann, wenn das Stellenangebot quantitativ und/oder qualitativ nicht der Zahl und/oder den Qualifikationen der Stellen Suchenden entspricht.


Quantitativ besteht auf der Angebotsseite ein enger Zusammenhang mit der (konjunkturabhängigen) Lage auf dem Arbeitsmarkt. Firmen, die kurzfristig wenig Bedarf nach Arbeitskräften haben, bilden tendenziell wenig Lehrlinge aus. Auf der Nachfrageseite spielt die Demographie (im Wesentlichen die Zahl der Schulabgängerinnen und Schulabgänger) die wichtigste Rolle.


In den letzten Jahren stand dem nur bescheiden wachsenden Angebot an Stellen eine steigende Zahl von InteressentenInnen gegenüber.


Qualitativ zeigt sich ein zunehmendes Auseinanderklaffen zwischen Anforderungen und Fähigkeiten. Stellen für ungelernte Hilfskräfte sind kaum mehr vorhanden - der Abschluss einer beruflichen Grundbildung also praktisch unabdingbar. Dies bedeutet, dass auch junge Leute mit bescheidenen (sozialen und schulischen) Kompetenzen eine Lehrstelle finden müssen. Die Ansprüche in der beruflichen Grundbildung haben entsprechend der Verschiebung in der Wirtschaft von der Produktion zu den Dienstleistungen und von einfachen handwerklichen zu hoch technisierten Arbeitsplätzen deutlich zugenommen. Demgegenüber ist - als eine andere Folge des gesellschaftlichen Wandels - der Anteil der Jugendlichen mit bescheidenen Kompetenzen vermutlich eher gestiegen.


Deutlich zeigt sich auf jeden Fall, dass die leistungsschwächeren und weniger gut angepassten Jugendlichen Mühe haben, eine Lehrstelle zu finden.




5. Welche schulischen Massnahmen erachtet der Regierungsrat als sinnvoll, um die Chancen der jugendlichen Schulabgänger/innen auf dem Lehrstellmarkt zu erhöhen? Welche Massnahmen hat der Regierungsrat schon umgesetzt und welche gedenkt er noch umzusetzen?


Sinnvoll sind alle Massnahmen, die dazu beitragen, dass die Differenz zwischen den Kompetenzen der Jugendlichen und den Ansprüchen der Wirtschaft kleiner werden. Gemäss neuem Bildungsgesetz erhält zudem die Berufswahlvorbereitung an den Volksschulen ein grösseres Gewicht.


Im schulischen Bereich bestehen Brückenangebote, die jedes Jahr von rund 500 Jugendlichen besucht werden. Die breite Palette sorgt dafür, dass die Förderung bedürfnisgerecht statt findet. Schulische Förderung, Klärung der Berufswünsche und Ausbildungsmöglichkeiten und/oder spezifische Vorbereitung auf ein bestimmtes Berufsfeld sind wichtige Aspekte. In den allermeisten Fällen gelingt der Anschluss an die berufliche Grundbildung.


Daneben gibt es folgende Programme:

Geplant ist neu das Projekt ‚check-in aprentas '. Es wird im sehr niederschwelligen Bereich - im Grenzbereich zur Invalidenversicherung - angesiedelt sein. Ziel ist nicht primär das Erreichen der Berufsbildungsfähigkeit, sonder vor allem das Fördern jener Kompetenzen, die Voraussetzung für Arbeitsmarktfähigkeit sind. Es soll im Auftrag des Kantons und mitfinanziert durch eine Stiftung zu Gunsten Arbeitsloser der Chemischen Industrie und vom Bund (seco) vom Ausbildungsverbund aprentas durchgeführt werden.
Der Regierungsrat wird im Landrat nächstens den notwendigen Kredit beantragen.


Anzumerken ist, dass der wichtigste Faktor in Bezug auf die Chancen auf dem Lehrstellmarkt die Grösse des Angebotes ist.
Massnahmen in diesem Zusammenhang sind die Lehrstellenförderung (durch die Wirtschaftskammer im Auftrag des Kantons), das Fördern der Verbundsausbildung, das Fördern des Lehrstellenangebots bei den Gemeinden sowie der Beschluss des Landrates , Ressourcen für zusätzliche Lehrstellen beim Kanton zu bewilligen (vgl. 8 und 10).




6. Wie beurteilt der Regierungsrat den aktuellen Lehrstellenmarkt?


Angebotsseite:


Die Zahl der abgeschlossenen Lehrverträge konnte per 2005 leicht gesteigert werden.



Ebenfalls leicht zugenommen hat die Zahl der von den Baselbieter Betrieben als offen gemeldeten Lehrstellen per Sommer 2006



Nachfrageseite:
Die Zahl der Stellen suchenden Jugendlichen hat zugenommen. Die Gesamtzunahme seit 2002 beträgt ca. 200.


Überproportional haben die Absolventinnen und Absolventen aus Schulen mit Grundansprüchen zugenommen.



Fazit : Die Lage auf dem Lehrstellenmarkt präsentiert sich ähnlich (angespannt) wie in den letzten Jahren.




7. In welchen Anforderungsbereichen und Branchen decken sich Angebot und Nachfrage bei den Lehrstellen nicht?


Vor allem in Branchen mit attraktiven Arbeitsbedingungen und guten Entwicklungsmöglichkeiten (Informatik, KV, Gesundheitsberufe) übersteigt die Nachfrage das Angebot deutlich. Deutlich höher als das Angebot ist auch die Nachfrage nach Ausbildungen zur medizinischen Praxisassistentin.


Weniger gefragt sind handwerkliche Berufe mit unregelmässigen Arbeitszeiten und eher wenig Entwicklungsmöglichkeiten.


Mehr Stellen im Attest-Bereich (zweijährige berufliche Grundbildungen) wären für Jugendliche aus Schulen mit Grundanforderungen wichtig, obwohl sie in der Hit-Parade der Jugendlichen nicht zuoberst rangieren.




8. Wie viele und welche Lehrstellen bietet der Kanton Basel-Landschaft zur Zeit an?


Zur Zeit ist der Kanton Basel-Landschaft Lehrbetrieb für 172 Lernende. Diese verteilen sich auf die kaufmännische Branche (54), die Gesundheitsberufe (32), Hauswirtschaft und Küche (29), Informatik (16), den Betriebsunterhalt (8), Forst- und Gartenbau (6), und einige weitere Berufe.


Die Zahl der Lernenden des Kantons wird in den nächsten fünf Jahren deutlich zunehmen. Der Landrat hat auf Antrag der Regierung Mittel für 48 zusätzliche Lehrstellen beim Kanton bewilligt 1 . 21 dieser Stellen werden auf Sommer 2006 besetzt und zwar vorwiegend in Bereichen, die auch Jugendlichen aus dem Sekundarschulniveau A offen stehen. Unter anderem sollen acht Betriebspraktikerinnen oder Betriebspraktiker, sechs Büroassistentinnen oder -assistenten und vier Hauswirtschaftspraktikerinnen oder -praktiker angestellt werden.




9. Wie viele Jugendliche bzw. junge Erwachsene zwischen 18 und 26 Jahren waren Ende 2005 arbeitslos gemeldet?


Im Dezember 2005 sind im Kanton Basel-Landschaft offiziell als arbeitslos erfasst gewesen:
15 - 19 jährige: 164 (Dez. 2004: 193)
20 - 24 jährige: 653 (Dez. 2004: 780)
25 - 29 jährige: 569 (Dez. 2004: 652).


Die Zahl der arbeitlosen Jugendlichen schwankt stark im Jahresverlauf. Im Sommer - wenn viele Schulabgängerinnen und Lehrabsolventen eine Stelle suchen - ist sie jeweils hoch, anschliessend geht sie relativ rasch zurück.


Dies drückt sich u.a. in der Dauer der Arbeitslosigkeit aus. Bei den 15 - 24 Jährigen sind 77.5% weniger lange arbeitslos als sechs Monate (gegenüber 58.5% bei allen Arbeitslosen im Durchschnitt).




10. Was gedenkt der Regierungsrat im Hinblick auf die Situation im Sommer 2006 in diesem Problembereich zu tun?


Der Regierungsrat ist der Meinung, dass weniger gross angelegte Einzelaktionen als vielmehr die kontinuierliche Förderung der Ausbildungsbereitschaft in allen Bereichen Erfolg versprechend sind.


Dazu gehören einerseits die täglichen Bemühungen des Amtes für Berufsbildung und Berufsberatung, die dazu geführt haben, dass der demographisch bedingten Zunahme der Nachfrage eine entsprechende Steigerung des Angebotes gegenüber steht. Diese Anstrengungen werden ergänzt durch die Lehrstellenförderung, die im Auftrag und zu Lasten des Kantons von der Wirtschaftskammer betrieben wird.


Um auch im kantonalen und kommunalen Bereich alle Möglichkeiten ausschöpfen zu können, wird beim Amt für Berufsbildung und Berufsberatung eine 50%-Stelle für die Lehrstellenkoordination in der Verwaltung geschaffen. Diese befristete Stelle wurde mit dem schon erwähnten Landratsbeschluss bereits bewilligt.


Speziell für den niederschwelligen Bereich wird die Jugendberatungsstelle quantitativ und qualitativ weiter entwickelt und besser mit den übrigen Schnittstellenangeboten vernetzt.


Geplant ist der Aufbau des Arbeitstrainingsrogrammes check-in aprentas . Der Regierungsrat hofft hier auf Zustimmung durch den Landrat.


Grundsätzlich kann gesagt werden, dass in unserem Kanton nachhaltig auf die Sicherung des Lehrstellenangebots hingearbeitet wird. Dazu gehört ein enger Einbezug der Sozialpartner beim Entwickeln der Massnahmen, wissenschaftliche Begleitung der lancierten Projekte, Unterstützung der Berufsschau und immer wieder Aufnehmen und Umsetzen von neuen Ideen. Der Regierungsrat möchte diesen Kurs weiterverfolgen.


Liestal, 28. März 2006


Im Namen des Regierungsrates
Die Präsidentin: Schneider-Kenel
Der Landschreiber: Mundschin



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