2005-281


Seit Beginn der laufenden Legislatur häufen sich die wirtschaftspolitischen Negativ-Schlagzeilen im Kanton Baselland. Diese Entwicklung bereitet Exponenten der Politik wie auch der Wirtschaft zunehmend Sorge.

Der vorliegende Vorstoss soll Anstoss für eine aktivere, von Politik und Wirtschaft gemeinsam getragene wirtschafts- und standortpolitische Offensive im Kanton Baselland sein. Wir sehen dies als departementsübergreifende Querschnittsaufgabe und wollen dem Gesamtregierungsrat in allen diesbezüglichen Fragen den Rücken stärken. Wir erwarten, dass der Gesamtregierungsrat seine Führungsrolle mit dieser parteiübergreifenden Unterstützung verstärkt wahrnimmt.


Als exemplarische Beispiele, nicht aber als abschliessende Liste, zum Beleg der eingangs erwähnten, volkswirtschaftlich relevanten Negativmeldungen seien genannt:


Die Wirtschaftsförderung beider Basel richtet ihre Aufgaben und Tätigkeiten zwischenzeitlich immer stärker, ja beinahe ausschliesslich, auf die internationale Standortpromotion Basels als Pharma- und Life Sience-Standort aus. Diese konzentrierte, marketingtechnisch wohl begründbare, aber auch einseitige Fokussierung auf den stärksten regionalen Wirtschaftszweig, die durch die Neuanstellung des basel-städtischen SP-Grossrates Dr. Hans-Peter Wessels erst kürzlich noch einmal dezidiert betont wurde, führt leider zwangsläufig auch zu einer Vernachlässigung anderer Wirtschaftszweige am Standort. Eine langfristig überlebensnotwendige Ausgewogenheit der volkswirtschaftlichen Entwicklung der Region wird dadurch ebenso in Frage gestellt, wie die Erhaltung einer vielseitigen, diversifizierteren und dadurch konjunkturunabhängigeren Wirtschaftstruktur im Kanton Baselland.


Die Postulanten sind parteiübergreifenden zur Auffassung gelangt, dass


Der Regierungsrat wird aufgefordert, zu prüfen und zu berichten wie mit einer umfassenden Neukonzeption die kantonale Wirtschaftspolitik aktiviert und schlagkräftiger gestaltet werden kann. Relevant sind dafür insbesondere folgende Aspekte:


- Gesetzliche Grundlagen:


Es ist sicher nicht Aufgabe des Staates, in unternehmerische Entscheidungsprozesse der Wirtschaft einzugreifen, sehr wohl besteht die Aufgabe aber darin, der Wirtschaft günstige Rahmenbedingungen anzubieten und dafür zu sorgen, dass die Standortgunst unserer Wirtschaftsregion insgesamt erhalten und gestärkt wird. Die kantonale Wirtschaftspolitik muss mit diesem Ziel im Sinne von § 121 der Kantonsverfassung konsequent neu ausgerichtet und systematisch umgesetzt werden. Gleiches gilt für die angekündigte Revision des Wirtschaftsförderungsgesetzes.


- Wirtschaftsförderung


Die Resultate der (immer ausschliesslicher) Life Science-orientierten Standortpromotion der Wirtschaftsförderung beider Basel (2) sind bis heute kaum messbar geblieben. Die Wirksamkeit und die Wirtschaftlichkeit der nicht unerheblichen dafür eingesetzten Steuergelder ist zu belegen.


Die heute zu Wirtschaftsförderungszwecken zur Verfügung stehenden Mittel müssen und dürfen angesichts der Haushaltsituation nicht vermehrt werden. Die finanziellen Mittel müssen aber zugunsten der Standortpflege und zugunsten von konkreten Infrastruktur-Investitionsvorhaben vor Ort an neuen Schwerpunkten ausgerichtet werden.


- Abbau administrativer Belastungen und bewilligungstechnischer Hindernisse


Die mit der KMU-Entlastungs- und der KMU-Förderungsinitiative geforderte Deregulierung und der Abbau administrativer Belastungen und bewilligungstechnischer Hindernisse für KMU ist mit hoher Dringlichkeit voranzutreiben. Ebenso ist die vom Regierungsrat angekündigte Unternehmenssteuerform mit Entschlossenheit anzupacken und durchzusetzen.


Schliesslich werden alle Exekutivbehörden aufgerufen zu einer engagierten und wirtschaftsorientierten Standortpolitik. Diese grundsätzliche Einstellung kann nicht gesetzlich gefordert werden. Von den vom Volk gewählten Mandatsträgern muss aber erwartet werden können, dass sie sich mit Engagement und Führungsstärke für unseren Kanton und die Erhaltung seines durch die Wirtschaft erarbeiteten Wohlstandes einsetzt.



Fussnoten

1


2001/065 Motion der FDP-Fraktion vom 22. März 2001: Wirtschaftsförderungsgesetz den neuen Anforderungen anpassen
2005/191 Interpellation von Remo Franz vom 23. Juni 2005: Wo steht die Wirtschaftsförderung heute?



2


Die Wirtschaftsförderung wird innerhalb der in der Agglomeration ansässigen Wirtschaftsexponenten kaum wahrgenommen. Eine Umbenennung dieser gemischtwirtschaftliche Institution in "Standortpromotion beider Basel" würde denn auch den Kern der Zielsetzungen und Aktivitäten besser treffen.



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