2005-134 (1)


Am 12. Mai 2005 hat Frau Landrätin Jacqueline Simonet, CVP/EVP-Fraktion, eine Interpellation zur Planung der Hochschule für Pädagogik und Soziale Arbeit beider Basel (HPSA-BB) mit folgendem Wortlaut eingereicht.

„Drastisch sinkende Schülerinnen- und Schülerzahlen in den nächsten zehn Jahren", „Bereits in der Primarschule zwei Fremdsprachen lernen", „Primarschulen müssen Kündigungen aussprechen" … Diese und ähnliche Schlagzeilen in der Tagespresse führen zu Fragen zur Planung der Hochschule für Pädagogik und Soziale Arbeit beider Basel. Die Diskussion zu einer zukünftigen Einführung der Basisstufe hat damals beispielsweise die HPSA-BB bereits früh zur Einführung einer „Ausbildung zur Lehrperson am Kindergarten und der Unterstufe der Primarschule" animiert. Es wäre interessant, Antworten auf folgende Fragen zu erhalten:




Antwort des Regierungsrates


1. Situation auf dem Stellenmarkt


Die Stellensituation ist besonders für die frisch diplomierten Lehrkräfte für die Vorschul- und Primarstufe schwierig. In früheren Jahren hatten Mitte Juni jeweils 50 bis 60 Prozent der zu Diplomierenden bereits eine Stelle für das neue Schuljahr im August gefunden. Gemäss der laufenden Stellenerhebung durch die HPSA-BB haben von den jetzigen Diplomandinnen und Diplomanden dieser Stufe bis heute erst knapp 20 Prozent eine Stelle gefunden. Konkret sind zur Zeit noch 100 zu diplomierende Studierende ohne Stelle.


Im Bereich Sekundarstufe I (SLA-Ausbildung und NDS SEA) besteht zur Zeit eine ausgeglichene Situation zwischen dem Lehrkräftebedarf und den Stellensuchenden. Differenziert zu betrachten ist die Situation auf der Sekundarstufe II, wo die Stellensituation an den Gymnasien nur in einzelnen Fächern wie Deutsch, Geschichte, Biologie und Wirtschaft im Vergleich zur früheren Jahren schwieriger ist. Eine laufende Umfrage bei den Abgängerinnen und Abgängern weist im Trend darauf hin, dass einzelne Studierende mit ihrer persönlichen Stellensituation nach den Sommerferien nicht zufrieden sind.




2. Kursplanung


Kindergarten/Primarstufe
Die Kantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt betreiben in der Ausbildung für Kindergarten und Primarschule seit Jahrzehnten eine Politik des Numerus Clausus bzw. nehmen über eine Bewilligung der jeweils neu zu bildenden Anzahl Klassenzüge eine Bewirtschaftung der Studienplätze vor. Langjährige Usanz ist die Vorgabe von insgesamt neun Klassenzügen (BL und BS bzw. HPSA-BB). Angesichts der sich abzeichnenden Reduktion der Klassenzahlen im Volksschulbereich sowie des seit dem Jahr 2002 stagnierenden Budgets der HPSA-BB (bzw. Vorgängerinstitutionen) hat der Hochschulrat der HPSA-BB für das kommende Studienjahr eine Reduktion von neun auf acht Klassenzüge (rund 130 anstatt 150 Studierende) beschlossen. Im Aufnahmeverfahren 2005 konnten insgesamt rund 130 Kandidatinnen und Kandidaten nicht berücksichtigt werden.
Seit der Einführung der gesamtschweizerischen Anerkennung der Ausbildungen für Lehrkräfte gilt für Studierende die Freizügigkeit in der Wahl des Studienortes. Solange ein Numerus Clausus für Lehrkräfte nur von den Kantonen Basel-Landschaft und Basel-Stadt angewandt wird, können hier abgewiesene Kandidatinnen und Kandidaten an anderen Pädagogischen Hochschulen studieren. Den Trägern der HPSA-BB erwachsen damit zusätzliche Kosten im Rahmen der interkantonalen Fachhochschulvereinbarung.


Sekundarstufen I und II
Auf der Sekundarstufe I sind für das Schuljahr 2005/2006 46 Studentinnen und Studentinnen (Sekundarlehramt) und 35 Studentinnen und Studenten (NDS SEA) für die HPSA-BB angemeldet. Diese Zahlen liegen leicht unter dem Vorjahr (53 SLA und ebenfalls 35 NDS SEA). Auf der Sekundarstufe II (Höheres Lehramt) sind für das Schuljahr 2005/2006 99 Studierende eingeschrieben (Vorjahr 104). Die Studierendenzahlen bewegen sich damit insgesamt auf ungefähr gleichem Niveau.




3. Fremdsprachenausbildung


Die kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren (EDK) haben sich an ihrer Plenarversammlung vom 25. März 2004 für die Einführung von zwei Fremdsprachen an der Primarschule ausgesprochen. Bis spätestens ab 2010 soll in allen Kantonen der Unterricht einer ersten Fremdsprache im 3. Schuljahr und spätestens ab 2012 der Unterricht in der zweiten Fremdsprache im 5. Schuljahr beginnen. Die Frage, ob Französisch oder Englisch die erste Fremdsprache in unserem Kanton sein soll, wird gegenwärtig im Bildungsrat geklärt. Die Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion arbeitet bereits mit in einem Projekt für den Fremdsprachenunterricht mit Französisch ab der 3. Klasse und Englisch ab der 5. Klasse zusammen mit den Kantonen Basel-Stadt, Solo-thurn, Bern, Freiburg und Wallis mit. Entscheidungsgrundlagen sollen gegen Ende 2005 fertiggestellt sein.


Als Folge der noch zu treffenden Entscheide des dafür zuständigen Bildungsrates (Stun-dentafel und Stufenlehrplans) sowie des Landrates (Verpflichtungskredit) werden erhebliche Anstrengungen für eine fachlich und didaktisch hochwertige Weiterbildung der amtierenden Lehrpersonen für die qualifizierte Erteilung des Französischunterrichtes und neu auch des Englischunterrichtes anzugehen sein. Es zeichnet sich ab, dass nicht alle Lehrpersonen für die Erteilung des Französisch- und des Englischunterrichtes weitergebildet werden, sondern eine Spezialisierung auf den Französisch- oder Englischunterricht ermöglicht werden soll. Diese Spezialisierung ist auch wegen der hohen Fremdsprachen-kompetenz notwendig, die für die qualifizierte Erteilung des Fremdsprachenunterrichtes unabdingbar ist. Das heisst, dass nicht alle Lehrpersonen für beide Fremdsprachen aus- oder weitergebildet werden müssen, sondern dass entsprechend inter-essierte Studie-rende und Lehrpersonen für die Abdeckung des Bedarfs der einzelnen Schu-len gewonnen werden. Auf alle Fälle soll den amtierenden Lehrpersonen eine faire Chance gegeben werden, dass sie auch das neue Fach Englisch werden unterrichten können.


Die HPSA bildet die Primarlehrkräfte zur Zeit aus für 120 Lektionen Französisch in der 4./5.Klasse. Die heute bestehenden Ausbildungskonzepte innerhalb des Fachbereichs Pädagogik der FHNW bleiben für die erste Leistungsauftragsperiode (2006-2008) unverändert. Ein neues gemeinsames Ausbildungskonzept für den Fachbereich Pädagogik der FHNW wird ab dem Jahr 2009 geplant. Der dannzumalige Stand i.S. Fremdsprachenausbildung in der Schweiz bzw. in der Nordwestschweiz wird für die nächste Leistungsauftragsperiode (2009-2012) relevant sein.


Liestal, 5. Juli 2005


Im Namen des Regierungsrates:
Die Präsidentin: Schneider-Kenel
Der Landschreiber: Mundschin



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