2003-260
Parlamentarischer Vorstoss |
Titel:
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Postulat von Thomi Jourdan: Evaluation von OpenSource Lösungen in der kantonalen Informatik
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Autor/in:
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Thomi Jourdan, CVP/EVP-Fraktion
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Eingereicht am:
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30. Oktober 2003
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Nr.:
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2003-260
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Verschiedene öffentliche Verwaltungen im Ausland und auch in der Schweiz (
vgl. Artikel
) sind derzeit dabei, den Umstieg von windowsbasierten Lösungen auf die frei (kostenlos) verfügbaren OpenSource-Systeme und -Anwendungen zu evaluieren oder bereits einzuführen. Massive Lizenzkosten, hohe Wartungskosten, die Virenanfälligkeit etc., der bisher verwendeten proprietären Systeme sowie die Abhängigkeit von insbesondere einem einzelnen Anbieter lassen vielerorts die Einsicht aufkommen, dass ein Umstieg von proprietärer Software (Microsoft, WordPerfect etc.) auf OpenSource Produkte aus ökonomischer Sicht ein grosses Einsparpotential beinhaltet. Gleichzeitig setzt sich vielerorts die Meinung durch, dass die Entwicklung derart fortgeschritten ist, dass OpenSource-Lösungen den proprietären Standartlösungen vielfach technisch ebenbürtig oder - gerade im Serverbereich - überlegen sind.
Der gegenwärtige Spardruck im Kanton Basel-Landschaft zwingt dazu, auch im Informatikbereich neue Lösungen zu prüfen. Es gilt Alternativen zu evaluieren und sich letztlich für dasjenige Produkt zu entscheiden, welches technisch und ökonomisch betrachtet den besten Kosten-Nutzen-Faktor aufweist.
Die gegenwärtig laufende Microsoft-XP-Migration verdeutlicht, dass der Kanton im laufenden wie auch im kommenden Jahr bedeutende Beträge für die Lizenzierung von Software (System und Anwendungen) zu zahlen hat, bei denen es OpenSource Lösungen gibt, die um ein Vielfaches günstiger oder gar frei erhältlich sind (z.B. Linux-Betriebssystem, OpenOffice als freie Office-Alternative).
Ich bitte daher den Regierungsrat zu prüfen und in schriftlicher Form darüber zu berichten:
Der gegenwärtige Spardruck im Kanton Basel-Landschaft zwingt dazu, auch im Informatikbereich neue Lösungen zu prüfen. Es gilt Alternativen zu evaluieren und sich letztlich für dasjenige Produkt zu entscheiden, welches technisch und ökonomisch betrachtet den besten Kosten-Nutzen-Faktor aufweist.
Die gegenwärtig laufende Microsoft-XP-Migration verdeutlicht, dass der Kanton im laufenden wie auch im kommenden Jahr bedeutende Beträge für die Lizenzierung von Software (System und Anwendungen) zu zahlen hat, bei denen es OpenSource Lösungen gibt, die um ein Vielfaches günstiger oder gar frei erhältlich sind (z.B. Linux-Betriebssystem, OpenOffice als freie Office-Alternative).
Ich bitte daher den Regierungsrat zu prüfen und in schriftlicher Form darüber zu berichten:
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...welches die jährlichen Lizenz- und Wartungskosten der kantonalen Verwaltung für die folgenden Softwarelizenzen sind und welche Anzahl von Lizenzen damit abgedeckt sind:
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Proprietäre Client-Betriebssysteme
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Proprietäre Server-Betriebssysteme
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Proprietäre Client-Applikationen (Office, WordPerfect etc.)
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Proprietäre Datenbankserver- und -clientlizenzen
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Proprietäre Server-Dienste (File- und Mailserver, Groupwaredienste etc.)
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...welche technischen und finanziellen Auswirkungen ein Umstieg von proprietärer Software zu OpenSource-Lösungen hätte.
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...in welchem Zeitraum ein Umstieg auf OpenSource-Lösungen möglich wäre.
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Oltner Tagblatt ; Seite 19
Solothurn setzt auf den Pinguin
Kantonale Verwaltung bald ohne Windows - das kostenlose Linux spart Geld
Ab 2007 will der Kanton Solothurn in der Verwaltung keine Microsoft-Produkte mehr einsetzen. Spätestens dann soll jeder Kantonsangestellte statt mit Windows mit Linux arbeiten. Das kostenlose Betriebssystem spart Millionen.
Der Pinguin lächelt einem bereits in der Sicherheitsschleuse am Eingang zum kantonalen Informatikamt (AIO) entgegen. «Die Zeit ist reif für Linux», steht daneben. Linux- das ist im Bürokomplex an der Aare in Solothurn das magische Wort für die Zukunft. Denn dank Linux will der Kanton Solothurn in den nächsten Jahren Millionen an Informatikkosten sparen. Hinter dem Begriff versteckt sich ein kostenloses Betriebssystem für Computer, sozusagen ein Gratis-Windows, und der kleine Pinguin «Tux» ist dessen Maskottchen.
Kurt Bader ist einer von «Tux'» grössten Fans. «Dank Linux sind wir nicht mehr von Microsofts Launen abhängig», freut sich der Leiter der kantonalen Informatik. «Bei Microsoft sind wir gezwungen, jedes Update mitzumachen, ob wir nun wollen, oder nicht.» Das gebe jede Woche einen riesigen Aufwand, der zum grössten Teil gar nicht nötig wäre. «Bei Linux machen wir Updates nur dann, wenn sie für die jeweilige Aufgabe des Rechners unbedingt notwendig sind», erklärt Bader. «So können wir ein System jahrelang einfach laufen lassen, ohne es anzufassen.» Das spart Geld - Ziel erreicht.
Web-Interface statt «Outlook»
Der Wechsel auf das kostenlose Linux hat bereits begonnen. Seit Dezember 2001 haben die Kantonsinformatiker rund 20 Server umgestellt. 40 Prozent der «grossen Systeme» und die Arbeitszeiterfassung laufen bereits auf Pinguin-Basis. «Wir haben mit den Servern angefangen, weil die Anwender davon nichts merken», erzählt Kurt Bader. Aber: Bis 2007 will er alle Computer in den kantonalen Büros auf Linux umstellen. Vom Regierungsrat über den Richter bis zum Steuer-Sachbearbeiter werden alle Kantonsangestellten mit dem neuen System arbeiten. Zurzeit läuft im AIO bereits ein erster Testlauf.
An grundsätzliche Widerstände seitens der Anwender glaubt Bader nicht, denn: «Das eine oder andere Fenster wird zwar etwas anders aussehen, doch es stehen alle Funktionen zur Verfügung und die Bedienung ist praktisch identisch mit Windows.»
Für Büroanwendungen wird die kostenlose Software «StarOffice» eingesetzt werden. Für die Benutzer sei dies keine grössere Umstellung als von der aktuellen Word oder Excel-Version zu deren nächster Generation, sagt Bader. Wechsel und Ausbildung wären sowieso erforderlich. Auch auf das E-Mail- und Terminkalender-Programm «Outlook» werden die Kantonsangestellten inskünftig verzichten müssen. Stattdessen sollen sie ab 2007 über eine Anwendung im Internetbrowser mailen. Bader verspricht, das System werde gleich schnell sein wie vorher.
Fast eine Million weniger pro Jahr
Bis in drei Jahren will der Kanton keine Microsoft-Produkte mehr einsetzen. Bader lächelt, als er das erzählt. Pinguin «Tux» spart dem Kanton jährlich zwischen 300 000 und 400 000 Franken an Lizenzkosten, die sonst zu Microsoft geflossen wären. Nochmal so viel spart Bader, weil Linux-Systeme weniger Betreuung benötigen, als vergleichbare Windows-Lösungen. «Ohne Linux und die Zentralisierung der Systeme könnten wir die Sparziele des Kantons in der Informatik nicht erreichen», so Bader.
Der Umstieg auf Linux hat aber nicht nur finanzielle Gründe. Sicherheitsaspekte spielen eine wichtige Rolle. Es sei ihm zunehmend unwohl gewesen, so stark von der Firma Microsoft abhängig zu sein, erzählt Kurt Bader. «Ein Benutzer hat keine Kontrolle darüber, welche persönlichen Informationen Microsoft durchs Hintertürchen rauslässt.» Solche Software könne man in einer kantonalen Verwaltung kaum ruhigen Gewissens einsetzen.
Linux ist unterdessen etabliert
Gerade da zog Pinguin «Tux» die Trumpfkarte. Linux ist im Gegensatz zu Windows ein «Open Source»-Projekt. Das heisst, der Programmcode steht jedermann zur Veränderung offen - das System wird von tausenden Tüftlern weltweit stetig weiterentwickelt. «Wir wissen genau, was das Programm tut und können es unseren Bedürfnissen anpassen», schwärmt Bader. «Wir können neue Funktionen ohne ein riesiges Update einbauen.»
Linux ist aber längst kein blosses Tüftlerprogramm mehr. Besonders im Serverbereich ist es unterdessen weit verbreitet, grosse Softwarekonzerne sind auf den Zug aufgesprungen. Die Stadt München hat kürzlich den kompletten Umstieg beschlossen und auch der Bund prüft derzeit den Einsatz des kleinen Pinguins.
Softwaregigant will Solothurn nicht verlieren
Der Kantonsrat hat im Dezember 2001 beschlossen, die Verwaltung auf das freie Betriebssystem Linux umzustellen. Das Nachsehen hat der US-Softwaregigant Microsoft, Hersteller der Windows-Plattform. Für Microsoft ist das letzte Wort allerdings noch nicht gesprochen. Alexander Stüger, General Manager von Microsoft Schweiz, beharrt darauf: «Die Gesamtkosten für Solothurn sind auf Basis unserer Technologie wesentlich niedriger.» Kurt Bader, Chef des kantonalen Informatikamts, glaubt dies nicht. Er bestätigt Gespräche mit Microsoft: «Doch diese Diskussionen bringen nichts. Unsere Strategie ist vom Kantonsrat abgesegnet.» Microsoft bleibt dabei: «Wir werden dem Kanton Solothurn weiterhin Unterstützung und Beratung anbieten.»
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