2003-239
Parlamentarischer Vorstoss |
Titel:
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Postulat von Thomi Jourdan: Sicherung des gefahrvollen Tramüberganges Rennbahnkreuzung in Muttenz
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Autor/in:
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Thomi Jourdan, CVP/EVP-Fraktion (Augstburger, Bachmann, Corvini, Franz, Jermann, Rohrbach, Schneider, Schuler, Simonet, Steiner, Tanner und Zwick)
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Eingereicht am:
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16. Oktober 2003
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Nr.:
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2003-239
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Einmal mehr ereignete sich am Tramübergang Rennbahnkreuzung in Muttenz ein tragischer Unfall. Mit tödlichem Ausgang.
Der Tramübergang Rennbahnkreuzung gilt schon lange als unübersichtlich und gefährlich. Dennoch: Während in den letzten Jahren auf der gesamten Strecke zwischen Muttenz und Pratteln die Tramübergänge mit Barrieren gesichert wurden, verzichtete man ausgerechnet an jener Stelle darauf, an welcher sich in den letzten Jahren bereits mehrere Unfälle ereignet haben.
Obwohl der Tramübergang selbst über ein Lichtsignal verfügt, ist die gegenwärtige Signalisation ungenügend. Zum einen weil der Tramübergang gleich vor dem Strassenübergang liegt und es so möglich ist, dass die Fussgängersignalisation der Strasse grün zeigt, während die gleich davorliegende Signalisation des Tramübergangs auf rot steht. Für den Fussgänger, der sich fälschlicherweise auf das Signal des Strassensignals konzentriert, entstehen somit rasch gefährliche Situationen. Im Weiteren gilt die gesamte Strassenkreuzung als enorm stark befahren, die Aufmerksamkeit des Fussgängers wird damit sehr leicht vom Geschehen auf der Strasse absorbiert. Entsprechend berichten Anwohner denn auch, dass drei- bis viermal pro Woche das Tram an dieser Stelle scharf bremsen muss. Die Fastunfälle an dieser Stelle sind zahlreich.
Grundsätzlich betrachtet der Kanton die Signalisierung an diesem Tramübergang als normgemäss und üblich. Laut Medienberichten wird die Situation bei diesem Tramübergang jedoch gegenwärtig abgeklärt.
Der Tramübergang befindet sich in der Nähe von zwei Alters- und Pflegeheimen, ist Teil des Schulweges für viele Kinder und liegt gleich neben den - ebenfalls von vielen Kindern benutzten - Sportanlagen.
Dieser gefährliche Tramübergang muss genauso sicher gestaltet sein wie alle anderen in Muttenz: So könnte mit der Installation einer Barriere im Sinne einer Durchgangssperre während der Tramdurchfahrt die Gefahr bedeutend verringert werden, sodass vom Strassenverkehr abgelenkte Fussgänger den Tramverkehr nicht bemerkend die Schienen überqueren. Die Sicherheit für die Fussgänger zum einen und auch jene der Tramführer würde damit mit einfachen Mitteln erhöht werden.
Ich bitte daher den Regierungsrat alle Anstrengungen zu unternehmen, dass der Tramübergang an der Rennbahnkreuzung in Muttenz innert kurzer Frist für die Fussgänger und für den Tramverkehr sicher gestaltet wird.
Basler Zeitung ; 2003-10-15; Seite 23
"Mehrere tödliche Unfälle sind genug"
Nachdem ein 15-jähriges Mädchen beim Überqueren des Tramübergangs starb, stellt sich die Frage, ob die Muttenzer Rennbahnkreuzung sicher genug ist. Bei der Verkehrspolizei Baselland sieht man wenig Handlungsbedarf: Es hätten sich dort nur wenige Unfälle ereignet.
Muttenz. Der tragische Unfalltod der 15-jährigen Schülerin Julia ist in Muttenz immer noch Gesprächsthema Nummer eins. Das Mädchen war am 6. Oktober im Bereich der Rennbahnkreuzung vom Tram erfasst und so schwer verletzt worden, dass es noch auf der Unfallstelle verstarb. Gestern wurde Julia in Muttenz zu Grabe getragen.
Ein Augenschein vor Ort zeigte, wie tief die Menschen vom Unfall betroffen sind. Zahlreiche Blumen wurden niedergelegt, und junge Mädchen haben sich am Montag gegen Abend am Unfallort eingefunden und noch einmal still um ihre Kollegin getrauert. Peter Blum, der auf der Kreuzung seit 40 Jahren eine Autogarage betreibt, zeigt sich ebenfalls schockiert. «Drei- bis viermal pro Woche kommt es vor, dass dort das Tram scharf bremsen muss», schildert er seine Beobachtungen gegenüber der BaZ.
Verwirrende Signalsituation
Blum versteht nicht, dass die Trams derart schnell über die Kreuzung fahren. «Sie sollten gezwungen werden, dort das Tempo auf 20 Stundenkilometer zu reduzieren», fordert der Garagist. Mit zwei Schranken könnte die Sicherheit erhöht werden. Der grösste Fehler ist es gemäss Blum, eine Lichtsignalanlage zu installieren, bei der die Ampel für den ganzen Strassenübergang zwar auf Grün, diejenige für den Tramübergang aber gleichzeitig auf Rot steht, falls ein Tram kommt.
«Bei der Rennbahnkreuzung handelt es sich erstens um eine normgemässe und zweitens um eine durchaus übliche Signalisierung mit Lichtsignalanlage», betont Urs Bleile, Leiter Verkehrstechnik im Baselbieter Tiefbauamt. Auch Beat Schüpbach, Leiter Verkehrspolizei Baselland, findet, bei der besagten Lichtsignalanlage handle es sich um ein übliches und häufig angewandtes System. «In den letzten zwölf Jahren haben sich auf diesem Fussgängerübergang vier Unfälle ereignet, wie unsere Statistik zeigt.» Der tödliche Unfall vom 6. Oktober sei in den Zahlen berücksichtigt, die Fastunfälle jedoch nicht. Aufgrund dieser Zahlen habe die Verkehrspolizei bis jetzt keinen Anlass gesehen, das System in Frage zu stellen.
Massnahmen werden diskutiert
«Wie nach jedem Unfall wird jedoch alles genau und sauber abgeklärt», sagt Schüpbach. Resultate dieser Untersuchung könne er aber wegen des laufenden Verfahrens nicht an die Öffentlichkeit geben. Dieselbe Antwort erhielt die BaZ vom Statthalteramt in Arlesheim, wo ein Untersuchungsrichter den Fall bearbeitet.
Auf jeden Fall werde die Verkehrspolizei mit Fachleuten über mögliche Massnahmen diskutieren, fährt Schüpbach fort. «Eine Schranke würde nur nützen, wenn sie von den Verkehrsteilnehmern auch respektiert würde», sagt Schüpbach und appelliert dabei an die Eigenverantwortung der Verkehrsteilnehmer.
«Im Vergleich zu anderen Orten ist das für die BVB eine übersichtliche Kreuzung», erklärt Pius Marrer, Pressesprecher der BVB. «Uns wäre aber eine Schranke noch so recht.» Im Zuge der Sanierung aller Übergänge der Linie 14 sei vor einigen Jahren entschieden worden, auf der Rennbahnkreuzung keine Schranke anzubringen.
Zahlreiche Fastunfälle
Wenig Verständnis zeigt Marrer für die Forderung nach einer Geschwindigkeitsreduktion für Trams. «Wenn wir das auf jeder Kreuzung machen, bewegen wir uns nur noch im Schneckentempo.» Bereits am 10. Oktober hat der Muttenzer Gemeinderat einen Brief an Regierungsrätin Elsbeth Schneider verschickt, wie Gemeindeverwalter Urs Girod gestern erläuterte. «Der Gemeinderat fordert, dass der Kanton die Sicherheit auf der Kreuzung analysiert.» Falls dafür eine Arbeitsgruppe eingesetzt werde, biete der Gemeinderat an, darin Einsitz zu nehmen.
Die Angelegenheit habe für den Gemeinderat eine hohe Dringlichkeit. «Mehrere tödliche Unfälle sind genug», sagte Girod. Bereits 1984 sei ein Ehepaar auf der Rennbahnkreuzung überfahren und tödlich verletzt worden. Allerdings war dieser Unfall vor der Installation der heute vorhandenen Schikanen geschehen. Inzwischen haben sich aber zahlreiche Fastunfälle ereignet. Glück hatte am 23. September ein 12-jähriger Schüler, der den Fussgängerübergang benützte, als sein Fahrrad von einem heranbrausenden Tramzug erfasst und zur Seite geschleudert wurde. Eine Tramwarnung sei nicht zu hören gewesen, hatte der Vater des Schülers gegenüber der BaZ verlauten lassen.
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