2003-297
Parlamentarischer Vorstoss |
Titel:
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Postulat der Volkswirtschafts- und Gesundheitskommission: Schaffung einer Fachstelle für Psychiatrische Rehabilitation
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Autor/in:
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Volkswirtschafts- und Gesundheitskommission
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Eingereicht am:
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27. November 2003
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Nr.:
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2003-297
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Die Anzahl an Invalidenrenten wegen psychischer Krankheit hat sich seit 1986 von 24'000 auf 73'000 im Jahr 2002 verdreifacht und ist heute die häufigste Berentungsursache überhaupt. Für unseren Kanton bedeutet dies jährliche Kosten von 60 Mio. Franken für Renten und 10 Mio. Franken für Ergänzungsleistungen. Die Bereitschaft von Arbeitgebern, Behinderte zu beschäftigen, die berentet oder deren Lohnkosten teilweise von der Invalidenversicherung übernommen werden, hat sich eindrucksmässig vermindert. Es besteht kein ausschliesslicher Zusammenhang mit der Entwicklung der Arbeitslosigkeit und jener der Zunahme der Invalidisierung. War die Arbeitslosigkeit dank anziehender Konjunktur in den Jahren nach 1997 stark rückläufig, stieg die Anzahl der Invalidenrenten kontinuierlich an.
Nur wenige Fachleute haben überhaupt einen Überblick, da aufgrund der verschiedenen Leistungserbringer und der diversen gesetzlichen Bestimmungen die Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten stark zerstückelt sind.
Es ist heute erwiesen, dass Erwerbstätigkeit ein psychischer Schutzfaktor ist. So weisen Kranke, die einer Erwerbstätigkeit nachgehen, unabhägig von ihrer Erkrankung, eine kürzere Hospitalisationsdauer - und bei mehreren Klinikeintritten - längere Intervalle zwischen den Eintritten auf. Erwerbstätigkeit kann den Krankheitsablauf deutlich verbessern, indem sie das Selbstwertgefühl stärkt, die Symptomatik mildert und die Abhängkeit reduziert. Auch aus der Arbeitslosenforschung ist bekannt, dass Arbeitslosigkeit die belastendste "Arbeits"-Situation ist.
Zur Zeit werden - auch in der Schweiz - neue Formen der Rehabilitation gesucht. Es sind dies z.B. Bestrebungen, welche alternative berufliche Massnahmen wie assistierte Arbeitsplätze in der freien Wirtschaft oder so genannte soziale Firmen geprüft resp. gesucht werden. Parallel dazu werden im Wohnbereich Institutionen für begleitetes Wohnen geschaffen. So gibt es beispielsweise in Basel und Zürich so genannte Berufsförderungskurse. Diese führen nach ihrem rund 6-monatigen Abklärungs- und Trainingsprogramm mit integrierten Betriebspraktika zu mittelfristigen Erwerbsquoten von rund 40 Prozent! Die Grundidee ist"platzieren, dann trainieren" statt des in der Schweiz üblichen "Trainieren und dann platzieren". Solche Formen sind offensichtlich sehr erfolgreich und bei den KlientInnen beliebt. Zudem ist weiter bekannt, dass " je früher die Rehabilitation einsetzt, umso grösser die Chancen sind, dass Chronifizierungen vermieden werden können ".
Der Regierungsrat wird beauftragt zu prüfen, ob möglichst bald eine Fachstelle für Psychiatrische Rehabilitation geschaffen werden kann, wie sie in der Vorlage 2003/176 vorgesehen ist. Insbesondere soll die Finanzierungslücke für Frührehabilitation vor IV-Leistungen geschlossen werden.
Die Mehraufwändungen (1 Vollzeitstelle) könnten sich durchaus, in Anbetracht der heute für IV-Renten und Ergänzungsleistungen zu bezahlenden 70 Mio.Franken, bald ausbezahlen.
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