Vorlage an den Landrat
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Vorlage an den Landrat |
Titel: | Bewilligung der Verpflichtungskredite für Erhalt und Ausbau der Abwasserreinigungsanlage Birs 2 in Birsfelden und für Massnahmen im Einzugsgebiet und die Erteilung des Enteignungsrechtes für Massnahmen im Einzugsgebiet (Bau Mischwasserbecken) | |
vom: | 17. Juni 2003 | |
Nr.: | 2003-143 | |
Bemerkungen: | Inhaltsübersicht dieser Vorlage || Verlauf dieses Geschäfts |
6. Die gewählten Lösungen
6.1 Projektbeschreibung Massnahmen im Einzugsgebiet
6.1.1 Massnahmen in Phase 1 zur Mischwasserbehandlung
Gemeinsam mit dem Amt für Umweltschutz und Energie wurden anhand des ARA GEP vom AIB diejenigen Massnahmen festgelegt, mit denen rasch der grösste Umweltnutzen erzielt werden kann. In einer ersten Phase sollen diese baulichen Massnahmen parallel resp. im Anschluss zum Ausbau der ARA Birs 2 realisiert werden (Abb. 10).
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Mischwasserbecken ARA Birs 2, Birsfelden
Dieses Becken mit einem Volumen von rund 4'000 m
3
dient der Mischwasserbehandlung der Gemeinde Muttenz. Ein neuer Kanal leitet das anfallende Mischwasser von der heutigen Entlastung zum geplanten Becken, das neben der ARA Birs 2 platziert wird. Das gedeckte Becken wird vollständig in die ARA und damit auch in den Betrieb integriert (Abb. 16). Das Becken ist in zwei Fang- und ein Durchlaufbecken gegliedert. Die beiden Fangbecken fangen die zu Beginn anfallenden stark belasteten Mischwassermengen (Spülstoss) auf. Das Durchlaufbecken hält absetzbare Stoffe und Geschwemmsel, die bei längerem Regen noch im Mischwasser enthalten sind, mechanisch zurück. Das so mechanisch gereinigte, bereits stark verdünnte Abwasser fliesst bei längeren Regenereignissen aus dem Durchlaufbecken in den Ableitungskanal oder bei Starkregen über ein Entlastungsbauwerk direkt in die Birs. Das Durchlaufbecken springt erst an, wenn die beiden Fangbecken voll sind.
Abb. 16: Lage des Mischwasserbeckens ARA Birs 2, Birsfelden (grosser Kreis, vgl. Situation ARA Birs 2 ausgebaut in Abb. 24)
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Mischwasserbecken Grün 80, Münchenstein
In diesem Becken mit einem Volumen von rund 1'000 m
3
wird das zu Beginn stark belastete Mischwasser (Spülstoss) eines Grossteils der Gemeinde Münchenstein gefangen (Abb. 17). Die geschickte Anordnung ermöglicht es, das Volumen der bestehenden Kanäle mittels Einstau zu nutzen. Auch dieses Becken wird gedeckt.
Abb. 17: Lage des Mischwasserbeckens Grün 80, Münchenstein (Bereich J18/Querverbindungsstrasse)
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Mischwasserbecken Arlesheim
In diesem Becken mit einem Volumen von 650 m
3
wird das Mischwasser (Spülstoss) eines Grossteils der Gemeinde Arlesheim aufgefangen (Abb. 18). Das Becken wird gedeckt.
Abb. 18: Lage des Mischwasserbeckens Arlesheim (Bereich Talstrasse/Sundgauerstrasse)
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Mischwasserbecken Aumatt, Reinach
In diesem unterirdischen Becken mit einem Volumen von 620 m
3
wird der bei Regen auftretende Spülstoss aus der Gemeinde Reinach gefangen (Abb. 19).
Abb. 19: Lage des Mischwasserbeckens Aumatt, Reinach (Bereich Tunnel Reinach)
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Mischwasserbecken Dornachbrugg, Aesch
In diesem unterirdischen Becken auf der Baselbieter Seite der Birs soll das Mischwasser aus dem unteren Teil der Gemeinde Aesch und aus einem grossen Teil der Gemeinde Reinach gefangen werden (Abb. 20). Das Beckenvolumen beträgt 950 m
3
.
Abb. 20: Lage des Mischwasserbeckens Dornachbrugg, Aesch
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Mischwasserbecken Wyden, Aesch
Dieses Becken zwischen Birs und J18 dient einem Teil der Gemeinden Aesch und Pfeffingen (Abb. 21). Das Nutzvolumen des Beckens beträgt 1'200 m
3
. Dank dieses Beckens kann gleichzeitig die regelmässig auftretende Rückstausituation im Bereich Neu-Aesch eliminiert werden. Das Becken wird gedeckt.
Abb. 21: Lage des Mischwasserbeckens Wyden, Aesch
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Kanalanpassungen Mischwasserbecken ARA Birs 1, Reinach
Dieses Becken mit einem Volumen von 4'000 m3 steht seit gut zwei Jahren in Betrieb und dokumentiert eindrücklich den Nutzen solcher Becken. Im Becken werden Mischwässer der Gemeinden Dornach, Arlesheim und Reinach zurückbehalten resp. mechanisch geklärt. Im Zusammenhang mit der Aufhebung der ARA Birs 1 stehen Anpassungen im Bereich der Zu- und Ablaufkanäle und der Steuerung an. Unter anderem ist der Bau eines neuen Dükers unter der Birs notwendig. Das Becken kann ansonsten integral weiter betrieben werden.
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Ergänzende Massnahmen im Einzugsgebiet
Im Zusammenhang mit dem Bau der Becken sind einige Mischwasserentlastungen anzupassen, damit das Abwasser ohne vorherige Entlastung in die Becken fliesst. Im weiteren sind die Dükerbauwerke in Dornachbrugg und bei der Grün 80 auf die neuen Abflussmengen anzupassen.
Um die Becken optimal nach der Kapazität der ARA Birs 2 zu steuern, ist eine Verbundsteuerung aller Bauwerke vorgesehen.
Damit die Ziele mittel- und langfristig vollumfänglich erreicht werden, müssen in den Gemeinden die geplanten Massnahmen gemäss GEP umgesetzt werden. Im Vordergrund stehen die Einführung der Versickerung und des technischen Trennsystems zur Verminderung des Sauberwasseranteils im Abwasser. Dies in gegenseitiger Abstimmung zu den oben beschriebenen Massnahmen im Netz.
6.1.2 Aufhebung und Rückbau ARA Birs 1 in Reinach
Die Aufhebung der ARA Birs 1 (Abb. 22) und der entsprechende Ausbau der ARA Birs 2 ist die günstigste Lösung zur dauerhaften Verbesserung der Qualität des Birswassers und entspricht dem Gesamtkonzept Abwassersanierung Birstal.
Abb. 22: ARA Birs 1 in Reinach. Inbetriebnahme 1964, geplante Ausserbetriebnahme 2008
Während den Ausbauarbeiten kann die ARA Birs 2 nur reduziert Abwasser übernehmen. Für die gesamte Bauzeit soll die Kapazität der ARA Birs 1 deswegen voll ausgeschöpft werden. Nach der Inbetriebnahme der ausgebauten ARA Birs 2 wird die ARA Birs 1 stillgelegt. Die bestehende Mischwasserbehandlung (Mischwasserbecken ARA Birs 1) wird in den Verbund der anderen Mischwasserbecken integriert. Die restlichen Anlagenteile werden demontiert, möglichst rezikliert oder wiederverwertet und die Bauten, so weit diese nicht anderweitig nutzbar sind, abgebrochen.
Über die Nutzung der freiwerdenden Parzellen hat für den Kanton Basel-Landschaft federführend das Amt für Raumplanung mit den Standortgemeinden Reinach und Münchenstein Kontakt aufgenommen. In den Kosten wird der vollständige Rückbau der Becken und der Rückbau von einzelnen Gebäuden inkl. Wiederherstellung der Oberfläche berücksichtigt. Es wurde davon ausgegangen, dass ein Teil der Gebäulichkeiten für andere Zwecke genutzt werden kann.
6.1.3 Massnahmen im Kanalnetz Duggingen
Der Abwasserkanal durch Duggingen muss auf eine Länge von 250 m ersetzt werden. Gleichzeitig soll die untenliegende Mischwasserentlastung hydraulisch so verbessert werden, dass der grosse Geschiebeeintrag aus dem Bach verhindert werden kann. Die restlichen Einzelschäden werden mittels Robotersanierung in Stand gesetzt.
6.1.4 Massnahmen im Einzugsgebiet durch Dritte
Die Florin AG in Muttenz leitet in einer im Abwasserkanal aufgehängten Leitung Sauberwasser in den Entlastungskanal der Mischwasserentlastung und somit in die Birs. Da dieser Entlastungskanal neu als Zulaufkanal zum Mischwasserbecken der ARA Birs 2 dient, muss gemäss bestehendem Vertrag die Sauberwasserleitung zu Lasten der Florin AG verlängert werden.
Die Entwässerung der A2 in diesem Bereich erfolgt über einen Ölabscheider über den selben Entlastungskanal in die Birs. Der Ölabscheider muss über einen neuen Kanal zu Lasten der Nationalstrasse direkt an die Birs angeschlossen werden.
6.1.5 Massnahmen in Phase 2 zur Mischwasserbehandlung
Die weiteren Becken, wie sie im ARA GEP ausgewiesen sind, sollen erst in einer zweiten Phase realisiert werden und sind nicht Bestandteil dieser Vorlage. Vor dem Bau der Becken gemäss Phase 2 müssen auf jeden Fall die Erfolge der Massnahmen der ersten Phase und der bereits erfolgten GEP-Umsetzung ausgewertet und die Vorhaben mit anderen Möglichkeiten zur Verbesserung der Fliessgewässer wie zum Beispiel der Revitalisierung von Birsabschnitten verglichen werden. Ein Hilfsmittel dazu bildet der regionale Entwässerungsplan der Birs (REP).
6.2 Projektbeschreibung ARA Birs 2
Die ARA Birs 2 wird gemäss Abb. 22 konzipiert. Die Zweistrassigkeit wird beibehalten. Die bestehenden Gebäude werden weitergenutzt und ins Gesamtkonzept integriert. Wo möglich und sinnvoll, werden bestehende Anlageteile und Klärbecken in ihrer Funktion beibehalten und saniert oder für neue Aufgaben umfunktioniert. Elektromechanische Aggregate sowie elektrische Leitungen, Mess- und Steuerungstechnik sind mit wenigen Ausnahmen vollständig zu erneuern. In den nachfolgenden Erläuterungen sind die einzelnen Verfahrensstufen und die getroffenen Massnahmen kurz beschrieben:
Abb. 23: Situation bestehende ARA Birs 2 |
Legende:
1. Zulaufbereich 2. Abwasserhebewerk 3. Mechanische Vorreinigung 4. Belebungsbecken 5. Nachklärbecken 6. Betriebsgebäude |
Abb. 24: Situation ARA Birs 2 ausgebaut |
Legende:
1. Zulaufbereich 2. Abwasserhebewerk 3. Mechanische Vorreinigung 4. Zwischenpumpwerk (Untergeschoss) 5. Biologische Reinigung (SBR-Reaktoren) 6. Schlammbehandlungsgebäude (Erdgeschoss) 7. Betriebsgebäude 8. Abluftbehandlung MWB Mischwasserbecken (vgl. Abb. 16) |
Abb. 25:
Verfahrensstufen ARA Birs 2
Grafik oberer Teil
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Grafik unterer Teil
6.2.1 Zulaufbereich (1) und Abwasserhebewerk (2)
Das Abwasser aus dem gesamten Einzugsgebiet gelangt über einen neuen Zuleitungskanal mit integriertem Stein- und Kiesfang, wo grobe Störstoffe zurückgehalten werden, in das bestehende Abwasserhebewerk (Abb. 25). Das Abwasserhebewerk BL mit den drei grossen Schneckenpumpen wird saniert und vollständig vom alten baselstädtischen Hebewerk abgetrennt. Letzteres wird stillgelegt und neu voraussichtlich als Brauchwasserreservoir genutzt.
6.2.2 Mechanische Vorreinigung (3)
Das angehobene Abwasser fliesst durch die beiden zu sanierenden Grobrechen, wo Stoffe die grösser als 40 mm resp. 20 mm sind, abgetrennt werden (Abb. 25). Das Rechengut der beiden Grobrechen wird wie bis anhin maschinell gesammelt, gepresst, in Mulden gelagert und in der KVA verbrannt.
Die beiden bestehenden Rundsandfänge entsprechen nicht mehr dem heutigen Stand der Technik. Um nachfolgende Sandablagerungen möglichst zu verhindern und Aggregate zu schützen, werden die alten Rundsandfänge abgerissen und durch neue leistungsfähigere kombinierte Sand- und Fettfänge ersetzt. Im Fettfang werden aufschwimmende Stoffe, die zu Betriebsproblemen führen würden, abgetrennt und zusammen mit dem Klärschlamm weiterbehandelt. Der Sand wird in einer neuen Sandwaschanlage von organischen Verunreinigungen befreit und deponiert.
Ein neuer Feinrechen trennt anschliessend Schwebstoffe ab, die grösser als 3 mm sind. Das Rechengut aus dem Feinrechen wird zusammen mit dem Reststoff aus der Sandwaschanlage in einer neuen Rechengutwaschpresse gereinigt, in Mulden abgefüllt und in der KVA verbrannt.
Auf eine weitere mechanische Vorklärung zur Abtrennung von langsam absinkenden Feststoffen wird aufgrund der engen Platzverhältnisse und der sehr hohen zusätzlichen Investitionskosten verzichtet. Die biologische Reinigungsstufe wird dadurch höher belastet, was jedoch durch etwas mehr Beckenvolumen problemlos aufgefangen werden kann. Kläranlagen ohne Vorklärbecken weisen für die biologische Reinigung eine günstigere Abwasserzusammensetzung auf (verbesserte Stickstoffelimination). Bei sorgfältiger Ausbildung von Sand- und Fettfang sowie Integration eines Feinrechens sind keine betrieblichen Nachteile zu erwarten. Die nach dem gleichen Prinzip seit 1997 in Betrieb stehende ARA Birsig in Therwil läuft problemlos.
6.2.3 Zwischenpumpwerk (4)
Die ehemaligen Belebungsbecken werden vollständig ausgeräumt, saniert und umgenutzt. Dadurch können wertvoller Platz, Neubauvolumen und schliesslich Investitionskosten eingespart werden. Die Umnutzung ist so gestaltet, dass keine betrieblichen Nachteile in Kauf genommen werden müssen.
Das mechanisch gereinigte Abwasser gelangt in das Zwischenpumpwerk mit Vorlagebehälter, welches im ersten Teil der ehemaligen Belebungsbecken integriert wird (Abb. 25). Der Vorlagebehälter dient als Vorlage zur Beschickung der einzelnen SBR-Reaktoren. Das Zwischenpumpwerk wird direkt neben dem Vorlagebehälter plaziert.
6.2.4 Biologische Reinigung (5)
Die biologische Reinigungsstufe wird als SBR-Reaktor mit feinblasiger Belüftung ausgebildet. Die Gebläse werden zentral im neuen Schlammbehandlungsgebäude (6) angeordnet. Die 5 Reaktoren mit einer Höhe von rund 9 m und einem Durchmesser von je 35 m werden in die alten Nachklärbecken eingelassen. Dies hat den Vorteil, dass auf aufwändige Baugruben- und Fundationsarbeiten verzichtet werden kann und sich gleichzeitig ein optimaler Standort mit kurzen Leitungsführungen ergibt. Die Reaktoren und das Maschinenhaus sind mit einer obenliegenden neuen kombinierten Leitungs- und Wartungsbrücke miteinander verbunden. Das gereinigte Abwasser wird am Ende jedes Reinigungszyklusses durch Abdekantieren (Abschöpfen) über den bestehenden Auslaufkanal in den Ableitungskanal zum Rhein weggeführt.
6.2.5 Schlammbehandlungsgebäude (6)
Für die Klärschlammbehandlung ist ein Neubau erforderlich, das Schlammbehandlungsgebäude (Abb. 25). Dieses wird direkt über die alten Belebungsbecken gestellt. Im Schlammbehandlungsgebäude befinden sich die Schlammeindickungsanlage zur Eindickung des Überschussschlamms, die Schlammentwässerungsanlage zur Entwässerung des ausgefaulten Schlammes, der Muldenbahnhof zur Abfüllung des entwässerten Schlammes in Grossmulden, verschiedene Stapelbehälter, die beiden Gasometer zur Zwischenspeicherung des Klärgases, die BHKWs zur Gasverwertung sowie einige weitere Hilfs- und Infrastrukturanlagen. Direkt hinter dem Schlammbehandlungsgebäude steht der neue Faulturm. Das Schlammbehandlungsgebäude wird als Holz- oder Stahlkonstruktion ausgeführt. Faulturm und Schlammbehandlungsgebäude werden mit einer Holzfassade verkleidet.
6.2.6 Betriebsgebäude (7)
Die Werkstatt wird aus dem Betriebsgebäude (Abb. 25) heraus in die ehemalige Schlammentwässerungshalle verschoben. Dadurch können Betriebsabläufe optimiert und die Nutzung der Räumlichkeiten dem Bedarf angepasst werden. Die ehemalige Werkstatt im Betriebsgebäude wird als Archiv und Büroraum für die Abteilung Verfahrenstechnik des AIB umfunktioniert. Das bestehende Betriebsgebäude beinhaltet zudem wie bisher Kommandoraum, Büroräumlichkeiten für ARA-Personal, Labors, Aufenthaltsraum und Toilettenanlagen. Die Gebäudehülle wird energetisch optimiert.
6.2.7 Abluftbehandlung (8)
Zur Verminderung von Geruchsimissionen in der Umgebung der ARA werden vorsorglich griffige Massnahmen gemäss Geruchsminderungskonzept getroffen. Das Geruchsminderungskonzept beinhaltet unter anderem einen Biofilter, welcher die gefasste, hochbelastete Abluft des Rechen- und Sandfanggebäudes inklusive Zulaufpumpwerk und neues Schlammbehandlungsgebäude biologisch reinigt. Als Zusatzmassnahme ist im Projekt vorgesehen, dass die SBR-Reaktoren zugedeckt und die relativ schwach belastete Prozess-Abluft dieser Reaktoren ebenfalls über den Biofilter geführt wird. Der Nutzen dieser zusätzlichen, teuren Massnahme (Kap. 8.1.2) ist heute nicht quantifizierbar. Geruchsmessungen der Prozess-Abluft der Pilotanlage sowie weitere Geruchsmessungen und Befragungen in der Umgebung der ARA nach Inbetriebnahme der ersten drei Reaktoren (erste Bauetappe Nord, vgl. Kap. 7) resp. nach Inbetriebnahme der Gesamtanlage werden frühzeitig Fakten liefern. Darauf basierend wird über die Realisation dieser Zusatzmassnahme entschieden.
6.2.8 Gestaltung der Anlage
Die Anlage wird in Gestaltung und Materialwahl Aspekte des Umweltschutzes und der Wirtschaftlichkeit gleichermassen berücksichtigen und sich gut in ihr Umfeld einfügen. Die Hochbauten betonen als einfache, klar gegliederte Industriebauten die technischen Einrichtungen der Anlage. Die bestehenden Bauten behalten ihren heutigen Charakter (Sichtbeton, teilweise Blech), das neue Maschinenhaus und der Faulturm zeichnen sich durch eine Holzfassade mit unbehandeltem Lärchenholz aus (analog dem Erscheinungsbild der jüngsten AIB-Anlagen). Die neuen Flachdächer werden wie heute ebenfalls begrünt. Den in den Boden eingelassenen SBR-Reaktoren wird durch leichte Anböschungen und sanfte Geländemodellierung zusätzlich optisch etwas an Höhe genommen (Abb. 26). Im Vergleich mit Abb. 27 zeigt sich das veränderte Erscheinungsbild der Anlage gegenüber heute.
Abb. 26: Dreidimensionale Darstellung der ARA Birs 2 nach dem Ausbau. Sicht von der Birseckstrasse Richtung Muttenz. (Legende siehe Abb. 24)
Abb. 27: Dreidimensionale Darstellung der heutigen ARA Birs 2. Sicht von der Birseckstrasse Richtung Muttenz
Die befestigten Flächen werden minimal gehalten. Die mit Lastwagen zu befahrenden Flächen werden mit befahrbaren Betonsteinen, die Gehwege mit Mergel ausgeführt. Bei den sehr stark befahrenen Flächen im Bereich des Muldenbahnhofs wird ein Hartbelag vorgesehen (Abb. 24). Das Oberflächenwasser versickert oder wird in die Birs geleitet. Die restlichen Flächen des Grundstücks werden, wie dies heute bereits weitgehend der Fall ist, naturnah gestaltet.
6.2.9 Einbindung in den Wärmeverbund St. Jakob
Die bestehende Heizzentrale der ARA Birs 2 ist Bestandteil des Wärmeverbunds St. Jakob. Mittels Elektrowärmepumpen wird dem gereinigten Abwasser Wärme entzogen und in das Niedertemperatur-Nahwärmenetz eingespiesen. Durch die neue Faulanlage verändert sich der Wärmehaushalt der ARA markant. Das Klärgas aus der Faulanlage wird in den beiden Blockheizkraftwerken zu Strom (ca. 35%) und Wärme (ca. 65%) umgewandelt. Der Strom kann auf der ARA vollständig genutzt werden. Die Wärme dient der Beheizung der Faultürme und der Gebäude. Im Sommer wird für die Heizung der Faultürme weniger Wärme benötigt. Die überschüssige Wärme aus den Blockheizkraftwerken kann bei Bedarf ins Verbundnetz eingespiesen werden. Umgekehrt besteht im Winter die Möglichkeit, Wärme aus dem Verbund zu beziehen und damit die Faultürme zusätzlich zu beheizen. Die dazu nötigen Aggregate sind bereits vorhanden.
6.3.1 Auswirkungen auf die Birs
Mit der Inbetriebnahme des Ableitungskanals zwischen der ARA Birs 2 und dem Rhein und mit der Aufhebung der ARA Birs 1 in Reinach und Ableitung deren Abwasser zur ARA Birs 2 wird bei Trockenwetter kein Abwasser mehr unterhalb der ARA Zwingen in die Birs eingeleitet. Damit kann die Birs in einem Mass entlastet werden, wie dies auch mit weitergehenden und aufwändigen Reinigungsstufen bei den ARAs und Einleitung der Abwässer vor Ort nie möglich ist. Die Wasserqualität im Fluss wird sich markant verbessern, was sich für Mensch, Flora und Fauna positiv auswirken wird (Abb. 28). Die Birs erfährt damit auch eine wesentliche und dauerhafte Verbesserung als Naherholungsgebiet.
Kohlenstoff (C) | Stickstoff (N) | Phosphor (P) | Schwebstoffe | |
Einheit | Tonnen C pro Jahr | Tonnen N pro Jahr | Tonnen P pro Jahr | Tonnen pro Jahr |
Heute (ARA Birs 1+2) | 110 | 220 | 5.6 | 170 |
Künftig | 0 | 0 | 0 | 0 |
Abb. 28: In die Birs eingeleitete Schmutzfrachten durch die ARAs Birs 1 und 2
Durch die sukzessive Versickerung und Abtrennung von Regenwasser verringert sich die Mischwassermenge in den Kanälen. Dank der korrekt eingestellten Mischwasserentlastungen wird bei Regenbeginn der Spülstoss zu den neuen Mischwasserbecken geleitet. Der Spülstoss wird in den Becken gefangen und nach Regenende zur ARA Birs 2 abgepumpt. Dank dieser Massnahmen reduziert sich der Frachtaustrag in die Birs bei Regenwetter ganz erheblich. Die Massnahmen zur mechanischen Rückhaltung von festen Stoffen bei langen Regenereignissen tragen zusätzlich zur Verbesserung der Wasserqualität bei.
6.3.2 Auswirkungen auf den Rhein
Für den Rhein ergibt sich durch die gute Reinigungsleistung der ausgebauten ARA Birs 2 und die Massnahmen im Netz ebenfalls eine Reduktion der Schmutzfrachten (Abb. 29). Das behandelte und abzuleitende Abwasser kann der Rhein mit seiner rund 175-mal stärkeren Wasserführung als die Birs problemlos verkraften.
Kohlenstoff (C) | Stickstoff (N) | Phosphor (P) | Schwebstoffe | |
Einheit | Tonnen C pro Jahr | Tonnen N pro Jahr | Tonnen P pro Jahr | Tonnen pro Jahr |
Heute (via Birs) | 110 | 220 | 6 | 170 |
Künftig (via Ableitungskanal) | 70 | 100 | 6 | 100 |
Abb. 29: In den Rhein eingeleitete Schmutzfrachten durch die ARAs Birs 1 und 2
6.3.3 Auswirkungen auf die Nordsee
Durch die oben beschriebenen Massnahmen reduziert sich der Stickstoffeintrag in die Nordsee um jährlich rund 120 Tonnen (Abb. 29). Dies entspricht rund 5% der in den Bestimmungen der Gewässerschutzverordnung festgelegten jährlichen Reduktion aller Kantone im Einzugsgebiet des Rheins.
6.3.4 Auswirkungen bezüglich Landnutzung
Die frei werdende Fläche, die durch die Aufhebung der ARA Birs 1 in Reinach entsteht, kann anderweitig genutzt werden. Der Entscheid, was mit dem Land in Kantonsbesitz passiert (Zone öffentlich Werke und Anlagen, ÖWA), ist noch offen. Die Standortgemeinden Reinach und Münchenstein werden in den Entscheidungsprozess einbezogen. Das Amt für Raumplanung (ARP) und das Amt für Liegenschaftsverkehr (ALV) sind informiert. Die Federführung liegt beim ARP.
Für den Ausbau der ARA Birs 2 in Birsfelden steht genügend kantonseigene, unbebaute Reservefläche zur Verfügung. Lediglich das neue Mischwasserbecken und einer der insgesamt fünf SBR-Reaktoren benötigt einen geringen Teil dieser Fläche. Das Reserveareal östlich der ARA (Schrebergärten) muss nicht beansprucht werden.
6.3.5 Weitere Umweltauswirkungen
Dank den eingeplanten technischen Geruchminderungs-Massnahmen ist aus heutiger Sicht trotz höheren Schmutzfrachten im Zulauf zur ARA Birs 2 und besserer Reinigungsleistung keine Zunahme der Geruchsemissionen zu erwarten. Wenn sich dennoch Geruchsprobleme erkennen lassen, werden die weitergehenden Massnahmen zur Geruchsminderung (Prozessoptimierung und Abdeckung der SBR-Reaktoren inklusive Behandlung deren Abluft) umgesetzt.
Das Verkehrsaufkommen durch den Transport des Klärschlammes zur ProRheno reduziert sich gegenüber heute um etwa Faktor 5. Die Gründe dafür sind der 25-30% geringere Klärschlammanfall wegen der Faulung, der um Faktor zwei erhöhte Entwässerungsgrad des Klärschlamms und die rund dreimal grösseren Klärschlamm-Mulden.
Der Bezug an elektrischer Energie aus dem Netz vermindert sich von heute jährlich 3.9 Mio. kWh auf rund 2.6 Mio. kWh, dies trotz höheren Schmutzfrachten im Zulauf zur ARA Birs 2 und gleichzeitig höherer Reinigungsleistung. Die Eigenstromproduktion in den Blockheizkraftwerken beträgt rund 1.4 Mio. kWh pro Jahr.
Fortsetzung >>>
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