Vorlage an den Landrat


1. Ziele und Inhalte der Trinationalen Bauingenieur-Ausbildung

1.1 Kleine Aussenpolitik: Zugang der Schweizer und Schweizerinnen nach Europa, Zugang der Europäer und Europäerinnen in die Schweiz


Neben den bildungspolitischen Aspekten erfüllt die Trinationale Bauingenieur-Ausbildung eine zentrale europapolitische Funktion. Aus europäischer Warte steht sie für die Handlungsfähigkeit einer europäischen Region und stärkt somit die föderale Vision eines "Europa der Regionen". Gleichzeitig erhält Europa ein Modell der Zusammenarbeit mit einer Schweiz, die der EU (noch) nicht beigetreten ist. Die Basler Region erhält die Möglichkeit, unbesehen der nationalen Entscheidungslage, ihrem Willen zur grenzüberschreitenden Kooperation konkreten Ausdruck zu verleihen. Die beiden Basel erfüllen auch eine nationale Vorreiterrolle im Sinne einer "kleinen Aussenpolitik", die das EDA bereits mehrmals als Chance formuliert hat, das Nein der Schweiz zur EU nicht zur wirtschaftlichen und politischen Sackgasse werden zu lassen




1.2 Die trinationale Bauingenieurin / der trinationale Bauingenieur: Interkulturell kompetent


Die Internationalisierung der Baumärkte im Zuge der europäischen Integration stellt neue Anforderungen an die Ausbildung von Bau-Fachkräften. Drei Hochschulen des Oberrhein-Gebietes - die Fachhochschule Karlsruhe (Hochschule für Technik), die IUT Universität Robert Schumann in Strasbourg sowie die Fachhochschule beider Basel (FHBB) - tragen diesen Anforderungen Rechnung und beabsichtigen, das regionale Bildungsangebot um einen grenzüberschreitenden Bauingenieur-Studiengang zu erweitern.


Das trinationale Studium berücksichtigt in hohem Masse die Bedürfnisse der regionalen Unternehmen sowie die Berufserfahrungen der in den Jahren 1995-2000 in Muttenz ausgebildeten Bauingenieure, wie sie in einer eigens von der FHBB durchgeführten Erhebung ermittelt wurden. Es befähigt die Absolventinnen und Absolventen, Projekte vom Entwurf bis zur Realisierung zu bearbeiten, unter besonderer Beachtung der unterschiedlichen Anforderungen in den drei Ländern. Der Studiengang vermittelt internationale und interkulturelle Kompetenz und legt spezifisches Gewicht auf die Vermittlung von Managementwissen, das zunehmend das Anforderungsprofil an Ingenieurinnen und Ingenieure bestimmt. Durch den Austausch von Studierenden und Lehrenden zwischen den drei Ländern werden der Baubranche qualifizierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit hohem Niveau zur Verfügung gestellt, d.h. Persönlichkeiten mit fundierten Kenntnissen in europäischen und in allen für das jeweilige Land relevanten Vorschriften wie z.B. Submissions- oder Baunormen, in der Sprache, in der Kultur und in der Mentalität. Die trinational ausgebildeten BauingenieurInnen werden durch ihre im Studium praktizierte und erlernte Internationalität sowie Mobilität in der Lage sein, im späteren Berufsleben das Zusammenwachsen des Bausektors und der Baumärkte der Dreiländerregion und darüber hinaus zu einer wirtschaftlichen Einheit positiv zu beeinflussen. Sie erfüllen damit die Erwartungen der Baubranche, die sich zunehmend international orientiert. Auch die regionalen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) als Hauptpartner der Fachhochschulen haben ausgewiesenen Bedarf an BauingenieurInnen, welche sich bei Projektausschreibungen in allen drei Ländern bewerben können und die dazugehörigen Submissionsregeln sowie Baunormen beherrschen. Die Schweiz, die bekanntermassen Mühe mit der Akquisition von Projekten im grenznahen Ausland bekundet, ist auf dieses Know-How besonders angewiesen.


Der trinationale Studiengang Bauingenieurwesen soll für jeweils zehn Studierende aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz eingerichtet werden, d.h. für jährlich einen Klassenzug mit rund dreissig Studierenden. Der Erfolg der beiden bestehenden trinationalen Studiengänge, die einen Numerus Clausus und Wartelisten haben, lässt auch für das Bauingenieurstudium eine gute Nachfrage erwarten. Dies insbesondere, weil das Angebot in den Partnerländern wie auch in der Schweizer Fachhochschullandschaft einzigartig ist und somit Studierende aus einem weiteren geographischen Herkunftsradius als die nationalen Studiengänge anzieht.


Das Studium ist auf eine zweistufige Ausbildung mit sieben Semestern zum Bachelor- und weiteren drei Semestern zum Master-Abschluss ausgelegt. Es richtet sich an dem in der Deklaration von Bologna entworfenen, europaweiten Studienmodell aus. Damit ergibt sich für die Schweizer Studierenden erstmals die Möglichkeit, einen Master-Abschluss im Rahmen eines Fachhochschulstudiums zu erwerben. Zugrunde liegt ein marktorientiertes und international kompatibles, modular gegliedertes Ausbildungskonzept mit integrierten Praktika. Die Aufteilung des Bachelor-Curriculums erfolgt zu gleichen Teilen auf alle beteiligten Hochschulen. Der Masterstudiengang wird an der Fachhochschule Karlsruhe durchgeführt (Details siehe unten 4.1 und 4.2). Die Einführung des Studiengangs ist für Herbst 2002 vorgesehen. Der erste Bachelor-Abschluss wird im Frühjahr 2006 und der erste Master-Abschluss im Herbst 2007 erreicht.



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