2002-95 (1)


1. Die Vorlage im Überblick

Seit Beginn der 1990er-Jahre verfolgen die beiden Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft gemeinsam mit den Partnerländern Frankreich und Deutschland das Projekt einer trinationalen Ingenieurausbildung. Zwei Studiengänge existieren bereits und sind bei der regionalen Wirtschaft auf breite Unterstützung gestossen: "Mechatronik/Techni-sches Projektmanagement" und "International Business Management".


Aufgrund der guten Erfahrungen soll nun auf dem Gebiet Bauingenieurwesen, Bau und Umwelt ein neuer trinationaler Studiengang angeboten werden. Für die regionale Bauwirtschaft sollen damit Fachkräfte ausgebildet werden, die das für die internationalisierten Baumärkte erforderliche Rüstzeug (fundierte Kenntnisse der europäischen und für die Trägerländer relevanten Submissions- und Baunormen, sprachliche wie auch kulturelle Kompetenzen) mitbringen. Die Ausbildung erfolgt gemeinsam durch die FHBB, die Fachhochschule Karlsruhe sowie die Universität Robert Schumann in Strasbourg und umfasst einen Bachelor- und einen Masterabschluss (gemäss Bologna-Modell, wie es die europäischen Bildungsministerien 1999 vereinbart haben - die Schweizer Hochschulen arbeiten ebenfalls an der Umstellung auf dieses Modell).


Die Finanzierung der ersten sechs Jahre des Ausbildungsganges konnte im Rahmen des INTERREG-Programmes eingeplant werden (also analog der Mechatronik-Ausbil-dung). Die Gesamtkosten von CHF 8,17 Mio. werden von den drei Ländern sowie der EU finanziert. Der Anteil der beiden Kantone BL und BL beträgt je CHF 478'000.-, und zwar verteilt auf die Jahre 2003 bis 2007. Nach Ablauf der ersten sechs von INTERREG mitfinanzierten Jahre soll die trinationale Bauingenieurausbildung als ordentlicher Lehrgang in die FHBB und damit in das Globalbudget integriert werden.


Der Regierungsrat beantragt dem Landrat die Genehmigung eines Zusatzkredites in der Höhe der erwähnten CHF 478'000.-, aufgeteilt auf die Jahre 2003 bis 2007.




2. Die Beratung in der Kommission


Die EKK hat die Vorlage an ihrer Sitzung vom 27. Juni 2002 in Anwesenheit von Regierungsrat Peter Schmid, Martin Leuenberger, Generalsekretär EKD, sowie von Frau Anja Huovinen, Stabsstelle für Hochschulfragen, behandelt.


2.1 Bedeutung trinationaler Studiengänge
Angesichts der starken wirtschaftlichen Verflechtung unserer Region sowie mit Blick auf die Umsetzung der bilateralen Verträge mit der EU kommt der Einrichtung trinationaler Studiengänge eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu, nicht zuletzt aus bildungspolitischer Sicht. Dank der Mitarbeit von Frankreich erhalten Schweizer/innen, die diese Studiengänge absolvieren, die europaweite Anerkennung. Dieses Faktum ist sowohl für die Absolventen wie auch für die Unternehmungen, in denen diese tätig sind, von Bedeutung.


2.2 Problem der schweizerischen Praktikumsregelung
Regierungsrat Schmid weist auf ein im Zeitpunkt der Beratung noch nicht geklärtes Problem hin. Es geht um die Regelung, wonach in der Schweiz Maturandinnen und Maturanden mit gymnasialer Ausbildung ein Praxisjahr absolviert haben müssen, bevor sie an eine Fachhochschule übertreten können. Damit nun Schweizer/innen gegenüber ihren französischen und deutschen Kolleginnen und Kollegen - für diese ist das Praktikum in die Ausbildung integriert - diesbezüglich nicht schlechter gestellt werden, muss eine der Situation angepasste Lösung getroffen werden. Dabei geht es nicht um eine Dispensation vom Praktikum, sondern lediglich um den Zeitpunkt, wann im Rahmen der trinationalen Ausbildung dieses Praktikum zu absolvieren ist. In dieser Frage tut sich die zuständige Fachhochschulkommission noch schwer. Die Bemühungen für eine flexible Ausnahmeregelung werden von der EKK voll unterstützt.


2.3 Schicksal der "ordentlichen" Bauingenieurausbildung an der FHBB
Die Kommission nimmt zur Kenntnis, dass der normale Ausbildungsgang für Bauingenieure an der FHBB weiterhin angeboten wird. Es sind allerdings im Rahmen des Portfolio-Prozesses Abklärungen im Gange, an welchen Standorten der Fachhochschule Nordwestschweiz künftig dieses Fach angeboten werden soll. Zudem muss nach Ablauf des Projektes "trinationale Bauingenieurausbildung" die Frage geklärt werden, ob künftig beide Ausbildungsgänge geführt werden können. Die Antwort hängt nicht zuletzt von der Nachfrage, der Anzahl Studierender also, ab.


2.4 Absicht für weitere trinationale Ausbildungsgänge
Zu dieser Frage wird seitens der EKD bestätigt, dass zur Zeit die Planung für einen analogen Lehrgang in Elektrotechnik läuft.
Eintreten auf die Vorlage ist unbestritten.




3. Antrag der Kommission


Die Erziehungs- und Kulturkommission beantragt dem Landrat einstimmig, dem Entwurf des Landratsbeschlusses gemäss Vorlage des Regierungsrates zuzustimmen.




4. Meinung der baselstädtischen Regio-Kommission


Gemäss mündlicher Auskunft des Präsidenten der zuständigen Kommission des Basler Grossen Rates, Peter Schai, stösst die Vorlage in Basel-Stadt auf keinerlei Widerstand. Eine gemeinsame Sitzung war daher nicht erforderlich.


Pfeffingen, den 12. August 2002


Im Namen der Erziehungs- und Kulturkommission
Der Präsident: Eugen Tanner



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