2001-303 (1)
Vorlage an den Landrat |
Titel:
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Schriftliche Antwort des Regierungsrates auf die Interpellation der SP-Fraktion betreffend Schlussfolgerungen aus der internationalen PISA-Studie für das Bildungswesen des Kantons Basel-Landschaft
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vom:
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9. April 2002
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Nr.:
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2001-303
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Bemerkungen:
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Acrobat (PDF):
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Vorlage
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Die sozialdemokratische Fraktion des Landrats reichte am 13. Dezember 2001 die Interpellation betreffend Schlussfolgerungen aus der internationalen PISA-Studie für das Bildungswesen des Kantons Basel-Landschaft ein (2001/303). Die Interpellation hat folgenden Wortlaut:
"Mit PISA (Programme for International Student Assessement) wurde geprüft, wie leistungsfähig die Bildungssysteme der 32 an der Studie teilnehmenden Länder sind. Dazu wurden die Leistungen von SchülerInnen am Ende ihrer Pflichtschulzeit getestet. PISA erfasst drei Bereiche: Lesekompetenz, mathematische und naturwissenschaftliche Grundbildung. Nicht die Beherrschung des in den Lehrplänen vorgesehenen Lehrstoffs wurde untersucht; erfasst wurden wichtige Kenntnisse und Fähigkeiten, die im Erwachsenenleben benötigt werden. Erfasst wurden auch die Rahmenbedingungen der Schulen (Unterrichtsorganisation, Verhältnis Lehrpersonen/SchülerInnen, Ausstattung, soziale Herkunft der Schülerinnen, etc.) Die PISA-Studie wurde mittels einer international standardisierten Leistungsmessung durchgeführt, die gemeinsam von den Teilnehmerstaaten entwickelt worden war. Die Testresultate gelten als aussagekräftig. PISA gilt auch als umfassendste und anspruchsvollste internationale Schulstudie der Bildungsgeschichte. Die Ranglisten der Länder sind auf der Rückseite dieser Interpellation aufgeführt. Aus ihnen ist ersichtlich, dass die Schweiz nur in der Mathematik in den vorderen Rängen anzutreffen ist. In den Bereichen "Lesekompetenz" und "Naturwissenschaften" schneiden unsere Schülerinnen wesentlich schlechter ab.
Wir bitten um schriftliche Beantwortung folgender Fragen:
1.
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Wie viele SchülerInnen haben aus unserem Kanton an PISA teilgenommen? Wie war die Verteilung auf die verschiedenen Abteilungen der Sekundarstufe 1 (Real, Sekundar AA und PG)?
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2.
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Wie haben die Teilnehmenden aus unserem Kanton abgeschnitten?
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3.
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Wie positionieren sich die aus unserem Kanton stammenden Testpersonen im schweizerischen Vergleich?
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4.
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Welche Rahmenbedingungen unserer Schulen sind aufgrund der PISA-Resultate zu verändern, um eine Verbesserung des Lernerfolgs zu erzielen?
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5.
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Welche didaktischen Konzepte müssten umgesetzt werden, um unseren SchülerInnen in Zukunft ein besseres Abschneiden zu garantieren?
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6.
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Welche Rolle spielt gemäss PISA-Studie die soziale Herkunft für den Schulerfolg? Was ist allenfalls zu tun, um den Kindern aus der Unterschicht bessere Bildungs- und damit auch bessere Lebenschancen zu schaffen ?
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7.
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Die OECD-Mitgliedsländer investieren durchschnittlich 5,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes für ihr Bildungswesen. Wie viel Geld gibt die Schweiz dafür aus?
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8.
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Besteht aus der Sicht der Regierung akuter Handlungsbedarf? Wenn ja, in welchen Bereichen?"
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A. Einleitende Bemerkungen
PISA (Programme for International Student Assessment) ist eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zur internationalen Erfassung von Schulleistungen bei 15-Jährigen. Sie soll 2003 und 2006 wiederholt werden. Der Bericht über die Ergebnisse des ersten Zyklus im Jahr 2000 mit einem Schwerpunkt im Leseverstehen ist in der deutschen Übertragung unter dem Titel "Lernen für das Leben" von der OECD im Jahr 2001 veröffentlicht worden. Der nationale Bericht über die Ergebnisse in der Schweiz trägt den Titel "Für das Leben gerüstet?" und ist im Buchhandel erhältlich. Herausgegeben hat ihn das Bundesamt für Statistik und die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK).
Ergebnisse von PISA 2000 für die Schweiz
Einige der wichtigsten Ergebnisse von PISA 2000 für die Schweiz können wie folgt zusammengefasst werden:
Die Jugendlichen aus der Schweiz erreichen - wie schon früher in der Third International Mathematics and Science Study (TIMSS) - im Bildungsbereich Mathematik überdurschnittliche Ergebnisse. Im Leseverstehen und in den Naturwissenschaften liegen die Leistungen der Schweizer Jugendlichen zwar im OECD-Durchschnitt, jedoch deutlich hinter den führenden Ländern. Das erfreuliche Ergebnis in Mathematik und das im OECD-Durchschnitt liegende Abschneiden im Leseverstehen und in den Naturwissenschaften machen zunächst deutlich, dass die Qualität des öffentlichen Bildungswesens der Schweiz nicht generell zu Beanstandungen Anlass gibt.
Beunruhigend an den festgestellten Mängeln beim Leseverstehen ist in allererster Linie der überdurchschnittlich grosse Anteil von Schülerinnen und Schülern, welcher am Ende der obligatorischen Schulzeit nur über rudimentäre Lesekompetenzen verfügt und daher nicht in der Lage ist, das Lesen für das eigene Lernen zu nutzen. 20% aller 15-Jährigen zählen dazu. In dieser Gruppe ist zusätzlich eine Untergruppe auszumachen, der es kaum gelingt, aus einem schriftlichen Text einfache Informationen herauszusuchen. Diese Risikogruppe, die grösste Schwierigkeiten haben dürfte, die heutigen Anforderungen an eine Berufslehre zu erfüllen, umfasst 7% aller 15-Jährigen.
Besonders gefährdet sind Jugendliche aus immigrierten Familien. Die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler aus immigrierten Familien, das sind rund 10% aller in der Schweiz lebenden 15-Jährigen, verstanden die in PISA verwendeten Texte nicht bzw. verfügten kaum über grundlegende Fähigkeiten und Fertigkeiten im Lesen von Texten in der Unterrichtssprache. Die PISA-Ergebnisse weisen allerdings auch darauf hin, dass mit zunehmender Verweildauer der immigrierten Jugendlichen im jeweiligen Sprachgebiet der Schweiz die Leistungsrückstände abnehmen. Gute Leistungen von immigrierten Kindern sind demzufolge massgeblich von einer erfolgreichen sprachlichen Integration abhängig.
Nicht wirklich zufriedenstellend ist für die Schweiz ebenfalls der Anteil der Schweizer Jugendlichen, welche bei PISA 2000 das höchste Kompetenzniveau im Leseverstehen erreicht haben. Mit 9,2% liegt der schweizerische Anteil zwar beim internationalen Durchschnitt von 9,4%. Für die Schweiz, die in Zukunft auf eine wachsende Zahl von Erwerbstätigen mit sehr guten sprachlichen Leistungsfähigkeiten angewiesen sein wird, stellt sich somit die Frage, warum Länder wie Australien, Kanada, Finnland, Neuseeland oder England es zuwege bringen, dass zwischen 15% und 18% der 15-Jährigen die höchste Kompetenzstufe erlangen.
Unbefriedigend sind gleichfalls die nach wie vor vorhandenen Unterschiede in den Leistungen zwischen den Mädchen und den Knaben. Trotz mannigfacher Massnahmen zur Gleichstellung der Geschlechter zeigt sich ein beachtliches Leistungsgefälle bei den schlechten und bei den sehr guten Leserinnen und Lesern. Unter den 20% aller 15-Jährigen, deren Leseverstehen ungenügend ist, gibt es deutlich mehr Knaben als Mädchen. Bei den rund 9% aller 15-Jährigen, welche die höchste Kompetenzstufe im Leseverstehen erreicht haben, verhält es sich gerade umgekehrt. Der Anteil sehr guter Leserinnen ist wesentlich grösser als derjenige der sehr guten Leser.
Mässig abgeschnitten haben die Schweizer Jugendlichen in den Naturwissenschaften. Ein Grund dafür könnte beim vergleichsweise spät einsetzenden naturwissenschaftlichen Unterricht liegen. Möglicherweise sind dafür aber zu einem beträchtlichen Teil auch die festgestellten Mängel im Leseverstehen verantwortlich, die ihrerseits das Erfassen und Lösen der PISA-Aufgaben im Bereich der Naturwissenschaften erschwert haben.
Massnahmen zur Verbesserung der Lesefähigkeiten auf schweizerischer Ebene
In ihrer Erklärung vom 7. März 2002 zu den schweizerischen Ergebnissen konstatiert die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK), dass PISA 2000 die Grundkompetenzen im Leseverstehen, in Mathematik und in den Naturwissenschaften erfasst und beschreibt, aber keine näheren Angaben zur Gestaltung des Unterrichts macht. Aus diesem Grund sei es notwendig, auf die Ergebnisse anderer vergleichbarer Studien zurückzugreifen und, abgestützt auf die Kenntnisse des Bildungssystems der Schweiz sowie von Bildungssystemen vergleichbarer Länder, die PISA-Resultate vertieft zu analysieren. Bis zum Jahresende 2002 sollen vor allem folgende Fragestellungen eingehender untersucht werden:
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Welche gesellschaftlichen und welche schulischen Merkmale sind ausschlaggebend dafür, dass die Bildungssysteme anderer Länder einen wesentlich besseren Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler erbringen?
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Gelingt es anderen Bildungssystemen mit einer vergleichbar grossen Quote von Immigrations- und/oder sozial benachteiligten Familien, für deren Kinder bedeutend bessere Bildungserträge zu erzielen? Falls ja: Mit welchen Massnahmen gelingt ihnen das?
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Stimmen in der Schweiz am Ende der obligatorischen Schulzeit die Leistungserwartungen der Schule einerseits und die Leistungen der Schülerinnen und Schüler andererseits mit den Anforderungen in den Lehrplänen überein?
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In der Schweiz wurden die Lesekompetenzen der 15-Jährigen sowie der Schülerinnen und Schüler der neunten Klassen (d.h. am Ende der obligatorischen Schulzeit) erfasst. Inwieweit und worin genau weichen die Resultate der Kompetenzmessungen in diesen beiden Gruppen voneinander ab?
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Welche Ausbildungswünsche hegen die Schülerinnen und Schüler am Ende der obligatorischen Schulzeit und wie gross sind die Chancen, dass sie diese auch realisieren können?
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Angesichts des mittelmässigen Abschneidens der Schweizer Jugendlichen beim Leseverstehen sollen die in Auftrag gegebenen Studien auch die Zweckmässigkeit eines frühzeitiger einsetzenden Unterrichts in der ersten Fremdsprache sowie die Wünschbarkeit der Einführung einer zweiten Fremdsprache auf der Primarstufe untersuchen. Sobald die Vertiefungsstudien vorliegen, will die EDK den Kantonen konkrete Massnahmen zur Verbesserung der Leistungen vorschlagen. Die Empfehlungen sollen im Jahr 2003 verabschiedet werden. Dem primären Handlungsbedarf entsprechend, werden sich die Vorschläge auf die Förderung der Lesefähigkeiten konzentrieren. Schon jetzt steht allerdings fest, dass nicht allein bildungspolitische Schritte eingeleitet werden sollen. Die internationalen Vergleichsresultate von PISA 2000 haben gezeigt, dass es auch gesamtgesellschaftliche Gründe und Ursachen für das im internationalen Vergleich mittelmässige Schweizer Ergebnis im Leseverstehen gibt. Insbesondere trifft dies auf die grosse Zahl der Schülerinnen und Schüler zu, die lediglich geringe Lesefähigkeiten besitzen. Das Schweizer Bildungswesen, so hebt die EDK hervor, sei deshalb in enger Zusammenarbeit mit dem Bund und mit den Organisationen der Lehrkräfte, der Sozialpartner und der Wissenschaft weiterzuentwickeln.
Erste Massnahmen im Kanton Basel-Landschaft
Nachdem die Ergebnisse von PISA 2000 für die Schweiz veröffentlicht worden waren, hat der Vorsteher der Erziehungs- und Kulturdirektion des Kantons Basel-Landschaft das Schulinspektorat beauftragt, zu prüfen, ob sich aus den PISA-Ergebnissen auch erste Konsequenzen für umgehend zu ergreifende Massnahmen zur verbesserten Förderung der Lesefähigkeit an den basellandschaftlichen Schulen ableiten lassen. Mit den diesbezüglichen Empfehlungen und Vorschlägen wird sich in Kürze der Erziehungsrat eingehender befassen, wobei neben unterrichtlichen auch Optionen in Bezug auf die Lehrerinnen- und Lehrerfortbildung, auf die Grundausbildung an der designierten Hochschule für Pädagogik und soziale Arbeit sowie Anregungen und Empfehlungen zur Leseförderung der Kinder im Elternhaus beraten werden sollen.
B. Beantwortung der einzelnen Fragen
Die Beantwortung der einzelnen Fragen durch den Regierungsrat erfolgt unter dem Vorbehalt, dass die Ziele und Massnahmen für die mittelfristige und längerfristige Verbesserung der Lesefähigkeiten ebenso wie der Kompetenzen in den Naturwissenschaften im Kanton Basel-Landschaft erst festgelegt und umgesetzt werden sollen, wenn die Resultate der vertiefendenden Studien zu PISA 2000 vorliegen und die EDK ihre Empfehlungen über die zu ergreifenden Massnahmen zur Verbesserung der Leistungen der Schülerinnen und Schüler im Jahr 2003 verabschiedet hat.
Zur 1. Frage: Wie viele SchülerInnen haben aus unserem Kanton an PISA teilgenommen? Wie war die Verteilung auf die verschiedenen Abteilungen der Sekundarstufe 1 (Real, Sekundar AA und PG)?
Die Auswahl der Schülerinnen und Schüler aus dem Kanton Basel-Landschaft für die Teilnahme an PISA 2000 wurde vom Amt für Bildungsforschung des Kantons Bern getroffen. Das Amt wirkte als PISA-Regionalzentrum und koordinierte die Leistungsmessung in den sieben Kantonen der Nordwestschweizerischen Erziehungsdirektorenkonfernz (NW EDK).
Anhand einer national gezogenen Stichprobe haben aus dem Kanton Basel-Landschaft zwei Realschulen und drei Sekundarschulen an PISA 2000 teilgenommen. An diesen fünf Schulen wurden allerdings nicht alle fünfzehnjährigen Schülerinnen und Schüler bzw. Neuntklässlerinnen und Neuntklässler geprüft, sondern mit Hilfe einer weiteren Stichprobenziehung jeweils 30 bis 40 Jugendliche. Die Ergebnisse, welche die 150 bis 200 Schülerinnen und Schüler bei den Tests erzielt haben, lassen keine Rückschlüsse auf die durchschnittlichen Leistungsfähigkeiten aller Schülerinnen und Schüler der basellandschaftlichen Real- und Sekundarschule zu.
Zur 2. Frage: Wie haben die Teilnehmenden aus unserem Kanton abgeschnitten?
Zur 3. Frage: Wie positionieren sich die aus unserem Kanton stammenden Testpersonen im schweizerischen Vergleich?
Mit Ausnahme der Kantone Bern, St. Gallen und Zürich, die in erweiterten Stichproben aussagekräftige Daten über das eigene kantonale Bildungssystem gesammelt haben, können die Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler bei der Leistungsmessung PISA 2000 kantonal nicht ausgewertet werden. Die Beteiligung des Kantons Basel-Landschaft an PISA 2000 diente lediglich dazu, den Leistungsvergleich im Leseverstehen, in Mathematik und in den Naturwissenschaften der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Schweiz mit den übrigen beteiligten Ländern zu gewährleisten. Um die Resultate mit der internationalen und der nationalen Stichprobe vergleichen zu können, wäre eine Beteiligung von rund 1500 Schülerinnen und Schülern an PISA 2000 aus dem Kanton Basel-Landschaft notwendig gewesen. In Kantonen ohne erweiterte Stichprobe haben einzig die Schulen eine anonymisierte Rückmeldung über die Testresultate erhalten, nicht aber die kantonalen Bildungs- bzw. Erziehungsdirektionen.
Der nationalen PISA-Steuergruppe der EDK und des Bundesamtes für Statistik ist mitgeteilt worden, dass die Erziehungs- und Kulturdirektion eine Beteiligung des Kantons Basel-Landschaft mit einer erweiterten Stichproble bei PISA 2003 ins Auge fasst. Ob eine kantonale Auswertung angestrebt und durchgeführt wird, soll im Kontext der übrigen Bemühungen zur Verbesserung der Qualitätsvorsorge an den basellandschaftlichen Schulen entschieden werden. Näher abzuklären ist u.a., ob auf der Grundlage der neu lancierten Orientierungsarbeiten für den Kanton Basel-Landschaft ein Evaluationsinstrument zur Verfügung gestellt werden kann, das die aufwändige Beteiligung von jeweils rund 1500 Schülerinnen und Schülern an den PISA-Folgestudien in den Jahren 2003 und 2006 und späterhin entbehrlich macht.
Zur 4. Frage: Welche Rahmenbedingungen unserer Schulen sind aufgrund der PISA-Resultate zu verändern, um eine Verbesserung des Lernerfolgs zu erzielen?
Die Frage, mit welchen veränderten schulischen Rahmenbedingungen sich das Leseverstehen verbessern lässt, ist aufgrund der Ergebnisse von PISA 2000 zunächst mit Vorteil für bestimmte Schülerinnen- und Schülergruppen zu stellen. Offensichtlich ist, dass es den Schulen in der Schweiz nur sehr ungenügend gelingt, die Heterogenität zwischen einheimischen und Immigrantenkindern, aber auch die erheblichen Unterschiede unter den einheimischen Kindern hinreichend auszugleichen und möglichst viele Kinder zu einem angemessenen Lernen durch das Lesen schriftlicher Texte in der Unterrichtssprache zu befähigen. Offensichtlich ist aber auch, dass es den Schulen noch nicht hinreichend gelingt, Kinder mit einem besonderen Interesse in der sprachlichen Domäne speziell zu beachten und angemessen zu fördern.
Unerlässlich wird es sein, der Sprachförderung im allgemeinen und der Förderung der Schriftsprache im besonderen in den kommenden Jahren auf allen Bildungsstufen der Volksschule mehr und eine grössere Aufmerksamkeit zu schenken. Aufgrund der PISA-Ergebnisse sind Optimierungen vorab in drei Bereichen anzustreben:
1.
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Die verbesserte allgemeine Förderung der Schriftsprache im Unterricht, d.h. in sämtlichen Bildungsbereichen, am Kindergarten, an der Primarschule und auf der Sekundarstufe I unter Berücksichtigung der festgestellten Geschlechterunterschiede.
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2.
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Die verbesserte spezielle Förderung in der Landessprache bzw. der Schriftsprache für Immigranten- ebenso wie für benachteiligte einheimische Kinder im Vorschulbereich und in den ersten Einschulungsjahren sowie für Neuzuzüger auf der jeweiligen Bildungsstufe. Womöglich ist für Immigrantenkinder auch auf eine deutliche Verbesserung des schulischen Unterrichts in der eigenen Muttersprache hinzuarbeiten.
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3.
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Die verbesserte spezielle Förderung von Schülerinnen und Schülern, die im Kindergarten und während der obligatorischen Schulzeit ein besonderes Interesse an sprachlichen Aktivitäten zeigen oder sich durch sprachliche Begabungen auszeichnen.
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Weil ungenügende Lese- und Verstehenskompetenzen in der Unterrichtssprache ein erfolgreiches Lernen der Schülerinnen und Schüler in anderen Bildungsbereichen stark beeinträchtigen und ein Hindernis für das lebenslange Lernen darstellen, gehört zu den schulischen Rahmenbedingungen, dass sprachliche Schwierigkeiten von Schülerinnen und Schülern pädagogisch vorrangig behandelt werden. Zu den Rahmenbedingungen des allgemeinen Unterrichts an der Volksschule gehört freilich auch, dass daneben Kinder mit besonderen sprachlichen Interessen und Begabungen nicht vergessen gehen bzw. durch differenzierende Lernarrangements an den Volksschulen eine ihren Fähigkeiten entsprechende Förderung bekommen.
Zur 5. Frage: Welche didaktischen Konzepte müssten umgesetzt werden, um unseren SchülerInnen in Zukunft ein besseres Abschneiden zu garantieren?
Vordringlich sind Wege und Mittel zu finden, um die an den Schweizer Schulen bestehende Verschiedenartigkeit in den Lernvoraussetzungen und in den Leistungsständen unter den Kindern und Jugendlichen und in den Klassen besser bewältigen zu können. Um dies zu erreichen, sind u.a. folgende im schweizerischen Bildungssystem in Gang gekommene Entwicklungen weiter voranzubringen:
1.
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Im Sinne der Orientierung für die Schulen, für die Institututionen der Lehrerinnen- und Lehrerbildung sowie bei der Herstellung von Lehrmitteln und Unterrichtsmaterialien braucht es im Bildungsbereich "Landessprache/Schriftsprache" eine gesamtschweizerische Klärung der Mindestlernziele, die im Kindergarten, an der Primarschule und auf den verschiedenen Niveaus der Sekundarstufe I den Schülerinnen und Schülern vermittelt werden sollen.
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2.
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Es braucht den fortgesetzten Effort, für die Schulen didaktisch-methodische Instrumente zu entwickeln, mit deren Hilfe die Lehrpersonen im Unterricht und in den Schulen besser auf die Vielfalt der sozialen, kulturellen und individuellen Lernvoraussetzungen der Kinder eingehen und die tatsächlich vorhandenen Fähigkeits- und Leistungsunterschiede in den Klassen und Lerngruppen berücksichtigen können. Instrumente dafür sind auch die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien und mit einem reichhaltigen Angebot ausgestattete, nutzerfreundliche Bibliotheken bzw. Mediotheken.
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3.
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Es braucht die Unterstützung von Schulhausteams bei der Einführung von Lernumgebungen, die auf die Heterogenität einschliesslich der Geschlechterunterschiede im Unterricht abstellen, ebenso wie beim Gebrauch von schulischen Diagnoseinstrumenten im Regel-unterricht für das Erkennen von Leistungsschwächen und -stärken, von Lernstörungen und besonderen Begabungen beim Lesen und Schreiben und im Leseverstehen.
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Um den Unterricht auf eine bessere Bewältigung der Heterogenität in den Klassen und Lerngruppen auszurichten, ist es sinnvoll und zweckmässig, dass die Kantone eng zusammenarbeiten, damit qualitativ hochwertige Lehrmittel, Unterrichtsmaterialien und Lernumgebungen hergestellt und gleichzeitig auch die Unterstützungsmassnahmen für deren Einführung an den Schulen verbessert werden können.
Zur 6. Frage: Welche Rolle spielt gemäss PISA-Studie die soziale Herkunft für den Schulerfolg? Was ist allenfalls zu tun, um den Kindern aus der Unterschicht bessere Bildungs- und damit auch bessere Lebenschancen zu schaffen?
Auch wenn PISA 2000 zeigt, dass schlechte schulische Leistungen im Einzelfall keine direkte Folge eines ungünstigen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen familiären Hintergrunds sind, so sind es dennoch diese drei Faktoren, die sich - gesamthaft gesehen - am stärksten auf die Leistungen der Schülerinnen und Schüler auswirken. Die Bildungspolitik, die allen schulpflichtigen Kindern und Jugendlichen, unabhängig von ihrem familiären Hintergrund, gute Lernmöglichkeiten bieten will, ist durch dieses Ergebnis herausgefordert. In besonderem Masse trifft dies auch auf die Schweiz zu. Den Schweizer Schulen gelingt es gemäss PISA 2000 nur sehr beschränkt, den familiären Einfluss der ungleichen Lernvoraussetzungen auf die Leistungen aufzuheben.
Der Zusammenhang zwischen dem familiären Hintergrund und den Bildungserträgen besteht grundsätzlich in allen Ländern, die bei PISA 2000 mitgewirkt haben. Bemerkenswert ist indessen, dass einige Länder es zuwege bringen, eine hohe durchschnittliche Bildungsqualität mit einer bedeutend ausgewogeneren, also bedeutend weniger vom familiären Hintergrund abhängigen Verteilung der schulischen Leistungsfähigkeiten zu verbinden. In Kanada, Finnland, Island und Schweden liegt das Leistungsniveau der Schülerinnen und Schüler auf der Gesamtskala Leseverstehen über dem OECD-Durchschnitt, gleichzeitig sind in diesen Staaten die Auswirkungen des wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Status der Familie auf die gemessenen Leistungen unterdurchschnittlich stark ausgeprägt.
PISA 2000 hat ausserdem gezeigt, dass der Effekt des familiären Hintergrunds auf die Leistungen kombiniert auftreten kann. Negativ auf die Leistungen einer Schülerin oder eines Schülers wirkt sich nicht nur ein ungünstiger familiärer Hintergrund aus, noch merkbar grösser ist dieser negative Effekt, wenn die Schülerin oder der Schüler gleichzeitig eine Schule besucht, deren Schülerschaft sich in ihrer Gesamtheit aus eher benachteiligten familiären bzw. bildungsfernen Verhältnissen zusammensetzt. In Ländern, in denen die Schülerinnen und Schüler nach schichtspezifischen Merkmalen auf verschiedene Schulen aufgeteilt sind, erzielen die Kinder und Jugendlichen aus benachteiligten Familienverhältnissen bei PISA 2000 im Durchschnitt deutlich schlechtere Leistungen als in Ländern, in denen dies nicht bzw. weniger der Fall ist. Begabungen von Schülerinnen und Schülern mit einem ungünstigeren familiären Hintergrund bleiben so ungenutzt.
Die sozioökonomische Segregation der Schülerinnen und Schüler ist in der Regel auf drei Umstände zurückzuführen. Entweder auf wirtschaftliche, soziale und kulturelle Statusunterschiede in den Wohn- bzw. Einzugsgebieten der Schulen oder auf Charakteristika des Bildungs- und Schulsystems oder auf die Kombination von beidem. Um die festgestellten Auswirkungen des familiären Hintergrunds auf die Leistungen der Schülerinnen und Schüler abzuschwächen, bieten sich der Bildungspolitik grundsätzlich drei Massnahmen an:
1.
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Sie kann die sozioökonomische Segregation, soweit sie durch das Schulsystem untermauert wird, verringern.
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2.
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Sie kann die Mittelzuweisungen stärker differenzieren und Schulen mit einem grösseren Anteil an Schülerinnen und Schülern aus benachteiligten Familienverhälntnissen mehr Ressourcen für die Bildungsarbeit zur Verfügung stellen.
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3.
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Sie kann die erste und zweite Massnahme miteinander kombinieren.
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Eine gesamthafte Verbesserung ebenso wie eine sozioökonomisch ausgewogenere Verteilung guter Schulleistungen unter den Schülerinnen und Schülern lässt sich allerdings nicht bloss mit Hilfe von geeigneten bildungspolitischen Massnahmen bewerkstelligen. Weder können die Erfolge bei PISA 2000 in Ländern wie Kanada, Finnland, Island oder Schweden allein dem Bildungssystem zugeschrieben noch die festgestellten Mängel bei uns in der Schweiz einzig den Schulen und der Bildungspolitik angelastet werden.
In Ländern mit grossen Vermögensunterschieden zwischen den Famlien ist es bedeutend schwieriger, allen Schülerinnen und Schülern gute Bildungschancen zu bieten, als in Ländern, wo der Wohlstand gleichmässiger auf die Familien mit schulpflichtigen Kindern verteilt ist. Zu einem die Bildung der Kinder unterstützenden familiären Hintergrund in sozialer, kultureller und wirtschaftlicher Hinsicht tragen entscheidend auch die dauerhafte Integration der Frauen in die Arbeitswelt sowie die lebenslange und gleichwertige berufliche Fort- und Weiterbildung von Frauen und Männern bei.
Ferner lassen sich gegebene soziale und kulturelle Benachteiligungen von Kindern, die mit dem familiären Hintergrund zusammenhängen, nicht nur durch Veränderungen in der Volksschule und an den berufsbildenden Schulen auf der Sekundarstufe II ausgleichen. Zu prüfen sind gleichfalls Massnahmen im Bereich der Erwachsenenbildung. Im Rahmen des "International Adult Literacy Survey (IALS)", einer Untersuchung der Lesekompetenzen der Erwachsenen, an der auch die Schweiz beteiligt gewesen ist, hat sich u.a. gezeigt, dass rund 20% der Erwachsenenbevölkerung in der Schweiz ungenügende Lesekompetenzen besitzt und nur gerade jede fünfte Absolventin bzw. jeder fünfte Absolvent einer universitären oder Fachhochschulausbildung in der Schweiz eine sehr gute Leserin bzw. ein sehr guter Leser ist. PISA 2000 spiegelt bei den Jugendlichen ziemlich genau die festgestellten Unzulänglichkeiten der Lesekompetenzen unter den hiesigen Erwachsenen. Bei rund 10% der Erwachsenenbevölkerung hängen die mangelhaften Lesefähigkeiten mit ihrer Fremdsprachigkeit bzw. mit ungenügenden Kenntnissen in einer der Landessprachen zusammen (ob sie in ihrer eigenen Muttersprache bessere Lesefähigkeiten besitzen, ist nicht untersucht worden). Weitere 10%, deren Muttersprache Deutsch oder Französisch ist, sind z.B. nicht in der Lage, Zeitungsartikel, Gebrauchsanleitungen, Merkblätter usw. zu lesen und zu nutzen, sich aus Dokumenten gezielt Informationen zu beschaffen oder Bestellformulare zu verstehen und richtig auszufüllen.
Gerade die Ergebnisse der IALS-Untersuchung weisen darauf hin, dass Verbesserungen in den Lesefähigkeiten der Kinder und Jugendlichen auch durch Massnahmen in der Erwachsenenbildung angestrebt werden sollten. Für die immigrierten Familien braucht es beispielsweise ein breit angelegtes und gut besuchtes Angebot an Sprachkursen, womit erreicht werden kann, dass möglichst viele Immigrationseltern, Mütter und Väter, eine Landessprache lernen. Für Immigrationseltern mit einem bildungsfernen Hintergrund braucht es zusätzlich auch ein Unterrichtsangebot, mit dessen Hilfe sie einen Teil der schweizerischen Grundausbildungen nachholen, zumindest aber gute Lesekompetenzen in einer Landessprache erwerben können. Die Expertinnen und Experten, die in der Schweiz die IALS-Untersuchung angeleitet haben, haben in diesem Zusammenhang verschiedentlich die Frage aufgeworfen, ob für Immigrantinnen und Immigranten der Besuch von Sprachkursen nicht für obligatorisch erklärt werden müsste. Da Lesen eine Schlüsselqualifikation für die aktive Beteiligung an der Gesellschaft und zunehmend auch für die lebenslange Fort- und Weiterbildung aller Erwerbstätigen in der Arbeitswelt ist, ist es allerdings genauso wichtig, die schwachen erwachsenen einheimischen Leserinnen und Leser zu erreichen und zu motivieren, im Rahmen der berufsbegleitenden und ausserberuflichen Erwachsenenbildung ihre Lesekompetenzen zu verbessern. Weil sich die Lesekompetenzen der Eltern positiv auf die Herausbildung der Lesekompetenzen bei den Kindern auswirken, sind Projekte wie "Connectica - ein Deutschkurs für Frauen", vom Ausländerdienst Baselland organisiert, jedenfalls hochwillkommen. Sie erleichtern der Volksschule die Erfüllung des Bildungsauftrags und helfen, dessen Wirksamkeit in der Zusammenarbeit mit dem Elternhaus zu vergrössern.
Zur 7. Frage: Die OECD-Mitgliedsländer investieren durchschnittlich 5,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes für ihr Bildungswesen. Wie viel Geld gibt die Schweiz dafür aus?
Berücksichtigt man sowohl die öffentlichen als auch die privaten Finanzquellen, so geben die OECD-Staaten im Ländermittel 5,8% ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) für ihre Bildungseinrichtungen aus (davon 0,7% privat). (1) Die Gesamtausgaben für Bildungseinrichtungen aus staatlichen und privaten Quellen belaufen sich in der Schweiz demgegenüber auf 6,0% des BIP (davon 0,5% privat).
Für den Vorschul-, Primar- und Sekundarstufe-I-Bereich betragen die entsprechenden Ausgaben aus öffentlichen und privaten Quellen im Ländermittel 2,9% des BIP und für die Schweiz 3,1%. Die diesbezüglichen Aufwendungen von Ländern, welche bei PISA 2000 einerseits im Gesamtdurchschnitt deutlich besser abgeschnitten haben als die Schweiz und in denen andererseits auch mehr Schülerinnen und Schüler gute bis sehr gute Lesefähigkeiten erreicht haben, belaufen sich in Finnland auf 3,3%, in Island auf auf 2,9% und in Schweden auf 3,8% des BIP (entsprechende Angaben für Kanada fehlen). Insbesondere Finnland und Schweden investieren stärker in den Vorschulbereich (0,7% und 0,6%), während Island (0,3%) dafür nicht viel mehr ausgibt als die Schweiz (0,2%).
Zur 8. Frage: Besteht aus der Sicht der Regierung akuter Handlungsbedarf ? Wenn ja, in welchen Bereichen?"
Aus der Sicht des Regierungsrates besteht aufgrund der Ergebnisse, welche die Schweizer Jugendlichen bei PISA 2000 erreicht haben, zwar ein Handlungsbedarf, jedoch keiner, der irgendwelche Notmassnahmen erforderte. Die Leistungen im Leseverstehen und in den Naturwissenschaften liegen im internationalen Vergleich auf einem mittleren Niveau, diejenigen in der Mathematik sind sehr gut. Ziel der schweizerischen Bildungspolitik in den kommenden zehn Jahren wird es indessen sein, das durchschnittliche Leistungsniveau der Schülerinnen und Schüler am Ende der obligatorischen Schulzeit im Leseverstehen und in den Naturwissenschaften anzuheben, den zu grossen Anteil, der bei PISA 2000 schlechte Ergebnisse erzielt hat, zu verringern sowie die Quote, die sehr gute Resultate erreicht hat, zu vergrössern. Wie eingangs erwähnt, werden bis Ende 2002 die schweizerischen Ergebnisse von PISA 2000 einer vertieften Analyse unterzogen. Im Jahr 2003 wird aufgrund der Empfehlungen der EDK darüber zu beraten und zu beschliessen sein, welche mittel- und längerfristigen Massnahmen an den basellandschaftlichen Schulen ergriffen werden sollen. Aus heutiger Sicht werden dabei folgende vier Überprüfungsbereiche bedeutsam sein: die didaktische und instrumentelle Weiterentwicklung des Unterrichts in der Landessprache/Schriftsprache, die Förderung von Schülerinnen und Schülern mit schwierigen sozial und/oder sprachlich bedingten Lernvoraussetzungen, die Förderung von sprachlich leistungsstarken und besonders begabten Kindern und Jugendlichen sowie die Leseförderung ausserhalb des Unterrichts. Weil das Leseverstehen über die gesamte Dauer der Volksschule hinweg entwickelt wird, können die Auswirkungen von Massnahmen erst nach 9 Jahren und unter Einbezug allfälliger Massnahmen im Kindergartenbereich sogar erst nach 11 Jahren festgestellt werden. Das bedeutet, die vorgesehene Erhebung PISA 2006 wird dazu bloss erste Hinweise liefern.
Mit Blick auf die Ergebnisse von PISA 2000 im internationalen Vergleich ist der Regierungsrat im übrigen der Auffassung, dass mit der neuen Bildungsgesetzgebung des Kantons Basel-Landschaft Rahmenbedingungen geschaffen werden, welche dem Ziel, die Leistungen der Schülerinnen und Schüler im Leseverstehen zu verbessern, in starkem Masse entgegenkommen. Dies gilt etwa für die vorgesehene Erweiterung des Bildungsangebots im Kindergarten, das in Verbindung mit umfassenden Blockzeiten die soziale, kulturelle und sprachliche Integration vor allem von Kindern aus bildungsfernen und/oder Immigrationsfamilien verbessern hilft. Dies gilt weiterhin für die Sekundarstufe I mit der vorgesehenen Zusammenführung der heutigen Realschulen und Sekundarschulen zu einer neuen Sekundarschule mit drei Anforderungsniveaus. Die neue Sekundarschule schafft zusammen mit der neuen Stundentafel und dem Stufenlehrplan eine Rahmenstruktur für die Bildung der 12- bis 16-jährigen, die Gewähr dafür bietet, dass im Unterricht sowohl die Grundkompetenzen in Lesen und Schreiben, Mathematik und den Naturwissenschaften für alle Schülerinnen und Schüler als auch die niveauspezifischen Inhalte und Lernziele für die leistungsschwächeren und leistungsstärkerern Jugendlichen im richtigen Verhältnis zueinander vermittelt werden können. Dies gilt schliesslich auch für die neue Steuerung und Aufsicht der Einzelschule. Aufgrund ihres teilautonomen Status wird sie in die Lage versetzt, auf erkannte Schwächen schneller ausgleichend zu reagieren, den Unterricht und die verwendeten didaktischen Instrumente gezielter auf die besonderen Bedürfnisse ihrer Schülerschaft auszurichten (z.B. Anteile an fremdsprachigen und einheimischen Schülerinnen und Schülern aus bildungsfernen und bildungsnahen Familien) und sich mit ihren besonderen Stärken zu profilieren. Und auf der Basis der internen und externen Qualitätsvorsorge wird für sie genauer als bislang feststellbar sein, für wie viele und für welche Gruppen von Schülerinnen und Schülern sie die Lernziele erfüllen, übererfüllen oder nicht hinlänglich erfüllen kann.
Liestal, 9. April 2002
Im Namen des Regierungsrates
der Präsident: Schmid
der Landschreiber: Mundschin
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Fussnoten:
1 Angaben gemäss "Bildung auf einen Blick", OECD-Indikatoren, Ausbildung und Kompetenzen, Ausgabe 2000