2001-294 (1)


I. Organisation der Kommissionsberatung

Die Volkswirtschafts- und Gesundheitskommission hat die Vorlage anlässlich ihrer Sitzung vom 17. Januar 2002 beraten. Für Erläuterungen und Fragen standen zur Verfügung: Regierungsrat Erich Straumann; Generalsekretär Rosmarie Furrer; Udo Kinzel, Gesundheitsförderung; Stefan Wolf, Projektleiter und Hans Eglin, Geschäftsführer Kinder- und Jugendwerke Blaues Kreuz.




II. Zielsetzung und Inhalt der Vorlage


Das Blaue Kreuz Baselland, Kinder- und Jugendwerk führt seit 1999 das Sekundär-Präventions- und Forschungsprojekt Take-off durch. 1998 bereitete das Bundesamt für Gesundheitswesen, BAG, ein Präventionsprojekt unter dem Namen supra-f vor. Anlässlich der Vernehmlassung bewarb sich das Blaue Kreuz in Absprache mit der Gesundheitsförderung mit dem eigenen Beitrag Take-off, welcher vom BAG als einem von 12 geeigneten Projekten akzeptiert wurde. Das Projekt wird von einem aufwändigen Forschungsprogramm der Universität Freiburg begleitet. Es soll Jugendlichen zwischen 14 bis 19 Jahren in Krisensituationen Unterstützung in Schule, Beruf und Freizeit bieten und ihnen auf ambulantem Weg helfen, wieder Fuss zu fassen. Die Programmdauer beträgt 6 Monate. Angeboten wird ein auf jede jugendliche Person individuell angepasstes Programm. Die bisher 34 Jugendlichen wurden durch die Jugendanwaltschaft, den Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst, den Sozialdienst, Schulen und Eltern eingewiesen. Im Kanton Basel-Landschaft bestehen einige Angebote zur beruflichen Integration. Keines ist jedoch so niederschwellig wie Take-off. Der festgestellte Anstieg bei der Nachfrage darf als Bedürfnisnachweis dieses niederschwelligen und intensiven pädagogischen Tagesprogrammes gewertet werden. Ziel ist es, die Jugendlichen auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden zu unterstützen und sie beruflich und sozial in die Gesellschaft zu integrieren. Take-off soll mit seinen Ressourcen-orientierten Angeboten die soziale Integration fördern und damit den Jugendlichen eine Suchtentwicklung oder eine kriminelle Karriere verhindern helfen. Das Angebot ist auf 12 Jugendliche ausgelegt. Sechs Jugendliche nehmen am Tagesprogramm teil. Dabei belegen abwechslungsweise drei die Arbeitsagogik und drei nehmen die Weiterbildung in Anspruch. Aufgrund der schulischen und persönlichen Defizite ist es notwendig, hier zusätzlich eine Fachperson mit lerntherapeutischer Ausbildung anzustellen. Sechs weitere Jugendliche nehmen im Freizeitprogramm die individuelle Unterstützung in Anspruch.


Wirkungskontrolle
Die Wirksamkeit des Programms wird durch die begleitende Forschung, welche bis und mit 2003 durch den Bund finanziert wird, überprüft. Die Resultate dieser Begleitforschung, die Wahrnehmungen der Projektmitarbeitenden und der Begleitgruppe sowie die Rückmeldungen der zuweisenden Institutionen sind bisher sehr positiv.


Drogenprävention
Take-off ist kostengünstiger als andere Massnahmen im Drogenbereich, bei Strafen oder bei Heimeinweisungen. Zu bedenken gilt es, dass Jugendliche eher drogengefährdet sind, wenn sie psychisch noch ungefestigt sind, sich ausgestossen und einsam fühlen. Sie entwickeln dann rasch Minderwertigkeitsgefühle. Jugendliche, die sich von nahestehenden Personen zu wenig geliebt fühlen oder gar ständig von ihnen verletzt werden, suchen Zuflucht im Entspannungs- und Glücksgefühl, das Drogen anfänglich vermitteln können. Sekundäre Prävention bedeutet Früherkennung von bisher experimentellem, aber riskantem Drogenkonsum und Verhinderung des Übergangs zu chronischem Substanzmissbrauch. Die Zielgruppe weist ein hohes Risikopotenzial auf, so dass diese auf primäre Prävention, wie sie zum Beispiel an Schulen durchgeführt wird, nicht ansprechen.


Weiterführung des Projektes und Finanzierung
Das Kinder- und Jugendwerk des Blauen Kreuzes hat ein Gesuch gestellt für die Weiterführung und den bedürfnisgerechten Personalausbau des Projektes Take-off für die nächsten drei Jahre. Die Steuergruppe "Jugend Baselland" beurteilt Take-off als ein sehr wichtiges sekundärpräventives Angebot für gefährdete Jugendliche und befürwortet die längerfristige Finanzierung des Projektes durch den Kanton. Die Finanzierung ist bis Ende 2001 gesichert. Im Budget 2002 sind bereits bei der Gesundheitsförderung 50'000 Franken eingesetzt. Das Bundesamt für Gesundheit, BAG, hat das ursprünglich auf drei Jahre befristete Projekt bis 2003 verlängert, mit Beginn des Jahres 2004 jedoch entfällt der Forschungsbeitrag definitiv.




III. Detailberatung


Eintreten auf die Vorlage war unbestritten. Es wird betont, dass Prävention noch an Bedeutung gewinnen wird, weshalb diese in Zukunft nicht hoch genug eingeschätzt werden darf. Statistisch erhärtet ist die Zunahme von Depressionen, Ängstlichkeiten und anderen psychischen Schwierigkeiten der Jugendlichen seit den Sechzigerjahren. Dass gefährdeten Jugendlichen Hilfsangebote gemacht werden müssen, bevor sie abstürzen, ist ein Gebot der Stunde. Jeder andere Weg ist teurer und auch unethisch.


Es wird deshalb zu prüfen sein, in welchem Rahmen das Projekt Take-off ab dem Jahr 2004 weitergeführt werden kann.




IV. Antrag


Die Volkswirtschafts- und Gesundheitskommission empfiehlt mit 11 : 0 Stimmen dem Landratsbeschluss gemäss Vorlage zuzustimmen.


Muttenz, 15. Februar 2002


Im Namen der Volkswirtschafts- und Gesundheitskommission
Die Präsidentin: Rita Bachmann-Scherer



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