Vorlage an den Landrat
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Vorlage an den Landrat |
Titel: | Sucht- und Drogenarbeit im Kanton Basel-Landschaft | |
vom: | 20. Februar 2001 | |
Nr.: | 2001-044 | |
Bemerkungen: | Inhaltsübersicht dieser Vorlage |
3. Aktuelle Datenlage
Bei den Methadonbehandlungen zeichnet sich eine Stabilisierung ab: Die Zahl der im Kanton wohnhaften Personen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt (Ende Jahr) Methadon beziehen, bleibt seit mehreren Jahren unter 500. Es befanden sich Ende 1997 genau 488 Personen in Behandlung, im Folgejahr 486 und 1999 bezogen 479 Personen am Jahresende Methadon. Etwa 85% von ihnen werden durch die Drogenberatung Baselland betreut, die Übrigen von ausserkantonalen Stellen.
Laufende Substitutionsbehandlungen mit Methadon im Kanton BL 1995, 1997 und 1999 | |||
1995 | 1997 | 1999 | |
Methadonpatienten* | 533 | 628 | 600 |
Männer | 451 (84.6%) | 478 (76.1%) | 452 (75.3%) |
Frauen | 82 (15.4%) | 150 (23.9%) | 148 (24.7%) |
Über 30 Jahre alt | 200 (37.5%) | 290 (46.2%) | 372 (62.0%) |
Unter 20 Jahre alt | 13 (2.4%) | 10 (1.6%) | 10 (1.7%) |
* Total aller Methadonbehandlungen in einem Jahr |
Die Gesamtzahl der Personen, die während eines Jahres irgendwann Methadon bezogen haben, steigt allerdings an. Die Gruppe der behandelten Frauen hat sich im Vergleichszeitraum nahezu verdoppelt. Allerdings hat sich ihr Anteil an den Gesamtbehandlungen nur leicht erhöht. Stark gestiegen ist der Anteil der über 30-jährigen. Dagegen ist eine Stabilisierung bei den unter 20-jährigen zu verzeichnen. Dies deutet darauf hin, dass die Kohorte der Methadonbezüger gemeinsam altert. Wenige Personen verlassen sie für immer und wenige stossen neu hinzu.
Im Oktober 2000 befanden sich 11 Personen in einer Heroin-gestützten Behandlung bei der Drogenberatung BL in Reinach. Weitere drei Personen mit Wohnsitz im Kanton werden in der ärztlich kontrollierten Heroinabgabe in Olten behandelt.
Therapien in Institutionen ohne Spitalstatus
Rückläufig hat sich seit 1998 die Nachfrage nach stationären Drogentherapien entwickelt. Befanden sich 1998 im Mittelwert dauernd 49 Personen in einer stationären Therapie, waren es 1999 lediglich noch 40 und im laufenden Jahr sank der Mittelwert auf 34 Menschen ab. Seitens der Drogenberatung wird dies mit immer komplexeren Suchtproblemen begründet deren Behandlung eher in einem ambulanten oder halbstationären Rahmen erfolgt.
Auffallend hoch ist das Alter der Gesuchstellenden: Im laufenden Jahr liegt der Mittelwert deutlich über 29 Jahren.
Psychiatrisch behandelte Patienten
Medizinische Statistik der kant. Psychiatrischen Dienste 1999 (in Klammern: 1998) | ||||
Betrieb | KPK | EPD | KJPD | DBL |
Psych. Störungen durch Alkohol | 157 (136) | 12* (4*) | 3 (3) | |
Durch Opioide | 12 (7) | 1* (3*) | 674 (602) | |
Durch Cannabinoide (Haschisch) | 7 | 24* (20*) | 107 (57) | |
Durch Sedativa und Hypnotika | 6 (5) | 6 (6) | ||
Durch Kokain | 3 (2) | 8 (16) | ||
Durch multiplen Substanzgebrauch | 44 (42) | 19* (4*) | 218 (199) | |
Total | 229 (193) | 155 (135) | 13 (3) |
Wo nichts anderes angegeben ist, beziehen sich die Zahlen nur auf Patienten mit einer Suchterkrankung als Hauptdiagnose. Als Nebendiagnosen treten Suchterkrankungen noch häufiger auf.
KPK: Kantonale psychiatrische Klinik Liestal
EPD: Externer psychiatrischer Dienst
KJPD: Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst
* In diesen Angaben sind auch Zweitdiagnosen enthalten
DBL: Drogenberatung Baselland
In der Entzugsklinik Cikade in Reigoldswil ist die Nachfrage ebensolchen Schwankungen unterworfen. Belegtage 1997: 869; 1998: 1314; 1999: 916 (82 Personen, mittlere Aufenthaltsdauer 11,2 Tage) und bis Oktober 2000 wurden 979 (68/14,4) Belegtage in Anspruch genommen. Der momentane Tagessatz beträgt Fr. 530.--, die Krankenkassen beteiligen sich daran, wie in der Kantonalen Psychiatrischen Klinik, mit Fr. 247.-- pro Tag. Die nicht von den Krankenversicherern gedeckten Kosten sind im Konto in der Tabelle auf Seite 4, unter "ambulante Behandlungen und stationäre Drogentherapien", berücksichtigt.
3.3 Ordnungsbereich, Handel und Konsum
Rückführungen aus den Kantonen Zürich und Solothurn sind zahlenmässig stark zurückgegangen. Aus den Kantonen Bern und St. Gallen gab es bis heute lediglich informelle Gespräche. Kantonseinwohner wurden dort nicht aufgegriffen. Die aufwändige Rückführungs-Aktion der vergangenen Jahre kann als erfolgreich bezeichnet werden. Sie hat, verbunden mit der Eliminierung der offenen Drogenszenen, den betroffenen Städten nachhaltig Entlastung gebracht und den Wohngemeinden die Möglichkeit gegeben, besser für die abhängigen Einwohner zu sorgen. Etliche von Rückführungen betroffenen Personen haben den Ausstieg in der Zwischenzeit geschafft.
Rückführungen 1996-2000 | |
1996 | 26 |
1997 | 31 |
1998 | 9 |
1999 | 3 |
2000 (bis Okt) | 0 |
Sicherstellungen
Aus der Statistik der Polizei Basel-Landschaft | |||||
Jahr | Ermittlungen | Angezeigte Personen |
Meldungen an Kantonsarzt |
Drogentote* | Sicherstellungen |
1995 | 943 | 560 | 259 | 8 | |
1996 | 870 | 336 | 296 | 5 | |
1997 | 720 | 519 | 211 | 5 | |
1998 | 1156 | 459 | 382 | 4 | Heroin: 7Kg; Kokain: 2Kg SFr. 700'000.- |
1999 | 1288 | 469 | 333 | 5 | Heroin: 3,3Kg; Kokain: 0,7Kg SFr. 300'000.- |
* Erfasst sind ausschliesslich "unnatürliche" Todesfälle von Drogenkonsumenten/-innen. Die Gesamtzahl wird von der Drogenberatung Baselland auf das Dreifache geschätzt.
Beschlagnahmung
Die Entwicklung der Drogenkosten im Kanton Basel-Landschaft (Prävention, Überlebenshilfe, Beratung und Therapie) ist in der nebenstehenden Tabelle wiedergegeben. Im Jahr 1994 hatte der Aufwand aber noch 9,42 Millionen betragen! In diesen Zahlen sind nur die für uns sichtbaren Geldströme enthalten. Zur Repression (Polizei, Strafvollzug und Gerichte) sind keine genauen Kosten bekannt. Sie ist deshalb in diesen Zahlen nicht berücksichtigt. Nicht enthalten sind auch die Personalkosten der Verwaltung und die Verwaltungskosten, die Aufwendungen der Gemeinden, der Kirchen und privaten Organisationen für die Prävention, sowie die Kosten der Sozialversicherungen. Werden die volkswirtschaftlichen Kosten durch Verdienstausfälle hinzugerechnet, so steigen die Gesamtkosten noch einmal beträchtlich an.
Jahr | Prävention | Ambulante Beratungen und stationäre Drogentherapien |
Überlebenshilfe | Gesamt- Aufwand |
1996 | 1,0 Mio | 5,9 Mio | 0,7 Mio | 7,6 Mio |
1997 | 1,0 Mio | 5,0 Mio | 0,7 Mio | 6,7 Mio |
1998 | 1,0 Mio | 5,5 Mio | 0,8 Mio | 7,3 Mio |
1999 | 1,0 Mio | 4,8 Mio | 0,8 Mio | 6,6 Mio |
Die Entwicklung der Ausgaben im Konto 2202.365.50 "Bekämpfung der Betäubungsmittelsucht" (ambulante Beratung, Überlebenshilfe, Beiträge an Cikade-Klinik) zeigt auf, dass die Kosten mit einer Bandbreite von +/- 5% stabil gehalten werden konnten. Ab 1998 wurden diese Kosten den Gemeinden nicht mehr zu 50% weiterbelastet. Ebenso verhält es sich mit den Kosten der ambulanten Suchtberatung in den Anlaufstellen der Drogenberatung Baselland. Die Kosten für die stationären Drogentherapien werden, ebenfalls seit 1998, nicht mehr über den Pro-Kopf-Pool an die Gemeinden weiterverrechnet. Vielmehr hatten die Gemeinden ab diesem Zeitpunkt einen Anteil von 25% zu tragen. Damit wurde von ihnen ein Beitrag verlangt, der ungefähr den Lebenshaltungskosten eines Fürsorgeempfängers entspricht.
Die oben erwähnten Bruttokosten für die stationären Drogentherapien sind starken Schwankungen unterworfen. Sie werden von der Nachfrage nach Therapien und den dort verrechneten Tagessätzen direkt beeinflusst. Im laufenden Jahr wird die 3 Millionengrenze wieder überschritten (in der Grafik auf der vorhergehenden Seite sind die Kosten bis August 2000 wiedergegeben).
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