2001-14 (1)

Die Interpellation hat folgenden Wortlaut:


Die Universitäten und Fachhochschulen der verschiedenen Kantone und Regionen stehen in einem Konkurrenzverhältnis von Forschung und Lehre aber auch der Nachfrage der Studentinnen und Studenten und der Wirtschaft. In diesem Sinne ist es wichtig, dass die Universität wie die Fachhochschulen beider Basel durch entsprechende Bildungsangebote auf die individuellen Bedürfnisse nachfragegerecht reagieren. Seit Oktober des vergangenen Jahres führt nun die Fachhochschule Aargau im Studiengang Betriebswirtschaft eine Klasse für Frauen mit familiären Verpflichtungen. Der Unterschied zum Regelstudiengang ist rein organisatorischer Art. Der Unterrricht findet am Donnerstagabend sowie am Freitag und Samstag den ganzen Tag statt. Während dieser Zeit steht den Studentinnen und Studenten ein Kinderhort zur Verfügung. Die Lehrveranstaltungen werden in Halbtagesblöcken durchgeführt und der Anteil am Selbststudium ist höher als im regulären Studium. Zudem kann das Studium statt auf drei Jahre begrenzt, auf maximal 4 Jahre erstreckt werden. Der Anstoss zu diesem Konzept ergab sich im Rahmen eines Frauenförderungsprojekts für die Fachhochschulen Nordwestschweiz.


Ich bitte nun den Regierungsrat um die Beantwortung folgender Fragen:




Anwort des Regierungsrates


1. Ausbildungsgänge und Betreuungsmöglichkeiten an der Universität Basel und an der FHBB für Eltern mit familiären Verpflichtungen


Die Universität Basel bietet bis anhin keine Ausbildungsgänge an, die spezifisch auf die Bedürfnisse Studierender mit elterlichen Betreuungspflichten abgestimmt sind. Die Forderung, flexible Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Ausbildung zu schaffen, ist jedoch in den von der Regenz, dem Rektorat und dem Universitätsrat im Jahr 1999 genehmigten "Leitlinien zur Chancengleichheit / Frauenförderung an der Universität Basel" sowie in dem im November 2000 vorgelegten "Programm Gleichstellung von Frauen und Männern an der Universität Basel" enthalten. Der Entscheidungsprozess für den Umsetzungsplan des Programmes Gleichstellung ist gegenwärtig im Gange. Die Leitlinien der Universität zur Chancengleichheit / Frauenförderung halten fest, dass "die Evaluationsmassstäbe und Strukturen der Universität dahingehend [zu] entwickeln [sind], dass sie der akademischen Karriere von Frauen und Männern mit familiären Betreuungspflichten gerecht werden". Das Programm sieht Massnahmen im Bereich der individuellen Förderung sowie im Bereich der Gestaltung von Curricula und Arbeitsbedingungen vor. Federführend bei der Ausarbeitung des Programms war das vom Rektorat 1998 eingerichtete Ressort "Chancengleichheit".


Als Betreuungsmöglichkeit besteht an der Universität Basel seit Frühling 1998 die Universitätskinderkrippe für Kinder ab ca. 2 Monaten bis 6 Jahren mit ursprünglich 21 Vollplätzen, teilzeitbelegt von ca. 30 Kindern. Studierenden Eltern kommt die Krippe entgegen, indem sie bis um 20 Uhr geöffnet ist - ein im Vergleich mit anderen Krippen spezielles Angebot. Aufgrund der grossen Nachfrage hat die Universitätsleitung im Jahr 2000 beschlossen, die Krippe baulich zu erweitern, was einen Ausbau um zehn Vollzeitplätze ermöglichte. Damit besteht seit Januar 2001 ein Angebot von rund 50 Teilzeitplätzen, die bereits besetzt sind. Es existiert weiterhin eine Warteliste mit rund 30 Anmeldungen für 2001. Die Startfinanzierung der Kinderkrippe erfolgte durch Mittel aus dem Erneuerungsfonds. (Der Erneuerungsfonds der Universität wird aus Mitteln aus dem Pauschalbeitrag des Kantons Basel-Landschaft an die Universität Basel geäufnet.)


Die Fachhochschule beider Basel bietet seit 1989 (damals noch an der HWV Basel) ein berufsbegleitendes Studium in Betriebsökonomie an. Dieser Studiengang wurde speziell im Hinblick auf die Förderung weiblicher Studierender ins Leben gerufen. Der Anteil der Studentinnen in diesem Studiengang ist um 50% höher als an der Vollzeitausbildung und liegt z.Zt. annähernd bei 40%.


Die FHBB führt keine eigene Kinderkrippe, aber sie vermittelt für Studierende mit Betreuungsbedarf von Kindern entsprechende Betreuungsplätze. Dieser Vermittlungsdienst kann auch von Dozierenden und Mitarbeitenden in Anspruch genommen werden. Gegenwärtig prüft die Direktion der FHBB verschiedene Modelle zur Sicherstellung eigener Krippenplätze. Ein entsprechender Budgetposten ist für das Budget 2002 vorgesehen.


Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang auch auf ein Pilotprojekt am Baselbieter Lehrerinnen- und Lehrerseminar , das Teil der zukünftigen Hochschule für Pädagogik und Soziale Arbeit sein wird. Dort wird ab Sommer 2001 - erstmals in der Schweiz - ein neuer Ausbildungsgang für Lehrkräfte für die Primarschule angeboten, bei dem die Präsenzzeit am Seminar auf zwei Tage pro Woche reduziert ist. Der grössere Teil der Ausbildung findet über das Internet und in strukturierten Lerngruppen mit je sechs Studierenden ausserhalb des Seminars statt und kann weitgehend flexibel gestaltet werden. Damit soll insbesondere den Bedürfnissen von Eltern mit Betreuungspflichten oder von Berufsleuten, die eine Zweitausbildung zur Primarlehrkraft absolvieren wollen, Rechnung getragen werden.




2. Zusammenarbeit mit anderen Fachhochschulen oder Universitäten


Der in der Anfrage von Landrat Mirko Meier erwähnte Studiengang "Betriebswirtschaft für Frauen mit familiären Verpflichtungen" wurde in Zusammenarbeit mit allen Fachhochschulen der Nordwestschweiz (FHNW, bestehend aus der FH Aargau, der FHBB und der FH Solothurn) entwickelt und Ende 2000 ins Programm aufgenommen. Ein ähnliches Angebot ist an der FHBB nicht vorgesehen, da die entsprechenden Bedürfnisse weitgehend durch den berufsbegleitenden Studiengang an der FH Aargau abgedeckt werden.


In der Fachhochschule Nordwestschweiz wird zur Zeit eine Gleichstellungsbeauftragte rekrutiert. Sie wird, zusammen mit den bereits vorhandenen Gleichstellungsbeauftragten der einzelnen FH, ein umfassendes Konzept zur Förderung der Gleichstellung erarbeiten. Dieses soll ab 2001 laufend umgesetzt werden. Die dazu nötigen Finanzmittel stammen von den FH-Betriebskrediten der Trägerkantone sowie aus Beiträgen des Bundes. Dabei werden für die ganze FHNW auch Projekte entwickelt, die für Dozierende und Studierende mit familiären Verpflichtungen entsprechende Unterstützung bieten werden. Angesprochen sind insbesondere studentische Wiedereinsteigerinnen sowie weibliche Dozierende und Mitarbeitende. Dabei wird seitens der FHBB auch eine Zusammenarbeit mit der Universität Basel angestrebt.


Die Universität Basel ist im Bereich Gleichstellung organisatorisch und inhaltlich mit den andern Universitäten über die "Konferenz der Frauenbeauftragten an Schweizer Universitäten und Hochschulen" (KOFRAH) eng vernetzt. Eine konkrete Zusammenarbeit mit anderen Bildungsinstitutionen im Bereich des Ausbildungsangebots für Eltern mit familiären Verpflichtungen hat die Universität Basel bis anhin noch nicht näher erwogen, so dass sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt dazu keine Aussagen machen lassen.


Liestal, den 13. März 2001


Im Namen des Regierungsrates
der Präsident: Koellreuter
der Landschreiber: Mundschin



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