2000-102 (1)

Text der Anfrage:


« Heutzutage ist die Informatik das Rückgrat einer Verwaltung. Wenn nun in einer Informatikabteilung des Kantons von 12 Angestellten gleich 7 die Kündigung einreichen, dann läuft etwas oder sogar vieles schief. Viel wertvolle Erfahrung von bestandenen und bestens ausgewiesenen Mitarbeitern geht so verloren. Das fehlende Wissen muss von ausserhalb der Verwaltung sehr teuer eingekauft werden. Da so viele Leute die Kündigung eingereicht haben, muss der Schluss gezogen werden, dass entweder im fachlichen, und/oder im organisatorischen und/oder im personellen Bereich einiges schief läuft. Was ist da passiert? Wer trägt dafür die Verantwortung? Wie kann diese Situation ohne grossen Schaden für den Kanton wieder ins Lot gebracht werden? Haben die entstandenen Probleme nicht nur mit dem Amt für Informatik zu tun, sondern auch mit andern Ämtern, weiche eine kleine Informatikgruppe haben?


Ich bitte den Regierungsrat um die schriftliche Beantwortung meiner Fragen und behalte mir vor, zu diesem Thema weiter vorzustossen.»




1. Was sind die Gründe und die Hintergründe dieser Kündigungswelle im Amt für Informatik (personell, fachlich, organisatorisch)? Haben die entstandenen Probleme nicht nur mit dem Amt für Informatik zu tun, sondern auch mit andern Ämtern, die eine Informatikstelle haben? Wenn ja wie und warum?


Antwort des Regierungsrats:


Der Weggang von mittlerweile 8 Personen aus einer Abteilung von 12 Personen - konkret der Abteilung «Systementwicklung» - ist zunächst natürlich alarmierend; nun ist es aber nicht so, dass es sich dabei um eine Massenkündigung aus gleichen Motiven handelt. Aus Datenschutzgründen kann nicht Kündigungsgrund und Situation der einzelnen Mitarbeiter öffentlich dargelegt werden, es kann aber aufgezeigt werden, dass für die ganze Gruppe unterschiedliche Faktoren massgebend waren: Drei Mitarbeiter haben gekündigt, um sich im Informatikbereich (gemeinsam) selbständig zu machen, ein Mitarbeiter hat eine Anstellung in einem andern Fachbereich gefunden, die seinen persönlichen Neigungen mehr zusagt, zwei Mitarbeiter haben gekündigt, um eine ganz andere Herausforderung (ausserhalb der Informatik) anzunehmen, ein Mitarbeiter hat innerhalb der Direktion vom Amt für Informatik in die Direktionsinformatik gewechselt und ein Mitarbeiter hat nach über 35 Dienstjahren von der Möglichkeit einer vorzeitigen Pensionierung Gebrauch gemacht.


In einigen der Fälle spielt sicher eine Rolle, dass sich Änderungen im Aufgabenspektrum angezeigt haben, unter anderem dass voraussichtlich die vier Grossanwendungen auf dem IBM-Host gestaffelt in den nächsten 1 - 5 Jahren abgelöst werden und dabei aber auf eine Eigenprogrammierung wenn immer möglich verzichtet werden soll. Von den acht Mitarbeitern waren denn auch fünf im Bereich Host-Anwendungen tätig. Auch wenn den Mitarbeitern von den Vorgesetzten stets versichert wurde, dass ein Wechsel in eine andere Aufgabe innerhalb des AfI nach Ablösung der von ihnen betreuten Host-Applikation ermöglicht und gefördert werde, haben doch einzelne die im heutigen Markt günstige Gelegenheit für einen Wechsel schon jetzt wahrgenommen.




2. Wurde alles unternommen, um die Kündigungen zu vermeiden und was wurde diesbezüglich konkret getan?


Antwort des Regierungsrats:


Selbstverständlich wurden die normalen Vorkehrungen getroffen, um Kündigungen zu vermeiden. Insbesondere wurde Wert darauf gelegt, die Mitarbeiter ihren Fähigkeiten entsprechend einzusetzen, sie zu fördern und wenn nötig auszubilden und auch angemessene Löhne zu bezahlen. Auch wurde immer wieder daran gearbeitet, eine gute Stimmung innerhalb der Abteilung zu erreichen und die bei einigen Mitarbeitern im Zusammenhang mit Ablösungen und Reorganisationsplänen auftretenden Zukunftsängste zu beseitigen.


Es wurde aber insbesondere nicht versucht, Kündigungen durch überhöhte Lohnangebote zuvorzukommen oder sie rückgängig zu machen. Die Löhne der Informatiker in der kantonalen Verwaltung liegen heute (Salärumfrage Schweiz 1999, Berufe der Wirtschaftsinformatik) knapp im Mittelfeld, der ausgetrocknete Arbeitsmarkt führt aber heute dazu, dass deutlich höhere Lohnangebote zur Abwerbung nichts ungewöhnliches sind. Darauf können und wollen wir aber nicht eingehen, sondern die Mitarbeiter sollen auch langfristig mit angemessenen Löhnen rechnen können und nicht durch Lockvogelangebote verunsichert werden.




3. (a) Wer trägt dafür die Hauptverantwortung? (b) Weshalb wurde nicht frühzeitig reagiert?


Antwort des Regierungsrats:


Zu (a): Die Verantwortung für das Personal entspricht der Führungsverantwortung in den Organisationseinheiten.


Zu (b): Eine frühzeitige Reaktion war nicht möglich, weil innert Monatsfrist der interne Wechsel und die 3 Kündigungen der Mitarbeiter, die sich selbständig machten, eintrafen und dies mit dem schon lange bekannten Zeitpunkt der vorzeitigen Pensionierung zusammenfiel.


Die möglicherweise beim Personal aufbetretenen Unsicherheiten, welche aus der Tendenz zu einer Änderung in der Ausrichtung des AfI hätten resultieren können (vgl. oben Antwort zu Frage 1), dürften nun mit der durch den Finanzdirektor per 1. September 2000 in Kraft gesetzten Neuorganisation des Amtes mit der Neudefinition der Aufgaben ihr Ende gefunden haben:


Während die alte Organisation aus den Abteilungen «Betrieb», «Systementwicklung» und «Telematik» bestanden hat, teilt sie sich neu in die Abteilungen


- «Betrieb» - neu inkl. Betreuung Host-Applikationen;


- «Kommunikation» - neu inkl. «netznahe» Dienste «Mail» und «Web-Technologie»;


- «Datenhaltung» mit den Aufgabenbereichen Datenbanken/Document Management System und weitere nicht zur «Kommunikation» gehörende Bereiche (Unterhalt bestehenden 4GL-Applikationen) [dieser Bereich wird neu vom Leiter des AfI direkt geführt];


- «Lehrlingsbetreuung/Support Gerichte», welche aus dem bisherigen Bereich «Telematik» ausgegliedert worden und als eigene Einheit geführt wird.


Zudem ist das Amt für Informatik beauftragt worden, ein Konzept betr. Ablösung des Hosts zu erarbeiten und parallel dazu eine Analyse hinsichtlich eines möglichen Outsourcings des Host-Betriebs vorzunehmen.




4. Sind auch Konsequenzen im personellen Führungsbereich zu ziehen? Kann unter den gegebenen Umständen mit den gleichen Führungsleuten weitergearbeitet werden?


Antwort des Regierungsrats:


Mit der in der Antwort zu Frage 4 aufgezeigten Umorganisation entspricht die Führungsstruktur nun den Aufgaben der Abteilungen. Aufgrund des dargestellten Sachverhalts besteht kein Anlass, weitere Änderungen vorzunehmen. Die Regierung geht davon aus, dass mit den neuen Strukturen und Aufgabendefinitionen eine Beruhigung im Amt eingetreten ist und weiter eintreten wird.


Liestal, 26. September 2000


Im Namen des Regierungsrates
der Präsident: Koellreuter
der Landschreiber: Mundschin


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