1999-84
Landrat / Parlament
Interpellation von Maya Graf: Wie ist unser Kanton für die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen aus dem Kosovo vorbereitet?
Geschäfte des Landrates || Hinweise und Erklärungen
Autor: Maya Graf, FGL
Eingereicht: 15. April 1999
Nr.: 1999-084
Es ist ziemlich genau ein halbes Jahr her, wo sich auch unser Kanton auf die erste grosse Flüchtlingswelle aus dem Kosovo vorzubereiten begann und innert kurzer Zeit die Infrastruktur auch bereitstellen konnte. Die angekündigte grosse Zahl von Flüchtlingen aus dem Krisengebiet traf nicht wie erwartet ein, so dass die Aufnahme ohne spezielle Massnahmen erfolgen konnte.
Jetzt sieht die Situation anders aus: seit drei Wochen ist Krieg in Ex-Jugoslawien und eine ungeheuerliche, systematische Vertreibung von Zehn -Fünfzigtausenden von Kosovoalbanerinnen und Kosovoalbanern findet statt. Neben einer aktiven Hilfe vor Ort, hat der Bundesrat diese Woche beschlossen, Kriegsflüchtlinge in die Schweiz aufzunehmen. Die bedeutet, dass in ein bis zwei Wochen auch in unserem Kanton Menschen aus dem Kriegsgebiet eintreffen werden. Diese Menschen kommen direkt aus dem Krieg und bringen ihre ganzen unvorstellbaren schrecklichen Erfahrungen mit. Sie sind schwer traumatisiert. Dies muss man sich bei den Vorbereitungen für die Aufnahme dieser Flüchtlinge bewusst sein.
Ich bitte den Regierungsrat, folgende Fragen zu beantworten:
1. Besteht ein spezielles Konzept zur Aufnahme und Betreuung von Kriegsflüchtlingen?
2. Werden die Gemeinden auf die spezielle Aufnahmesituation vorbereitet? An welche Fachstelle können sie sich bei entsprechenden Fragen und Problemsituationen wenden?
3. Ist ein Angebot für die Bewältigung der Kriegserlebnisse, z.B. für Kinder vorgesehen?
4. Inwieweit werden die hier ansässigen Landsleute in die Krisenbewältigung und Betreuung einbezogen? Ist der Kanton offen und unbürokratisch bezüglich Aufnahme von Flüchtlingen bei Verwandten?
5. Am 05.02.98 überwies der Landrat ein Postulat (97/241) zur Erarbeitung eines Projektes für eine Tagesstruktur für jugendliche Asylsuchende und vorläufig Aufgenommene-. Wie weit ist dieses Projekt realisiert? Können die nun eintreffenden Flüchtlinge bereits davon profitieren?
6. Kann sich der Regierungsrat vorstellen, dass bei guten Erfahrungen und auf Verlangen der Gemeinden auch rückkehrorientierte Tagesstrukturen für Erwachsene angeboten werden könnten?
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