1999-38 (1)
Landrat / Parlament || Bericht vom 29. April 1999 zur Vorlage 1999-038
Bericht der Erziehungs- und Kulturkommission an den Landrat
Verpflichtungskredit für Internet an den Schulen (1999-2002)
Geschäfte des Landrats || Hinweise und Erklärungen
Landratsbeschluss (Entwurf)
Ausgangslage
Regierung wie Erziehungs- und Kulturkommission sind überzeugt, dass alle Baselbieter SchulabgängerInnen sowohl mit Computern wie auch mit der Anwendung von Internet, aber auch dessen sinnvoller Nutzung und Grenzen, vertraut sein müssen. An allen Schulen der Sekundarstufe I konnte die Einführung des Informatikunterrichts abgeschlossen werden. Sofern Internetanschlüsse bereits bestehen, kann Internet im Rahmen dieses Informatikunterrichtes einbezogen werden. Vereinzelt geschieht dies bereits. Eine generelle Einführung des Internets ab Sekundarstufe I ist auf der Grundlage des heutigen Informatik-Lehrplans und der entsprechenden Fortbildung der Lehrkräfte auf Schuljahr 2000/2001 möglich.
Vorbehältlich der Kreditgenehmigung durch den Landrat hat der Erziehungsrat den Lehrplan Informatik für die Realschule und die Allgemeine und Progymnasiale Abteilung der Sekundarschule (Sekundarstufe I) geändert, so dass ab Schuljahr 2000/2001 jede Schülerin und jeder Schüler des 7. Schuljahres in den Gebrauch des Internets eingeführt wird und im fächerübergreifenden, integrativen Unterricht des 8. und 9. Schuljahres Erfahrungen mit der Nutzung des Internets als Lern- und Arbeitsmittel sammeln kann.
Die Lehrerinnen- und Lehrerfortbildung hat bereits viele Informatikkurse angeboten und Fortbildungsmöglichkeiten bereitgestellt, weitere werden folgen, so dass ab Schuljahr 2000/2001 Internet an den Sekundarschulen eingeführt werden kann. Mancherorts wird den SchülerInnen verschiedenster Stufen auf Eigeninitiative der Lehrkräfte der Gebrauch von Computern bereits ermöglicht. Dadurch können sowohl hochbegabte wie auch schwächere Kinder individuelle Förderung erhalten.
Zudem soll je an einer Real- und an einer Sekundarschule ein Pilotprojekt mit erweitertem Einsatz von Internet und Multimedia in den Klassenzimmern mit der maximalen Ausstattung von 4 Informatik-Arbeitsplätzen pro Klasse durchgeführt werden. Damit können die Möglichkeiten der didaktisch sinnvollen Nutzung der Informationstechnik studiert werden (zum Beispiel Multimedia statt Sprachlabor).
Es ist selbstverständlich, dass auch an den Berufsschulen und den Gymnasien alle Lernenden Internet kennen müssen und die Möglichkeit haben sollen, es für ihre Arbeiten einsetzen zu können.
Kommissionsberatung
Im Vorfeld der „Internet in die Schulen"-Diskussion konnten sich die Mitglieder der Erziehungs- und Kulturkommission im Dezember 1998 an einer gemeinsamen Sitzung mit dem Erziehungsrat in die verschiedenen Fragestellungen einarbeiten; zudem liessen wir uns vor der Besprechung dieser Vorlage im Informatikzentrum in Pratteln bei Frau Yvonne Büttner, Leiterin der Fachstelle Informatik, die Funktionsweise des World Wide Web erklären und deren Möglichkeiten für Schulen zeigen.
An ihrer Sitzung vom 18. März 1999 in Augst hat sich die Erziehungs- und Kulturkommission im Beisein von Regierungsrat Peter Schmid sowie von den Herren Alberto Schneebeli, Leiter der Stabsstelle Bildung, und Edgar Spinnler, stv. Leiter des Schulinspektorats und Vertreter des Inspektorats in der Internet-Projektgruppe, über die vorgeschlagene Einführung und technische Ausrüstung informieren lassen. Zu Fragen der konkreten Durchführung an den Gymnasien war Herr Pierre Pichler, Konrektor des Gymnasiums Oberwil, anwesend.
Überzeugt, dass sich das Baselbieter Schulwesen an den heutigen technischen Anforderungen orientieren muss, ist Eintreten unbestritten.
Pilotprojekt Kindergarten und Primarschule (LRB Pt. 1)
Um ein gutes Konzept für Anwendung von Computer und Internet an Kindergarten und Primarschulen auszuarbeiten, ersucht die Regierung um die finanziellen Mittel, um in einem Kindergarten und an einer Primarschule ein Pilotprojekt durchzuführen. Vorgesehen ist eine Anordnung, wo Kindergarten und Primarschule im gleichen Haus geführt werden, so dass das ganze Kollegium in dieses Projekt einbezogen werden kann.
Zur Zeit laufen sechs Projekte an 3. bis 5. Primarschulklassen. Besonders ab 4. Primar könnten per Internet Kontakte zu andern Schulklassen aufgenommen werden, beispielsweise zu Gleichaltrigen der Romandie oder in Frankreich. Der Austausch per E-mail unter PrimarschülerInnen sei schon heute Tatsache.
Dies anerkennt die Kommission einmütig, sie ist aber skeptisch, ob es dazu noch eines weiteren Pilotprojektes bedarf.
Vor allem über die Einführung von Internet an Kindergarten wird länger debattiert. Hinterfragt wird der pädagogische Nutzen, wenn sich Kindergartenkinder bereits hinter Computerbildschirmen isolieren. Für viele sollte der Kindergarten die Eingliederung in ein soziales Umfeld ausserhalb der Familie ermöglichen. Kreativität, Spiele und Gruppen mit all ihren Auseinandersetzungen sind einer Mehrheit der Kommission wichtiger als das Aufstellen von Computern zur individuellen Förderung von Kindern, die mit wenigen Ausnahmen weder lesen noch schreiben oder eine Tastatur bedienen können.
In einer Eventualabstimmung über das vorgesehene Projekt wünscht die Erziehungs- und Kulturkommission mit 7:4, dass der Kindergarten aus dem Projekt herausgenommen wird und dieses, wenn überhaupt, nur auf eine Primarschule beschränkt durchgeführt werde.
Generell herrscht die Meinung vor, dass der Zugang zu Computern (und Internetmöglichkeit) den PrimarschülerInnen ab der 3. Klasse bald im ganzen Kanton ermöglicht werden soll. Es leuchtet vielen nicht ein, weshalb bis zum Abschluss eines neuen Pilotprojektes im Jahr 2003 zugewartet werden soll, wenn bereits 6 Projekte in 3. Bis 5. Klassen im eigenen Kanton erfolgreich laufen oder abgeschlossen sind.
(Über www.baselland.ch/docs/ekd/schulen/main_schule.htm oder einfach via die Baselbieter Homepage www.baselland.ch EKD, Schulen im Kanton Baselland finden sich Homepages von 15 Schulen:
Primarschule Liestal Gestadeck; Schule Arisdorf; Diplommittelschule DMS 2 Muttenz; Sekundarschule Binningen; Gewerblich-industrielle Berufsschule Liestal; Sekundarschule Gelterkinden; Gewerblich-industrielle Berufsschule Muttenz; Realschule Lausen; Gymnasium Laufen; Sekundarschule Münchenstein; Gymnasium Liestal; Fachschaft Geographie Sekundarschule Pratteln; Gymnasium Münchenstein; Sekundarschule Reigoldswil; Gymnasium Muttenz; Gymnasium Oberwil
Die Kommission schlägt mit 10:1 vor, das Pilotprojekt an einer Primarschule zurückzuweisen und dafür dem Regierungsrat den Auftrag zu erteilen, sogleich eine neue Vorlage zur flächendeckenden Einführung von Computern (allenfalls mit Internet) an Primarschulen auszuarbeiten.
Flächendeckende Einführung von Internet ab 7. Schuljahr, Informatik- und Internet-Fortbildung für alle Lehrkräfte, Bildungsserver (LRB Pt. 2)
A. Schneebeli orientierte, dass die Einführung von Internet im Rahmen des Grundkurses Informatik (7. Schuljahr) durchgeführt wird, also nicht auf Kosten eines andern Faches geht. So kann Internet als Informationsquelle und zur Kommunikation ab 8. Schuljahr in allen Fächern eingesetzt werden.
Seit 1996 gibt es Lehrerfortbildungskurse in Informatik und Internet, welche regelmässig gut besucht waren und mehrfach geführt werden mussten. Von 2000 bis 2002 sollen jährlich 40 zusätzliche Internetkurse durchgeführt werden, so dass alle Lehrkräfte des Kantons mindestens eine Grundausbildung in dieser neuen Kommunikationstechnologie absolvieren können.
Die Kommission kann sich einverstanden erklären, je 1 Real- und Sekundarschulklasse intensiver für den erweiterten Einsatz von Internet und Multimedia aufzurüsten, damit die sinnvolle Nutzung der Informationstechnik studiert werden kann. Arbeitsgruppen, welche Einführung, Koordination und Betreuung der technischen Anlagen begleiten, bestehen weitgehend aus Lehrkräften der Zielstufe, Sachverständige werden zusätzlich beigezogen. Bei der Evaluation wird es sich um eine externe Gruppe handeln.
Sekundarstufe II:
An den kantonalen Gewerbeschulen sollen in jedem Unterrichtszimmer 2 bis 3 Schülerarbeitsplätze und pro Schulhaus 12 Arbeitsplätze mit freiem Zugang eingerichtet werden. Alle Gymnasien sollen mit je 12 Internet-Arbeitsplätzen im Informatikzimmer und in einem zusätzlichen Schulzimmer ausgerüstet werden. Zudem sind 18 Arbeitsplätze mit freiem Zugang innerhalb der Schulbibliothek vorgesehen. Weitere Internet-Arbeitsplätze sind für Lehrkräfte vorgesehen.
Noch steckt die Entwicklung von Bildungsservern (Vorlage S.19) in der Schweiz in Kinderschuhen, es gibt einzelne Kantone, welche dieses Angebot bereits eingerichtet haben. Die beantragten Fr. 20'000.- sind als Planungskredit für ein regionales Fenster vorgesehen, das in Zusammenarbeit mit Basel-Stadt aufgebaut werden soll. Hingegen ist eine Schweizerische Vernetzung von Lehrangeboten im Internet geplant, wo Informationen über Internetprojekte an anderen Schulen sowie eine Zusammenstellung der verschiedensten Lehrmittel abrufbar sind.
Finanzierung
Da der Kanton eindeutig für Lehrpläne und Lerninhalte im Baselbieter Schulwesen zuständig ist, werden bei Aufnahme dieser neuen Technologien in den obligatorischen Schulstoff für die Gemeinden Anschaffungskosten entstehen. Zur Entlastung der kommunalen Realschul-Budgets stellt der Kanton Leihgeräte zur Verfügung. Das heisst, Konzept und Weiterbildung liegen in der Verantwortung des Kantons, für die Ausstattung der Schulen bei Real- und später Primarschulen sind die Gemeinden verpflichtet. Der Kanton finanziert den erweiterten Bedarf der Sekundarschulen, der Gymnasien und der gewerblich-industriellen Berufsschulen Muttenz und Liestal. Bei den Berufsschulen können Bundessubventionen in Abzug gebracht werden.
Die Pilotprojekte an Real- und Sekundarschule sind 2002 abgeschlossen, so dass ab 2003 aufgrund der Ergebnisse der Evaluation eine definitive Regelung budgetiert wird.
Zur optimalen Vorbereitung unserer Jugendlichen auf ihr Berufsleben ist die Kommission einstimmig bereit, einen Verpflichtungskredit von 6 Millionen Franken für Sekundarstufe I, Gymnasien, Berufsschulen, LehrerInnenfortbildung und Bildungsserver inkl. 5% Reserve zu sprechen. (Zusammenstellung siehe Vorlage S. 21)
Wiederkehrende Kosten in der Höhe von Fr. 750'000.- werden ab 2003 für die technische Betreuung, die Erneuerung der zusätzlichen Hard- und Software und die Telefon- und Providergebühren anfallen. Für die Sekundarschulen wird bereits ab Budget 2000 der Kredit für die Erneuerung der Ausstattung von derzeit Fr. 180'000.- auf Fr. 250'000.- erhöht.
Diese Kredite waren alle unbestritten.
Beschluss und Antrag
Die Erziehungs- und Kulturkommission beantragt dem Landrat mit 10:1 Stimmen, von der Regierung eine neue Vorlage zur flächendeckenden Einführung des Computers mit Internet an Primarschulen ausarbeiten zu lassen. Dafür soll auf das im regierungsrätlichen Entwurf eines Landratsbeschlusses unter Punkt 1 empfohlene Pilotprojekt verzichtet werden.
In einer vorangegangenen Eventualabstimmung hat die EKK mit 7:4 Stimmen beschlossen, das Wort „Kindergarten" aus Punkt 1 zu streichen, falls ein Pilotprojekt mit Kindern vor dem Sekundarschulalter durchgeführt werden sollte, wonach der geänderte Landratsbeschluss Pt. 1 geheissen hätte:
Für das Pilotprojekt Primarschule wird ein Verpflichtungskredit in der Höhe von Fr. 500'000.-, verteilt auf die Jahre 1999 bis 2002 bewilligt (Rubrik-Nr. 2503).
Die restlichen vier Punkte betreffend Finanzierung der Zusatzkosten für Internet an der Sekundarstufe I und II sowie die Fortbildungsmassnahmen und die Projektierung eines «Bildungsservers» befürwortet die Kommission unverändert mit 10:0 Stimmen.
29. April 1999
Für die Erziehungs- und Kulturkommission
Die Präsidentin: Andrea von Bidder