1999-126 (1)
Landrat / Parlament || Bericht vom 8. November 1999 zur Vorlage 1999-126
Bericht der Volkswirtschafts- und Gesundheitskommission an den Landrat
Kantonale Psychiatrische Dienste, Liestal
Sanierung, Um- und Ausbau Haus 5, Vorprojektvorlage
Geschäfte des Landrats || Hinweise und Erklärungen
- Mitbericht der Bau- und Planungskommisssion vom 10. November 1999
- Landratsbeschluss (Entwurf)
1. Einleitung
Diese Vorlage bildet den Abschluss einer Reihe von Bautätigkeiten zu Gunsten der Kantonalen Psychiatrischen Dienste (Altersheim, Windspiel, Küchensanierung, 3. Akutstation, Telefonvermittlungsanlage). Im Haus 5 sollen durch den Umbau optimale, polyvalent nutzbare Patientenstationen, Aktivierungstherapien und ein Zentrum für körperbezogene Behandlungen geschaffen werden. Die bisher in Haus 5 untergebrachten Büros werden in einem neuen Gebäude mit Patientenwerkstat in unmittelbarer Nähe eingerichtet.
Ausgangslage
Die Grundlage liefert das Psychiatriekonzept aus dem Jahr 1980, wonach sich die Kantonale Psychiatrische Klinik KPK langfristig von einer geschlossenen, verwahrenden Anstalt zu einer Klinik mit spezifischer, intensiver Abklärung, Akuttherapie und Rehabilitation entwickeln soll. Beherrschte früher die grosse Zahl der Dauerpatientinnen und -patienten das Bild, ist die Klinik heute geprägt von Akut- und Rehabilitationspatienten. Die Folgeplanung von 1991 bestätigte die eingeschlagene Richtung.
Es wurde namentlich mit einer weiteren Etappe der Integration von Langzeitkranken resp. psychisch Behinderten in Heime und andere dezentrale Wohnplätze begonnen. Für die stationäre Psychiatrie zeigten sich räumliche Probleme im Akutbereich und in der veralteten Raumstruktur von Haus 5. Die in der Ziel- und Gesamtplanung (1990/91) vorgeschlagene Lösung mit einem Neubau kam angesichts der knappen Mittel nicht in Frage. Eine Korrektur im Akutbereich wurde durch eine räumliche Erweiterung von Haus 7 von zwei auf drei Stationen und der gleichzeitigen Auslagerung einer Rehabilitationsabteilung ins Haus 5 erreicht, indem der Dachstock zu einer Station ausgebaut wurde.
2. Vorlage
Das Haus 5 wurde 1934 erstellt. Es handelt sich um einen langgestreckten, symmetrischen Bau. Im Mittelteil liegen Büros und allgemeine Räume, in den langen Flügelteilen die Abteilungen und im Untergeschoss Therapie- und Arbeitsräume. Im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss werden vier grosse Abteilungen betrieben. Sie wurden 1974 bis 1980 teilweise saniert. Im mansardenähnlichen 2. Obergeschoss wurden die früheren Personalzimmertrakte zu zwei offenen Klinikabteilungen umfunktioniert. Im Rahmen des Projektes "Dritte Akutstation" sind der Mittelteil des 2. Obergeschosses saniert und eine neue Rehabilitations-Abteilung ins Dach eingebaut worden. Diese ist seit Juni 1998 in Betrieb.
Trotz Teilsanierung wurden Grundriss und Raumaufteilung bisher kaum verändert. Daraus ergeben sich Mängel, welche das Umsetzen einer zeitgemässen, patientenorientierten Behandlung und Pflege und die Schaffung eines entsprechenden therapeutischen Milieus sehr erschweren und zum Teil verunmöglichen. Die Patientinnen und Patienten sind in viel zu kleinen Zimmern oder in Sälen untergebracht. Die sanitären Einrichtungen lassen die Wahrung der Intimsphäre nur bedingt zu. Die Ausstattung entspricht in keiner Weise dem heutigen Standard vergleichbarer Institutionen
Vorgaben Haus 5
Umbau aller grossen Abteilungen (Erdgeschoss, 1. und 2. Obergeschoss) in Einer- und Zweierzimmer mit Nasszellen, Aufenthalts- und Nebenräume. Mit wenig Aufwand soll eine Privatstation eingerichtet werden. Die Kapazitätsreduktion von 120 auf 107 Betten kann mit einem Projekt des Vereins für Sozialpsychiatrie für ein drittes Wohnheim mit zwölf Plätzen im unteren Kantonsteil aufgefangen werden.
Das 1. Untergeschoss soll Aktivierungstherapien sowie ein Zentrum für körperbezogene Therapien (Bewegungstherapien, Physiotherapie, Wellness) aufnehmen. Diese Behandlungen gewinnen zunehmend an Bedeutung und entsprechen den Anforderungen einer Privatabteilung.
Vorgaben Werkstatt- und Bürogebäude
Der in den vergangenen Jahren stetig gestiegene Bürobedarf (z.B. Bereiche Informatik, Sicherheit und Administration sowie der nach dem Umbau von Haus 5 fehlende Platz macht den zusätzlichen Bau notwendig. Der Standort ist eingebettet in das Gelände und gut zugänglich zu den bestehenden Häusern 5 und 7. Indem zuerst dieser Neubau erstellt wird, können während der Umbauphase von Haus 5 gewisse Auslagerungen ins neue Gebäude vorgenommen werden.
Ziele
Durch die vollständige Sanierung und einem bedürfnisgerechten Um- und Ausbau sollen alle baulichen und räumlichen Mängel behoben werden. Mit polyvalent nutzbaren und übersichtlichen Pflege- und Behandlungseinheiten wird erreicht, dass ohne Luxus den gegenwärtigen und absehbaren Erfordernissen und Ansprüchen an einen Klinikaufenthalt entsprochen werden kann. Bezüglich der baulichen Massnahmen verweise ich auf den Mitbericht der Bau- und Planungskommission.
3. Kommissionsberatung
Die Volkswirtschafts- und Gesundheitskommission hat sich an ihren Sitzungen vom 27.8., 23. 9. und am 20.10.99 mit der Vorlage befasst. Bei der Beratung anwesend waren die Herren RR Straumann, Dr. Theodor Cahn, Chefarzt und Hans-Peter Ullmann, Verwalter. Am 23.9.99 fand eine gemeinsame Sitzung mit der Bau- und Planungskommission mit Besichtigung statt. Anwesend waren die Damen RR Schneider, Kantonsarchitektin Marie-Theres Caratsch, stv. Kantonsarchitektin Roya Blaser sowie Persönlichkeiten der KPK, welche uns durchs Haus führten und anschliessend unsere Fragen beantworteten.
Neubau statt Umbau
Abgesehen davon, dass ein Neubau (Fr. 36,2 Mio) viel teurer zu stehen käme als die Sanierung (Fr. 23,84 Mio), besitzt das Gebäude gemäss Aussage von R. Blaser historischen Denkmalwert. Die Sanierung umfasse mit Ausnahme des Dachgeschosses einen sehr grossen Teil des Gebäudes und komme einer Aushöhlung desselben gleich. Die Spitalleitung bestätigt zudem, dass ein Umbau der Klinik sehr dienlich sei; verschiedene Abläufe könnten damit wesentlich verbessert und die Wohnlichkeit für die Patientinnen und Patienten klar gesteigert werden.
Haus 5 ist die letzte Sanierungsetappe der KPK. Weitere Aus-, Um- oder Ergänzungsbauten sind aus heutiger Sicht in den kommenden Jahren nicht zu erwarten.
Künftige Bedarfsentwicklung
Voraussagen zur Bedarfsentwicklung in der stationären psychiatrischen Versorgung sind schwierig, weil sich die Rahmenbedingungen und Einflussgrössen komplexer darstellen und sich zum Teil im Umbruch befinden. Bei der stationären Langzeitspychiatrie ist eine Abnahme der zeitlichen Aufenthaltsdauer zu beobachten, welche vermutlich die untere Grenze erreicht haben dürfte. Die alterspsychiatrischen Erkrankungen werden aus demografischen Gründen weiter zunehmen. Auch kann heute ein beinahe parelleler Anstieg der Suchterkrankungen mit den Arbeitslosenzahlen festgestellt werden. Es werden landesweit ambulant und stationär steigende Patientenzahlen verzeichnet. Durch die Möglichket der polyvalenten Nutzung der Pflegestationen kann auf den wechselnden Bedarf und die unterschiedlichen Bedingungen eingegangen werden.
Privatstation
Die Klinikleitung möchte sich mit der in einem begrenzten Rahmen geplanten Privat- und Halbprivatabteilung auf jene zusatzversicherten Patientinnen und Patienten konzentrieren, die akut eintreten und eventuell einer gechlossenen Abteilung bedürfen. Dieses Angebot bieten die privaten Einrichtungen nicht an. Die Kommission hat sich überzeugt, dass es sich weder um eine Konkurrenzierung bestehender Angebote noch um eine Verlagerung zulasten der Allgemeinpatienten, sondern um eine Ergänzung des Angebotes handelt.
Sektorisierung
Das Thema Sektorisierung und seine Vor- und Nachteile wurde schon in früheren Planungsphasen abgewogen. Dabei könnte es sich um eine medizinische oder betriebliche Option handeln. Die Diskussion müsste anlässlich der in Aussicht gestellten Folgeplanung II neu geführt werden. Deshalb wurde beim Vorprojekt für Haus 5 darauf geachtet, dass die räumlichen Voraussetzungen für eine Unterteilung der Klinik in zwei oder drei Sektoren möglich wären.
4. Antrag
Die Volkswirtschafts- und Gesundheitskommission beantragt dem Landrat mit 12 : 0 Stimmen der Vorprojektvorlage betreffend Sanierung, Um- und Ausbau Haus 5 der Kantonalen Psychiatrischen Dienste Liestal zuzustimmen und den Kredit von Fr. 1'430'000.00 zu bewilligen.
Muttenz, 3. November 1999
Die Präsidentin: Rita Bachmann-Scherer