1999-118

Landrat / Parlament


Interpellation von Barbara Fünfschilling: Schulprojekt Fraumatt



Geschäfte des Landrates || Hinweise und Erklärungen



Autor: Barbara Fünfschilling-Gysin, FDP (Felber, Geier, Pegoraro, Schär, Schenk, Umiker (6))

Eingereicht: 3. Juni 1999


Nr.: 1999-118





In der Schullandschaft vom Kanton Baselland laufen viele Projekte und Neue sind in Planung. Schulprojekte sollten gut sein, zeitlich befristet, dann auf Effizienz und Tauglichkeit geprüft, anschliessend entweder abgebrochen werden oder einem definitiven Status zugeführt.

Sie sollten auch einigermassen ins Konzept der heutigen Vorstellung von Schule passen. Das Projekt "Fraumatt" sprengt meines Erachtens diesen Rahmen. Was beinhaltet überhaupt dieses Projekt? Mit dem "Modell Fraumatt" werden Innovationen im Bereich der Interkulturellen Pädagogik angestrebt, die Modellcharakter haben und auf andere Primarschulen im


Kanton BL übertragbar sind. Im Rahmen eines fünfjährigen Schulversuches wird ein Schul-und Unterrichtskonzept entwickelt, womit die Qualität der Primarschule Fraumatt (mit einer kulturell und sprachlich stark durchmischten Schülerschaft )erhöht werden kann. Dies sollte bei gleichwertigen Leistungen und guten Lernerfolgen aller Schülerlnnen möglich sein (der schweizerischen, der neu zugewanderten ebenso wie der länger ansässigen ausländischen Kindern).


Der Einbau von heimischer Sprache und Kultur in den Unterricht der Volksschule braucht 3-4 Stunden pro Woche, Der Unterricht soll von sogenannten "native speakers" gehalten werden, die auch ein Lehrdiplom der Primarschule haben sollen. Bezahlt werden sollen diese Lehrkräfte je zu einem Drittel von Gemeinde, Kanton und von den Botschaften der Herkunftsländer der jeweiligen Kinder.


Ich habe nun folgende Fragen:


1.Wieso kann das Modell, das seit Jahren mit den italienischen Kindern praktiziert wird, nicht auch mit anderen Ethnien gemacht werden?


2. Ist es nicht so, dass es das Hauptanliegen der öffentlichen Schule ist, fremdsprachige Kinder möglichst schnell in unseren Schulalltag zu integrieren? In diesem Projekt werden sie nach ethnischen Gruppen getrennt.


3. Ist es richtig, dass es Aufgabe der öffentlichen Schule ist, heimatliche Sprache und Kultur der fremdsprachigen Kinder im normalen Unterricht anzubieten, wobei der Staat 2/3 der Kosten übernimmt?


4.Wäre es nicht klug, bevor der Quartierschulversuch bewilligt und gestartet wird nicht nur der Erziehungsrat und der Regierungsrat, sondern auch die Erziehungs- und Kulturkommission angehört wird? Es handelt sich bei diesem Projekt um eine gewisse Kehrtwendung der Integration fremdsprachiger Kinder.


5.Wenn der Staat 2/3 der Kosten übernimmt, übernimmt er auch entsprechend Verantwortung für Art und Inhalt dieser Lektionen. Kann der Staat dafür gerade stehen? Wer kontrolliert die Unterrichtsinhalte? Eine mögliche Indoktrination ist kaum auszuschliessen, was das friedliche Zusammenleben in der Schule nicht gerade fördert. Welche Ethnien werden berücksichtigt, welche nicht? Nach welchen Kriterien bekommt eine Ethnie Anrecht auf Unterricht in heimischer Sprache und Kultur?


6.Wäre es nicht möglich eine pragmatischere Lösung zu finden?


7. Ist über reine Fremdsprachenklassen schon nachgedacht worden?


Ich danke der Regierung für die Beantwortung dieser Fragen.


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