Vorlage 1999-105: Bewilligung Verpflichtungskredit für Wärmezentrale ARA Birs 2, Birsfelden (Wärmeverbund St. Jakob)
Landrat / Parlament || Inhalt der Vorlage 1999-105 vom 18. Mai 1999
Bewilligung des Verpflichtungskredites für die Wärmezentrale ARA Birs 2 in Birsfelden (Wärmeverbund St. Jakob)
Geschäfte des Landrats || Hinweise und Erklärungen
2 Bedarf
2.1 Ausgangslage
2.1.1 Wärmeverbund
Am Standort des Stadions St. Jakob aus dem Jahre 1953 wird die Ueberbauung St. Jakobspark erstellt. Diese Ueberbauung mit Fussballstadion, Altersresidenz, Restaurants, Läden und anderen Dienstleistungen hat einen jährlichen Wärmebedarf von ca. 3'500 MWh, was dem Bedarf von ca. 350 Haushaltungen entspricht.
Mit dieser Ueberbauung verfügt das Gebiet St. Jakob zusammen mit der St. Jakobshalle und dem im Sommer beheizten Sportbad über ausgezeichnete Voraussetzungen für die Realisierung eines Wärmeverbundes.
Der jährliche Wärmebedarf von St. Jakobspark, St. Jakobshalle und Sportbad beträgt ca. 8000 MWh, was einem Bedarf von ca. 800 Haushaltungen entspricht.
Die ARA Birs 2 in Birsfelden mit dem gereinigten Abwasser als Wärmequelle in unmittelbarer Nähe der Wärmebezüger ergänzt diese ausgezeichneten Voraussetzungen ideal.
Die Heizanlage der ARA Birs 2 ist sanierungsbedürftig. Ein Ersatz der Anlage ist nötig. Die Nutzung der Abwärme aus dem gereinigten Abwasser drängt sich auf, ist für den Bedarf der ARA Birs 2 allein jedoch ökonomisch nicht vertretbar. Ein Anschluss an den oben dargestellten Wärmeverbund wäre optimal.
In diesem Zusammenhang wurde bereits anfangs 1997 durch das Amt für Umweltschutz und Energie des Kantons Basel-Landschaft (AUE) eine Machbarkeitsstudie für einen Wärmeverbund für das Gebiet St. Jakob in Auftrag gegeben. Die Studie zeigt auf, dass der Wärmeverbund sowohl ökologisch wie auch ökonomisch interessant ist. Die Wirtschaftlichkeit ist aber nur gewährleistet, wenn der Neubau St. Jakobspark als Wärmebezüger gewonnen werden kann.
Anfangs 1999 hat sich die Bauträgerschaft St. Jakobspark für den Anschluss an den Wärmeverbund entschieden. Die Industriellen Werke Basel (IWB) wollen den Wärmeverbund realisieren und betreiben.
In der Folge wird das Baudepartement Basel-Stadt dafür sorgen, dass die baselstädtischen kantonalen Bauten St. Jakobshalle, Sportbad und Garderobegebäude in den geplanten Wärmeverbund einbezogen werden.
Die Bau- und Umweltschutzdirektion des Kantons Basel-Landschaft will - vorbehältlich des Beschlusses durch den Landrat - die Wärmezentrale auf dem Areal der ARA Birs 2 im Rahmen des Gesamtprojektes durch das Amt für Industrielle Betriebe realisieren und betreiben lassen.
Abb. 1 Wärmebezüger Gebiet St. Jakob
2.1.2 Wärmebezüger
Die Anschlussleistungen und der jährliche Energiebedarf der oben erwähnten Wärmebezüger gehen aus folgender Tabelle hervor:
Wärmebezüger | Anschluss-Leistung | Energiebedarf | |
Winter | Sommer | pro Jahr | |
St. Jakobshalle | 2'400 kW | 4'104 MWh/a | |
Sportbad | 900 kW | 427 MWh/a | |
Garderobengebäude | 40 kW | 42 MWh/a | |
St. Jakobspark | 2'231 kW | 3'538 MWh/a | |
ARA Birs 2 | 100 kW | 171 MWh/a | |
Total | 4'771 kW | 900 kW | 8'282 MWh/a |
Gleichzeitigkeitsfaktor (0.9) | - 477 kW | ||
Verteilverluste (1 %) | 83 MWh/a | ||
Leistung / Energie ab Zentrale | 4'294 kW | 8'365 MWh/a |
Abb. 2 Anschlussleistung und jährlicher Energiebedarf der Wärmebezüger
Aufgrund der geografischen Lage und der Besiedlung ist die Integration weiterer Wärmebezüger im näheren Umkreis der ARA oder des St. Jakobsareals in den Wärmeverbund möglich.
2.1.3 Bestehende Wärmeerzeugungsanlagen
Im betrachteten Gebiet stehen heute folgende Wärmeerzeugungsanlagen zur Verfügung:
- St. Jakobshalle
- 1 Blockheizkraftwerk
- 2 gasbefeuerte Heizkessel
- ARA Birs 2
- 1 zentraler, gasbefeuerter Kessel (100 kW)
- 1 autonomer, gasbefeuerter Kessel für das Betriebsgebäude (20 kW)
Die Energiezentrale der St. Jakobshalle wurde 1994 erneuert. Das Sportbad, welches bis vor kurzem über eine eigene Kesselanlage verfügte, wird seit anfangs 1999 durch die Energiezentrale der St. Jakobshalle mit Wärme versorgt. Die alte Kesselanlage wurde ausser Betrieb genommen.
Der zentrale, gasbefeuerte Kessel der ARA Birs 2 ist sanierungsbedürftig.
Von den Wärmeerzeugungsanlagen sind allein das Blockheizkraftwerk und die Heizkessel der St. Jakobshalle für einen Wärmeverbund verwendbar.
2.2 Ziele
Der geplante Wärmeverbund soll im Vergleich zu konventionellen Einzelheizungen bezüglich Emissionen bedeutend besser abschneiden und nur zu geringfügig höheren Wärmegestehungskosten führen.
Die Einnahmen aus der Wärmelieferung der Wärmezentrale ARA Birs 2 als Wärmeerzeugungsanlage des Wärmeverbundes St. Jakob sollen kostendeckend sein.
2.3 Geprüfte Varianten
In der Studie aus dem Jahre 1997 wurde auch der Anschluss von Wohngebieten nördlich der ARA Birs 2 an den Wärmeverbund in Betracht gezogen. Da dieser Anschluss - bezogen auf die Anschlussleistungen - zu relativ langen Verbindungsleitungen geführt hätte, wurde aus wirtschaftlichen Gründen vorerst darauf verzichtet.
In einer 1998 im Auftrag der Bauherrschaft St. Jakobspark durchgeführten Studie wurden für den St. Jakobspark eine autonome Einzelheizung einem Anschluss an den erwähnten Wärmeverbund gegenüber gestellt. In einem zweiten Schritt haben die Industriellen Werke Basel verschiedene Varianten für den Standort von Wärmepumpe und Spitzenlastkessel geprüft.
Der Vergleich autonome Einzelheizungen zu Anschluss an den Wärmeverbund führte für den St. Jakobspark zu rund 5 - 10 % höheren Wärmegestehungskosten beim Anschluss an den Wärmeverbund. Dieses Ergebnis gilt auch für die ARA Birs 2 als Wärmebezüger.
Der Vergleich bezüglich Oekologie zeigt für den Wärmeverbund im Vergleich zu Einzelheizungen folgendes positives Ergebnis:
- Reduktion Schadstofffracht pro Jahr 1'000 kg
- Reduktion Kohlendioxid (CO2) pro Jahr 1'250 to
- Reduktion Primärenergie rund 1/3
Für die Wärmezentrale (Wärmepumpe und Reservekessel) wurden folgende Standortvarianten geprüft:
- ARA Birs 2
- St. Jakobshalle
- St. Jakobspark
Die ARA Birs 2 hat sich als wirtschaftlich und betrieblich beste Variante herausgestellt.