1999-162_3.htm

Landrat / Parlament || Inhalt der Vorlage 1999-162 vom 17. August 1999


Verpflichtungskredit für die Durchführung eines befristeten Sportklassenversuchs


Geschäfte des Landrats || Hinweise und Erklärungen





2. Analyse der heutigen Situation

2.1. Grundsätzliche Überlegungen zur Sportförderung


Der Sport mit seinen vielfältigen Reizen und Möglichkeiten zur aktiven und sinnvollen Freizeitgestaltung ist heute ein zentraler Bestandteil unserer Alltagskultur.


Sportaktivitäten und sportliche Bewegungen bieten Lösungen oder Ergebnisse für eine lebensqualitative Nachhaltigkeit.


Die Werte im Sport beziehen sich auf mehrperspektivische Sportentwicklung:


Während die Unterstützung des Breitensportes gesellschaftlich unbestritten ist, besteht zum Leistungssport und zum Sport als Beruf ein gespaltenes Verhältnis. Der Leistungssport hat sich in den letzten Jahren enorm verändert. Massiv intensivierte Wettkampftätigkeit im internationalen Bereich, stark erhöhte zeitliche Beanspruchung und ein grosser Anstieg des Know-how-Transfer im Bereich der Trainingslehre sind ein Teil der Veränderungen. Dies führte zu einem weltweit höheren Leistungsniveau, wie dies in allen übrigen Gesellschaftsbereichen (Wirtschaft, Kultur und Politik) ebenso festzustellen ist. Für ein erfolgreiches Bestehen im internationalen Leistungsvergleich braucht es daher Strategien und Strukturen, welche die obigen Veränderungen berücksichtigen.




2.2. Sport und Schule


Für Jugendliche mit entsprechender Begabung, die sich grosse sportliche Ziele gesteckt haben, ist es oft nicht einfach, Sport und Schule unter einen Hut zu bringen. Es stellt sich die Frage, ob das Nebeneinander von Schulausbildung, Leistungssportkarriere und Freizeit überhaupt möglich ist. Wer im Leistungssport und gleichzeitig in der Schule erfolgreich sein möchte, muss sich dafür ausserordentlich stark engagieren, oft auf Kosten der persönlichen Freizeit. Bereits während der obligatorischen Schulzeit sind je nach Sportart tägliche Trainingseinheiten nötig, um mindestens den Anschluss an die nationale Spitze zu gewährleisten.


Es ist uns bewusst, dass der Leistungssport in seiner heutigen Ausprägung nicht ganz unproblematisch ist. Deshalb sind im Unterricht Präventions- und Aufklärungsmassnahmen im Zusammenhang mit medizinischer Betreuung und Fragen des Dopings Pflichtinhalt.


Wenn das Nebeneinander von Schulausbildung, Leistungssport und Freizeit (soziales Leben) den jungen Menschen die angestrebte Erfüllung bringen soll, dann müssen alle drei Partner (Schule, Sportverband, Eltern) nach Lösungsmöglichkeiten suchen.




2.3. Einstiegsalter


Das Einstiegsalter in einer bestimmten Sportart, auch das Eintrittsalter in den Leistungssport, ist von Sportart zu Sportart verschieden. Disziplinen, bei denen der Leistungssport bereits während der obligatorischen Schulzeit beginnt, sind somit von der Doppelbelastung Leistungssport und Schule viel stärker betroffen als solche, bei denen der Zenit frühestens Mitte zwanzig erreicht wird.


In den meisten Sportarten fällt der Einstieg in den Leistungssport in den Altersbereich der Sekundarstufe I.




2.4. Zeitliche Belastung


Die Grösse der Belastung ist direkt abhängig vom Trainingsaufwand. Dieser wiederum ist für die einzelnen Sportarten sehr unterschiedlich. Oft ist bereits im Altersbereich der Sekundarstufe I mehr als eine Trainingseinheit pro Tag erforderlich.


Ein weiterer Faktor, der wesentlich zur Belastung der Leistungssportlerinnen und -sportler beitragen kann, ist die für den Weg zum Trainingsort benötigte Zeit. Diese ist nur bedingt von der Sportart abhängig.




2.5. Schulische Laufbahn


Verglichen mit dem schweizerischen Durchschnitt und den Erfahrungen weisen die Leistungssportlerinnen und Leistungssportler gemäss Studien des Schweizerischen Olympischen Verbandes (SOV) ein höheres schulisches Leistungsniveau auf. Daraus ergibt sich, dass die Leistungssportlerinnen und Leistungssportler auch in ihrer schulischen Ausbildung einen anspruchsvollen schulischen Abschluss mit entsprechend hohen Anforderungen anstreben.


Wie eine Umfrage des SOV über Schulangebote für Leistungssportlerinnen und Leistungssportler in der Schweiz ergeben hat, sind rund 90% der 40 Schulangebote Privatschulen. Ausnahmen bilden die K+S-Oberstufen-Schule in Zürich, die „Klasse Sport und Tanz" in Genf und seit Beginn des Schuljahres 1998/1999 die Sportklasse am Gymnasium Hofwil bei Bern.


In Basel können Leistungssportlerinnen und Leistungssportler die Bénédict-Schule, die HWS Höhere Wirtschaftsschule Basel sowie die Minerva Schulen Basel besuchen, in denen spezielle Unterrichtsformen und Besonderheiten im Unterricht festgelegt sind.




2.6. Erhebung sportbegabter Jugendlicher im Kanton Basel-Landschaft


a) Detailaufnahme aller Individuallösungen in den Baselbieter Schulen


In einer im Monat September 1998 durchgeführten Erhebung bei den Schulen des Kantons Basel-Landschaft wurden alle Jugendlichen erfasst, welche zur Zeit an den Schulen von Individuallösungen profitieren.


Diese Erhebung ergab folgende Zusammenstellung:


Primar- und Sekundarstufe I
16x: Kunstturnen
3x: Tennis
2x: Fussball
je 1x: Rhythmischen Sportgymnastik und Ski.


Sekundarstufe II:
7x: Leichtathletik
6x Schwimmen
5x Radsport
je 3x: Rollsport, Ballett/Jazztanz, Unihockey
je 2x: Kick- Boxen, OL, Tennis, Handball, Tischtennis, Reiten, Fussball
je 1x: Duathlon, Fechten, Badminton, Volleyball, Judo, Langlauf, Rhönrad, Sportklettern.


Andere weiterführende Schulen
Je 1x: Eishockey, Dressurreiten, Rudern, Fussball, Badminton.


Privatschulen, vom Kanton unterstützt:
Je 2x: Tennis, Rudern und Leichtathletik.




Bisher berücksichtigte Kriterien:


Voraussetzung für die Begabtenförderung war bis anhin hohe sportliche Begabung (nationale Spitze) sowie die Bereitschaft für grosses Engagement und Qualität.


Die Handhabungen in den Individuallösungen sind von Schule zu Schule verschieden. An den Baselbieter Volksschulen wurden über das Schulinspektorat jeweils mit den Eltern, einer Schul- wie einer Verbandsvertretung für sportbegabte Schülerinnen und Schüler Individuallösungen vereinbart, damit das regelmässige Training und die Wettkämpfe so gut wie möglich absolviert werden können.


Die Individuallösungen mit partieller oder totaler Befreiung vom Besuch einzelner Unterrichtsfächer, mit Erleichterung bei Absenzen für Wettkämpfe und Trainingszusammenzüge und mit erleichterten Urlaubsbedingungen haben mit Ausnahme von zwei Schülerinnen und Schülern für alle getroffen werden können.




b) Erhebung sportbegabter Jugendlicher in den Verbänden


Ziel einer Umfrage bei den nationalen Sportverbänden im Oktober 1998 war eine Zusammenstellung der bewegungs- und sportbegabten Jugendlichen, welche für den Eintritt in einer Sportklasse in Frage kommen. Dabei wurde auch erhoben, in welchen Sportarten die erforderlichen Strukturen vorhanden sind, die es möglich machen, vor allem tagsüber geführte Trainingseinheiten zu absolvieren.


Fazit: Vier Verbände weisen die erforderlichen Strukturen für die Integration in die Sportklasse auf:


a) Kunstturnen
Trainingsort: Liestal, Nordwestschweizerisches Kunst- und Geräteturnzentrum Liestal (NKL)


b) Tennis:
Trainingsorte: Aesch, Frenkendorf; Tennis-Intensiv-Förderung (TIF)


c) Schwimmen:
Trainingsorte: Liestal (Sportclub Liestal), Allschwil und Basel (Schwimmverein Basel)


d) Fussball:
Trainingsort Basel, Fussball-Club Basel.


Mit Einschränkungen könnten auch Schülerinnen und Schüler in den Sportarten Fechten, Leichtathletik, Badminton, Radsport, Rhythmische Sportgymnastik und Eislaufen für die Sportklasse berücksichtigt werden. Allerdings müssen dabei in den entsprechenden Verbänden die derzeitigen Strukturen soweit angepasst werden, dass auch tagsüber Trainerinnen und Trainer zur Verfügung stehen.


Sind Möglichkeiten einer Sportklasse gegeben, werden die nationalen Sportverbände ihre Trainerinnen und Trainer in unserer Region entsprechend einsetzen.


In zahlreichen Sportarten ist der Trainingsaufwand nicht so gross, dass Einheiten tagsüber nötig oder möglich wären. Beispiele: Rollsport, Tischtennis, American Football.


Es gibt auch Verbände, die ihre Talente in nationalen Trainingszentren ausserhalb der Region ausbilden. Beispiel: Volleyball in Biel, Ski in Engelberg/Davos, etc.


Fortsetzung


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