Mittendrin: Programm MEL

Am 30. Oktober feierte das HEKS-Programm MEL sein 25-jähriges Jubiläum. Über 300 Migrantinnen und Migranten haben seit 1997 eine Ausbildung abgeschlossen. MEL stellt so sicher, dass in den Kantonen der Nordwestschweiz immer genügend ausgebildete Dolmetschende und Vermittelnde in den aktuellen Sprachen und Projekten eingesetzt werden können.

Text: Claudia Studer, Foto: HEKS

Aus der Praxis entstanden

Die Abkürzung MEL steht für Migrantinnen und Migranten in der Elternarbeit. Das Bedürfnis nach einer Ausbildung wurde Seiten Migrant*innen wie Fachpersonen an HEKS herangetragen. In der Projektentwicklungsgruppe waren 2/3 Migrantinnen sowie Migranten und 1/3 Mitarbeiterinnen sowie Mitarbeiter von Fachstellen vertreten, u.a. der Gesundheitsförderung Baselland.

Bis 2004 wurden drei Lehrgänge mit den Schwerpunkten Arbeit mit Gruppen, Elternarbeit, Projektarbeit und Dolmetschen durchgeführt. Die Ausbildungen waren praxisorientiert und in der Integrationsfachwelt der beiden Basel sehr geschätzt, aber es fehlte ihnen noch die Einbettung in ein national anerkanntes Qualifizierungssystem. Seit 2005 ist auch dies erreicht. Auf Initiative des BAG waren nationale Standards für den Beruf des interkulturell Dolmetschen erarbeitet worden. Ein Berufskodex regelt seither die Rechte und Pflichten der Dolmetschenden und Vermittelnden, es wurde eine Grundausbildung definiert und das Zertifikat INTERPRET konnte sich in allen Landesteilen als Nachweis etablieren. Seither wurde das Qualifizierungssystem weiter ausgebaut, sogar ein eidgenössischer Fachausweis kann erworben werden.

Eine Gruppe von Frauen und Männern steht in einer Reihe
Bild Legende:
Foto vom Jubiläum: Die Absolventinnen und Absolventen der Ausbildung für interkulturelles Dolmetschen 2022

Von öffentlichem Interesse

Dolmetschen und Vermitteln ist mehr als zwei Sprachen sprechen und mit zwei Kulturen vertraut sein. Die Teilnehmer*innen trainieren Dolmetsch- oder Gesprächstechniken, lernen die Einsatzgebiete mit ihren jeweiligen Herausforderungen kennen, tauschen sich aus, wie sie mit schwierigen Situationen umgehen und üben Situationen im Rahmen ihrer Rolle zu gestalten. Grundwissen in Kommunikation, interkultureller und interdisziplinärer Zusammenarbeit, sowie Strategien gegen Ausgrenzung und Diskriminierung runden die Ausbildungen ab. Die Ausbildungen werden bewusst berufsbegleitend angeboten, so dass das Gelernte sogleich in der Praxis angewendet werden kann. «Ich bin sicherer und kann mich besser vorbereiten», «Ich traue mich jetzt auch einmal ‘nein’ zu sagen», oder «Ich kann jetzt in schwierigen Situationen Grenzen setzen» sind Rückmeldungen der Absolventinnen und Absolventen.

Interkulturelles Dolmetschen und Vermitteln ist ein weiblich dominierter Beruf, was sicher auch damit zusammenhängt, dass in der Regel kein existenzsicherndes Einkommen möglich ist. Welche Sprachen, wann und wo nachgefragt werden, hängt von vielerlei Faktoren ab. Umso wichtiger ist es, dass die Einsatzstellen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fördern und die Kantone die Ausbildungen finanziell unterstützen. Gemeinsam stellen wir sicher, dass eine anspruchsvolle Tätigkeit in guter Qualität gewährleistet ist. Denn das Erreichen der fremdsprachigen Bevölkerung, der Dialog und die Information über bestehende Sprach- und Kulturhindernisse hinaus sind im Interesse der ganzen Gesellschaft.

Kontakt

Claudia Studer
Ausbildungsleiterin MEL – Aus- und Weiterbildungen für interkulturelles Dolmetschen und Vermitteln
HEKS Geschäftsstelle beider Basel
+41 61 367 94 00
[email protected], http://mel.heks.ch