Testimonial 50: Von «kitchen battle» und anderen Kämpfen

Austrittsjahr 1997
«Vor der Massnahme konnte ich bereits mit einer Kochlehre starten. Zum Glück war es möglich, diese auf dem Arxhof weiterzuführen. Dies tat ich zuerst in der eigenen Küche des Massnahmenzentrums.
Eines Abends lud mich der damalige Direktor zu einem Nachtessen in einem sehr guten Restaurant in Basel ein. Wir genossen ein tolles Nachtessen. Während dem Essen fragte er den Küchenchef dieses Restaurants, ob er nicht noch eine Lehrstelle für einen Kochlernenden hätte: ich war damit gemeint! Und kurz darauf konnte ich meine Kochlehre in diesem ausgezeichneten Restaurant weiterführen und abschliessen – dies, obwohl ich immer noch in der Massnahme steckte!
Zahlreiche Mitarbeitende des Arxhofs förderten mich und glaubten an mein Potenzial. Kraft tankte ich neben der Ausbildung im Fussball. Ich durfte im FC Bubendorf miterleben, wie wir von der 5. in die 3. Liga aufgestiegen sind.
Ich hatte also eine tolle Lehrstelle und Erfolg im Fussball. Und so war die Massnahme relativ gut überlebbar.
Nach der Massnahme durfte ich als Sous-Chef beim Lehrbetrieb bleiben. Der schnelle Erfolg machte mich übermütig, alles war zu viel und so stürzte ich ab.
Mein ehemaliger Lehrmeister glaubte aber an mich und mein Talent und half mir, wieder auf die Beine zu kommen. Er war ein Lehrmeister der alten Schule. Aber genau dies brauchte ich: Strukturen, Disziplin und Regeln. Und in diesem Rahmen konnte ich kreativ sein.
Von Basel ging ich nach Zürich. Dort wurde ich angefragt, ob ich an einem «kitchen battle» teilnehmen würde. 200 Konkurrenten! Ich hatte gerade eine Familie gegründet und die Geburt der Tochter stand an. Soll ich, soll ich nicht, … Ich nahm teil und gewann. Danach startete die Karriere beinahe senkrecht. Es folgten einige Jahre in einer globalen Unternehmung, rund um die Uhr, rund um die Welt. In allen Kontinenten konnte ich Restaurants eröffnen. Spannend, herausfordernd, nervenaufreibend … aber auch kräfteraubend. Heute trifft man mich wieder in der Schweiz als Küchenchef an.
Prägend in meinem Leben waren sicher Eigenschaften wie «Kämpfergeist», «auf die Zähne beissen, auch wenn es dir nicht passt», «Ziele setzen», «Chancen sehen und ergreifen», «an dich glauben». Und so war es ja auch im Arxhof.»