Testimonial 25: Corona stresst!

Testimonial 25: Corona stresst!
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Aktuell in der Massnahme

«Kurz vor dem Corona-Lockdown startete ich mit der Massnahme im Arxhof. Was für ein unpassender Termin! Da war ich sogar vorher im Gefängnis freier als dann in der Massnahme. Wegen des Lockdowns gab es keine Besuche mehr. Ich stand am Anfang einer Massnahme, kämpfte mit mir, mit der Umwelt, mit Vergangenheit und Zukunft und erlebte eine Gegenwart, die schlimmer zu sein schien als alles was ich bisher überlebt hatte. Zweimal 15 Minuten durfte ich pro Woche telefonieren. Ein Gespräch mit meiner Freundin, ein Gespräch mit meiner Familie. Wochen später wurde es möglich, via Skype Kontakt aufzunehmen. Zweimal 30 Minuten pro Woche. Ein Gespräch mit meiner Freundin, ein Gespräch mit meiner Familie.

Nach 6 Monaten gab es vorübergehend wieder Gruppenausgänge am Sonntag, eine Wanderung, eine Velofahrt, und dann wurden sie wieder gestrichen. Ansteckungsgefahr zu gross!

Während der zweiten Welle waren wenigstens die Besuche der Familie und Freundin erlaubt. Meine Freundin zeigte mehr Verständnis für diese Situation als ich. Aber für mich war dies ein riesiger Stress: Ich bin doch nicht alt und ein Risikopatient! Ich bin fit, sportlich, gesund, mir kann dieses Virus doch nichts antun!

Ein Jahr dauerte es, bis ich endlich in einen Ausgang gehen durfte, beschränktes Programm, aber einfach einmal weg vom Arxhof. Tat das gut!

Dieses Jahr war sehr anspruchsvoll für uns Eingewiesene, wohl auch für die Mitarbeitenden. Es war wie ein Gefängnis in einer offenen Institution, und die vermeintlichen Alternativen Flucht, Canabiskonsum oder Sachbeschädigungen alles andere als zielführend.

Mein starker Wille hat mir geholfen, diese scheinbar unendlich lange Phase der Isolation zu überstehen. Jetzt stehen Lockerungen an. Ich bin motiviert. Freue mich auf Ausgänge, auf Besuche zuhause. Bald steht eine Übernachtung an. Es geht vorwärts…»

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