Testimonial 13: Mit Stöcken kann man nicht fliehen!

Austrittsjahr: 2005
«Ich hatte 5 Jahre Strassenleben hinter mir, körperlich und psychisch war ich kaputt. » Der anschliessende Entzug war hart und hatte mich schwach gemacht. Ich wusste, es gab entweder die Massnahme oder den Tod. Und für den Tod war ich eigentlich noch viel zu jung!
Meine Massnahme startete im Februar. Knapp einen Monat später fand das Skilager in Frutigen statt. Wie ich mich darauf freute, endlich wieder Skifahren und Schnee!
Nach 5 Minuten auf Snowblades bei Sonne, Sulz und einem kleinen Hügelchen kam es zum Sturz. Fazit: Schien- und Wadenbeinbruch, 5 Monate Stöcke!
Das Beschäftigungsprogramm während dieser Zeit fand in der Gärtnerei statt. Ich habe sitzend unzählige Pflänzchen pikiert, ich glaube es waren Echeverien…
Ich hielt es kaum aus, aber konnte einfach nicht auf die Flucht mit diesen Stöcken! Und so lernte ich, die Massnahme zu akzeptieren. Ich habe oft in meinem Zimmer geweint, es war unglaublich hart. Aber ich hab’s durchgezogen.
Später, als ich Fluchtstress hatte, informierte ich alle Betreuer und Berufsbildner, dass ich auf Flucht ginge. Ich kündigte also meine Fluchten an. Ich machte mich immer zur Tageszeit auf der normalen Strasse auf, so dass mich alle sahen, und ich hoffte, sie würden mich abfangen und wieder zurückbringen. Und dem war auch so. Ich wurde jeweils bei der ersten Verzweigung aufgegriffen und verständnisvoll zurückgebracht.
Am Ende der Massnahme, kurz vor der praktischen Abschlussprüfung, hatte ich wieder einen Unfall. Ich brach den Unterarm und konnte nicht an die Prüfung. Es gab einen Nachtermin, aber das ist eine andere Geschichte…»