Vom Pult des Direktionsvorstehers: April 2020
Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Die Ostertage stehen vor der Tür. Ich melde mich zum ersten Mal in diesem Jahr per E-Mail bei Ihnen. Und keine Angst: Ich fordere Sie nicht auf, über die Ostertage nicht ins Tessin, Graubünden oder Wallis zu fahren. Das hat der Bundesrat bereits getan. Und unsere Mitglieder der Landesregierung erweisen sich meiner Meinung nach in dieser ausserordentlichen Zeit als gute Krisenmanagerinnen und Krisenmanager.
Ich habe andere Themen. Ostern 2020 wird als spezielle Zeit in Erinnerung bleiben. Christian von Arx, Chefredaktor des Römisch-katholischen Pfarrblatts der Nordwestschweiz, hat es in seiner Kolumne zu Ostern treffend formuliert: «Kein Palmenbinden zum Palmsonntag vorgestern, keine Karfreitagsliturgie, keine Osternachtfeier, kein Kirchenchor.» Aber auch keine Zusammenkunft im weiteren Familienkreis, keine Kinder, welche das Osterkörbchen der Grosseltern suchen.
Reifeprüfung für unsere Gesellschaft
Was macht das Virus mit uns? Die Pandemie ist eine Reifeprüfung für uns als Gesellschaft. Und die zentrale Frage lautet: Wie können wir unsere Menschlichkeit in dieser Situation bewahren? Durch Dankbarkeit für diejenigen in unserer Gesellschaft, die sich vorbildlich engagieren und verhalten: die Angestellten in den Spitälern, den Lebensmittelgeschäften, den Kindertagesstätten, der Kehrichtabfuhr, der Verwaltung und viele andere mehr. Eine schöne Dankesaktion in diesem Zusammenhang war die spontane Banneraktion der Fans des FC Basels vor den Corona-Spitälern von Baselland und Baselstadt. Das war überraschend und sympathisch!
Wir rücken zusammen
Einfallsreichtum und freiwillige Hilfsbereitschaft regen sich an vielen Orten, im kleinen wie im grossen Rahmen. Unsere Gesellschaft rückt zusammen. Wir denken an andere, wir wollen uns nahe und verbunden bleiben. Viele wollen helfen und eine Freude bereiten. Es sind eigentlich alles Verhaltensweisen, die schon immer das Wichtigste unserer Gesellschaft ausmachten. In diesen Tagen und Wochen rücken sie aber wieder stärker in unser Bewusstsein, prägen unser Handeln und werden dadurch spürbarer. Auch das ist doch eine frohe Botschaft zu Ostern!
Glaubwürdigkeit als Schlüssel zum Volk
In einer Notlage wie dieser sind von einer Regierung Sicherheit, Souveränität und staatsmännische Würde gefordert und gefragt, so Sandro Benini von Tamedia in der Basler Zeitung. Sich mit den richtigen Worten an die gesamte Bevölkerung zu wenden, nicht bloss an die eigenen Anhänger wie im Wahlkampf. Das schafft Vertrauen. Den Eindruck vermitteln, zwar nicht unfehlbar, aber der Rolle des Krisenmanagers sachlich und intellektuell gewachsen zu sein. Das schafft Respekt und Anerkennung. Das lebt unser Bundesrat in diesen Tagen und Wochen vor. Und daran orientiert sich der Regierungsrat des Kantons Basel-Landschaft mit seinem Hilfspaket für die Betroffenen der Coronakrise. Und er ist sich dabei bewusst, dass es um viel mehr als nur um Lohnausfälle und verlorene Gewinne geht.
Unser System ermöglicht uns einen starken Gemeinsinn
Bei der Bewältigung der aktuellen und auch der künftigen Folgen der Coronakrise befindet sich die Schweiz und auch der Kanton Basel-Landschaft in einer privilegierten Position. Aktuell profitieren wir unter anderem von einem ausgezeichneten Gesundheitswesen und einem breit abgestützten Kurzarbeitsregime. Später werden wir auf unsere sozialen Sicherungssysteme zurückgreifen können. Der Kanton Basel-Landschaft kann sich sein grosszügiges Hilfspaket zur Bewältigung der Coronafolgen heute noch leisten. Dies, weil er seine Hausaufgaben rechtzeitig erledigt hat.
Peter Bichsel und das Filet
In diesen Tagen vor Ostern habe ich das Interview der NZZ am Sonntag mit dem Schriftsteller und Dichter Peter Bichsel aus Anlass seines 85. Geburtstags gelesen. Er hat beschrieben, wie er dasitzen und nichts tun kann. Auf die Frage, ob er denn zum Beispiel die Beizen nicht vermissen würde, ist er als kritischer Kopf zur Hochform aufgelaufen: «Natürlich. Aber das tue ich schon seit längerem, nicht erst seit Corona. Es gibt die echten Beizen nicht mehr, weil es die Leute nicht mehr gibt, die sie bevölkern. Die Durchmischung ist weg, die Öffentlichkeit wird privatisiert. Wir sind eine Grill- und Partygesellschaft geworden. Man trifft sich mal beim Fritz, mal beim Hans und mal beim Kevin zu Hause. Ein Leben lang sieht man die gleichen 14 Leute beim Versuch, ein teures Stück Filet knusprig zu braten.»
Das ist mein Schlusspunkt für heute. Ich hoffe, dass es Ihnen allen gut geht. Für Ihr Verständnis in dieser aussergewöhnlichen Situation danke ich Ihnen bestens.
Ich wünsche Ihnen erholsame Ostertage! Und bleiben Sie gesund!
Mit einem freundlichen Gruss
Toni Lauber
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