Webartikel vom 28.10.2020, Arbeitsmarkt 2020
Angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt
Aufgrund der Covid-19-Pandemie durchläuft der Arbeitsmarkt turbulente Zeiten. Die Arbeitslosigkeit hat sich in kurzer Zeit erhöht. Das vollständige Ausmass lässt sich aber noch nicht abschätzen, da die Folgen derzeit noch gedämpft werden durch die Anwendung von Kurzarbeit in einem historisch nicht vergleichbaren Umfang.
In den letzten Jahren ist die Arbeitslosenquote im Baselbiet stetig gesunken von durchschnittlich 3,0% im Jahr 2016 auf 1,9% im vergangenen Jahr. Im Juli 2019 fiel die Quote zwischenzeitlich auf 1,7% – so tief wie zuletzt im Jahr 2002. Corona-bedingt ist der Wert dann innert Jahresfrist wieder deutlich angestiegen und lag im Juli 2020 bei 2,6%. Das sind rund 1’300 Arbeitslose mehr (+51%) als im entsprechenden Vorjahresmonat.
Der erste Anstieg der Arbeitslosigkeit bis zum Jahreswechsel 2019/20 entsprach dabei dem üblichen saisonalen Muster (witterungsbedingter Rückgang der Bautätigkeit). Typischerweise wird der Höhepunkt im Januar erreicht, bevor die Zahlen auf das Frühjahr hin wieder fallen, was auch in diesem Jahr im Februar beobachtet werden konnte. Aufgrund des Lockdowns ist die Arbeitslosenquote dann aber ab März stark angestiegen und erreichte im Mai einen Höchststand von 2,7% (Gesamtschweiz: 3,4%). Seither sind die Zahlen wieder leicht rückläufig.
Jüngere Personen stärker betroffen
Die Verschärfung auf dem Arbeitsmarkt hat jüngere Personen stärker getroffen als ältere Arbeitnehmende. Die Baselbieter Arbeitslosenquote bei den unter 25-Jährigen ist von 1,6% Ende Februar auf 2,7% Ende April angestiegen. Dies entspricht einer Zunahme der registrierten Jugendarbeitslosen um +72%.
Bei den 25- bis 49-Jährigen fiel die Zunahme der Arbeitslosen über die gleiche Zeitspanne mit +40% weniger hoch aus. Den geringsten Anstieg verzeichneten die über 50-Jährigen mit einer Erhöhung um +20%. Seit Mai haben sich die Zahlen in allen Altersklassen wieder stabilisiert. Die erneute Zunahme der Jugendarbeitslosigkeit im August hängt mit den typischerweise nach den Sommerferien neu in den Arbeitsmarkt eintretenden Schulabgänger/innen zusammen.
Beispiellose Zunahme der Kurzarbeit
Die Arbeitslosigkeit ist zwar in kurzer Zeit stark angestiegen, hat sich aber auch rasch wieder stabilisiert und liegt im langjährigen Vergleich derzeit nicht auf einem aussergewöhnlich hohen Niveau. Wesentlich dazu beigetragen hat die Auszahlung von Kurzarbeitsentschädigungen, welche in einem historisch nicht vergleichbaren Ausmass erfolgt ist. Zwischen März und Juli 2020 wurden im Baselbiet 4,9 Millionen Ausfallstunden im Wert von 122 Millionen Franken abgerechnet.
Auf dem Höhepunkt im April 2020 waren im Baselbiet rund 28’000 Arbeitnehmende von Kurzarbeit betroffen – das ist beinahe jede fünfte beschäftigte Person. Die Zahl ist seither zwar wieder stark gesunken auf noch etwas mehr als 7'000 Personen im Juli, liegt aber immer noch auf einem ausserordentlich hohen Niveau. Als Vergleich dazu haben im Jahr 2009 im Zuge der Finanzkrise monatlich zwischen 2’000 bis maximal 3’000 Personen Kurzarbeitsentschädigung erhalten. Normalerweise liegt die Zahl im zweistelligen bis tieferen dreistelligen Bereich.
Krise trifft Branchen unterschiedlich stark
Von der Pandemie sind nicht alle Branchen gleichermassen betroffen. Dies zeigt sich insbesondere beim Anteil der Beschäftigten, welche sich in Kurzarbeit befinden. Während des Lockdowns war dieser Anteil im Gastgewerbe sowie in der Unterhaltungsbranche besonders hoch mit Werten über 60% bzw. 40% aller Beschäftigten dieser Branchen. Ebenfalls überdurchschnittlich hohe Werte verzeichneten die Bereiche Handel, Verkehr und Lagerei, in welchen rund jede/r vierte Beschäftige von Kurzarbeit betroffen war.
Die neusten verfügbaren Zahlen für den Juli zeigen in allen Branchen eine verbesserte Situation. Im Gastgewerbe konnte der Anteil der Beschäftigten in Kurzarbeit auf 20% gesenkt werden, was noch einem Drittel des Höchstwerts vom April entspricht. Jedoch hat sich dieser Wert in den meisten anderen Branchen noch deutlicher reduziert, sodass das Gastgewerbe weiterhin am stärksten betroffen ist. Den zweithöchsten Wert mit 10% der Beschäftigten in Kurzarbeit verzeichnet inzwischen die Warenherstellungsbranche.