Webartikel vom 27.06.2024, Energiestatistik 2022

Energieverbrauch sinkt um 2,7%

Der Energieverbrauch reduzierte sich im Baselbiet zwischen 2020 und 2022 um rund 2,7%. Besonders stark war der Rückgang beim Erdgas (–17,1%). Der Ausbau der Photovoltaik beschleunigte sich gleichzeitig weiter. Rund 1‘700 Wohngebäude wechselten zwischen 2020 und 2022 von einem fossilen zu einem erneuerbaren Heizsystem.

Im Jahr 2022 wurden im Kanton Basel-Landschaft rund 7‘400 Gigawattstunden (GWh) Energie verbraucht (Bruttoverbrauch). Im Vergleich zu 2020 sank der Energieverbrauch damit um rund 2,7% (–206 GWh). Den deutlichsten Rückgang verzeichnete dabei das Erdgas (–233 GWh bzw. –17,1%), welcher unter anderem auch auf die drohende Energiemangellage im Jahr 2022 zurückzuführen ist. Der Verbrauch von Heizöl reduzierte sich hingegen nur leicht (–32 GWh bzw. –2,7%). Die erneuerbaren Energien wurden in der gleichen Periode weiter ausgebaut (+100 GWh bzw. +9,4%).

Der leichte Rückgang des Energieverbrauchs erfolgte dabei im Kontext einer steigenden wirtschaftlichen Produktion und einer wachsenden Bevölkerung: Das Bruttoinlandprodukt (BIP) stieg zwischen 2020 und 2022 um 11,9% und 2022 lebten im Baselbiet rund 5‘400 Personen mehr als noch 2020 (+1,8%). Die Heizgradtage – ein wichtiger Indikator für die Entwicklung der Heizenergie – blieben im gleichen Zeitraum praktisch unverändert (–0,2%).

Die längerfristige Perspektive zeigt ebenfalls einen deutlichen Rückgang: Zwischen 2010 und 2022 reduzierte sich der Energieverbrauch von 8‘730 GWh auf 7‘396 GWh (–15,2%). Der Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Energieverbrauch steigerte sich in dieser Periode von 8,2% auf 15,7%.

Über 2‘000 neue Photovoltaik-Anlagen

Der Ausbau der Photovoltaik (PV) hat sich seit 2020 erneut deutlich beschleunigt: Während in den Jahren 2019/2020 noch rund 960 neue Anlagen installiert wurden, waren es 2021/2022 knapp 2‘070 neue Anlagen. Analog dazu hat sich auch die installierte PV-Leistung entwickelt: Die Gesamtleistung aller PV-Anlagen im Baselbiet lag 2022 bei rund 125 Megawatt Peak (Definition Megawatt Peak siehe Methode). Im Vergleich zu 2020 bedeutet dies eine Zunahme von 40 Megawatt Peak bzw. 47,2%.
 

Durch den starken PV-Zubau konnten im Jahr 2022 rund 117 GWh Elektrizität durch Photovoltaik bereitgestellt werden. Dies entspricht gut einem Viertel der rund 459 GWh Elektrizität, welche 2022 im Baselbiet produziert wurde. Der grösste Anteil hat mit rund 67,1% weiterhin die Wasserkraft. Der Anteil der Photovoltaik steigerte sich jedoch deutlich von 16,5% im 2020 auf 25,6% im 2022. Die thermische Erzeugung von Elektrizität in Blockheizkraftwerken machte 2022 einen Anteil von rund 7,3% aus. Die insgesamt 459 GWh im Kanton produzierte Elektrizität decken knapp einen Viertel des Elektrizitätsverbrauchs (1‘942 GWh).

 

Pro Jahr rund 840 Gebäude weniger fossil beheizt

Knapp 64% der gut 66‘000 Baselbieter Wohngebäude waren im Jahr 2022 fossil beheizt: 32,8% mit Erdgas und 31,0% mit Heizöl. Danach folgen Wärmepumpen mit 17,8% und Fernwärme mit 8,5%. Mit Holz wurden 2022 rund 5,4% der Wohngebäude beheizt.

 

Der Kanton Basel-Landschaft hat sich zum Netto-Null Ziel bis spätestens 2050 bekannt (keine Treibhausgaus-Emissionen mehr bis 2050, siehe auch Klimastrategie BL). Für den Gebäudepark bedeutet dies, dass die gut 42‘000 fossilen Heizsysteme (Stand 2022) bis 2050 durch erneuerbare Quellen ersetzt werden müssen. Dies entspricht einem Wechsel bei durchschnittlich rund 1‘500 Gebäuden pro Jahr.

Ein Blick auf die Veränderung zwischen 2020 und 2022 zeigt: Die fossilen Heizungen reduzierten sich um rund 1‘680 Gebäude (Heizöl: –1‘426 Gebäude, Gas: –256 Gebäude). Pro Jahr wechselten somit durchschnittlich rund 840 Gebäude von fossilen zu erneuerbaren Energieträgern1. Einen starken Zuwachs verzeichneten dabei insbesondere die Wärmepumpen (+1‘849 Gebäude), gefolgt von Fernwärme (+383 Gebäude) und Holz (+306 Gebäude).

 

1 Fernwärme wird hier ebenfalls als erneuerbar betrachtet, da ein Wärmeverbund vollständig mit erneuerbaren Energien betrieben werden kann. Im Jahr 2022 wurden die Fernwärmenetze im Kanton Basel-Landschaft jedoch zu rund 42,8% mit Heizöl und Erdgas betrieben (siehe Fernwärmebilanz).

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Methodische Grundlagen der Energiestatistik

Die Energiestatistik ist eine Synthesestatistik, bei der die Ergebnisse aus vielen unterschiedlichen Quellen gewonnen werden und sowohl auf Erhebungen als auch Schätzungen beruhen. Bei den leitungsgebundenen Energieträgern (Elektrizität, Erdgas, Fernwärme) werden die Verbräuche bei den Elektrizitäts- und Gaswerken sowie den Lieferanten von Fernwärme erhoben. Ebenfalls erhoben werden die Energiezahlen von Betreibern von grossen oder speziellen Anlagen (Energiegewinnung aus Industrieabfällen, Stromproduktion mittels Wärmekraftkoppelungsanlagen etc.). Geschätzt werden hingegen die Verbräuche von nicht leitungsgebundenen Energieträgern (Heizöl, Holz, Umweltwärme) für die Erzeugung von Raumwärme und Warmwasser sowie der Verbrauch von Treibstoffen im Verkehr.

Die Schätzung wird seit 2010 auf das kantonale Gebäude- und Wohnungsregister (kGWR) abgestützt. Dank diesem Register ist der Gebäudepark bekannt, für den es den Energieverbrauch zu schätzen gilt. Mit den ebenfalls bekannten Erdgasverbräuchen werden spezifische Werte pro Gebäude berechnet, mit denen der Energiebedarf der mit Heizöl, Holz oder Wärmepumpen beheizten Gebäude hochgerechnet wird. Die Struktur der Energiestatistik wurde gegenüber früheren Jahrgängen jedoch nicht geändert : Auf der Bruttoseite wird die Energie so dargestellt, wie sie in den Kanton importiert wird oder im Kantonsgebiet aus verschiedenen Quellen gewonnen wird. Auf der Endenergieseite wird sie so dargestellt, wie sie vom Konsumenten bezogen wird. In der dazwischenliegenden Umwandlungsstufe wird die Erzeugung von Elektrizität und Fernwärme im Kantonsgebiet dokumentiert (siehe auch Energieflussdiagramm). Seit 2010 wird auch die in Wärmeverbünden erzeugte und verteilte Wärme als Fernwärme ausgewiesen.

Masseinheiten
Als Masseinheit des Energieverbrauchs wird in der kantonalen Energiestatistik die Gigawattstunde (GWh) verwendet. Eine GWh entspricht einer Million Kilowattstunden (kWh). In der Schweizerischen Gesamtenergiestatistik wird der Energieverbrauch in Terajoule (TJ) angegeben. Eine GWh entspricht 3,6 TJ. Die Angaben in GWh können durch Multiplikation mit 3,6 in TJ umgerechnet werden. Eine GWh entspricht ungefähr dem Energiegehalt von 100’000 Litern Heizöl.
Beispiele:
1 kWh = eine Stunde bügeln
1 MWh = ca. 7’000 km elektrisch Autofahren
1 GWh = Jährlicher Elektrizitätsbedarf von ca. 200 Haushalten

Megawatt Peak
Die Leistung von Photovoltaik-Anlagen wird in der Energiestatistik in Megawatt Peak (kWp) erfasst. Die Peakleistung oder auch Spitzenleistung (englisch peak = Spitze) bezeichnet die elektrische Höchstleistung einer Photovoltaik-Anlage bei optimaler Einstrahlung der Sonne. Dadurch wird die elektrische Leistung von Photovoltaik-Anlagen vergleichbar.

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