Webartikel vom 24.08.2016, Energiestatistik 2014

Energiestatistik 2014

Der Energieverbrauch konnte in den letzten Jahren trotz Bevölkerungszunahme und steigender wirtschaftlicher Produktion verringert werden. Nebst der Effizienzsteigerung prägen der rückläufige Heizölverbrauch und dessen Substitution durch andere Energieträger wie auch der Ausbau erneuerbarer Energieträger die Entwicklung.

Der Endenergieverbrauch im Kanton Basel-Landschaft lag im Jahr 2014 bei 7543 Gigawattstunden (GWh). Damit ist der Energieverbrauch erstmals wieder knapp unter das Niveau von 1990 gesunken. Zwischen 1990 und 2006 stieg der Energieverbrauch noch kontinuierlich an, allerdings mit sinkenden Wachstumsraten. In der Periode 2006-2010 ist erstmals ein rückläufiger Trend zu beobachten, obwohl aufgrund der kalten Wintermonate im Jahr 2010 eher ein Anstieg zu erwarten gewesen wäre. Zwischen 2010 und 2014 ist der Gesamtverbrauch nochmals um 8,4% oder 691 GWh gesunken, wobei hier die wärmeren klimatischen Verhältnisse im Jahr 2014 sicherlich einen wichtigen Teil zur Reduktion beigetragen haben (gemäss Meteo Schweiz war 2014 das wärmste Jahr seit dem Messbeginn 1864).

Ein Blick auf den Verwendungszweck der Energie zeigt, dass der Elektrizitätsbedarf zwischen 1990 und 2014 um gut 20% angestiegen ist. Zwischen 2012 und 2014 ist jedoch erstmals seit 1990 ein leicht rückläufiger Elektrizitätsverbrauch zu beobachten (-3,9%). Der Verbrauch von Treibstoffen ist seit 1990 um knapp 7% angestiegen. Der Verbrauch von Energie in Form von Wärme ist zwischen 1990 und 2014 hingegen um 13,5% gesunken.

Höhere Energieeffizienz und weniger Verbrauch pro Einwohner

Die Entwicklung des Energieverbrauchs erfolgt im Kontext einer Steigerung der wirtschaftlichen Produktion sowie einer wachsenden Bevölkerung. Das teuerungsbereinigte Bruttoinlandprodukt erfuhr zwischen 1990 und 2014 einen Zuwachs von knapp 50%. Im Vergleich zu 1990 wurde 2014 also deutlich weniger Energie eingesetzt, um einen Franken zu erwirtschaften. Neben Effizienzsteigerungen in der Produktion haben hier auch Veränderungen in der kantonalen Branchenstruktur einen wichtigen Einfluss. In den letzten beiden Jahrzehnten erfuhren die Anzahl Arbeitsstätten und Beschäftigte im Dienstleistungssektor einen starken Zuwachs, während sie im oft energieintensiven verarbeitenden Gewerbe stagnierend bis rückläufig waren. Die Wohnbevölkerung wuchs im Vergleich zum Energieverbrauch ebenfalls überproportional, was in einer Abnahme des Energieverbrauchs pro Einwohner/in resultiert. Während 1990 rund 30 500 Kilowattstunden (kWh) Energie pro Einwohner verbraucht wurden, sind es im Jahr 2014 noch gut 27 000 kWh – dies entspricht einer Reduktion von 11,5%.

Heizöl erstmals nicht mehr wichtigster Energieträger

Die Entwicklung der prozentualen Anteile der Energieträger ist geprägt von der Ablösung des Heizöls durch andere Energieträger. Während 1990 noch gut 42% (3251 GWh) des Bruttoenergieverbrauchs durch Heizöl abgedeckt wurde, sind es im Jahr 2014 nur noch knapp 19% (1439 GWh). Erstmals sind die Treibstoffe (1808 GWh) mit knapp 24% die anteilsmässig wichtigsten Energieträger. Weitere je rund 20% des Bruttoverbrauchs werden durch Erdgas (1546 GWh) und Elektrizität (1537 GWh) sichergestellt. Bei der Elektrizität gilt es allerdings zu beachten, dass ein Teil des Erdgases wie auch bedeutende Teile der erneuerbaren Energie vor der Verteilung an die Endkunden in Elektrizität umgewandelt werden (siehe Energieflussdiagramm). Nach der Umwandlung, d.h. auf Ebene des Endverbrauchs, erzielte die Elektrizität im Jahr 2014 einen Anteil von rund 27% oder 2023 GWh.

Ausbau der erneuerbaren Energieträger

Der Anteil der erneuerbaren Energieträger am Gesamtverbrauch stieg zwischen 2010 und 2014 von 11,8% auf 21,6% an. Dabei wird hier auch der Elektrizitätsanteil berücksichtigt, welcher aus erneuerbaren Quellen ausserhalb des Kantons bezogen wird. Diese importierte erneuerbare Elektrizität steuerte im Jahr 2014 mit 10,8% den klar grössten Anteil an erneuerbarer Energie bei, gefolgt von der Wasserkraft mit einem Anteil von 4,6% am Gesamtverbrauch. Bei der Wasserkraft gilt es jedoch zu beachten, dass diese aufgrund der Wasserführung relativ starke jährliche Schwankungen aufweisen kann. Der Anteil der Holzenergie bewegt sich im Bereich von 3%. Die durch Wärmepumpen gewonnene Umweltwärme erfuhr seit 2010 einen Zuwachs von 108 GWh auf 177 GWh und lag im Jahr 2014 bei einem Anteil am Gesamtverbrauch von 2,3%. Aus Sonne und Wind wurde im Jahr 2014 rund 0,8% des Gesamtverbrauchs produziert (2010: 0,2%), wobei hier ein grosser Teil auf die Gewinnung von Sonnenenergie durch Fotovoltaikanlagen entfällt. Zudem werden im Baselbiet auch in nennenswertem Umfang die bei der Verrottung organischer Materialien in Kläranlagen und Deponien entstehenden Gase genutzt. Der Anteil von Deponie-, Klär- und Biogas lag 2014 bei 0,5%.

Drei Viertel der Elektrizität wird importiert

Der Elektrizitätsverbrauch machte 2014 inkl. Verteilverlusten 2032 GWh aus. Mit einem Anteil von rund 27% am Gesamtenergieverbrauch ist die Elektrizität auf der Ebene des Endverbrauchs der wichtigste Energieträger. Wie die Elektrizitätsbilanz zeigt, werden insgesamt rund 76% der Elektrizität ausserhalb des Kantons erzeugt. Der grössere Teil davon stammt aus erneuerbaren Quellen. Dabei handelt es sich grösstenteils um Elektrizität, welche in Wasserkraftwerken produziert wird. Der restliche importierte Teil, rund 35% der im Baselbiet verbrauchten Elektrizität, stammt aus nicht erneuerbaren Quellen (überwiegend Kernenergie). Die Eigenproduktion im Kanton macht im Jahr 2014 rund 496 GWh und damit 24% des gesamten Elektrizitätsbedarfs aus. Dabei steuert die Wasserkraft mit 17% den klar wichtigsten Anteil bei, gefolgt von der thermischen Erzeugung in Blockheizkraftwerken mit 5,1%. Die Erzeugung aus Sonne und Wind stellte im Jahr 2014 rund 2,2% des gesamten Elektrizitätsbedarfs sicher.

Fossile Energie nach wie vor dominierend beim Heizen

Obwohl sich der Heizölverbrauch seit 1990 mehr als halbiert hat, ist das Heizöl bei der Erzeugung von Raumwärme im Jahr 2014 zusammen mit dem Erdgas immer noch der anteilsmässig wichtigste Energieträger. Die beiden Energieträger steuern je 41% zur Produktion von Raumwärme bei. Die Gebäude im Kanton Basel-Landschaft werden also immer noch zu 82% mit fossiler Energie beheizt. Dies widerspiegelt den Umstand, dass ein Grossteil der beheizten Gebäude aus einer Zeit stammt, in welcher bei Neubauten fast ausschliesslich auf Heizöl und Erdgas gesetzt wurde. Neuere Gebäude werden hingegen vermehrt auch mit Holz oder Wärmepumpen beheizt – entsprechend konnten die beiden Energieträger Holz (5,6%) und Umweltwärme (5,1%) ihre Anteile zwischen 1990 und 2014 stetig ausbauen. Die Elektrizität, welche in Elektroheizungen oder für den Betrieb von Wärmepumpen eingesetzt wird, steuerte 2014 einen Anteil von 3,6% an die Raumwärme bei. Schlussendlich wurden 1,6% durch übrige erneuerbare Quellen wie z.B. Sonnenenergie, Abwärmenutzung oder Biogas erzeugt. Rund 392 GWh (11,2%) der Raumwärme werden nicht direkt in den Gebäuden erzeugt, sondern über ein Fernwärmenetz an die Endkunden verteilt. Die über Fernwärmenetze bezogene Energiemenge ist im Zeitraum 2010-2014 um gut 17% angestiegen (siehe Fernwärmebilanz).

Methodische Grundlagen der Energiestatistik

Die Energiestatistik ist eine Synthesestatistik, bei der die Ergebnisse aus sehr vielen und sehr unterschiedlichen Quellen gewonnen werden und sowohl auf Erhebungen als auch Schätzungen beruhen. Bei den leitungsgebundenen Energieträgern (Elektrizität, Erdgas, Fernwärme) werden die Verbräuche bei den Elektrizitäts- und Gaswerken sowie den Lieferanten von Fernwärme erhoben. Ebenfalls erhoben werden die Energiezahlen von Betreibern von grossen oder speziellen Anlagen (Energiegewinnung aus Industrieabfällen, Stromproduktion mittels Wärmekraftkoppelungsanlagen etc.). Geschätzt werden hingegen die Verbräuche von Heizöl und Holz für die Erzeugung von Raumwärme sowie der Verbrauch von Treibstoffen im Verkehr.
Die Schätzung des Heizöl- und Holzverbrauchs wird seit 2010 auf das Gebäude- und Wohnungsregister abgestützt. Dank diesem Register ist der Gebäudepark, für den es die Heizenergie zu schätzen gilt, bekannt. Mit den ebenfalls bekannten Erdgasverbräuchen werden spezifische Werte pro Gebäude berechnet, mit denen der Energiebedarf der mit Heizöl oder Holz beheizten Gebäude hochgerechnet wird.
Gegenüber früheren Jahrgängen nicht geändert wurde die Struktur der Energiestatistik (vgl. Energieflussdiagramm). Auf der (linken) Bruttoseite wird die Energie so dargestellt, wie sie in den Kanton importiert wird oder im Kantonsgebiet aus verschiedenen Quellen gewonnen wird. Auf der (rechten) Endenergieseite wird sie so dargestellt, wie sie vom Konsumenten bezogen wird. In der dazwischen liegenden Umwandlungsstufe wird die Erzeugung von Elektrizität und Fernwärme im Kantonsgebiet dokumentiert. Ab 2010 wird auch die in Wärmeverbünden erzeugte und verteilte Wärme als Fernwärme ausgewiesen.
 
Masseinheiten
Als Masseinheit des Energieverbrauchs wird in der kantonalen Energiestatistik die Gigawattstunde (GWh) verwendet. Eine GWh entspricht einer Million Kilowattstunden (kWh). In der Schweizerischen Gesamtenergiestatistik wird der Energieverbrauch in Terajoule (TJ) angegeben. Eine GWh entspricht 3,6 TJ. Die Angaben in GWh können durch Multiplikation mit 3,6 in TJ umgerechnet werden. Eine GWh entspricht ungefähr dem Energiegehalt von 100 000 Litern Heizöl.
Beispiele:
1 kWh = eine Stunde bügeln
1 MWh = ca. 7000 km elektrisch Autofahren
1 GWh = Jährlicher Elektrizitätsbedarf von ca. 200 Haushalten

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Kontakt

Luca Hüsler
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