Webartikel vom 31.03.2021, Bevölkerungsstatistik 2020
Baselbieter Wohnbevölkerung wächst 2020 um 0,5%
Im Jahr 2020 ist die Kantonsbevölkerung um rund 1’500 Personen gewachsen. Mit plus 0,5% liegt die Zunahme leicht unter dem langjährigen Mittel. Das Wachstum erfolgte ausschliesslich aufgrund von Zuwanderung, denn erstmals übertrafen die Todesfälle die Geburten klar. Eine Entwicklung, die aufgrund der langfristigen Tendenzen so zu erwarten war, 2020 zu einem gewissen Teil aber auch durch coronabedingte Todesfälle verstärkt wurde.
Die Wohnbevölkerung des Kantons Basel-Landschaft ist per Ende 2020 auf 292’080 Einwohnerinnen und Einwohner angestiegen. Dies entspricht einer prozentualen Zunahme von 0,5% gegenüber dem Vorjahr. Damit liegt das Bevölkerungswachstum leicht unter dem langjährigen Durchschnitt. Insgesamt ist der Kanton im Jahr 2020 um 1’447 Personen gewachsen. Es sind 2’533 Kinder zur Welt gekommen, 2’796 Personen verstorben und 1’713 Personen mehr in den Kanton zu- als aus dem Kanton weggezogen.
Nur einmal in der Geschichte der kantonalen Bevölkerungsstatistik war der Bevölkerungsbestand rückläufig. Im Jahr 1992 führte die wirtschaftliche Lage zu einem deutlichen Rückgang der Zuwanderung und damit zu einem Rückgang der Wohnbevölkerung von minus 0,16%.
Zuwanderung bringt Wachstum
Abgesehen von kurzfristigen Schwankungen ist das Baselbieter Bevölkerungswachstum insgesamt konstant und andauernd. Über die Jahre ist es allerdings zu einer Verschiebung von natürlichem Wachstum hin zu rein zuwanderungsbedingtem Wachstum gekommen. Mit Ausnahme des kurzfristigen Zuwanderungsrückgangs in den Jahren 1992 und 1993 aufgrund der wirtschaftlichen Krise, trägt die Zuwanderung seit jeher zum Bevölkerungswachstum bei. Das natürliche Wachstum ging in der gleichen Zeit hingegen sukzessive zurück. Ein natürliches Bevölkerungswachstum besteht, wenn die Zahl der Geburten die Zahl der Todesfälle übersteigt. Dies ist jedoch immer weniger der Fall.
Die Geburten bewegten sich in den letzten gut 40 Jahren zwischen rund 2’300 und 2’700 pro Jahr. Die Zahl der Todesfälle ist hingegen von rund 1’500 zu Beginn der 1980er-Jahre auf gegen 2’800 im Jahr 2020 angestiegen. Damit kommt das natürliche Bevölkerungswachstum nun zum Erliegen. Die coronabedingten Todesfälle im Jahr 2020 haben den Rückgang des natürlichen Bevölkerungswachstums kurzfristig unterstützt.
Einzelne Wochen im Jahr 2020 mit leichter Übersterblichkeit von Betagten (65+)
Im Rahmen des Mortalitätsmonitorings überwacht das Bundesamt für Statistik (BFS) die wöchentliche Sterblichkeit und kann so eine allfällige Übersterblichkeit feststellen. Dabei wird die Zahl der zu erwartenden Todesfälle aufgrund von Vorjahreswerten geschätzt. Diese Schätzungen werden für unter 65- und über 65-Jährige getrennt durchgeführt. Für den Kanton Basel-Landschaft zeigt das Mortalitätsmonitoring des BFS für die unter 65-jährigen Personen erfreulicherweise zu keinem Zeitpunkt eine Übersterblichkeit, weshalb nachfolgend nur die Kurve der Betagten (65+) dargestellt wird.
Bei den Personen im Alter von 65 Jahren und mehr wurde während der ersten Covid-19-Welle in einer Kalenderwoche (KW 14) und während der zweiten Welle in fünf Kalenderwochen (KW 46, 49, 50, 51, 53) eine Übersterblichkeit registriert. Zählt man die über dem Erwartungswert liegenden Todesfälle der Wochen mit signifikanter Übersterblichkeit zusammen, dann sind das für die Betagten (65+) im Baselbiet im Jahr 2020 rund 160 Todesfälle, die über den statistischen Erwartungen lagen. Diese Zahl entspricht in etwa der Anzahl gemeldeter Covid-19-Todesfälle in der entsprechenden Altersgruppe im letzten Jahr. Im Jahr 2021 war bisher keine Übersterblichkeit zu beobachten. Mehr Informationen zum Mortalitätsmonitoring (Momo) und wöchentlich aktualisierten Daten können via Link beim BFS eingesehen werden.
Bevölkerungsrückgang bei den Schweizerinnen und Schweizern
Hinter der Bevölkerungszunahme von rund 1’500 Personen verbirgt sich eine Abnahme der schweizerischen und eine Zunahme der ausländischen Wohnbevölkerung. Wie unterschiedlich die Bilanzen nach Nationalität sind, zeigt sich auf nachfolgender Abbildung.
Bei der Schweizer Wohnbevölkerung ist sowohl das natürliche Bevölkerungswachstum als auch die Wanderungsbilanz negativ. Mit rund 500 Bürgerrechtswechseln ist im Jahr 2020 auch der Zufluss aus der ausländischen Wohnbevölkerung weniger hoch ausgefallen als in anderen Jahren. Dieser unterdurchschnittliche Wert steht zum einen mit der rückläufigen Zahl ordentlicher Einbürgerungen im Zusammenhang, da 2020 diverse Einwohner- bzw. Bürgergemeindeversammlungen aufgrund von Corona abgesagt werden mussten. Zum anderen zeigen sich bei den erleichterten Einbürgerungen die Auswirkungen des per 01.01.2018 eingeführten neuen eidgenössischen Bürgerrechtsgesetzes mit erhöhten Anforderungen. Die ausländische Wohnbevölkerung wächst sowohl natürlich als auch aufgrund von Zuwanderung und ist somit massgebend für die allgemeine Bevölkerungszunahme im Kanton.
Unterschiedliche Wachstumsdynamik in den Gemeinden
Mit der Veröffentlichung der 2020er-Daten der kantonalen Bevölkerungsstatistik liegen Struktur- und Bewegungsdaten von vier vollständigen Jahrzehnten vor. Der eingangs erwähnten konstanten kantonalen Bevölkerungszunahme der Jahre 1980 bis 2020 liegen sehr unterschiedliche Entwicklungen auf Gemeindeebene zugrunde.
Bei den Gemeinden mit den höchsten jährlichen Wachstumsraten in der Vergleichsperiode handelt es sich mehrheitlich um eher kleinere Gemeinden. Von den grossen Baselbieter Gemeinden (10'000+ Einwohner/innen) verzeichneten Aesch, Liestal, Oberwil und Therwil in der Vergangenheit ein zumindest leicht überdurchschnittliches Wachstum. Bis Ende der 1980er-Jahre wuchs Aesch stark, anschliessend moderat. Bei Liestal und Oberwil ist das Wachstum über die ganze Betrachtungsperiode konstant. In Therwil setzte das Wachstum hingegen Ende der 1990er-Jahre ein und flachte in den letzten Jahren wieder ab.
Nur drei Gemeinden (Birsfelden, Lauwil und Waldenburg) sind heute weniger stark bevölkert als noch vor 40 Jahren. In Birsfelden erfolgte der Bevölkerungsrückgang von rund 13’000 Einwohner/innen auf noch gut 10’000 in den Jahren 1980 bis um die Jahrtausendwende. Seither ist die Wohnbevölkerung von Birsfelden stabil. In der kleinen Gemeinde Lauwil pendelt die Wohnbevölkerung konstant zwischen rund 200 und 300 Einwohner/innen und liegt heute nur knapp unter dem Niveau von 1980. Die Gemeinde Waldenburg registrierte hingegen in den 1990er-Jahren ein Bevölkerungswachstum. Seit der Jahrtausendwende ist die Wohnbevölkerung jedoch tendenziell rückläufig und fiel 2020 mit 1'131 Einwohner/innen unter das Niveau von 1980 (1’238).
Die Grafik mit der Entwicklung aller Baselbieter Gemeinden ist im Zahlenfenster des Statistischen Amts abrufbar: Wohnbevölkerung von Kanton, Bezirk und Gemeinden seit 1980
Statistikdaten zeigen strukturellen Wandel
In den letzten 40 Jahren ist das Baselbiet nicht nur um über 70'000 Personen gewachsen, seine Bevölkerung hat auch eindrückliche strukturelle Veränderungen vollzogen. Die Bevölkerung ist älter geworden: 1980 waren 28% der Einwohner/innen unter 20 Jahre alt, heute sind es noch 19%. Der Anteil der 65-jährigen und älteren Personen hat sich mehr als verdoppelt von 10% auf 22%. Das Durchschnittsalter ist um zehn Jahre angestiegen von 35 Jahren auf 45 Jahre. Deutlich weniger Leute sind verheiratet: 1980 waren 67% der erwachsenen Baselbieter/innen verheiratet, heute sind es noch 54%. Zugenommen haben die Ledigen und die Geschiedenen, mehr oder weniger gleich geblieben ist der Anteil der Verwitweten.
Nur noch jede/r zweite Baselbieter/in gehört einer Landeskirche an: Während 1980 noch über 90% der Baselbieter/innen einer der drei Landeskirchen angehörten, sind es 2020 noch 51%. Zugenommen hat der Anteil der Personen mit unbekannter Konfession. Es handelt sich dabei um Konfessionslose oder andere Konfessionen, die in der Bevölkerungsstatistik nicht erfasst werden. Der Anteil der Ausländer/innen im Kanton hat sich erhöht: 1980 lag dieser bei 14%, aktuell besitzen rund 24% nur einen ausländischen Pass. Die detaillierten Staatsangehörigkeiten sind seit 2002 Teil der Bevölkerungsstatistik. Derzeit leben Personen von über 150 unterschiedlichen Nationalitäten im Kanton.